II, Theaterstücke 28, Die Schwestern oder Casanova in Spa. Lustspiel in Versen (Eifersucht, Die Wiederkehr, Spion), Seite 155

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S
23. Die Schuesternoder-CasanovsinSna
Deren Organ no
* Aus
Erleichterung der Paßvorschriften für die Nehrungsbäder.
#. Die Pillauer
Jahre alte
Der Vorband der Bäder des Memelgebiets teilt uns mit, daß in der
Peper.
Neuling der Liebe wie Andrea kann noch fragen, warum ein Casanova,
Neues Schauspielhaus.
wagen kon
dem unter tausend Frauen die Wahl offensteht, gerade die Aller¬
tische Zusp
ungetreueste wählt. Der unvergleichliche Sachverständige belehrt ihn,
Reichsdeutsche Uraufführung:
main eine
daß es keine andere, keine bessere Treue zwischen Mann und Weib
gestalten, —
„Die Schweitern oder Casanova in Spa“
gibt, als die der Wiederkehr. „Sie kehrte mir zurück“: das ist
ernste Spie
von Arthur Schnitzler.
seiner Liebesmoral letzter Schluß. Im Grunde, junger Freund, sind
Kollegen in
alle Frauen Schwestern, die einander durch die Finger sehen, und alle
Steht da nackt und nächtlicherweile ein junges Mädchen am
Männer Brüder. Brüderlein fein, Brüderlein fein, mußt nur ja nit
Fenster, den Geliebten erwartend, den Bräutigam, der sie ihrer ehr¬
Die er
böse sein, die einschmeichelnde Weise singt er auch Andrea vor. Wirk¬
samen Familie entführt hat, demnächst aber den freien Bund durch die
theater kon
lich weiß der venezianische Hexenmeister alle mit einander auszu¬
Weihe der Kirche besiegeln will. Um Mitternacht kommt —— kommt
tere künstle
söhnen. Selbst der Betrogene geht Arm in Arm mit ihm davon,
nicht etwa er, sondern Casanova, der Allbetörer, und es gelingt ihm,
keiten, um
und wenn er's nicht sagt, so denkt er mit Molières Amphitryon: „Für¬
die Sehnsuchtsvolle in seine Arme zu schließen, wie wenn er der Rechte
die schauspi
wahr, es reut mich nicht, mit Jupiter mein Gut geteilt zu haben.“
wäre. Es ist unglaublich frech, aber am Ende doch nicht so, wie es
hatte wohl
aussieht! Denn dem großen Verführer war von einer Dame, der
ungefähr so
Das wäre ein Pedant, ein Philister, der hier Pfni sagte. Zwar
nebenan wohnenden Flaminia, um diese Stunde wirklich ein Stell¬
Kupfern her
ist es eine nette Gesellschaft, in die uns der Dichter einführt — von
dichein zugesagt; er hat sich nur in der Türe — Pardon, im Fenster
geraden, in
dem Mittelpunkt des Kreises, dem Glücksritter Casanova angefangen
geirrt und beglückt nun, erkannt, aber nicht erkennend, Anina mit
romanisch k
bis hinab zu dem durchtriebenen hübschen Kellnerburschen, der „von
seiner Liebesgunst, während Flaminia enttäuscht auf keuschem Lager
Ihm fehlte
die Nacht verbringt.
allen Lastern bleich“ so gut für die Gelegenheit Liebebedürftiger wie
von dem gen
für den eignen Vorteil sorgt. Daß aber dieser Abenteurer, Spieler
Es liegt hier also eine erotische Verwechslung vor, ein Quipro¬
muß, wenn
und Hochstapler Erlebnisse reichlich frivol sind, — wen kann das
quo frichtiger wohl: ein Quaeproqua), und es entsteht nun die schick¬
Grete Il
überraschen? Dem Dichter darf man das nicht zur Last legen. „Das
salsschwere Frage: welche von den beiden Damen hat den gerechtexen
sitzen und ei
ist ja gar nicht meine Welt,“ wird er sich zur Wehr setzen, „das ist
Anspruch auf Casanopa — die, der er seine Liebe gestand, oder die,
einen inner
der Geist jenes Zeitalters, das ist Casanova in Spa! So war das
der er sie bewies? die er wählte ohne Besitzergreifung, oder die er
bis auf den
lüsterne ancien régime und darum kam ja 1789!“ — Wobei für
besaß ohne Wahl? die „nach ihm geseufzt, indes entzückt er sich in ihren
dem der Di
philologische Gemüter übrigens angemerkt sei, daß die Fabel, so wie
Armen wähnte“, oder die andere, die er in Wahrheit umfing? Die
ist, geriet du
sie da ist, Arthur Schnitzlers freie Erfindung ist. Er war offen¬
beiden Frauen — die in der Gestalt wie Schwestern gleichen — sind
war auch R#
bar der Meinung, daß Casanova in seinen siebzehnbändigen Memo¬
durchaus nicht gewillt, so ohne weiteres zu verzichten; vielmehr hält
gen Gesichts
iren noch zu wenig heikle Histörchen erfunden habe, und erfand flugs
jede ihren Anspruch aufrecht und für allein begründet. Flaminia
aus Sevres.
eine neue hinzu. Und zwar so ausgezeichnet im Sinne der übrigen,
will sich den losen Vogel, der ihr schon dreimal entwischte, diesmal
Josef Gie
daß sie für echt gelten könnte — wenn der Meister der Liebeskunst
nicht stehlen lassen. Und Anina, die im frischen Bekennermut erster
Rameauh
so viel Freude am Spintisieren gehabt hätte wie der Meister der
Jugend das Erlebnis ihrem Andrea freiwillig gebeichtet, dabei aber
Liebesdichtung.
und Wolfg
nur schroffste Abweisung erfahren hat, sucht sich nun auch mit dem
neben einiger
Jedennoch halte ich „Die Schwestern“ nicht für Neuland ober gar
Glück der Nacht zu trösten. Die so aufgetauchte Zweifelsfrage: „wem
machte sich R
für einen Höhepunkt in Schnitzlers Schaffen, eher für einen Still¬
gehört nach Herzensrecht der Geliebte?“ wird mit fast alexandrinischer
schen Offizier
stand, für ein Ruhepäuschen. Es wäre falsch zu sagen, daß die Ko¬
Spitzfindigkeit abgehandelt und schließlich dem erfahrensten Lehr= und
in Andrea se
mödie von fern an den versifizierten Mummenschanz der Schönthan
Liebesmeister zur Entscheidung vorgelegt — ihm, Casanova selbst.
noch die Tänz
und Koppel=Ellfeld erinnert; aber vielleicht ist es nicht allzu respekt¬
Als die Herren im Hin und Her des Gesprächs merken, daß es
Aushilfsdienst
los, wenn einem gelegentlich Ludwig Fulda einfällt, und an Her¬
sich hier nicht nur um ein Problema, um ein exemplum fictum, son¬
Triumphe übe
mann Bahr könnte man ganz gewiß denken, wenn nicht die hübschen,
dern um sie selbst angehende nackte Wahrheit handelt, wollen sie den
von Gorbp
sauber geputzten Blancverse wären. Nichts aber beweist die Könner¬
Streit auf des Degens Spitze setzen. Die Damen verhindern jedes
menspiel Sorg
schaft des Anatoldichters so sehr wie die auffallende Armut der Hand¬
Blutvergießen. Die eigentliche Lösung kommt von außen — kommt
Akte in Einen
lung. Handlung? Ja, wo ist sie denn überhaupt? Sie besteht eigent¬
von der letzten „ewigen“ Liebe Casanovas („lang ist das Leben, kurz
brochener Thec
lich nur in der immer wiederholten, immer abgewandelten Erzählung
die Ewigkeit“ sagt der Räsonneur des Stücks). Die berühmte Tän¬
und letztlich sei
eines einzigen galanten Abenteuers. Erst gesteht den nächtlichen Her¬
zerin Teresa, die im Punkte Liebe ebenso unbeständig und vorurteils¬
artigen und gef
zenseinbruch Anina ihrem Andrea: Casanova ergänzt die Geschichte,
los ist wie Casanova selbst, ist ihm nachgereist, um ihn zu eutführen.
aber aus der N#
dann wird Flaminia darüber unterrichtet, deren Gatte bekommt sie
„Ungetreuer — Geliebter“, sagt Teresa, und mit diesen beiden, sich nur
hofeimmer 5#9
in Form einer Novelle zu hören, der der Schluß fehlt, und endlich,
scheinbar widersprechenden Worten ist alles gefagt. Nur ein völliger endlich dichtet diesen Schluß Casanova hinzu. Daß Schnitzlen #s