II, Theaterstücke 27, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten (Journalisten, Der Unsichtbare und die zwei Schatten), Seite 109

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27. Eink und Fliederbusch
fast 59#
in und ließ schien.
uind schwächt sich
gener nicht Lachen erschallen.
In der japanisch¬
Ich staunte und schamte mich. Du¬
In die Hande der Armen geraten. In Wien kann heute
rei zige und höchste Wahr
ein Wohlhabender nicht um schweres Geld gewisse. Lebens= Mensch, der vorhin noch gewinselt hatre.

S

Alles übrige ist
daß die Eroberung 3
venme Beischlafsmaglichketan (auf dem das „Selbst= busch“ werden lassen, als ein Produkt aus flachster Jour¬
gebnis des japanisch=
bestimmungsrecht noch den besten Sinn hat) ist sonach weisheit und falsch einschätzender Gesinnungsarmul.
Immerhin auch das wäre zuguterletzt zu ertragen, mischte Revanche für 1895; fl
der erste wirkliche Waffenstillständ geschlossen worden.
Simonoseki, durch dei
sich nicht immer wieder die unerträgliche Lüge vom spe¬
Nichtsdestoweniger will der alternde Schnitzler dieses un¬
reich mit vereinten K¬
zifisch wienerischen Talent und der „eigenartigen“ öster¬
erschöpfliche Gebiet, das er als unbestrittene Meister be¬
zwerjährigen chmnesisch
reichischen „Liebenswürdigkeit“ bei. Nichts von alledem.
herrscht, augenscheinlich verlassen. Aus dem Boudoir,
Halbinse. Ligotung g
ist wahr; wahr ist nur diese beispiellose geistige Gottver¬
vom „einsamen Weg“ des Problems hinweg (ob ein
lassenheit, die schon den alten Kürnberger schmerzte, und
Zwei Jahre späte
Fünfundvierzigjähriger und ein achtzehnjähriges Mäd¬
die uns traurigerweise auszeichnet vor em ührigen deut¬
Kiautschau. Japan ha
chen sich noch verständigen können), stürmte der Dichter
schen Geistesleben.
hielt es Abred
das volle Menschenleben, soweit es sich im Reichsrat
Abrechnung
offenbart; aber es ist ein anderes, die psychischen Unter¬
Seither p
gründe des Ehebruchs zu verstehen, ein anderes, der
In der Wiener Hofoper spielen sie jetzt eine Oper
mit einer furchtbar sie
Tagespolitik ins Herz zu blicken; der Dichter strandete
von, Zeigek=Blankenau, der in den Häusern des Wiener
mehr widerfahren..
hilflos mit seinem Wrack einer bodensos einfältigen
Hochadels Musikunterricht erteilt. Die Premiere, besetzt
Es hört die Sir
Komödie
mit einem Publikum von dankbaven Schülern, brachte
Vergebliche Rufe. Ja
dem Autor einen großen Erfolg, dessen einziger Leidtra¬
Wie kommi man, fragte ich mich, zu solchen Ergeb¬
ein, für die Weißen
gender Friedrich Schiller war. Der Wert des Dramas
lander, der dazu Sit
„Kabale und Liebe“ liegt heute nur mehr in seiner auf¬
nissen eines verblüffenden geistigen Zusammenbruchs?
diesem Punkte weni
rechten Gesinnung, die den Mut hat, sich vor keinerlei
Wie wird man, auf die alten Tage, als Jude ein jüdischer
Niedertracht zu beugen. Form und Inhalt decken nicht
voll als der Franzo
Antisemit? Welche Kette von Erlebnissen ist dazu not¬
die Blöße der Voraussetzungen, aus denen der Konflikt
Europa. Er, weiß wo
wendig, dieselbe Presse zu bespeien, der man, als zarter
daß wenn Japan sei
Ferdinands und Luisens hervorging. Der Tertdichter (ein
Alkovenpoet, eine weit über den Gegenstand hinaus¬
Beamter des Wiener Magistrats) sah nur die Stationen
dieser Westen füru
ragende Unsterblichkeit verdänkt? Aus jenem unheilvollen
Gemisch von Weltanschauungen und Lebensansichten, wie
dieser Leidensgeschichte, die als rohgezimmerte Opern= bedeutete: die Küst
sie auf dem Wiener Boden emporwachsen, aus dieser
handlung übrig blieben, eine verschwächlichte Affäre, ohne
Indien. Alles übri
darüber weiße Men
innere Glaubwürdickeit, die immerhin von einem starken
lauen Flauheit der Gesinnung, aus dieser Halbheit der
Komponisten manches hätte empfangen können. Aber wo
Gefühle, aus der Unterschäßung aller Werte, so der Rasse
Sie lassen Jäp
zukommen, aus der liebenswürdigen Ueberschätzung der
gäbe es jetzt die starken Kompönisten, die Dramatiker aus
schwellen.
schönen Worte, die sich nirgend so wohl fühlt wie hier,
Notwendigkeit, aus einer Ueberfülle der Seele? Mit un¬
Der Friede v#
verbindlichen Redensarten, die ihre Farbe aus der neu¬
endlich aus diesem schrecklichen Mangel an reiner Ver¬
unzufriedenes Japan
romanischen Opernüberlieferung holen, ist wenig getan.
nunft, die in der Taktlosigkeit ein Zeichen von Genie und.
bekam es keine En
in der Undankbarkeit einen Beweis für Individualität
Können ohne Kunst führt zu halber Freude. Immerhin
und Schuldenauf sich
erblickt. Man lebt hier unglaublich lange von veralteten
war die Luise des Fräuleins Lehmann ein Erlebnis für
Leben zu rufenz um
Maßstäben, kommt mit den nichtsnutzigsten Phrasen
sich; sie spielte und sang ohne irgendwelche bewährte Mit¬
bauen, um die Insel
fahrzehntelang aus. So entstanden in Wien Kultur,
tel, und schritt, eine Idealgestalt holder Wirklichkeit, wie
Auswandererschwärn
Litératur, Kunst und leider auch Wissenschaft und Philo¬
durch einen bösen Traum. Die Unzulänglichkeit des Li¬
Staaten zu senden,d
brettisten, die Ratlosigkeit des Tondichters reichten nicht
sophie: aus einer Oberschicht der Dinge, aus einem
Länder verwehrt. D
Minimum von echter Empfindung und einem Maximum
an sie heran. Unberührt vom matten Gang der Dinge,
eigenartige innere
von Pose. Diese bucklige Wiener Welt, die Mach für einen
versuchte sie, auf die einfachste Weise von der Welt, glaub¬
Ursprung darin, daß
Ghllosophen und die „Demokratie" für ein Lösungsmittel
haft zu sein. Ihr feiner Verstand und ihre holde Weib¬
der der Arbeiter zu
viel tiefer sitzender Schmerzen hält, hat auch Artur
lichteit standen schützend vor den Autoren.
mehr bestand. Der
Schnitzler geboren und seine Komödie „Fink und Flieder¬