27. Eink und Fliederbusch box 33/1
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Arhener-Keiwreg, Liet Eaueen
27067. 18 8
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Fink und gliederbusch in der „Reichspost“.
Vane Gnsae
Der Dichter hat den gesinnungslosen Schmock dadurch
Unnzeichnen wollen dan er in zuei, Bliztern entgegen¬
gesetzte Artikel schreibt, in dem einen otwas behauptet,
in dem anderen, unter anderem (Ramen, dagegen vola¬
Kunst, Wlissenschaft, Teben.
misiert. Der Schmock der „Reichspost“ macht des Dichiers
Deutsches Volkstheater. Schultlers Komödie
Phantasie zu Schänden: er polemisiert in einem und
[„Professor Bernhardi“ in Wien bislang von der=Zensur
demselben Artikel gegen sich selbst. In dem heutigen
verboten, ist im Volkstheater in vortrefflicher Aufführung er¬
Artikel der „Reichspost“ der den christlichsozialen Umfall
schienen. Das Stück versucht ein Sitten= und Zeitbild aus dem
vor den Kriegsgewinnern durch Verleumdungen der
antiskmitischen und dem jüdischen Wien zu geben, zu zeigen, wie
Sozialdemokratie beschönigen möchte, wird zuerst die
ein Kon#ikt zwischen einem Arzt und einem Gestlichen, die in¬
Aktion der Sozialdemokraten gegen das
kriegs¬
terle Angelegenheit eines Spitals, lösartig und heuchlerisch zu
gewinnerische Herrenhaus folgendermaßen erklärt:
e#em pokitischen Fall aufgebauscht und ausgiebig gegen den
Frzt, der obendrein Jude ist, ausgenützt wird. Professor Bern¬
Es ist kein Zufall, daß just zur selben Zeit in Bayern;
kardi hat den Geistlichen verhindert, einer Sterbeuden, die bei vollem
ein sozialdemokt#rischer Antrag auftaucht, der die Aufhebung
Bewußtsein sich auf dem Wege der Geneiung wähnt, die Sterbe¬
der Ersten Kammer verlangt und das Einlammersystem als!
sakramente zu reichen: das wird als Religionsstörung ausgelegt,
Bestandteil einer Verfassungsreform macht, weiche die
der Professor angeklagt und verurteilt. Nachdem er die Strafe
Sanktionsrechte der Krone beseitigen, den Adel abschaffen,
ganze
abgebüßt hat, stellt sich's heraus, daß die
Staat und Kirche trennen und den kultur= und staats¬
freilich ver¬
Angelegenheit arg entstellt war: nun
politischen Umsturz auf seine Fahnen schreibt. Auch bei uns
zichtet er darauf, daß sein Verfahren wieder ausgenommen wird,
erhebt sich, begünstigt durch die Achtlosigkeit der Gefährdeten,
er will von hüben und drüben in Ruhe gelassen sein und nur
derselbe Revolutionswind. Er segte bereits
seiner Arbeit leben. Es sind ausgedehnte fünf Akte, in denen sich
wiederholt durch die Korridore des Parla=
das abspielt; nur die ersten Akte mit einigem dramatischen Leben,
ments, seitdem der Adler=Prozeß zu
die folgenden bewegte Genreszeuen, neue Station, nächstes
einer politischen Angelegenheit
ge¬
Kapitel einer Erzählung möglichst kurzweilig aufgeputzt. Von
macht wurde und bis zuletzt die Kronrechte in der
nußenher. Immer wieder stürzt einer herein, um eine neue
sogenannten Friedensdebatte in Frage gestellt wurden.
Das
Nachricht zu bringen; unermüdlich erscheint der Diener mit einer
Herrenhaus hat sich in diesen Füllen pflichtgemäß in
seiner
neuen Visitenkarte: und der Held steht inmitten des Trubels,
erhrückenden Mehrheit gegen den Umsturz
ge¬
stellt, seine Beseitigung ist daher
nach allen Seiten ablehnend, immer dialektisch aufgelegt, skeptisch
die
erste Voraussetzung für die offen an¬
und — uninteressant. Immer dasselbe innere Bild in den
gestrebte Konventsherrschaft. Um diese
letzten drei Akten, die ermüdende Gleichförmigleit nur
handelt es sich den Sozialdemos aten,
hie und da von einem beißenden Witzwort scheinbar ge¬
um die innervolitischen Schwierigkeiten
sprengt. Um blendender Gelegenheit zu polinscher Kauserie
für ihre Ziele auszunützen.
willen ist letztes Vordringen zu dramalischer Form und Gestal¬
tung versäumt und daher ist auch die letzte dichterische Weisheit
Also es war ein revolutionärer Akt, als
lum die es Schnitzler sonst zu tun ist) nicht eufgesuicht, die hinter
die Sozialdemokraten gestern beantragt hatten, in Sachen
Erbärmlichkeit und Lächerlichkeit milde auf ein Ewigmenschliches
der Kriegsgewinnsteuer bei den Beschlüssen des Abge¬
wiese. Wir wünschen Zeit= und Thesenstücke durchaus nicht von
ordnetenhauses zu verharren. Zwar die Uebertreibung
cer Bühne verbannt; sie können echte Volksstücke werden; wir
eines Schmocks, aber nehmen wir an, es sei so. Aber
tenken an den „Pfarrer von Kirchfeld", an die Verfolgung
nachdem der Schmock also „erklärt“ hatte, polemisiert er
des Geistlichen neben der Judenverfolgung hier. Aber da
gegen sich und deutet die Sozialdemokraten wieder
seigt sich's eben, der Komödie Schnitzlers fehlt gänzlich das
folgendermaßen:
Signum der eigenen Unabhängigkeit; sie vertritt mehr Anschauungs¬
weise und Urteil einer ieliektuellen Gemeinde als eines freien
Im sozialdemokratischen Organ ist wiederholt die
Künstleis, so daß zum Schluß denn auch nichts bleibt als
Parole ausgegeben worden, Proletariat und
Zymsmus. So kann das Stück den Tag nicht überdauern und
Kavital müßten nun eine Strecke Weges
schon trägt es manche Zeichen des Welkens.
zusammengehen. Diese Schwärmerei für das
Das Volkstheater hat sich um die Aufführung außer¬
Bündnis mit dem Geldsack hat heute ihre
#identlich bemüht. Den Professor Beruhardi stellte Direktor
reale Berätigung gefunden und hat den
Bernau höchst lebendig und wahr hin: man konnte schwören, ihm
Krie sverdienern eine halbe Milliarde ins Ersparen gebracht.
schon begegnet zu sein. Die besten Künitier des Hauses wetteiferten
Um den Kriegsverdienern, den Hyänen der Kriegs¬
ctmenten: scharf
bann alananhe (Cianalterlulden
not, einige Millionen zu schonen, war
vorher das ganze Phrasenaufgebot der
Pfeudodemokratie, waren alle Stimmen
der Sozial demokraten aufgeboten worden,
die die rechtzeitige Heranziehung der Kriegsverdiener an den
Kriegslasten vereitelt haben. Die Schutzengel“ der Arbeiter
versagten, denn sie waren als Schutzengel der Kriegsver¬
diener engagiert.
Meeen
11000
zoben sich die einzelnen Aerztetypen voneinander ab: Homma
Also da soll der Satiriker eine Komödie über den
geschmeidig. Götz verträumt, Kutschera schusselig, Forest
Schmock von heute schreiben, wo doch ein Artikel der
anatisch, Fürth wohlredend waren wohl zu merken. Klitsch
„Reichspost“ den Schmock besser erkennen läßt als jede
us Unterrichtsminister zeigte hohe Kunst des Charakterisierens;
ironische Schilderung! Daß der Schmock dabei die Ab¬
dem Pfarrer lieh Herr Onno seine verhaltene Leidenschaftlichkeit
änderung in dem Gesetz über die Unfallversicherung der
and „machte gute Figur. Den „Viroler Assistenten sprach
Bergarbeiter dahin wiedergibt, daß „das Herrenhaus eine
Teühler in einem verbotenen Wicher Vorstadtdialekt; allerdings,
von der Regierung beanstandete Bestimmung gestrichen
Hochrottzpoininer ist auch kein in Tirol bes#nscher Nome. M. M.„
habe, die eine prinzipielle Festsetzung der Mindestlohn¬
forderung der Arbeiterschaft enthielt", ist eine Sache für
sich; der Esel, der da über Gesetze redet, weiß nämlich
nicht, daß diese Bestimmung in einem ganz anderen Gesetz
steht, nämlich in dem über die Lohnzahlung im Bergbau.
Wen auch soll sich Schmock um Arbeitergesetze kümmern;
die stehen doch nicht dafür, daß man sie liest!
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Arhener-Keiwreg, Liet Eaueen
27067. 18 8
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Fink und gliederbusch in der „Reichspost“.
Vane Gnsae
Der Dichter hat den gesinnungslosen Schmock dadurch
Unnzeichnen wollen dan er in zuei, Bliztern entgegen¬
gesetzte Artikel schreibt, in dem einen otwas behauptet,
in dem anderen, unter anderem (Ramen, dagegen vola¬
Kunst, Wlissenschaft, Teben.
misiert. Der Schmock der „Reichspost“ macht des Dichiers
Deutsches Volkstheater. Schultlers Komödie
Phantasie zu Schänden: er polemisiert in einem und
[„Professor Bernhardi“ in Wien bislang von der=Zensur
demselben Artikel gegen sich selbst. In dem heutigen
verboten, ist im Volkstheater in vortrefflicher Aufführung er¬
Artikel der „Reichspost“ der den christlichsozialen Umfall
schienen. Das Stück versucht ein Sitten= und Zeitbild aus dem
vor den Kriegsgewinnern durch Verleumdungen der
antiskmitischen und dem jüdischen Wien zu geben, zu zeigen, wie
Sozialdemokratie beschönigen möchte, wird zuerst die
ein Kon#ikt zwischen einem Arzt und einem Gestlichen, die in¬
Aktion der Sozialdemokraten gegen das
kriegs¬
terle Angelegenheit eines Spitals, lösartig und heuchlerisch zu
gewinnerische Herrenhaus folgendermaßen erklärt:
e#em pokitischen Fall aufgebauscht und ausgiebig gegen den
Frzt, der obendrein Jude ist, ausgenützt wird. Professor Bern¬
Es ist kein Zufall, daß just zur selben Zeit in Bayern;
kardi hat den Geistlichen verhindert, einer Sterbeuden, die bei vollem
ein sozialdemokt#rischer Antrag auftaucht, der die Aufhebung
Bewußtsein sich auf dem Wege der Geneiung wähnt, die Sterbe¬
der Ersten Kammer verlangt und das Einlammersystem als!
sakramente zu reichen: das wird als Religionsstörung ausgelegt,
Bestandteil einer Verfassungsreform macht, weiche die
der Professor angeklagt und verurteilt. Nachdem er die Strafe
Sanktionsrechte der Krone beseitigen, den Adel abschaffen,
ganze
abgebüßt hat, stellt sich's heraus, daß die
Staat und Kirche trennen und den kultur= und staats¬
freilich ver¬
Angelegenheit arg entstellt war: nun
politischen Umsturz auf seine Fahnen schreibt. Auch bei uns
zichtet er darauf, daß sein Verfahren wieder ausgenommen wird,
erhebt sich, begünstigt durch die Achtlosigkeit der Gefährdeten,
er will von hüben und drüben in Ruhe gelassen sein und nur
derselbe Revolutionswind. Er segte bereits
seiner Arbeit leben. Es sind ausgedehnte fünf Akte, in denen sich
wiederholt durch die Korridore des Parla=
das abspielt; nur die ersten Akte mit einigem dramatischen Leben,
ments, seitdem der Adler=Prozeß zu
die folgenden bewegte Genreszeuen, neue Station, nächstes
einer politischen Angelegenheit
ge¬
Kapitel einer Erzählung möglichst kurzweilig aufgeputzt. Von
macht wurde und bis zuletzt die Kronrechte in der
nußenher. Immer wieder stürzt einer herein, um eine neue
sogenannten Friedensdebatte in Frage gestellt wurden.
Das
Nachricht zu bringen; unermüdlich erscheint der Diener mit einer
Herrenhaus hat sich in diesen Füllen pflichtgemäß in
seiner
neuen Visitenkarte: und der Held steht inmitten des Trubels,
erhrückenden Mehrheit gegen den Umsturz
ge¬
stellt, seine Beseitigung ist daher
nach allen Seiten ablehnend, immer dialektisch aufgelegt, skeptisch
die
erste Voraussetzung für die offen an¬
und — uninteressant. Immer dasselbe innere Bild in den
gestrebte Konventsherrschaft. Um diese
letzten drei Akten, die ermüdende Gleichförmigleit nur
handelt es sich den Sozialdemos aten,
hie und da von einem beißenden Witzwort scheinbar ge¬
um die innervolitischen Schwierigkeiten
sprengt. Um blendender Gelegenheit zu polinscher Kauserie
für ihre Ziele auszunützen.
willen ist letztes Vordringen zu dramalischer Form und Gestal¬
tung versäumt und daher ist auch die letzte dichterische Weisheit
Also es war ein revolutionärer Akt, als
lum die es Schnitzler sonst zu tun ist) nicht eufgesuicht, die hinter
die Sozialdemokraten gestern beantragt hatten, in Sachen
Erbärmlichkeit und Lächerlichkeit milde auf ein Ewigmenschliches
der Kriegsgewinnsteuer bei den Beschlüssen des Abge¬
wiese. Wir wünschen Zeit= und Thesenstücke durchaus nicht von
ordnetenhauses zu verharren. Zwar die Uebertreibung
cer Bühne verbannt; sie können echte Volksstücke werden; wir
eines Schmocks, aber nehmen wir an, es sei so. Aber
tenken an den „Pfarrer von Kirchfeld", an die Verfolgung
nachdem der Schmock also „erklärt“ hatte, polemisiert er
des Geistlichen neben der Judenverfolgung hier. Aber da
gegen sich und deutet die Sozialdemokraten wieder
seigt sich's eben, der Komödie Schnitzlers fehlt gänzlich das
folgendermaßen:
Signum der eigenen Unabhängigkeit; sie vertritt mehr Anschauungs¬
weise und Urteil einer ieliektuellen Gemeinde als eines freien
Im sozialdemokratischen Organ ist wiederholt die
Künstleis, so daß zum Schluß denn auch nichts bleibt als
Parole ausgegeben worden, Proletariat und
Zymsmus. So kann das Stück den Tag nicht überdauern und
Kavital müßten nun eine Strecke Weges
schon trägt es manche Zeichen des Welkens.
zusammengehen. Diese Schwärmerei für das
Das Volkstheater hat sich um die Aufführung außer¬
Bündnis mit dem Geldsack hat heute ihre
#identlich bemüht. Den Professor Beruhardi stellte Direktor
reale Berätigung gefunden und hat den
Bernau höchst lebendig und wahr hin: man konnte schwören, ihm
Krie sverdienern eine halbe Milliarde ins Ersparen gebracht.
schon begegnet zu sein. Die besten Künitier des Hauses wetteiferten
Um den Kriegsverdienern, den Hyänen der Kriegs¬
ctmenten: scharf
bann alananhe (Cianalterlulden
not, einige Millionen zu schonen, war
vorher das ganze Phrasenaufgebot der
Pfeudodemokratie, waren alle Stimmen
der Sozial demokraten aufgeboten worden,
die die rechtzeitige Heranziehung der Kriegsverdiener an den
Kriegslasten vereitelt haben. Die Schutzengel“ der Arbeiter
versagten, denn sie waren als Schutzengel der Kriegsver¬
diener engagiert.
Meeen
11000
zoben sich die einzelnen Aerztetypen voneinander ab: Homma
Also da soll der Satiriker eine Komödie über den
geschmeidig. Götz verträumt, Kutschera schusselig, Forest
Schmock von heute schreiben, wo doch ein Artikel der
anatisch, Fürth wohlredend waren wohl zu merken. Klitsch
„Reichspost“ den Schmock besser erkennen läßt als jede
us Unterrichtsminister zeigte hohe Kunst des Charakterisierens;
ironische Schilderung! Daß der Schmock dabei die Ab¬
dem Pfarrer lieh Herr Onno seine verhaltene Leidenschaftlichkeit
änderung in dem Gesetz über die Unfallversicherung der
and „machte gute Figur. Den „Viroler Assistenten sprach
Bergarbeiter dahin wiedergibt, daß „das Herrenhaus eine
Teühler in einem verbotenen Wicher Vorstadtdialekt; allerdings,
von der Regierung beanstandete Bestimmung gestrichen
Hochrottzpoininer ist auch kein in Tirol bes#nscher Nome. M. M.„
habe, die eine prinzipielle Festsetzung der Mindestlohn¬
forderung der Arbeiterschaft enthielt", ist eine Sache für
sich; der Esel, der da über Gesetze redet, weiß nämlich
nicht, daß diese Bestimmung in einem ganz anderen Gesetz
steht, nämlich in dem über die Lohnzahlung im Bergbau.
Wen auch soll sich Schmock um Arbeitergesetze kümmern;
die stehen doch nicht dafür, daß man sie liest!
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