II, Theaterstücke 27, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten (Journalisten, Der Unsichtbare und die zwei Schatten), Seite 46

27. Fink und Fliederbusch box 33/1
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Freitag
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oder verlieren. — Angeklagter: Ich mache keine Detail¬
Die
geschäfte. Richter: Das sind keine Argumente.
ausgeber
Wilhelm Eroß berief sich auch darauf, daß er die Kerzen
nochteurer hätte verkaufen lönnen. Der Richter vertagte
die Verhandlung zur Vernehmung des Franz Lehnert und
Mor
eines Veamten des Spediteurs Parist.
den städt
an den v.
Theater und Kunst.
Deutsches Volkstheater.
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Artur Schnitzler: „Fink und Fliederbusch.“
Lustspiel.
Sprech¬
Das Stück ist eine Handhabe für jene, deren Lebens¬
aufgabe der Rassenlampf in, es ist eine Bestüligung ihler
Lehrzage vom schädlichen Einftuß des Judentums, haupt¬
im Zentr¬
sächlich auf dem Geviele des Journatismus. Es werden letzten
nicht zu
Cnols Gegensätze verscharft. Ein seltsames Lustspiel.
wir Ihr
Nach dem Fallen des Vorhangs bleiot für die Mehrheit
Schlußsre
der Theaierbesucher die aus Dichters Mund bestätigte Tat¬
Preistre¬
sache, daß Fliederrusch, der junge Journalist aus der Leopold¬
dabei sein
stadt als Milglies einer demolratischen Schriftleitung eine
soll auch
entrüstete Erwiderung auf einen Artitel schreiot, den er selost
lich harn
bei einem konseroaliben Blatt unter dem Decknamen Fint
rempelun
juntergebracht hat. Es erübrigt weiterhin für den Zuschauer
nicht selb
die bedentliche Erkenntnes, daß der Kritiker Abendstern das
Ehrenbla
Stück eines externen Mitarbeilers seiner Redaktion für durch¬
nen, weil¬
aus mißlungen hält, über Auftrag des Chefredalteurs jedoch
lein Wor
eine Loohymme versaßt anstatt den Schmierfink zu löpfen. Es
Inserater
geht aus dem Stück hervor, daß die journalistische Perle
sowie sie
#lederbusch, um den sich die Cheis im letzten Alt rausen.
einiges as
heute aristotratischen Dünkel befehdet und morgen in Ehr¬
Eine neu¬
erbietung zerfließt, da er Gelegenheit hat, vor einem wirk¬
Weise ihr
lichen Grafen eine tiefe Verbeugung zu machen. Man lernt die
gürtel. W.
Jouxnalisten als ein trauriges Völlchen geschäftstüchtiger
eine Umi¬
Handwerker kennen, die erst dann Erfolg haben, wenn sie jele
Hoffnung
Art von Überzeugung als ihrem Forlkommen schädlich er¬
man dor
achten, eine charalterschwache Zunft oberflächlicher Leute, die
Schwieri¬
gelegentlich, ist der Verdienst nicht gefährdet, auch so etwas
zahl der
wie eine eigene Meinung haben. Nun, das ist Ansichtssache.
oder gan
Wo sind aber in „Fink und Fliederbusch“ die übrigen geblie¬
den, die selbst Ange örige jener Gesellschaftsschichte sind, für
die ihr Blatt geschrieben wird, die also Überzeugung nicht
heucheln müssen, weil sie schreiben können, wie sie denlen, wie
ihnen gerade zu Mute ist? Wenn man ein Milieustück schreibt,
Samstag
nuß man das „Milieu“, die Umwelt, auch ausschöpfen. Es
Schobe
scheint. Artur Schnitzier wollte ein Eegenpartsstück schreiben;
bildern),
dem aber keine Zukunft beschieden sein wird. Denn es soll
Dr. R. L
Journalisten geben, die die Absicht haben, in Hinkunft so laut
(mit Kle¬
und aus ihrer innersten Überzeugung heraus mitzureden, wenn
Wissensch¬
Weltreschichte gemacht wird, daß die ganze Bande, die der
Dichter nicht zu nennen wagt, an deren Stelle er den bei
Vo¬
weitem ungefährlicheren Adel einschiebt, sich's abgewöhnen
spielerin
wird, allein Weltgeschichte zu machen. Bis zu den wirklichen
Hedenstje
Drahtziebern der Puvpen, die er uns auf der Bühne vorführt,
H. Heller
dingt der Dichter nicht durch, an diesen Unsichtbaren versucht
Die
er nicht die Kunst seiner treffenden Charakteristik; denn er
Thema e
schreibt für sie, er hat vom Anfang an m.; für ihre Unter¬
pester ko
haltung gesorgt, nicht für unsere. Für Arbeit und Armut hat
Sonntag,
ein weises, bedanernswertes Lächeln bereit. Genug davon.
n.=ö. Ger
Wir sind diese Art herablassender Begönnerung satt. Ich habe
ladung d
seit jeher das wehrlose „süße Mädel“ bedauert, das niemand
Kreise de
vor den Zudringlichkeiten Schnitzlers in Schutz genommen hat.
lichkeit d
Wigand.
reichen