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27. Einkund Frjederbuscn
—
„Der Tell“ heißt die Oper, und ist des Kom= politik der letzten Vorkriegszeit schreiben wollte, die Neue Wiener Bühne leitete ihn durch eine
ponisten hundertstes Werk (Klavierauszug bei
und ist ein viel zu gescheiter und vornehmer] Matinee ein, in der Blei recht scharf loslegte, wor¬
Hug). Seine erste Oper „Der Bundschuh“, Worte
Mensch, als daß er es mit einer Satire versuchen
auf Werfel mit seinem gewaltigen Temperament
gleichfalls von Morold=Millenkowitsch, kam unter
würde, die aus guten Gründen gleich im Anfang
Verse las. Auch vieles andere wurde geboten;
Mahler an das Hosoperntheater; Millenkowitsch hat
stecken bleiben müßte. Diese anständige Schwank¬
leider gingen herrliche Gedichte von Trakl in der
als Musikkritiker Wagnerschen Glaubens seither die
fremdheit macht es Schnitzler schwer. Was hätte
Flut unter. Das erste Stück des Zyklus, Georg
poche hatf Gläubigen in Wort und Schrift für Reiter zu ge¬
aus dem talentvollen Schmöckchen Fliederbusch,
Kaisers „Bürger von Calais“, wirkte stark
hen muß winnen gesucht. Ein „Joseph Reiter=Bund“ wirkt
das in dem samosen „demokratischen Organ“ nach
und echt. Nur die Art des Neuen sprach sich nicht
so sehr für den bescheidenen Meister; Vorsitzender des
links und zu gleicher Zeit als Fink in einem kon¬
deutlich aus; doch war die Aufführung eine der
des hätte Bundes ist abermals Morold=Millenkowitsch. Sein
servativen nach rechts schreibt, Fink gegen Flieder¬
besten, die wir hier seit langem sahen, und die
Burg= „Tell“ nun beruft sich auf die alten Spiele der
busch, Fliederbusch gegen Fink, sonst alles werden
Kunst des Regisseurs John Gottowt, der bei Rein¬
rechen —
Schweiz. Aber ich glaube, daß diese Spiele nur
können! So aber kommt es nur zu einem Duell,
hardt viel gelernt hat, leuchtete daraus hervor. Ein
kt zweiet noch in der Schweiz und für Schweizer schaffens¬
das Fink mit Fliederbusch ausfechten muß, und
wahrer Schwall von „literarischen“ Stücken: Rilke,
e Toch¬
lebendig sind. Woher diese ihre Kraft dort heute
die herbeiströmenden Chefredakteure der beiden
Strindberg und Jungnickel ergoß sich des Nachmit¬
falles ge¬
noch rührt, das hat Gottfried Keller so schön ge¬
Blätter reißen sich um den smarten Kerl, der das
tags auf die Hörerschaft der Kammerspiele: unge¬
Stück in
zeigt. Von außen aber tritt Morold an seine
zuwege gebracht hat. Fliederbusch erreicht vom
mein anregend, gewiß aber zu viel für die Fas¬
das Be¬
Quelle heran. Und so gelingt ihm nur eine Nach¬
Fleck weg eine gewaltige Gage. Aber ein dritter,
sungskraft eines einzelnen Menschen, der leider
efühlter
ahmung des alten Spiels und seiner Formen.
ein aristokratischer Sportliebhaber und Zeitungs¬
nicht zu allen Tageszeiten der Kunst folgen kann.
te somit
Tell ist ein braver, nicht sehr bedeutender Mann,
gründer ersteht den Mann, der es so gut verstan¬
Abends wüten die Konzerte: Dann war Max
gt man
und ist der Mann seiner Frau. Frau Tell und!
den hat, gar keine Ueberzeugung zu haben. Ein
Pallenberg da, spielte (an der Volksbühne) durch¬
kommt
Geßler, dieser, hal, ein dämonischer Verführer, sie
üppiges Frühstück versöhnt alle Streiter von rechts
aus den Napoleon und sein kriegslieferantisches
“ ein
sind die eigentlichen Helden eines Spiels mit!
und von links. (Und das Stück ist vor dem Krieg
Widerspiel in einem schlimmen Schwank an einem
s Buch
Apfelschuß, Musik und Alpenglühen. Und auch ein
geschrieben!)
Abend, am andern aber — und dieser andere wie¬
fentlicht.
Regenbogen wölbt sich einher, über den die Gölter
Man lachte an diesem Abend, und man lachte
derholt sich immerzu — seinen berühmten Johann
matische
nach Walhall — nein, nur die Musik macht es
billig. Aber gerade wer von Schnitzler ein Thea¬
Nepomuk Zavadil in dem Schwank „Familie
bewun¬
einen glauben. Denn auch sie glaubt an Wagner
terstück und nicht Lösungen und Erlösungen er¬
Schimek“. Es war wunderbar, wie man endlich
Theleute
wie an den Viervierteltakt. Dabei gelingt ihr
wartet hat, wird nicht allzu bitter enttäuscht sein.
wieder lachen konnte! Pallenbergs Figur war
ußtsein
auch Hübsches und Gefälliges, gelingt ihr selbst
Das Theaterstück wird am Deutschen Volkstheater
lebendiger Daumier. Er steigerte einen kleinen
zu ver¬
Eindrucksvolles, aber es reicht an den Stoff nicht
teils schlecht und teils recht gespielt und das
Vorstadttyrannen ins Virtuose, ins Groteske. Da
Wandel
heran. Schlimm, daß man an Rossini denken muß,
Publikum wird sich kaum daran hindern lassen,
war kein Raum mehr fürs „Gemüt“. Schade!
chen zu¬
wo man nicht an Schiller denken sollte. So habe!
nachzusehen, wie es etwa in einem demokratischen
Nur ein tiefer Pessimist aus unsern Tagen kann
ten und
denn Morold, der Textdichter, jetzt wieder als
Organ, in einem Salonblatt mit Bildern, in einem
so erbarmungslos mit der Schwäche umspringen.
n wird,
Burgtheaterdirektor Millenkowitsch das Wort.
fürschtlichen Palais und bei einem Pistolenduell
Die Leute brüllten dazu, und das Leben — wie
brückten
An dem neuesten Stück von Arthur Schnitz¬
zwischen feinen Leuten hergehen mag. Man kann
sagt man's doch? — das Leben geht allenthalben
Mathe¬
ler, der Komödie „Fink und Flieder¬
sich das alles, alles natürlich auch anders denken,
weiter. Manchmal packt einen aber doch die Wut.
gangen;
busch“, die am 16. Nödembek zum erstenmar ge¬
besonders, wenn der Verfasser Schnitzler heißt.
So wenn man sehen mußte, wie der größte Teil
Bleib¬
geben wurde, mußte der Burgtheaterdirektor vor¬
Und die Kritik, die geschriebene und gesprochene
der Sammlung Lobmeyer versteigert, und an
übergehen. Sie ist zu sehr journalistisch=politisch,
Kritik dieses Stückes? Nun, Schnitzler wurde
welche Leute versteigert wurde. Für Alt zahlt
sich in¬
als daß sie im Burgtheater aufgeführt werden
tadelnd begönnert. Er ist schon der Gegenpol der
„man“ jeden Preis. Aber auch für Munkacsy!
per als
könnte, wenn sie auch gewiß niemand weh tun will
jüngsten Jugend — soviel ist gewiß. Und diese
Wer wahrt die heiligsten Güter gegen die Leute,
weizern
und auch nicht wehe tut. Schnitzler ist ein viel zu
Jugend meldet sich, sogar auf der Bühne. Ein
die jetzt überall in Europa herauskommen?
„Tell“
großer Künstler, als daß er den Schwank des
Zyklus „Die Neue Generation“ wurde auch hier,
gemacht. Wiener Journalismus und der Journalisten= wie in Frankfurt und München. angekündiat. und
27. Einkund Frjederbuscn
—
„Der Tell“ heißt die Oper, und ist des Kom= politik der letzten Vorkriegszeit schreiben wollte, die Neue Wiener Bühne leitete ihn durch eine
ponisten hundertstes Werk (Klavierauszug bei
und ist ein viel zu gescheiter und vornehmer] Matinee ein, in der Blei recht scharf loslegte, wor¬
Hug). Seine erste Oper „Der Bundschuh“, Worte
Mensch, als daß er es mit einer Satire versuchen
auf Werfel mit seinem gewaltigen Temperament
gleichfalls von Morold=Millenkowitsch, kam unter
würde, die aus guten Gründen gleich im Anfang
Verse las. Auch vieles andere wurde geboten;
Mahler an das Hosoperntheater; Millenkowitsch hat
stecken bleiben müßte. Diese anständige Schwank¬
leider gingen herrliche Gedichte von Trakl in der
als Musikkritiker Wagnerschen Glaubens seither die
fremdheit macht es Schnitzler schwer. Was hätte
Flut unter. Das erste Stück des Zyklus, Georg
poche hatf Gläubigen in Wort und Schrift für Reiter zu ge¬
aus dem talentvollen Schmöckchen Fliederbusch,
Kaisers „Bürger von Calais“, wirkte stark
hen muß winnen gesucht. Ein „Joseph Reiter=Bund“ wirkt
das in dem samosen „demokratischen Organ“ nach
und echt. Nur die Art des Neuen sprach sich nicht
so sehr für den bescheidenen Meister; Vorsitzender des
links und zu gleicher Zeit als Fink in einem kon¬
deutlich aus; doch war die Aufführung eine der
des hätte Bundes ist abermals Morold=Millenkowitsch. Sein
servativen nach rechts schreibt, Fink gegen Flieder¬
besten, die wir hier seit langem sahen, und die
Burg= „Tell“ nun beruft sich auf die alten Spiele der
busch, Fliederbusch gegen Fink, sonst alles werden
Kunst des Regisseurs John Gottowt, der bei Rein¬
rechen —
Schweiz. Aber ich glaube, daß diese Spiele nur
können! So aber kommt es nur zu einem Duell,
hardt viel gelernt hat, leuchtete daraus hervor. Ein
kt zweiet noch in der Schweiz und für Schweizer schaffens¬
das Fink mit Fliederbusch ausfechten muß, und
wahrer Schwall von „literarischen“ Stücken: Rilke,
e Toch¬
lebendig sind. Woher diese ihre Kraft dort heute
die herbeiströmenden Chefredakteure der beiden
Strindberg und Jungnickel ergoß sich des Nachmit¬
falles ge¬
noch rührt, das hat Gottfried Keller so schön ge¬
Blätter reißen sich um den smarten Kerl, der das
tags auf die Hörerschaft der Kammerspiele: unge¬
Stück in
zeigt. Von außen aber tritt Morold an seine
zuwege gebracht hat. Fliederbusch erreicht vom
mein anregend, gewiß aber zu viel für die Fas¬
das Be¬
Quelle heran. Und so gelingt ihm nur eine Nach¬
Fleck weg eine gewaltige Gage. Aber ein dritter,
sungskraft eines einzelnen Menschen, der leider
efühlter
ahmung des alten Spiels und seiner Formen.
ein aristokratischer Sportliebhaber und Zeitungs¬
nicht zu allen Tageszeiten der Kunst folgen kann.
te somit
Tell ist ein braver, nicht sehr bedeutender Mann,
gründer ersteht den Mann, der es so gut verstan¬
Abends wüten die Konzerte: Dann war Max
gt man
und ist der Mann seiner Frau. Frau Tell und!
den hat, gar keine Ueberzeugung zu haben. Ein
Pallenberg da, spielte (an der Volksbühne) durch¬
kommt
Geßler, dieser, hal, ein dämonischer Verführer, sie
üppiges Frühstück versöhnt alle Streiter von rechts
aus den Napoleon und sein kriegslieferantisches
“ ein
sind die eigentlichen Helden eines Spiels mit!
und von links. (Und das Stück ist vor dem Krieg
Widerspiel in einem schlimmen Schwank an einem
s Buch
Apfelschuß, Musik und Alpenglühen. Und auch ein
geschrieben!)
Abend, am andern aber — und dieser andere wie¬
fentlicht.
Regenbogen wölbt sich einher, über den die Gölter
Man lachte an diesem Abend, und man lachte
derholt sich immerzu — seinen berühmten Johann
matische
nach Walhall — nein, nur die Musik macht es
billig. Aber gerade wer von Schnitzler ein Thea¬
Nepomuk Zavadil in dem Schwank „Familie
bewun¬
einen glauben. Denn auch sie glaubt an Wagner
terstück und nicht Lösungen und Erlösungen er¬
Schimek“. Es war wunderbar, wie man endlich
Theleute
wie an den Viervierteltakt. Dabei gelingt ihr
wartet hat, wird nicht allzu bitter enttäuscht sein.
wieder lachen konnte! Pallenbergs Figur war
ußtsein
auch Hübsches und Gefälliges, gelingt ihr selbst
Das Theaterstück wird am Deutschen Volkstheater
lebendiger Daumier. Er steigerte einen kleinen
zu ver¬
Eindrucksvolles, aber es reicht an den Stoff nicht
teils schlecht und teils recht gespielt und das
Vorstadttyrannen ins Virtuose, ins Groteske. Da
Wandel
heran. Schlimm, daß man an Rossini denken muß,
Publikum wird sich kaum daran hindern lassen,
war kein Raum mehr fürs „Gemüt“. Schade!
chen zu¬
wo man nicht an Schiller denken sollte. So habe!
nachzusehen, wie es etwa in einem demokratischen
Nur ein tiefer Pessimist aus unsern Tagen kann
ten und
denn Morold, der Textdichter, jetzt wieder als
Organ, in einem Salonblatt mit Bildern, in einem
so erbarmungslos mit der Schwäche umspringen.
n wird,
Burgtheaterdirektor Millenkowitsch das Wort.
fürschtlichen Palais und bei einem Pistolenduell
Die Leute brüllten dazu, und das Leben — wie
brückten
An dem neuesten Stück von Arthur Schnitz¬
zwischen feinen Leuten hergehen mag. Man kann
sagt man's doch? — das Leben geht allenthalben
Mathe¬
ler, der Komödie „Fink und Flieder¬
sich das alles, alles natürlich auch anders denken,
weiter. Manchmal packt einen aber doch die Wut.
gangen;
busch“, die am 16. Nödembek zum erstenmar ge¬
besonders, wenn der Verfasser Schnitzler heißt.
So wenn man sehen mußte, wie der größte Teil
Bleib¬
geben wurde, mußte der Burgtheaterdirektor vor¬
Und die Kritik, die geschriebene und gesprochene
der Sammlung Lobmeyer versteigert, und an
übergehen. Sie ist zu sehr journalistisch=politisch,
Kritik dieses Stückes? Nun, Schnitzler wurde
welche Leute versteigert wurde. Für Alt zahlt
sich in¬
als daß sie im Burgtheater aufgeführt werden
tadelnd begönnert. Er ist schon der Gegenpol der
„man“ jeden Preis. Aber auch für Munkacsy!
per als
könnte, wenn sie auch gewiß niemand weh tun will
jüngsten Jugend — soviel ist gewiß. Und diese
Wer wahrt die heiligsten Güter gegen die Leute,
weizern
und auch nicht wehe tut. Schnitzler ist ein viel zu
Jugend meldet sich, sogar auf der Bühne. Ein
die jetzt überall in Europa herauskommen?
„Tell“
großer Künstler, als daß er den Schwank des
Zyklus „Die Neue Generation“ wurde auch hier,
gemacht. Wiener Journalismus und der Journalisten= wie in Frankfurt und München. angekündiat. und