27. Einkund Fliederbusen
Az Ujeäg. Budenest 101001977
Schnitzler Artur uj koinedfäja. becsi
Volks-Jneaterben tegnap este mutattäk be
Schnitzler Artur komédiajät, a Fink und Flie¬
derbusch-t. Az ujdonsäg egy uisägiró történe¬
tét meséli el, ki két lap hasäbjain önmagäval
polemizäl és mindazt, a mit ma az egyik lap¬
ban állit, a mäsikban holnap megczäfolja.
Végre mär becsületsertésekkel
is
illeti ön¬
magät, ugy hogy környezetének kivänsägärz
pärbajra kell hivnia irodalmi ellenfelét. A pär
baj szinteren megjielenik a négy segéd és a ké
ellenfél, kikröl ekkor azutän kiderül, hogy eg;
ember testébe szorultak. A komédia ötlete ép#
nen nem uj és feltälaläsa se sikerült valame¬
különösen. A bécsi kritika egészen egyértelmü¬
leg állapitja meg ezt.
* A Vietzinhäx eidadäsai iränt ezen a héten is oin
81.2100197),
Tagespote aus Mähren u. Schleate
Brünn.
Fint und Fliederbusch. Wie Schnitzlers letzte Novelle
X. Gräsler, Badearzl“ (bei S. Fischer auch
ine neue, im Deutschen Volkstheater zur Urauffüh¬
Zung gelangte Komödie „Fink und Fliederbusch“ (Buch auch so¬
eben bei S. Fischer, Berlin, erschienen) eine gewisse Enttäuschung.
Dorl schwankt ein Arzt zwischen drei geliebten Frauen und wählt
zuletzt die Unwürdigste, hier teilt sich ein junger, strebender###
Journalist nach dem seligen Vorbild Schmocks in Freytags weit
iebenswürdigerem Lustspiel in 3 Teile: er schreibt unter seinem
d
Namen Fliederbusch links=liberal=demokratisch, unter dem Pfeudo¬
nhm Fink rechts=konservativ=feudal, dabei mit sich selber schärf¬
#tend polemisierend, und ist am Schluß der Komödie ohne weiters
bereit, sich einem Grafen zu verkaufen, der ein neues Blatt
gründen will und selbst noch nicht ganz genau weiß, wie darin
geschrieben werden wird. — Die Pointe des Lustspiels besteht da¬
rin, daß sich die Herren Fink und Fliederbusch, angestachelt von
einem Snob und ihren Herren P. T. Redaktionskollegen, in den
Praterauen duellieren sollen. Dabei muß natürlich die bodenlose
Unverschämtheit Finks herauskommen; aber der Graf Niederhof
terblickt darin bloß Begabung und engagiert sich den Jüngling,
sum den sich seine beiden früheren Chefs wetteifernd hinauflizie
e
ktieren. Der Mut, mit dem Schnitzler in dieser Komödie ver¬
schiedene Eliquen=Wirtschaften der Wiener Presse annagelt, ist
ganz unglaublich. Die Erklärung findet man zum Teil darin,
daß der Verfasser von vornherein gewußt hat, was auch tatsäch¬
lich eingetreten ist, daß jeder Getroffene erklärte, ihn gehe die
#e —
1
wn
Sache nichts an, sendern bloß einige Herren Kollegen. — Gespielt
wurde die Komödie sehr gut, obwobl Herr Edthofer für die
Niederträchtigkeit und Aberlegenheit der Schnitzlerschen Haupt¬
figur zu garmlos ist. Dafür war Herr Kramer ein glänzender
Graf und Herr Götz ein vortrefflicher Chef=Redakteur; ebenso
hat Herr Tholler einen entgleisten, adeligen Offizier, der
Journatist geworden ist, meisterhaft charakterisiert. Zur Besetzung
der Fürstin besitzt das Volkstheater augenblicklich keine richtige
Vertreterin; Fräulein Waldow, die schon in „Comtesse Mitzi“
bewiesen hat, daß ihr zur Wiener Aristokratin der rechte Ten
nicht eignet.fürdiese Mäzenatin zu wenig pompös und sta¬
tuarisch De###flg war selbstverständlich groß und wird auch
Dr. v. Wymetal.
anheften— „
box 33/1
TO
T3HOUIOT
Oeisee Zeitung. Stetfin
Eine Journalistenkomödie Artur Schnitzlers.
Aus Wien, 15. ds., wird uns geschrieben: Gerade die
#reuesten Verehrer Artur Schnitzlers werden von seiner neuen
Komödie „Fink und Fliederbusch“, die gestern am Deut¬
sichen Volkstheater zur Uraufführung kam, am meisten enttäuscht
gein. Denn sie enthält fast nichts von den künstlerischen Quali¬
täten und den im besten Sinne wienerischen Zügen, um derent¬
willen wir alle Schnitzler als unseren Besten schätzen und lieben.
Hier ist weder seine tiefblickende Menschengestaltung zu finden,
uch seine eegante und geistreiche Art, das moderne Wien zu
zeichnen, mah hat es vielmehr mit einem sonderbar schief und
verworren gewachsenen Werk zu tun, das absolut nicht zum lite¬
carischen Charatterbilde Artur Schnitzlers passen will. Es ist
nicht recht zu erkennen, was der Dichter mit dieser Komödie
eigentlich will. Der erste Akt, der in der Redaktion der liberalen
Tageszeitung „Die Gegenwart“ spielt, sieht scheinbar nach grim¬
miger Journalistensatire aus. Aber um eine Sache satirisch
darzustellen, muß man sie vor allem gründlich kennen und darf
keine solche rührend naive Ahnungslosigkeit bekunden, wie sie
Schnitzler hier in der Schilderung des Redaktionsgetriebes eines
großen Blattes zeigt. Oder war es ihm nur um den lustigen
Einfall zu tun. Aber der Einfall ist trotz seiner Schwankmäßig¬
keit gar nicht so lustig und namentlich eines Artur=Schnitzler
nicht recht würdig. In dieser Redaktion, die sich durch die Bank
aus Einfaltspinseln und Charakterschwächlingen zusammensetzt.
ist nämlich ein junger Mensch namens Fliederbusch, der parla¬
mentarische Berichterstatter, der den jugendlichen Ehrgeiz hat,
zauf irgend eine Art die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und
frasch Karriere zu machen, Er schreibt also über denselben Ge¬
genstand im liberalen Blatt scharf demokratische Artikel und in
einem konservativ klerikalen Aristokratenblättchen unter dem
Namen Fink das gerade Gegenteil, er tut sogar noch ein übriges
und greift sich selbst gehässig an. Ein Doppelspiel, das sich im
Leben und auch auf der Bühne schon öfters ereignet hat, zuletzt
in Tristan Bernards Komödic „Les deux canards“. Bis hier¬
her ist Schnitzlers Stück immerhin Komödie, aber was dann folgt.
ist bedenklicher Schwank. Fink wird genötigt, den Fliederbusch
zu fordern, geht darauf vergnügt ein, erregt dadurch das wohl¬
wollende Interesse eines politischen Grafen und einer galanten
Fürstin, er erscheint zuversichtlich auf dem Duellplatz, gesteht
den Schwindel vergnügt ein, die Chefredakteure lizitieren um
ihn, und jedenfalls ist seine Karriere gesichert. Schnitzler hatte
den Schwankeinfall, aber er hat, glücklicherweise, möchte man
sagen, doch nicht die Schwanktechnik daher entwickelt sich das Doppel¬
spiel durchaus nicht fesch und übermütig, sondern schwerfällig und
stockend und mit einer ganz hilflosen Technik, die sich in den
wichtiasten Momenten mit redseligen Monologen weiterhilft.
Einzelne der Journalistenkarrikaturen sind witzig gesehen und
gezeichnet, namentlich der vielseitige geschäftige Externist Kasetan
und an manchem gehaltvolleren Wort erkennt man ab und zu:
die Komödie ist ja doch von Schnitzler ....
Sie enthält lauter
Herrenrollen und nur eine einzige winzige Damenrolle. Das
Deutsche Volkstheater setzte seine Fülle erster Darsteller ein und
die wirklich gute Aufführung trug das Stück über manche Klippe
hinüber. Die Schnitzlergemeinde rief den Dichter einigemale.
aber je ermüdender und uninteressanter das Stück wurde, desto
mehr ließ auch der Beifall nach. In die gesammelten Werke
Artur Schnitzlers wird diese unerfreuliche Komödie kaum auf¬
genommen werden. ...
Ludwig Hirschfeld.
Az Ujeäg. Budenest 101001977
Schnitzler Artur uj koinedfäja. becsi
Volks-Jneaterben tegnap este mutattäk be
Schnitzler Artur komédiajät, a Fink und Flie¬
derbusch-t. Az ujdonsäg egy uisägiró történe¬
tét meséli el, ki két lap hasäbjain önmagäval
polemizäl és mindazt, a mit ma az egyik lap¬
ban állit, a mäsikban holnap megczäfolja.
Végre mär becsületsertésekkel
is
illeti ön¬
magät, ugy hogy környezetének kivänsägärz
pärbajra kell hivnia irodalmi ellenfelét. A pär
baj szinteren megjielenik a négy segéd és a ké
ellenfél, kikröl ekkor azutän kiderül, hogy eg;
ember testébe szorultak. A komédia ötlete ép#
nen nem uj és feltälaläsa se sikerült valame¬
különösen. A bécsi kritika egészen egyértelmü¬
leg állapitja meg ezt.
* A Vietzinhäx eidadäsai iränt ezen a héten is oin
81.2100197),
Tagespote aus Mähren u. Schleate
Brünn.
Fint und Fliederbusch. Wie Schnitzlers letzte Novelle
X. Gräsler, Badearzl“ (bei S. Fischer auch
ine neue, im Deutschen Volkstheater zur Urauffüh¬
Zung gelangte Komödie „Fink und Fliederbusch“ (Buch auch so¬
eben bei S. Fischer, Berlin, erschienen) eine gewisse Enttäuschung.
Dorl schwankt ein Arzt zwischen drei geliebten Frauen und wählt
zuletzt die Unwürdigste, hier teilt sich ein junger, strebender###
Journalist nach dem seligen Vorbild Schmocks in Freytags weit
iebenswürdigerem Lustspiel in 3 Teile: er schreibt unter seinem
d
Namen Fliederbusch links=liberal=demokratisch, unter dem Pfeudo¬
nhm Fink rechts=konservativ=feudal, dabei mit sich selber schärf¬
#tend polemisierend, und ist am Schluß der Komödie ohne weiters
bereit, sich einem Grafen zu verkaufen, der ein neues Blatt
gründen will und selbst noch nicht ganz genau weiß, wie darin
geschrieben werden wird. — Die Pointe des Lustspiels besteht da¬
rin, daß sich die Herren Fink und Fliederbusch, angestachelt von
einem Snob und ihren Herren P. T. Redaktionskollegen, in den
Praterauen duellieren sollen. Dabei muß natürlich die bodenlose
Unverschämtheit Finks herauskommen; aber der Graf Niederhof
terblickt darin bloß Begabung und engagiert sich den Jüngling,
sum den sich seine beiden früheren Chefs wetteifernd hinauflizie
e
ktieren. Der Mut, mit dem Schnitzler in dieser Komödie ver¬
schiedene Eliquen=Wirtschaften der Wiener Presse annagelt, ist
ganz unglaublich. Die Erklärung findet man zum Teil darin,
daß der Verfasser von vornherein gewußt hat, was auch tatsäch¬
lich eingetreten ist, daß jeder Getroffene erklärte, ihn gehe die
#e —
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wn
Sache nichts an, sendern bloß einige Herren Kollegen. — Gespielt
wurde die Komödie sehr gut, obwobl Herr Edthofer für die
Niederträchtigkeit und Aberlegenheit der Schnitzlerschen Haupt¬
figur zu garmlos ist. Dafür war Herr Kramer ein glänzender
Graf und Herr Götz ein vortrefflicher Chef=Redakteur; ebenso
hat Herr Tholler einen entgleisten, adeligen Offizier, der
Journatist geworden ist, meisterhaft charakterisiert. Zur Besetzung
der Fürstin besitzt das Volkstheater augenblicklich keine richtige
Vertreterin; Fräulein Waldow, die schon in „Comtesse Mitzi“
bewiesen hat, daß ihr zur Wiener Aristokratin der rechte Ten
nicht eignet.fürdiese Mäzenatin zu wenig pompös und sta¬
tuarisch De###flg war selbstverständlich groß und wird auch
Dr. v. Wymetal.
anheften— „
box 33/1
TO
T3HOUIOT
Oeisee Zeitung. Stetfin
Eine Journalistenkomödie Artur Schnitzlers.
Aus Wien, 15. ds., wird uns geschrieben: Gerade die
#reuesten Verehrer Artur Schnitzlers werden von seiner neuen
Komödie „Fink und Fliederbusch“, die gestern am Deut¬
sichen Volkstheater zur Uraufführung kam, am meisten enttäuscht
gein. Denn sie enthält fast nichts von den künstlerischen Quali¬
täten und den im besten Sinne wienerischen Zügen, um derent¬
willen wir alle Schnitzler als unseren Besten schätzen und lieben.
Hier ist weder seine tiefblickende Menschengestaltung zu finden,
uch seine eegante und geistreiche Art, das moderne Wien zu
zeichnen, mah hat es vielmehr mit einem sonderbar schief und
verworren gewachsenen Werk zu tun, das absolut nicht zum lite¬
carischen Charatterbilde Artur Schnitzlers passen will. Es ist
nicht recht zu erkennen, was der Dichter mit dieser Komödie
eigentlich will. Der erste Akt, der in der Redaktion der liberalen
Tageszeitung „Die Gegenwart“ spielt, sieht scheinbar nach grim¬
miger Journalistensatire aus. Aber um eine Sache satirisch
darzustellen, muß man sie vor allem gründlich kennen und darf
keine solche rührend naive Ahnungslosigkeit bekunden, wie sie
Schnitzler hier in der Schilderung des Redaktionsgetriebes eines
großen Blattes zeigt. Oder war es ihm nur um den lustigen
Einfall zu tun. Aber der Einfall ist trotz seiner Schwankmäßig¬
keit gar nicht so lustig und namentlich eines Artur=Schnitzler
nicht recht würdig. In dieser Redaktion, die sich durch die Bank
aus Einfaltspinseln und Charakterschwächlingen zusammensetzt.
ist nämlich ein junger Mensch namens Fliederbusch, der parla¬
mentarische Berichterstatter, der den jugendlichen Ehrgeiz hat,
zauf irgend eine Art die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und
frasch Karriere zu machen, Er schreibt also über denselben Ge¬
genstand im liberalen Blatt scharf demokratische Artikel und in
einem konservativ klerikalen Aristokratenblättchen unter dem
Namen Fink das gerade Gegenteil, er tut sogar noch ein übriges
und greift sich selbst gehässig an. Ein Doppelspiel, das sich im
Leben und auch auf der Bühne schon öfters ereignet hat, zuletzt
in Tristan Bernards Komödic „Les deux canards“. Bis hier¬
her ist Schnitzlers Stück immerhin Komödie, aber was dann folgt.
ist bedenklicher Schwank. Fink wird genötigt, den Fliederbusch
zu fordern, geht darauf vergnügt ein, erregt dadurch das wohl¬
wollende Interesse eines politischen Grafen und einer galanten
Fürstin, er erscheint zuversichtlich auf dem Duellplatz, gesteht
den Schwindel vergnügt ein, die Chefredakteure lizitieren um
ihn, und jedenfalls ist seine Karriere gesichert. Schnitzler hatte
den Schwankeinfall, aber er hat, glücklicherweise, möchte man
sagen, doch nicht die Schwanktechnik daher entwickelt sich das Doppel¬
spiel durchaus nicht fesch und übermütig, sondern schwerfällig und
stockend und mit einer ganz hilflosen Technik, die sich in den
wichtiasten Momenten mit redseligen Monologen weiterhilft.
Einzelne der Journalistenkarrikaturen sind witzig gesehen und
gezeichnet, namentlich der vielseitige geschäftige Externist Kasetan
und an manchem gehaltvolleren Wort erkennt man ab und zu:
die Komödie ist ja doch von Schnitzler ....
Sie enthält lauter
Herrenrollen und nur eine einzige winzige Damenrolle. Das
Deutsche Volkstheater setzte seine Fülle erster Darsteller ein und
die wirklich gute Aufführung trug das Stück über manche Klippe
hinüber. Die Schnitzlergemeinde rief den Dichter einigemale.
aber je ermüdender und uninteressanter das Stück wurde, desto
mehr ließ auch der Beifall nach. In die gesammelten Werke
Artur Schnitzlers wird diese unerfreuliche Komödie kaum auf¬
genommen werden. ...
Ludwig Hirschfeld.