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28. Die Schuestern-oderGasanovainSna
Uefaggo*
2. Monders in der Höhe erstaunliche
a.
#n Organ noch recht entwicklungsfähig zu sein.
* Aus der Nervenklinik entwichen ist am 14. Mai der erst 15
Jahre alte, aus Rositten stammende Nervenkranke Andreas
Erleichterung der Paßvorschriften für die Nehrungsbäder.
Peper. Der Flüchtige war barhaupt und mit einem dunkelgrauen
ePillauer] Der Vorband der Bäder des Memelgebiets teilt uns mit, daß in der
S
wagen konnte, dieses neue Kapitel aus dem Dekamerone ohne drama¬
Neuling der Liebe wie Andrea kann noch fragen, warum ein Casanova,
tische Zuspitzung fünfmal vorzutragen, daß es ihm gelang, den Lende¬
dem unter tausend Frauen die Wahl offensteht, gerade die Aller¬
aus.
main einer Spieler= und Liebesnacht so wenig katzenjämmerlich zu
ungetreueste wählt. Der unvergleichliche Sachverständige belehrt ihn,
gestalten, — das zeigt am besten, wie viel Technik und Geist, wie viel
daß es keine andere, keine bessere Treue zwischen Mann und Weib
ernste Spielsucht und Grazie dieser Wiener besitzt und vor allen seinen
gibt, als die der Wiederkehr. „Sie kehrte mir zurück“: das ist
in Spa“
Kollegen in Apoll voraus hat.
seiner Liebesmoral letzter Schluß. Im Grunde, junger Freund, sind
alle Frauen Schwestern, die einander durch die Finger sehen, und alle
Männer Brüder. Brüderlein fein, Brüderlein fein, mußt nur ja nit
ges Mädchen am
Die erste Wiedergabe des Lustspiels nach dem Wiener Burg¬
böse sein, die einschmeichelnde Weise singt er auch Andrea vor. Wirk¬
der ste ihrer ehr¬
theater konnte sich sehen lassen, obwohl sich im einzelnen noch geeigne¬
lich weiß der venezianische Hexenmeister alle mit einander auszu¬
en Bund durch die
tere künstlerische Kräfte denken ließen. Es sind gewisse Schwierig¬
söhnen. Selbst der Betrogene geht Arm in Arm mit ihm davon,
mmt —— kommt
keiten, um nicht zu sagen, Widersprüche in der Dichtung, die nur durch
und wenn er's nicht sagt, so denkt er mit Molières Amphitryon: „Für¬
End es gelingt ihm,
die schauspielerische Persönlichkeit zu lösen sind. Max Friedrich
wahr, es reut mich nicht, mit Jupiter mein Gut geteilt zu haben.“
wenn er der Rechte
hatte wohl die Schönheit des allgemeinen Frauenlieblings und sah
Ich nicht so, wie es
ungefähr so aus, wie man Jacob Casanova de Seingalt von alten
einer Dame, der
Das wäre ein Pedant, ein Philister, der hier Pfni sagte. Zwar
Kupfern her kennt; aber er hat etwas in seiner nordisch klaren und
ist es eine nette Gesellschaft, in die uns der Dichter einführt — von
wvirklich ein Stell¬
geraden, in seiner in Ton und Geste mehr heldischen Natur, was der
dem Mittelpunkt des Kreises, dem Glücksritter Casanova angefangen
ardon, im Fenster
romanisch katzenhaften Geschmeidigkeit dieses Don Juan widerstrebt.
bis hinab zu dem durchtriebenen hübschen Kellnerburschen, der „von
nnend, Anina mit
Ihm fehlte das gewisse Etwas der unwiderstehlichen Bezauberung, das
allen Lastern bleich“ so gut für die Gelegenheit Liebebedürftiger wie
uf keuschem Lager
von dem genialen Tengenichts auf die ganze Umgebung ausstrahlen
für den eignen Vorteil sorgt. Daß aber dieser Abenteurer, Spieler
muß, wenn man das glauben soll, was darin vorgeht. Köstlich war
und Hochstapler Erlebnisse reichlich frivol sind, — wen kann das
vor, ein Quipro¬
Grete Ilm als Flaminia. Sie hatte einen Kobold im Nacken
überraschen? Dem Dichter darf man das nicht zur Last legen. „Das
teht nun die schick¬
sitzen und einen anderen auf der wirbelschlagenden Zunge, will sagen:
ist ja gar nicht meine Welt,“ wird er sich zur Wehr setzen, „das ist
hat den gerechteren
einen inneren Humor, der vom Geist geleitet wird und die Aufgabe
der Geist jenes Zeitalters, das ist Casanova in Spa! So war das
gestand, oder die,
bis auf den Grund erschöpft. Das Zankduett der beiden Frauen, in
lüsterne ancien régime, und darum kam ja 1789!“ — Wobei für
ifung, oder die er
dem der Dichter kaum noch von Schwankautoren zu unterscheiden
philologische Gemüter übrigens angemerkt sei, daß die Fabel, so wie
ückt er sich in ihren
ist, geriet durch ihren gemäßigten Mutwillen reizend. Klug und fein
sie da ist, Arthur Schnitzlers freie Erfindung ist. Er war offen¬
heit umfing? Die
war auch Regula Keller, und ohne die Vorzüge eines regelmäßi¬
bar der Meinung, daß Casanova in seinen siebzehnbändigen Memo¬
n gleichen — sind
gen Gesichts wirkte ihre Anina mitunter wie ein Porzellanfigürchen
iren noch zu wenig heikle Histörchen erfunden habe, und erfand flugs
ten; vielmehr hält
aus Sevres. Anstelle des wieder indisponierten Herrn Peppler gab
eine neue hinzu. Und zwar so ausgezeichnet im Sinne der übrigen,
Fründet. Flaminia
Josef Gielen frisch und forsch den sogenannten Baron. Hans
daß sie für echt gelten könnte — wenn der Meister der Liebeskunst
entwischte, diesmal
Rameau hatte als Andrea zum mindesten das Feuer seiner Jahre;
so viel Freude am Spintisieren gehabt hätte wie der Meister der
Bekennermut erster
und Wolfgang Langhoff verriet mit seinem knabenhaften Tito
Liebesdichtung.
beichtet, dabei aber
neben einiger Dressur auch entschiedenes Talent. Um die Exposition
Jedennoch halte ich „Die Schwestern“ nicht für Neuland oder gar
nun auch mit dem
machte sich Richard Feist mit der Sprechrolle des alten holländi¬
für einen Höhepunkt in Schnitzlers Schaffen, eher für einen Still¬
weifelsfrage: „wem
schen Offiziers verdient, in dem sich Casanovas Zukunft spiegelt, wie
stand, für ein Ruhepäuschen. Es wäre falsch zu sagen, daß die Ko¬
ast alexandrinischer
in Andrea sein Anfang. Als des ex machinn flattert zum Schluß
mödie von fern an den versifizierten Mummenschanz der Schönthan
hrensten Lehr- und
noch die Tenzerin aus Ncapel herein. Stefanie Kriß tat wohl
und Koppel=Ellfeld erinnert; aber vielleicht ist es nicht allzu respekt¬
Casanova selbst.
Aushilfsdienste, half aber durch Erscheinung und Aufmachung Teresas
los, wenn einem gelegentlich Ludwig Fulda einfällt, und an Her¬
chs merken, daß es
Triumphe über Casanova nicht gerade erklären. — Die Regie Wolff
mann Bahr könnte man ganz gewiß denken, wenn nicht die hübschen,
plum fictum, son¬
von Gordons hatte für temperamentvolles und flüssiges Zusam¬
sauber geputzten Blancverse wären. Nichts aber beweist die Könner¬
delt, wollen sie den
menspiel Sorge getragen. Wörtlich nach Vorschrift wurden die „drei
schaft des Anatoldichters so sehr wie die auffallende Armut der Hand¬
nverhindern jedes
Akte in Einem“ gegeben, und so kam ein in seiner Stimmung unge¬
lung. Handlung? Ja, wo ist sie denn überhaupt? Sie besteht eigent¬
außen — kommt
brochener Theaterabend zustande, den sich das Haus gern gefallen ließ
lich nur in der immer wiederholten, immer abgewandelten Erzählung
list das Leben, kurz
und letztlich lebhaft beklatschte. Das Bühnenbild war in einen eigen¬
eines einzigen galanten Abenteuers. Erst gesteht den nächtlichen Her¬
Die berühmte Tän¬
artigen und geschmackvollen Gardinenrahmen eingespannt, machte sonst
zenseinbruch Anina ihrem Andrea; Casanova ergänzt die Geschichte,
dig und vorurteils¬
aber aus der Not eine Tugend und aus dem zierlich-prunkhaften Gast¬
dann wird Flaminia darüber unterrichtet, deren Gatte bekommt sie
ihn zu entführen.
hofzimmer des Rokoko fast eine moderne Frostigkeit.
in Form einer Novelle zu hören, der der Schluß fehlt, und endlich,
esen beiden, sich nur
Ludwig Goldstein.
Nur ein völliger endlich dichtet diesen Schluß Casenova hinzu. Daß Schnitzler es
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28. Die Schuestern-oderGasanovainSna
Uefaggo*
2. Monders in der Höhe erstaunliche
a.
#n Organ noch recht entwicklungsfähig zu sein.
* Aus der Nervenklinik entwichen ist am 14. Mai der erst 15
Jahre alte, aus Rositten stammende Nervenkranke Andreas
Erleichterung der Paßvorschriften für die Nehrungsbäder.
Peper. Der Flüchtige war barhaupt und mit einem dunkelgrauen
ePillauer] Der Vorband der Bäder des Memelgebiets teilt uns mit, daß in der
S
wagen konnte, dieses neue Kapitel aus dem Dekamerone ohne drama¬
Neuling der Liebe wie Andrea kann noch fragen, warum ein Casanova,
tische Zuspitzung fünfmal vorzutragen, daß es ihm gelang, den Lende¬
dem unter tausend Frauen die Wahl offensteht, gerade die Aller¬
aus.
main einer Spieler= und Liebesnacht so wenig katzenjämmerlich zu
ungetreueste wählt. Der unvergleichliche Sachverständige belehrt ihn,
gestalten, — das zeigt am besten, wie viel Technik und Geist, wie viel
daß es keine andere, keine bessere Treue zwischen Mann und Weib
ernste Spielsucht und Grazie dieser Wiener besitzt und vor allen seinen
gibt, als die der Wiederkehr. „Sie kehrte mir zurück“: das ist
in Spa“
Kollegen in Apoll voraus hat.
seiner Liebesmoral letzter Schluß. Im Grunde, junger Freund, sind
alle Frauen Schwestern, die einander durch die Finger sehen, und alle
Männer Brüder. Brüderlein fein, Brüderlein fein, mußt nur ja nit
ges Mädchen am
Die erste Wiedergabe des Lustspiels nach dem Wiener Burg¬
böse sein, die einschmeichelnde Weise singt er auch Andrea vor. Wirk¬
der ste ihrer ehr¬
theater konnte sich sehen lassen, obwohl sich im einzelnen noch geeigne¬
lich weiß der venezianische Hexenmeister alle mit einander auszu¬
en Bund durch die
tere künstlerische Kräfte denken ließen. Es sind gewisse Schwierig¬
söhnen. Selbst der Betrogene geht Arm in Arm mit ihm davon,
mmt —— kommt
keiten, um nicht zu sagen, Widersprüche in der Dichtung, die nur durch
und wenn er's nicht sagt, so denkt er mit Molières Amphitryon: „Für¬
End es gelingt ihm,
die schauspielerische Persönlichkeit zu lösen sind. Max Friedrich
wahr, es reut mich nicht, mit Jupiter mein Gut geteilt zu haben.“
wenn er der Rechte
hatte wohl die Schönheit des allgemeinen Frauenlieblings und sah
Ich nicht so, wie es
ungefähr so aus, wie man Jacob Casanova de Seingalt von alten
einer Dame, der
Das wäre ein Pedant, ein Philister, der hier Pfni sagte. Zwar
Kupfern her kennt; aber er hat etwas in seiner nordisch klaren und
ist es eine nette Gesellschaft, in die uns der Dichter einführt — von
wvirklich ein Stell¬
geraden, in seiner in Ton und Geste mehr heldischen Natur, was der
dem Mittelpunkt des Kreises, dem Glücksritter Casanova angefangen
ardon, im Fenster
romanisch katzenhaften Geschmeidigkeit dieses Don Juan widerstrebt.
bis hinab zu dem durchtriebenen hübschen Kellnerburschen, der „von
nnend, Anina mit
Ihm fehlte das gewisse Etwas der unwiderstehlichen Bezauberung, das
allen Lastern bleich“ so gut für die Gelegenheit Liebebedürftiger wie
uf keuschem Lager
von dem genialen Tengenichts auf die ganze Umgebung ausstrahlen
für den eignen Vorteil sorgt. Daß aber dieser Abenteurer, Spieler
muß, wenn man das glauben soll, was darin vorgeht. Köstlich war
und Hochstapler Erlebnisse reichlich frivol sind, — wen kann das
vor, ein Quipro¬
Grete Ilm als Flaminia. Sie hatte einen Kobold im Nacken
überraschen? Dem Dichter darf man das nicht zur Last legen. „Das
teht nun die schick¬
sitzen und einen anderen auf der wirbelschlagenden Zunge, will sagen:
ist ja gar nicht meine Welt,“ wird er sich zur Wehr setzen, „das ist
hat den gerechteren
einen inneren Humor, der vom Geist geleitet wird und die Aufgabe
der Geist jenes Zeitalters, das ist Casanova in Spa! So war das
gestand, oder die,
bis auf den Grund erschöpft. Das Zankduett der beiden Frauen, in
lüsterne ancien régime, und darum kam ja 1789!“ — Wobei für
ifung, oder die er
dem der Dichter kaum noch von Schwankautoren zu unterscheiden
philologische Gemüter übrigens angemerkt sei, daß die Fabel, so wie
ückt er sich in ihren
ist, geriet durch ihren gemäßigten Mutwillen reizend. Klug und fein
sie da ist, Arthur Schnitzlers freie Erfindung ist. Er war offen¬
heit umfing? Die
war auch Regula Keller, und ohne die Vorzüge eines regelmäßi¬
bar der Meinung, daß Casanova in seinen siebzehnbändigen Memo¬
n gleichen — sind
gen Gesichts wirkte ihre Anina mitunter wie ein Porzellanfigürchen
iren noch zu wenig heikle Histörchen erfunden habe, und erfand flugs
ten; vielmehr hält
aus Sevres. Anstelle des wieder indisponierten Herrn Peppler gab
eine neue hinzu. Und zwar so ausgezeichnet im Sinne der übrigen,
Fründet. Flaminia
Josef Gielen frisch und forsch den sogenannten Baron. Hans
daß sie für echt gelten könnte — wenn der Meister der Liebeskunst
entwischte, diesmal
Rameau hatte als Andrea zum mindesten das Feuer seiner Jahre;
so viel Freude am Spintisieren gehabt hätte wie der Meister der
Bekennermut erster
und Wolfgang Langhoff verriet mit seinem knabenhaften Tito
Liebesdichtung.
beichtet, dabei aber
neben einiger Dressur auch entschiedenes Talent. Um die Exposition
Jedennoch halte ich „Die Schwestern“ nicht für Neuland oder gar
nun auch mit dem
machte sich Richard Feist mit der Sprechrolle des alten holländi¬
für einen Höhepunkt in Schnitzlers Schaffen, eher für einen Still¬
weifelsfrage: „wem
schen Offiziers verdient, in dem sich Casanovas Zukunft spiegelt, wie
stand, für ein Ruhepäuschen. Es wäre falsch zu sagen, daß die Ko¬
ast alexandrinischer
in Andrea sein Anfang. Als des ex machinn flattert zum Schluß
mödie von fern an den versifizierten Mummenschanz der Schönthan
hrensten Lehr- und
noch die Tenzerin aus Ncapel herein. Stefanie Kriß tat wohl
und Koppel=Ellfeld erinnert; aber vielleicht ist es nicht allzu respekt¬
Casanova selbst.
Aushilfsdienste, half aber durch Erscheinung und Aufmachung Teresas
los, wenn einem gelegentlich Ludwig Fulda einfällt, und an Her¬
chs merken, daß es
Triumphe über Casanova nicht gerade erklären. — Die Regie Wolff
mann Bahr könnte man ganz gewiß denken, wenn nicht die hübschen,
plum fictum, son¬
von Gordons hatte für temperamentvolles und flüssiges Zusam¬
sauber geputzten Blancverse wären. Nichts aber beweist die Könner¬
delt, wollen sie den
menspiel Sorge getragen. Wörtlich nach Vorschrift wurden die „drei
schaft des Anatoldichters so sehr wie die auffallende Armut der Hand¬
nverhindern jedes
Akte in Einem“ gegeben, und so kam ein in seiner Stimmung unge¬
lung. Handlung? Ja, wo ist sie denn überhaupt? Sie besteht eigent¬
außen — kommt
brochener Theaterabend zustande, den sich das Haus gern gefallen ließ
lich nur in der immer wiederholten, immer abgewandelten Erzählung
list das Leben, kurz
und letztlich lebhaft beklatschte. Das Bühnenbild war in einen eigen¬
eines einzigen galanten Abenteuers. Erst gesteht den nächtlichen Her¬
Die berühmte Tän¬
artigen und geschmackvollen Gardinenrahmen eingespannt, machte sonst
zenseinbruch Anina ihrem Andrea; Casanova ergänzt die Geschichte,
dig und vorurteils¬
aber aus der Not eine Tugend und aus dem zierlich-prunkhaften Gast¬
dann wird Flaminia darüber unterrichtet, deren Gatte bekommt sie
ihn zu entführen.
hofzimmer des Rokoko fast eine moderne Frostigkeit.
in Form einer Novelle zu hören, der der Schluß fehlt, und endlich,
esen beiden, sich nur
Ludwig Goldstein.
Nur ein völliger endlich dichtet diesen Schluß Casenova hinzu. Daß Schnitzler es
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