.
sagender Musikus, der in fürstlichen Diensten
steht. Mozart hat durch seine Empörung
gegen die Salzburger Herren den sozialen
Stand der Musiker revolutioniert; noch mehr
aber durch seine Kunst die Musik. In „Fi¬
garos Hochzeit" zuckt die französische Re¬
volution auf, nicht weil der Tert von Beau¬
marchais stammt, sondern weil die Musik
von ihr erfüllt ist. Das deutsche Drama
ging der Entwicklung der deutschen Oper
vorauf; diese machte sich vom romanischen
Theater meit ##s
236
Rundschau. „
Stuse zu Stufe“ schwankten. Man war zu= „und daß die älteren künstlerischen Bühnen
frieden, daß das traumhafte Ineinander=,
einen gesteigerten Wettbewerb mit Rein¬
spielen zweier Welten zu einigen unterhalt“
hardt ankündigen. Auf den Wettbewerb sind
nun einmal die Berliner Theater hauptsäch¬
samen phantastischen Szenen führte, und
man lobte die Kammerspiele, dag sie
lich eingestellt. Er zeitigt unter anderem die
durch die Aufführung der Komödie,(einige
Erscheinung, daß sich mehrere zugleich auf
Abwechslung in ihren Spielplan „Brachten.
das nämliche klassische Schauspiel stürzen,
Mögen die alten und jungen. Dramatiker
um einander in glänzender Aufmachung und
um neue Ideen und Ausdrucksformen ringen,
schauspielerischer Sensation zu überbieten.
Er verursacht die Treibjagden nach den
unwandelbar in ihrem Sichselbstgenügen bleibt
Neuheiten der Modelieblinge; und hat der
nur die Wiener Operette. Es wechseln wohl ihre
glückliche Jäger sein Wild zur Strecke ge¬
Titel und die Namen ihrer Autoren, aber ihr
bracht, so weidet er es aus bis zum letzten
geistiges Um und Auf scheint rettunglos dem
Gekröse. Die im Zeichen des Kassen¬
Gesetz der Trägheit verfallen. Immer ist es
magneten wirkende Bühne hat keinen Raum
seit der „Lustigen Witwe“ der große Lehar¬
für Wagnisse und für die zum Lichte Drän¬
Walzer, auf dem die Handlung aufgebaut
genden. Denen, die im Schatten stehen,
ist, damit im zweiten Finale Abschieds¬
bringt man so viel Teilnahme entgegen als
und Trennungsschmerzen sich auf den rhyth¬
angemessen ist der Befürchtung, es könnte
mischen Schwingen des Dreivierteltaktes senti¬
einmal doch einer unter ihner in den Licht¬
mental ausschmachten können, und immer ist
kegel treten. Denn er soll nicht der Magnet
irgend ein exotischer Fürst bereit, ein armes,
des bösen Nachbars werden! Deshalb kauft
treulos verlassenes Mädel zu heiraten, damit
man die Stücke hoffnungsvoller Dramatiker
der Geliebte bei seiner reuigen Rückkehr
möglichst im Ramsch zusammen, erwirbt sich
ein dramatisches Hindernis finde. Auch
in weitläufigen Verträgen das Aufführungs¬
Oskar Redbals neue Operette „Die schöne
recht und läßt sie ruhen bis zu dem Ver¬
Saskia“ macht keine Ausnahme von der
legenheitstage, der etwa dem einen oder
Regel und nach dem Erfolg, den sie bei
anderen der getäuschten Dichter zwischen den
ihrer Erstaufführung im Carltheater er¬
Serien sicherer Erfolgsstücke doch noch winkt.
zielte, darf man es den beiden Buchmachern
Das ist der Amerikanismus des Ber¬
Willner und Reichert gar nicht verübeln,
liner Theaterbetriebs. Er ist zu eingewurzelt,
daß sie die Macht der Gewohnheit als
als daß gründliche Pandlung mit einem
sichersten Faktor in ihre Rechnung stellten.
Schlage zu erwarten wäre. In nicht weni¬
Freilich, wenn Oskar Redbal musiziert,
gen Fällen hat der sich kühn gebärdende
kann es nie ganz schief gehen. Blühen seine
vorsichtige Wille des Theaterunternehmers
melodischen Einfälle auch nicht mehr so
einen verläßlichen heimlichen Verbündeten:
frisch und reich wie in „Polenblut“, so hat
die Zensur. Was will es z. B. sagen, daß
doch alles Klang, Farbe und Rhythmus
plötzlich sieben Stücke des lange unter¬
und man freut sich zum mindesten des in¬
drückten Schwaben Hermann Essig von
strumentalen Kleides, das den Mangel an
großen Theatern zur Aufführung ange¬
Ursprünglichkeit kaum fühlbar werden läßt.
nommen wurden? Alle sieben wurden von
Theodor Antropp.
Berliner Theater.
der Zensur verboten. Nichi besser ergeht es
dem gewichtigen deutschen Schweden Adolf
Der Trommelwirbel des kleinen Auf¬
Paul, von dem fünf Dramen in Berlin
ruhrs, der Schrei der Dichter und ihrer
zur Aufführung gelangen — sollten. Der
Theatergemeinden — siehe die Maiversamm¬
Kampf gegen die Zensur ist das Alpha einer
lung des Schutzverbandes Deutscher Schrift¬
ehrlichen Theaterkulturbewegung, und es
steller! — ist nicht ohne Wirkung geblieben.
genügt wirklich nicht, ihr bloß mit from¬
Ein Vorsatz egt sich, und so weit ist er
men Wünschen das Fell zu streicheln, wie
schon Tat geworden, daß die Berliner
der Theaterkulturverband auf seiner Mann¬
Theaterleiter eine ungewöhnlich große Zahl
heimer Hauptversammlung getan hat.
von Stücken Lebender zur Aufführung er¬
Die ersten Wochen des Theaterjahres
werben. Tatsache ist, daß Reinhardt einen
bestätigen einen gewissen Aufschwung der
neuen Theaterverein gründete, der die För¬
Tatenlust. Der große Erfolg freilich stellte
derung der Jungen zur Aufgabe hat — und
sich noch nirgends ein.
daß er gleichzeitig den Zirkus Busch er¬
Würde die geschäftliche Unabhängigkeit
warb, um im Theater der Fünftausend dem
allein entscheiden, so müßte das König¬
Drama größten Stils vom nächsten Jahre
liche Schauspielhaus die geistige Füh¬
ab eine stetige Pflege zu gewähren. Tatsache
rung haben; Abhängigkeiten aber, von
ferner, daß das eine oder andere Unterhal¬
tungstheater die literarische Flagge hißt denen sich der Untertanenverstand kaum
sagender Musikus, der in fürstlichen Diensten
steht. Mozart hat durch seine Empörung
gegen die Salzburger Herren den sozialen
Stand der Musiker revolutioniert; noch mehr
aber durch seine Kunst die Musik. In „Fi¬
garos Hochzeit" zuckt die französische Re¬
volution auf, nicht weil der Tert von Beau¬
marchais stammt, sondern weil die Musik
von ihr erfüllt ist. Das deutsche Drama
ging der Entwicklung der deutschen Oper
vorauf; diese machte sich vom romanischen
Theater meit ##s
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Rundschau. „
Stuse zu Stufe“ schwankten. Man war zu= „und daß die älteren künstlerischen Bühnen
frieden, daß das traumhafte Ineinander=,
einen gesteigerten Wettbewerb mit Rein¬
spielen zweier Welten zu einigen unterhalt“
hardt ankündigen. Auf den Wettbewerb sind
nun einmal die Berliner Theater hauptsäch¬
samen phantastischen Szenen führte, und
man lobte die Kammerspiele, dag sie
lich eingestellt. Er zeitigt unter anderem die
durch die Aufführung der Komödie,(einige
Erscheinung, daß sich mehrere zugleich auf
Abwechslung in ihren Spielplan „Brachten.
das nämliche klassische Schauspiel stürzen,
Mögen die alten und jungen. Dramatiker
um einander in glänzender Aufmachung und
um neue Ideen und Ausdrucksformen ringen,
schauspielerischer Sensation zu überbieten.
Er verursacht die Treibjagden nach den
unwandelbar in ihrem Sichselbstgenügen bleibt
Neuheiten der Modelieblinge; und hat der
nur die Wiener Operette. Es wechseln wohl ihre
glückliche Jäger sein Wild zur Strecke ge¬
Titel und die Namen ihrer Autoren, aber ihr
bracht, so weidet er es aus bis zum letzten
geistiges Um und Auf scheint rettunglos dem
Gekröse. Die im Zeichen des Kassen¬
Gesetz der Trägheit verfallen. Immer ist es
magneten wirkende Bühne hat keinen Raum
seit der „Lustigen Witwe“ der große Lehar¬
für Wagnisse und für die zum Lichte Drän¬
Walzer, auf dem die Handlung aufgebaut
genden. Denen, die im Schatten stehen,
ist, damit im zweiten Finale Abschieds¬
bringt man so viel Teilnahme entgegen als
und Trennungsschmerzen sich auf den rhyth¬
angemessen ist der Befürchtung, es könnte
mischen Schwingen des Dreivierteltaktes senti¬
einmal doch einer unter ihner in den Licht¬
mental ausschmachten können, und immer ist
kegel treten. Denn er soll nicht der Magnet
irgend ein exotischer Fürst bereit, ein armes,
des bösen Nachbars werden! Deshalb kauft
treulos verlassenes Mädel zu heiraten, damit
man die Stücke hoffnungsvoller Dramatiker
der Geliebte bei seiner reuigen Rückkehr
möglichst im Ramsch zusammen, erwirbt sich
ein dramatisches Hindernis finde. Auch
in weitläufigen Verträgen das Aufführungs¬
Oskar Redbals neue Operette „Die schöne
recht und läßt sie ruhen bis zu dem Ver¬
Saskia“ macht keine Ausnahme von der
legenheitstage, der etwa dem einen oder
Regel und nach dem Erfolg, den sie bei
anderen der getäuschten Dichter zwischen den
ihrer Erstaufführung im Carltheater er¬
Serien sicherer Erfolgsstücke doch noch winkt.
zielte, darf man es den beiden Buchmachern
Das ist der Amerikanismus des Ber¬
Willner und Reichert gar nicht verübeln,
liner Theaterbetriebs. Er ist zu eingewurzelt,
daß sie die Macht der Gewohnheit als
als daß gründliche Pandlung mit einem
sichersten Faktor in ihre Rechnung stellten.
Schlage zu erwarten wäre. In nicht weni¬
Freilich, wenn Oskar Redbal musiziert,
gen Fällen hat der sich kühn gebärdende
kann es nie ganz schief gehen. Blühen seine
vorsichtige Wille des Theaterunternehmers
melodischen Einfälle auch nicht mehr so
einen verläßlichen heimlichen Verbündeten:
frisch und reich wie in „Polenblut“, so hat
die Zensur. Was will es z. B. sagen, daß
doch alles Klang, Farbe und Rhythmus
plötzlich sieben Stücke des lange unter¬
und man freut sich zum mindesten des in¬
drückten Schwaben Hermann Essig von
strumentalen Kleides, das den Mangel an
großen Theatern zur Aufführung ange¬
Ursprünglichkeit kaum fühlbar werden läßt.
nommen wurden? Alle sieben wurden von
Theodor Antropp.
Berliner Theater.
der Zensur verboten. Nichi besser ergeht es
dem gewichtigen deutschen Schweden Adolf
Der Trommelwirbel des kleinen Auf¬
Paul, von dem fünf Dramen in Berlin
ruhrs, der Schrei der Dichter und ihrer
zur Aufführung gelangen — sollten. Der
Theatergemeinden — siehe die Maiversamm¬
Kampf gegen die Zensur ist das Alpha einer
lung des Schutzverbandes Deutscher Schrift¬
ehrlichen Theaterkulturbewegung, und es
steller! — ist nicht ohne Wirkung geblieben.
genügt wirklich nicht, ihr bloß mit from¬
Ein Vorsatz egt sich, und so weit ist er
men Wünschen das Fell zu streicheln, wie
schon Tat geworden, daß die Berliner
der Theaterkulturverband auf seiner Mann¬
Theaterleiter eine ungewöhnlich große Zahl
heimer Hauptversammlung getan hat.
von Stücken Lebender zur Aufführung er¬
Die ersten Wochen des Theaterjahres
werben. Tatsache ist, daß Reinhardt einen
bestätigen einen gewissen Aufschwung der
neuen Theaterverein gründete, der die För¬
Tatenlust. Der große Erfolg freilich stellte
derung der Jungen zur Aufgabe hat — und
sich noch nirgends ein.
daß er gleichzeitig den Zirkus Busch er¬
Würde die geschäftliche Unabhängigkeit
warb, um im Theater der Fünftausend dem
allein entscheiden, so müßte das König¬
Drama größten Stils vom nächsten Jahre
liche Schauspielhaus die geistige Füh¬
ab eine stetige Pflege zu gewähren. Tatsache
rung haben; Abhängigkeiten aber, von
ferner, daß das eine oder andere Unterhal¬
tungstheater die literarische Flagge hißt denen sich der Untertanenverstand kaum