II, Theaterstücke 27, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten (Journalisten, Der Unsichtbare und die zwei Schatten), Seite 41

27. Eink und Fliederbusch box 33/1
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SOHEMIA, PRAG
E

als Parlamentsberichterstatter beschäftigt ist,
gegen die reaktionären Artikel des Fink in der
Der neue Schnitzler.
konservativen „Eleganten Welt“. In einem die¬
Fink und Fliederbüsch.
ser Artikel beleidigt er als Fliederbusch sich
r. Wien, 14. November.
selbst als Fink und kommt in die peinlich ko¬
Ekit Jahren erwartet die Schnitzler=Ge¬
mische Lage, sich selbst fordern zu müssen.
meinde von dem Dichter das erlösende deutsche
Dieser Possenstoff, der vielleicht bei Ver¬
Lustspiel. Heute gelangte nun die erste größere
zicht auf höheren literarischen Ehrgeiz einen lu¬
Lustspielarbeit Schnitzlers im deutschen Volks¬
stigen Einakter hätte abgeben können, wird bei
theater zur Uraufführung. Diese Arbeit hat eine Schnitzler, der natürlich das psychologische Lust¬
interessante Vorgeschichte. Schnitzler hatte mit spiel schreiben will, durch seine Verwässerung
der Bearbeitung seines Themas bereits begon= und Vertiefung völlig unwirksam. Die Feinheit:
nen, als er in dem Wiener Theater in der Josef¬
der Aufführung erschlägt die Wirkung. Da¬
stadt der Aufführung einer französischen Komö¬
runter leidet auch der Dialog, der gegenüber
die von Tristan Bernard „Die beiden Enten“ dem, was man bisher von Schnitzler gewohnt ist,
beiwohnte, in der er zu seinem Schrecken das eine arge Vergröberung bedeutet, leiden die
Hauptthema seines eigenen Lustspieles wieder= Figuren, die trotz mancher Anspielungen auf be¬
erkannte. Schnitzler hat sich damals sofort no=kannte Mitglieder der Wiener Journalistik kein
tariell bestätigen lassen, daß er den gleichen lebenswahres Bild der Zeitungswelt zeigen,
Stoff unabhängig von der französischen Arbeit leidet überhaupt die ganze Milieuschilderung.
gewählt hatte. Heute, da nun die Schnitzlersche Die satirischen Spitzen gegen den Journalismus,
Komödie zum erstenmale auf der Bühne er=die in dem Stücke vorkommen, sind zumeist den
schienen ist, muß man leider sagen, daß das kleinen harmlosen Selbstironien entnommen,
Werk des Wiener Dichters kaum der Mühe
die die Leute von der Feder in intimen Kreisen
einer notariellen Feftlegung der Priorität ge= vorzubringen pflegen. Die möglichen Konflikte
lohnt hat.
zwischen Gesinnung und Broterwerb, die im
Fink und Fliederbusch — so heißt das Lust=Journalistenberufe sich öfter ergeben, sind ganz
spiel. Die beiden Helden sind eine und dieselbe oberflächlich, ja mitunter sehr leichtfertig ange¬
Person. Herr Fliederbusch, ein junger strebsamer
faßt.
Journalist, der Sproß einer armen kinderreichen
Das Publikum bereitete dem neuen Stücke
Judenfamilie aus der Schiffamtsgasse, schreibt eine freundliche Aufnahme. Der Beifall, der den
unter dem Namen Fink in einem konservativ= Autor nach den Aktschlüssen wiederholt vor die
klerikalen Blatte und polemisiert in dem libe= Rampe rief, galt weniger dem Stücke, als dem
ralen Blatte „Gegenwart“, in dem Fliederbusch Verfasser.
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