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28. Die Schuestern-oderCasanova in Spa
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*
meldet, hal Kor
ung im Aufstand befunden. Das Uebersicht
den, daß er an großem Geldmunge.
Memais den Anspruch erhoben, durch Gewalt zu I sich die
Armee vermindere, da ein Teil seiner Gefolgschaft es vorziehe, zur Arbeit triumphieren, aber es hat sein Leben für seine heiligen Rechte hingegeben. l eisenb
HEE E E SEE
S
Casanova (in unserer Komödie etwa 30jährig) will einer Dame einen
zeichnet
Neues Schauspielhalts.
nächtlichen Parterrebesuch abstatten, versehlt aber das richtige Fenster und
Buchho
Uraufführung: „Casanova in Spaoder Die Schwestern“
gerät in das Zimmer einer anderen Schönen, die sich nicht weniger will¬
illustriert
von Arthur Schnihler.
fährig zeigt, als es ihre Nachbarin vermutlich getan hätte. Aus diesem selt¬
lockeren
samen Qui=pro=quo, das zur Voraussetzung gefährlich dünne Hotelwände und
War's wirklich unbedingt nötig, ausgerechnet am Pfingstsonn¬
daß der
entsprechende Lautlosigkeit hat, entwickelt sich eine Kette von Auseinander¬
lag, noch dazu an einam so wundervollen, Schauspieler, Publikum und
lich Beir
Rezenfenten durch eine Uraufführung zum Aufenthalt im Theater zu veran¬
setzungen und Eifersuchtslzenen, bei denen es sich ober mehr um das ver¬
wie zund
lassen, bezw. zu zwingen? Vielleicht wollte unser Neuas Schauspielhaus
kürzte Besitzrecht der benachteiligten Dame, als um die verletzten Ehr¬
Sprache,
Arthur Schnitzler, der am 15. Mai sein 59. Lebensjahr vollendete, damit
gefühle ihres vermeintlich hintergangenen Gatten und des de facto be¬
will), w
eine Geburtstagsehrung darbringen. Das wäre immerhin ein Grund. Aber
trogenen Bräutigams der anderen Huldin handelt. Die verwickelte Ange¬
megärenh
hätte dann die Premiere nicht wenigstens auf Sonnabend gelegt werden
legenheit findet schließlich eine Lösung, die fast noch pikanter ist, als das
legentlich
können? Jedenfalls wird wohl der Kritiker (der sozusagen auch ein Mensch
Abentener selbst: Zuerst wird Casanova, der Urheber des ganzen Streits,
ist, wenngleich manche es nicht glauben wollen), und ein Teil des Publi¬
dem man den Fall in Form einer fingierten Erzählung von zwei Schwestern
Keller
kums, der sich die Qual der Wahl zwischen Natur und Kunst erspart wissen
(daher der Untertitel) vorträgt, als Schiedsrichter angerufen. Mit sophistischer
gewissen
möchte, gegen die Wiederholung einer so ungeschickten Einrichtung bescheidenen
Spitzfindigkeit sucht er zu beweisen, daß der Liebhaber selbst der Betrogene sei,
aber sichte
Protest erheben dürfen.
da er die Gunst der einen Frau gar nicht, die der anderen irrtümlich genossen
„schön w
Allzu wichtig ist die Angelegenheit ohnehin nicht zu nehmen. Was
habe. Dieser Urteilsspruch befriedigt die im Stich Gelassene natürlich nicht.
strickender
dieser Uraufführung (übrigens der reichsdeutschen, aus der Taufe ge¬
Da findet ihr Galte eine geniale Lösung, indem er — ohne zu ahnen, daß
hoben wurde das Stück unseres Wissens bereits in Wien) den Anstrich eines
helden.
er damit seine eigene Frau dem Abenteurer verbandelt — erklärt, aus Ge¬
litsrarischen Ereignisses gibt, sind eigentlich nur die Namen des Verfassers
finsteren
rechtigkeits= (oder sonstigen) Gründen müsse nun auch die andere „Schwester“.
und des Titelhelden. Schnitzler hat sich in der prächtigen Novelie „Casano¬
Grundzug
dem Verführer angehören. Doch auch jetzt glebt's noch keinen Frieden, die
vas Hoimfahrt“ schon einmal mit dem interessanten Prohlem des berü—hmten
Männer, denen der wohrer Sachverhalt aufdämmert, beginnen sogar die
Abenteurers und Liebeskünstlers, der ja in gewissem Sinne ein Vorgänger
u
G
Klingen zu kreuzen — da erscheint im rechten Augenblick als den ex machina
seines Anatol war, auseinandergesetzt und zwar in viel tiefgründigerer und
eigentlic
eine frühere Geliebte Casanovas, die die erhitzten Gemüter benuhigt, den
menschlich fesselnderer Weise. Das einaktig=dreiteilige Verslustspiel, das er
zurückkehr
Vielumstrittenen für sich beschlognahmt und dadurch alles zu friedlichem
jetzt um die reigvolle Gestalt des vielgestaltigen Glücksritters heruumgeschrieben
tierte sich
Ende bringt.
hat, könnte in seiner liebenswürdigen Anekdotonhaftigkeit fast von Fulda sein
einem bez
In der leichten, liebenswürdig=eleganten, ein bißchen frivolen Art, wie
und der Held ebenso gut irgend einen anderen Namen trogen. Deshalb ist
tremolo a
Schnitzter uns dies Geschichtchen vorplaudert, bewährt er sich wieder
auch die Frage, ob die Fabel des Stucks den bekangten Mewoiren Casanovas
abzüwarte
als der „Jausen=Hebbel“, wie ihn Kerr einmal genannt hat (Jause ist ein
oder der Phantasse des Dichters entstammt, unerheblich. Die Talsache, daß
mann u
österreichischer Ausdruck für Kaffeeplauderstündchen). Es wird wohl an
es sich ue ein pikantes erotisches Abenteuer dreht, wesches sich zur lüstern.
in dem n
galanten Rokokozeit und im Badeort der Lebewelt Spa zuträgt, und der
tiofere Gesühle gerührt, sogar darin, nach der Art des Herodes=Schöpfers,
spe heran
Verfasser des vielumstrittenen „Reigen“ sich wieder nicht scheut, mit Grazie
herumgewühlt, aber es wird zugleich mit ihnen Fangball gespielt und wenn
Bei der 2
auch der Dichter den behandelten Stoff psychologisch unterfüttert, das leichte
und Witz, aber auch mit großer Unverblümtheit vor keuschen Ohren zu
Harmonie
Konfakt der flüssigen Jambensprache hie und da mit gewichtigerem Gedanken¬
nennen, was keusche Herzen nicht entbehren können, sie allein mag die Stem¬
Juans, de
inhalt füllt — sehr sein und beachtenswert z. B., was Casanova über den
pelung Casanovas zum Mittelpunkt der Affäre rechtfertigen, so wenig man
teurer Ca
Begriff der Treue sagt —, so bleibt schließlich doch alles ein forglos=heiteres
sich darüber wird täuschen können, daß dieser Name hier, wie in manchen
gar aus d
öhnlichen Fällen, nicht viel mehr als einen Begriff bedeutet. Die Geschichte
Spiel, eine Komödie der Worte, der Empfindungen, der Gedanken, sogar der
bas
könnie dem richtigen wie jedem anderen Casanova von chemals oder heute;
blitzenden und klirrenden Waffen — kein ganz erstrangiger Schnitzler, aber
18. Jahr
jedenfalls eine ergötzliche, gelstreiche, und bei aller Lascivität im Grunde
passiert sein, sie könnte aber ebenso gut aus dem Boccaccio stammen und iie
erklingt!
ist tatsächlich bereits von Shakespeare (in der Komödie „Ende gut, alles
harmlose Abendunterhaltung mit leicht skizziertem psychologisch=weltanschau¬
sein und ##
gut") und von Eduard Stucken (in einem seiner Artus=Stücke) dramatisiert lichem Hintergrund.
worden.
Dieser Charakter der Novität fand im Stil der Aufführung ausge¬
ge
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Armee vermindere, da ein Teil seiner Gefolgschaft es vorziehe, zur Arbeit triumphieren, aber es hat sein Leben für seine heiligen Rechte hingegeben. l eisenb
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Casanova (in unserer Komödie etwa 30jährig) will einer Dame einen
zeichnet
Neues Schauspielhalts.
nächtlichen Parterrebesuch abstatten, versehlt aber das richtige Fenster und
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Uraufführung: „Casanova in Spaoder Die Schwestern“
gerät in das Zimmer einer anderen Schönen, die sich nicht weniger will¬
illustriert
von Arthur Schnihler.
fährig zeigt, als es ihre Nachbarin vermutlich getan hätte. Aus diesem selt¬
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samen Qui=pro=quo, das zur Voraussetzung gefährlich dünne Hotelwände und
War's wirklich unbedingt nötig, ausgerechnet am Pfingstsonn¬
daß der
entsprechende Lautlosigkeit hat, entwickelt sich eine Kette von Auseinander¬
lag, noch dazu an einam so wundervollen, Schauspieler, Publikum und
lich Beir
Rezenfenten durch eine Uraufführung zum Aufenthalt im Theater zu veran¬
setzungen und Eifersuchtslzenen, bei denen es sich ober mehr um das ver¬
wie zund
lassen, bezw. zu zwingen? Vielleicht wollte unser Neuas Schauspielhaus
kürzte Besitzrecht der benachteiligten Dame, als um die verletzten Ehr¬
Sprache,
Arthur Schnitzler, der am 15. Mai sein 59. Lebensjahr vollendete, damit
gefühle ihres vermeintlich hintergangenen Gatten und des de facto be¬
will), w
eine Geburtstagsehrung darbringen. Das wäre immerhin ein Grund. Aber
trogenen Bräutigams der anderen Huldin handelt. Die verwickelte Ange¬
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hätte dann die Premiere nicht wenigstens auf Sonnabend gelegt werden
legenheit findet schließlich eine Lösung, die fast noch pikanter ist, als das
legentlich
können? Jedenfalls wird wohl der Kritiker (der sozusagen auch ein Mensch
Abentener selbst: Zuerst wird Casanova, der Urheber des ganzen Streits,
ist, wenngleich manche es nicht glauben wollen), und ein Teil des Publi¬
dem man den Fall in Form einer fingierten Erzählung von zwei Schwestern
Keller
kums, der sich die Qual der Wahl zwischen Natur und Kunst erspart wissen
(daher der Untertitel) vorträgt, als Schiedsrichter angerufen. Mit sophistischer
gewissen
möchte, gegen die Wiederholung einer so ungeschickten Einrichtung bescheidenen
Spitzfindigkeit sucht er zu beweisen, daß der Liebhaber selbst der Betrogene sei,
aber sichte
Protest erheben dürfen.
da er die Gunst der einen Frau gar nicht, die der anderen irrtümlich genossen
„schön w
Allzu wichtig ist die Angelegenheit ohnehin nicht zu nehmen. Was
habe. Dieser Urteilsspruch befriedigt die im Stich Gelassene natürlich nicht.
strickender
dieser Uraufführung (übrigens der reichsdeutschen, aus der Taufe ge¬
Da findet ihr Galte eine geniale Lösung, indem er — ohne zu ahnen, daß
hoben wurde das Stück unseres Wissens bereits in Wien) den Anstrich eines
helden.
er damit seine eigene Frau dem Abenteurer verbandelt — erklärt, aus Ge¬
litsrarischen Ereignisses gibt, sind eigentlich nur die Namen des Verfassers
finsteren
rechtigkeits= (oder sonstigen) Gründen müsse nun auch die andere „Schwester“.
und des Titelhelden. Schnitzler hat sich in der prächtigen Novelie „Casano¬
Grundzug
dem Verführer angehören. Doch auch jetzt glebt's noch keinen Frieden, die
vas Hoimfahrt“ schon einmal mit dem interessanten Prohlem des berü—hmten
Männer, denen der wohrer Sachverhalt aufdämmert, beginnen sogar die
Abenteurers und Liebeskünstlers, der ja in gewissem Sinne ein Vorgänger
u
G
Klingen zu kreuzen — da erscheint im rechten Augenblick als den ex machina
seines Anatol war, auseinandergesetzt und zwar in viel tiefgründigerer und
eigentlic
eine frühere Geliebte Casanovas, die die erhitzten Gemüter benuhigt, den
menschlich fesselnderer Weise. Das einaktig=dreiteilige Verslustspiel, das er
zurückkehr
Vielumstrittenen für sich beschlognahmt und dadurch alles zu friedlichem
jetzt um die reigvolle Gestalt des vielgestaltigen Glücksritters heruumgeschrieben
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Ende bringt.
hat, könnte in seiner liebenswürdigen Anekdotonhaftigkeit fast von Fulda sein
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In der leichten, liebenswürdig=eleganten, ein bißchen frivolen Art, wie
und der Held ebenso gut irgend einen anderen Namen trogen. Deshalb ist
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Schnitzter uns dies Geschichtchen vorplaudert, bewährt er sich wieder
auch die Frage, ob die Fabel des Stucks den bekangten Mewoiren Casanovas
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als der „Jausen=Hebbel“, wie ihn Kerr einmal genannt hat (Jause ist ein
oder der Phantasse des Dichters entstammt, unerheblich. Die Talsache, daß
mann u
österreichischer Ausdruck für Kaffeeplauderstündchen). Es wird wohl an
es sich ue ein pikantes erotisches Abenteuer dreht, wesches sich zur lüstern.
in dem n
galanten Rokokozeit und im Badeort der Lebewelt Spa zuträgt, und der
tiofere Gesühle gerührt, sogar darin, nach der Art des Herodes=Schöpfers,
spe heran
Verfasser des vielumstrittenen „Reigen“ sich wieder nicht scheut, mit Grazie
herumgewühlt, aber es wird zugleich mit ihnen Fangball gespielt und wenn
Bei der 2
auch der Dichter den behandelten Stoff psychologisch unterfüttert, das leichte
und Witz, aber auch mit großer Unverblümtheit vor keuschen Ohren zu
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Konfakt der flüssigen Jambensprache hie und da mit gewichtigerem Gedanken¬
nennen, was keusche Herzen nicht entbehren können, sie allein mag die Stem¬
Juans, de
inhalt füllt — sehr sein und beachtenswert z. B., was Casanova über den
pelung Casanovas zum Mittelpunkt der Affäre rechtfertigen, so wenig man
teurer Ca
Begriff der Treue sagt —, so bleibt schließlich doch alles ein forglos=heiteres
sich darüber wird täuschen können, daß dieser Name hier, wie in manchen
gar aus d
öhnlichen Fällen, nicht viel mehr als einen Begriff bedeutet. Die Geschichte
Spiel, eine Komödie der Worte, der Empfindungen, der Gedanken, sogar der
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könnie dem richtigen wie jedem anderen Casanova von chemals oder heute;
blitzenden und klirrenden Waffen — kein ganz erstrangiger Schnitzler, aber
18. Jahr
jedenfalls eine ergötzliche, gelstreiche, und bei aller Lascivität im Grunde
passiert sein, sie könnte aber ebenso gut aus dem Boccaccio stammen und iie
erklingt!
ist tatsächlich bereits von Shakespeare (in der Komödie „Ende gut, alles
harmlose Abendunterhaltung mit leicht skizziertem psychologisch=weltanschau¬
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gut") und von Eduard Stucken (in einem seiner Artus=Stücke) dramatisiert lichem Hintergrund.
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Dieser Charakter der Novität fand im Stil der Aufführung ausge¬
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