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e Serehen den ue den en
verwandt, und er glaubte, das spielerische:
Doppelleben, zu dem der Journalismus
naturnotwendig führen müsse, am besten aus
dem Doppelwesen seines eigenen literarischen
Schaffens ergründen und ausdeuten zu
können.
Gewiß, die Anekdote von dem talent¬
vollen Jüngling, der unter verschiedenen
Decknamen für zwei politisch gegnerische
Blätter schreibt, also in dem einen gut¬
heißen muß, was er in dem andern be¬
kämpft, und dadurch schließlich in die
Zwangslage gerät, sich mit sich selber zu
schlagen, wäre als dramatische Voraus¬
setzung für eine satirische Groteske so übel
nicht. Schnitzler jedoch fühlte sich zu Höherem
verpflichtet. Er wollte aus der schwankhaften
Voraussetzung ein vornehmes Lustspiel ge¬
winnen, das mit leicht ironisierender Über¬
legenheit vom untersten Zeitungsgetriebe bis
hinauf in die höchsten Gesellschaftsschichten
235
greift, und er wollte ihm zugleich den Reiz ndschau.
eines Schlüsselstückes auschminken, das den —
nicht hindert, das Heil der neuen dramati¬
schabenfrohen Zuschauer anregt, nach Vor¬
schen Kunst im Kino zu suchen. In seinem
bildern zu fahnden. Auch glaubte Schnitzler,
Schauspiel „Mare“ dünkt sich der Titelheld
sich auf eine höhere Warte stellen zu sollen,
zu der weder Haß noch Liebe, weder Gunst
erhaben wie Zarathustra, zu dessen mystischen
Höhen kein Lachen, kein Weinen, weder
noch Ungunst der Parteien hinanreichen. So
Freude und Lust, noch Wehrufe und
stellt er seinem betriebsamen Helden, der
Klagen lebendiger Herzen hinaufdringen.
nach rechts und links schreibt, einen abge¬
Als er aber von seiner erschwindelten Höhe
klärten Grafen gegenüber, dessen christlich¬
herabstürzt, winselt er bei allen Kreaturen,
konservative Gesinnung ihn nicht hindert,
die er als selbstherrlicher Leiter einer Heil¬
sich zu der Moral zu bekennen: man dürfe
anstalt zur Erhöhung seiner Spezies ver¬
sich nicht auf eine Überzeugung festlegen,
gewaltigt, geschändet, belogen und betrogen
sondern müsse sich das Recht wahren, jeden
hat, um Mitleid, wie ein frierender Bettler
Tag eine andere haben zu können.
um einen warmen Lössel Suppe. Zudem
Wie klug und weltweise sich solche
sprechen Fontanas aktive und passive Hel¬
Moralsätze anhören mögen, so merkt man
doch bald den doppelten Boden, der ins
den zu den wahllos zusammengerafften
Kinoeffekten der Handlung ausnahmslos
Bodenlose führt, merkt schließlich die Ab¬
sicht und wird verstimmt. Es geht nicht an,
eine hysterisch verzückte Sprache, die mit
in einer Sache Ankläger und Verteidiger
allen überhitzten und überspitzten Phrasen
zugleich sein zu wollen, und eine Satire, die
der literarischen „Neutöner“ gesalzen und
nicht den Mut hat, den Stier bei den Hör¬
geschmalzen ist. „Es ist furchtbar, im Meere
vor Durst zu sterben. Müßt ihr denn,“ so
nern zu packen, begibt sich von vornherein
ihrer besten Wirkungsmöglichkeiten. Gerade
warnt Nietzsche ahnungsvoll die Vollstrecker
weil Schnitzler sich es mit niemanden ver¬
seiner Lehren, „eure Wahrheit so salzen, daß
derben wollte, hat er sich's mit allen ver¬
sie nicht einmal mehr den Durst löscht?“ Es
dorben, am meisten aber mit der Kritik, die
mag unter der „Jungen Generation“, der
die Neue Wiener Bühne einen Salon der
sich von ihrem Schützling schnöde verraten
Zurückgewiesenen eröffnet hat, manche Be¬
fühlte. Mit Unrecht. In ihrem Übereifer für
ihre journalistische Standesehre übersah sie
gabuing zu finden sein, die Förderung ver¬
dient. Vielleicht auch Oskar Maurus Fon¬
ganz, daß sich die satirische Spitze der Ko¬
tana. Sein Schauspiel „Marc“ aber ver¬
mödie ungleich mehr gegen jene hohen und
dient das Gegenteil.
höchsten Kreise richtet, die sich der unsauberen
Angesteckt durch den Ehrgeiz der jungen,
Elemente im Zeitungsdienste zu ihren poli¬
kaum angekommenen Dramatiker scheinen
#tischen und sozialen Zwecken bedienen. Das
ist eben der Fluch der vieldeutigen Unent¬
nun auch die Routiniers nach neuen, unge¬
wöhnlichen Formen für ihre alten Stücke
schiedenheit, daß sie fortzeugend Irrtümer
muß gebären. Und diese Unentschiedenheit
zu streben. Die Lehre, daß jeder Mensch an
teilte sich auch der Darstellung des Deut¬
seine Umwelt gebunden sei und diese sich
schen Volkstheaters mit, die vollends
nicht so leicht wechseln lasse wie ein Rock
oder ein Hemd, bedurfte gewiß keiner Ein¬
ins Farblose rückte, was kräftig individuali¬
siert werden müßte. Kein Wunder, daß es
kleidung in einen Traum, um dramatisch
Schnitzler mit seiner doppelläufigen Satire
den gleich zwei auf einmal träumen. Dennoch
#erging wie dem Sonntagsjäger, der mehrere
haben sich Alexander Engel und Hans Sa߬
Hirsche auf einmal erlegen wollte und ohne
Beute heimkehren mußte.
mann in ihrer Komödie „Die andere Welt“.
zur Form des Traumstückes entschlossen,
Noch immer sind die jungen Drama¬
um ihre Lehre an einem jungen Baron,
tiker um die künstlerische Nutzbarmachung
der sich aus seinen Spielschulden in die
des Gedankens von Nießsche bemüht, daß
Welt der Arbeit flüchten will, und an einem
„Härte, Gewaltsamkeit, Sklaverei, Gefahr
mitleidigen Arbeiter, der sich nach den Freu¬
auf der Gasse und im Herzen, Verborgen¬
den und Genüssen der höheren Gesellschafts¬
heit, Stoizismus, Versucherkunst und Teu¬
kreise sehnt, dramatisch zu veranschaulichen.
selei jeder Art, daß alles Böse, Furchtbare,
Jedenfalls erleichterten sie sich durch die
Tyrannische, Raubtier= und Schlangenhafte
Form des unkontrollierbaren Doppeltraumes
am Menschen“ so gut zur Erhöhung der
die Technik der Darstellung und es schadete
Spezies „Mensch“ diene, wie sein Gegensatz.
ihnen kaum, daß sie in der Wahl der
Zu den jüngsten der „jungen Generation“
Mittel unschlüssig zwischen der exakten
der jetzt die Neue Wiener Bühne eine
Traumpsychologie von „Hans Sonnen¬
Gasse bricht, gehört offenbar Oskar Maurus
stößers Höllenfahrt“ und den belehrenden
Fontana. Er schwört noch auf Nietzsches
Lehre vom Übermenschen, was ihn aber Besserungsabsichten des Volksstückes „Von
e Serehen den ue den en
verwandt, und er glaubte, das spielerische:
Doppelleben, zu dem der Journalismus
naturnotwendig führen müsse, am besten aus
dem Doppelwesen seines eigenen literarischen
Schaffens ergründen und ausdeuten zu
können.
Gewiß, die Anekdote von dem talent¬
vollen Jüngling, der unter verschiedenen
Decknamen für zwei politisch gegnerische
Blätter schreibt, also in dem einen gut¬
heißen muß, was er in dem andern be¬
kämpft, und dadurch schließlich in die
Zwangslage gerät, sich mit sich selber zu
schlagen, wäre als dramatische Voraus¬
setzung für eine satirische Groteske so übel
nicht. Schnitzler jedoch fühlte sich zu Höherem
verpflichtet. Er wollte aus der schwankhaften
Voraussetzung ein vornehmes Lustspiel ge¬
winnen, das mit leicht ironisierender Über¬
legenheit vom untersten Zeitungsgetriebe bis
hinauf in die höchsten Gesellschaftsschichten
235
greift, und er wollte ihm zugleich den Reiz ndschau.
eines Schlüsselstückes auschminken, das den —
nicht hindert, das Heil der neuen dramati¬
schabenfrohen Zuschauer anregt, nach Vor¬
schen Kunst im Kino zu suchen. In seinem
bildern zu fahnden. Auch glaubte Schnitzler,
Schauspiel „Mare“ dünkt sich der Titelheld
sich auf eine höhere Warte stellen zu sollen,
zu der weder Haß noch Liebe, weder Gunst
erhaben wie Zarathustra, zu dessen mystischen
Höhen kein Lachen, kein Weinen, weder
noch Ungunst der Parteien hinanreichen. So
Freude und Lust, noch Wehrufe und
stellt er seinem betriebsamen Helden, der
Klagen lebendiger Herzen hinaufdringen.
nach rechts und links schreibt, einen abge¬
Als er aber von seiner erschwindelten Höhe
klärten Grafen gegenüber, dessen christlich¬
herabstürzt, winselt er bei allen Kreaturen,
konservative Gesinnung ihn nicht hindert,
die er als selbstherrlicher Leiter einer Heil¬
sich zu der Moral zu bekennen: man dürfe
anstalt zur Erhöhung seiner Spezies ver¬
sich nicht auf eine Überzeugung festlegen,
gewaltigt, geschändet, belogen und betrogen
sondern müsse sich das Recht wahren, jeden
hat, um Mitleid, wie ein frierender Bettler
Tag eine andere haben zu können.
um einen warmen Lössel Suppe. Zudem
Wie klug und weltweise sich solche
sprechen Fontanas aktive und passive Hel¬
Moralsätze anhören mögen, so merkt man
doch bald den doppelten Boden, der ins
den zu den wahllos zusammengerafften
Kinoeffekten der Handlung ausnahmslos
Bodenlose führt, merkt schließlich die Ab¬
sicht und wird verstimmt. Es geht nicht an,
eine hysterisch verzückte Sprache, die mit
in einer Sache Ankläger und Verteidiger
allen überhitzten und überspitzten Phrasen
zugleich sein zu wollen, und eine Satire, die
der literarischen „Neutöner“ gesalzen und
nicht den Mut hat, den Stier bei den Hör¬
geschmalzen ist. „Es ist furchtbar, im Meere
vor Durst zu sterben. Müßt ihr denn,“ so
nern zu packen, begibt sich von vornherein
ihrer besten Wirkungsmöglichkeiten. Gerade
warnt Nietzsche ahnungsvoll die Vollstrecker
weil Schnitzler sich es mit niemanden ver¬
seiner Lehren, „eure Wahrheit so salzen, daß
derben wollte, hat er sich's mit allen ver¬
sie nicht einmal mehr den Durst löscht?“ Es
dorben, am meisten aber mit der Kritik, die
mag unter der „Jungen Generation“, der
die Neue Wiener Bühne einen Salon der
sich von ihrem Schützling schnöde verraten
Zurückgewiesenen eröffnet hat, manche Be¬
fühlte. Mit Unrecht. In ihrem Übereifer für
ihre journalistische Standesehre übersah sie
gabuing zu finden sein, die Förderung ver¬
dient. Vielleicht auch Oskar Maurus Fon¬
ganz, daß sich die satirische Spitze der Ko¬
tana. Sein Schauspiel „Marc“ aber ver¬
mödie ungleich mehr gegen jene hohen und
dient das Gegenteil.
höchsten Kreise richtet, die sich der unsauberen
Angesteckt durch den Ehrgeiz der jungen,
Elemente im Zeitungsdienste zu ihren poli¬
kaum angekommenen Dramatiker scheinen
#tischen und sozialen Zwecken bedienen. Das
ist eben der Fluch der vieldeutigen Unent¬
nun auch die Routiniers nach neuen, unge¬
wöhnlichen Formen für ihre alten Stücke
schiedenheit, daß sie fortzeugend Irrtümer
muß gebären. Und diese Unentschiedenheit
zu streben. Die Lehre, daß jeder Mensch an
teilte sich auch der Darstellung des Deut¬
seine Umwelt gebunden sei und diese sich
schen Volkstheaters mit, die vollends
nicht so leicht wechseln lasse wie ein Rock
oder ein Hemd, bedurfte gewiß keiner Ein¬
ins Farblose rückte, was kräftig individuali¬
siert werden müßte. Kein Wunder, daß es
kleidung in einen Traum, um dramatisch
Schnitzler mit seiner doppelläufigen Satire
den gleich zwei auf einmal träumen. Dennoch
#erging wie dem Sonntagsjäger, der mehrere
haben sich Alexander Engel und Hans Sa߬
Hirsche auf einmal erlegen wollte und ohne
Beute heimkehren mußte.
mann in ihrer Komödie „Die andere Welt“.
zur Form des Traumstückes entschlossen,
Noch immer sind die jungen Drama¬
um ihre Lehre an einem jungen Baron,
tiker um die künstlerische Nutzbarmachung
der sich aus seinen Spielschulden in die
des Gedankens von Nießsche bemüht, daß
Welt der Arbeit flüchten will, und an einem
„Härte, Gewaltsamkeit, Sklaverei, Gefahr
mitleidigen Arbeiter, der sich nach den Freu¬
auf der Gasse und im Herzen, Verborgen¬
den und Genüssen der höheren Gesellschafts¬
heit, Stoizismus, Versucherkunst und Teu¬
kreise sehnt, dramatisch zu veranschaulichen.
selei jeder Art, daß alles Böse, Furchtbare,
Jedenfalls erleichterten sie sich durch die
Tyrannische, Raubtier= und Schlangenhafte
Form des unkontrollierbaren Doppeltraumes
am Menschen“ so gut zur Erhöhung der
die Technik der Darstellung und es schadete
Spezies „Mensch“ diene, wie sein Gegensatz.
ihnen kaum, daß sie in der Wahl der
Zu den jüngsten der „jungen Generation“
Mittel unschlüssig zwischen der exakten
der jetzt die Neue Wiener Bühne eine
Traumpsychologie von „Hans Sonnen¬
Gasse bricht, gehört offenbar Oskar Maurus
stößers Höllenfahrt“ und den belehrenden
Fontana. Er schwört noch auf Nietzsches
Lehre vom Übermenschen, was ihn aber Besserungsabsichten des Volksstückes „Von