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27. Eink-und Friederbusch
bure sind. Dennoch hat das kapitalistische System der
Stimme ist zwar schön, aber es fehlt ihr die Weichheit, die den
die meisten bürgerlichen Zeitungen zu reinen Geld¬
Gesang der Doninger so gefällig und angenehm machte, und auch
macht, gar viele ihrer Redakteure zu Lohnschreibern her¬
in der Trallerie war ihr diese über. Aber da kein Ueberfluß an
Nicht Fisch, nicht Fleisch, wer erkennt auch nicht, ihr
erstklassigen Operettensoubretten vorhanden ist, wird das Engage¬
haben Burgfrieden und lassen den Schleier ungelüftet.
ment von Frl. Grünberg wohl perfekt werden.
aben die von Herrn Hellmer vorzüglich geleitete Auf¬
In der Rolle der Adele gewann Frl. Grünberg schon beim
hm Sonntag gesehen, die viel Beifall fand. Das Neue
ersten Auftritt das Publikum durch ihr ganz vorzügliches Spiel.
ingt das Stück mit seinem, ihm besonders in Lustspielen
Das hüpft und tanzt und singt so schön, daß es das Publikum zu
schick auf die Bühne. Die fließende Handlung, die gut
Beifallsstürmen auf offener Bühne fortreißt. Man hätte dieser Adele
Personen und die feinen Dialoge haben eine gute
noch stundenlang mit zusehen und zuhören können. Frl. Grünberg
mit etlichen Ausnahmen gute Sprecher gefunden. Paul
wäre sicher ein Gewinn für unsere Oper.
ls Fink=Fliederbusch zeichnet diese Gestalt sehr sein. Es
beidene, talentierte Schreiber, der eigentlich wider seinen
sonderbaren „Held“ wird. Herr Kner als Füllmann
Demokrat vom Vollbart bis zum Bratenrock. Herr
hätte aus dem Kajetan mehr machen können und Herr
nimmt seine Rolle zu tragisch ernst, während Herr
un gar zu sehr den Komödianten hervorkehrt. Oder
8 bei ihm nur im Gefühl? Leuchter findet in dem Herrn
e einen guten Vertreter, wie auch die anderen Re¬
n durch die Herren Lobe Grüning, Reimann
dergegeben werden. Durch die Herren Laskowski
lburg ist die elegante, duellwütige Welt gut vertreten.
hner ist ein Graf, dem niemand widerstehen kann und
her noch andere Herzen und Gesinnungen beugen wür¬
k=Fliederbusch. Die einzige weibliche Figur des Stückes
stin Priska. Der Dichter stellt sie meisterhaft mit
richen hin. So kann eben nur ein Wiener Frauen
Zeitung: Berliner Jageblatt
Frl. Sangora läßt Straußsche Melodien in uns wach
Morgenausgabe.
M.
Adresse:
aus. Als Hanni in der Operette „Frühlingsluft" und
in Strauß' „Fledermaus“ gastierte am Samstag und
kl. Elsa Grünberg vom Thaliatheater in Berlin
Datum:
igagement. Sie soll Frl. Doninger ersetzen. Weshalb
B
sympathische Operettensonbrette hat ziehen lassen, ist
O0 Theater im Reich. Aus Leipzig meldet unser Korréspon¬
noch unklar. Jedenfalls zeigt sich, daß ein Ersatz
finden ist, als man glaubte. Frl. Grünberg ist eine
dent: Wilhelm Schmidtbonns Wiedertäuferspiel „Die Stadt
ut bekannte Soubrette mit einer nicht gerade großen,
der Besessenen“, das lange verboten war, hatte nach Umarbei¬
n Höhenlagen guten Stimme und einem munteren
tung des dritten Aktes am Sonnabend die Uraufführung im Aten
fand sie auch hier mit der Art, wie sie die beiden Dienst¬
Stadttheater. Die vom Intendanten Martersteig vorbereitete Auf¬
en gab, lauten Beifall. Aber bei aller Anerkennung
führung fand hier nur eine kühle Aufnahme. — Im Neuen
rischen und gesanglichen Tüchtigkeit, kann doch gesagt
Theater zu Frankfurt a. M., hatte Artur Schnitzlers
as besseres wie die Doninger bietet sie nicht. Ihre
Journalistenstück „Fink und Fliederbusch' (über dessen gute
Aufnahme in Wien berichtet wurde) nur einen Achtungserfolg. In der
Doppelrolle Fink- Fliederbusch gab Graetz eine wirksame Bühnenfigur.
Eine neue Bearbeitung von Mozarts „Don Juan“, durch
welche die Oper mit nur einer Pause in zweieinhalb Stunden ge¬
geben werden kann, ist von dem Direktor Bogeler vom Magde¬
burger Stadttheater vorgenommen und an der Magbeburger
Bühne mit Erfolg gegeben worden. Vogeler sorgt durch Anwendung
eines neutralen, durch plastische Säulen von der hinteren Bühne ge¬
trennten Vorraums, die Handlung während der Verwandlung in Fluß
zu halten und gibt durch Wiederherstellung des meistens gestrichenen
Schlußsextetts dem Werke den ursprünglich sonnigen Charakter
wieder. Die Trennung der Rezitative von den Arien, erfolgt ge¬
schickt unter sorasamer Wahrung des harmonischen Gesamteindruckes.
e
27. Eink-und Friederbusch
bure sind. Dennoch hat das kapitalistische System der
Stimme ist zwar schön, aber es fehlt ihr die Weichheit, die den
die meisten bürgerlichen Zeitungen zu reinen Geld¬
Gesang der Doninger so gefällig und angenehm machte, und auch
macht, gar viele ihrer Redakteure zu Lohnschreibern her¬
in der Trallerie war ihr diese über. Aber da kein Ueberfluß an
Nicht Fisch, nicht Fleisch, wer erkennt auch nicht, ihr
erstklassigen Operettensoubretten vorhanden ist, wird das Engage¬
haben Burgfrieden und lassen den Schleier ungelüftet.
ment von Frl. Grünberg wohl perfekt werden.
aben die von Herrn Hellmer vorzüglich geleitete Auf¬
In der Rolle der Adele gewann Frl. Grünberg schon beim
hm Sonntag gesehen, die viel Beifall fand. Das Neue
ersten Auftritt das Publikum durch ihr ganz vorzügliches Spiel.
ingt das Stück mit seinem, ihm besonders in Lustspielen
Das hüpft und tanzt und singt so schön, daß es das Publikum zu
schick auf die Bühne. Die fließende Handlung, die gut
Beifallsstürmen auf offener Bühne fortreißt. Man hätte dieser Adele
Personen und die feinen Dialoge haben eine gute
noch stundenlang mit zusehen und zuhören können. Frl. Grünberg
mit etlichen Ausnahmen gute Sprecher gefunden. Paul
wäre sicher ein Gewinn für unsere Oper.
ls Fink=Fliederbusch zeichnet diese Gestalt sehr sein. Es
beidene, talentierte Schreiber, der eigentlich wider seinen
sonderbaren „Held“ wird. Herr Kner als Füllmann
Demokrat vom Vollbart bis zum Bratenrock. Herr
hätte aus dem Kajetan mehr machen können und Herr
nimmt seine Rolle zu tragisch ernst, während Herr
un gar zu sehr den Komödianten hervorkehrt. Oder
8 bei ihm nur im Gefühl? Leuchter findet in dem Herrn
e einen guten Vertreter, wie auch die anderen Re¬
n durch die Herren Lobe Grüning, Reimann
dergegeben werden. Durch die Herren Laskowski
lburg ist die elegante, duellwütige Welt gut vertreten.
hner ist ein Graf, dem niemand widerstehen kann und
her noch andere Herzen und Gesinnungen beugen wür¬
k=Fliederbusch. Die einzige weibliche Figur des Stückes
stin Priska. Der Dichter stellt sie meisterhaft mit
richen hin. So kann eben nur ein Wiener Frauen
Zeitung: Berliner Jageblatt
Frl. Sangora läßt Straußsche Melodien in uns wach
Morgenausgabe.
M.
Adresse:
aus. Als Hanni in der Operette „Frühlingsluft" und
in Strauß' „Fledermaus“ gastierte am Samstag und
kl. Elsa Grünberg vom Thaliatheater in Berlin
Datum:
igagement. Sie soll Frl. Doninger ersetzen. Weshalb
B
sympathische Operettensonbrette hat ziehen lassen, ist
O0 Theater im Reich. Aus Leipzig meldet unser Korréspon¬
noch unklar. Jedenfalls zeigt sich, daß ein Ersatz
finden ist, als man glaubte. Frl. Grünberg ist eine
dent: Wilhelm Schmidtbonns Wiedertäuferspiel „Die Stadt
ut bekannte Soubrette mit einer nicht gerade großen,
der Besessenen“, das lange verboten war, hatte nach Umarbei¬
n Höhenlagen guten Stimme und einem munteren
tung des dritten Aktes am Sonnabend die Uraufführung im Aten
fand sie auch hier mit der Art, wie sie die beiden Dienst¬
Stadttheater. Die vom Intendanten Martersteig vorbereitete Auf¬
en gab, lauten Beifall. Aber bei aller Anerkennung
führung fand hier nur eine kühle Aufnahme. — Im Neuen
rischen und gesanglichen Tüchtigkeit, kann doch gesagt
Theater zu Frankfurt a. M., hatte Artur Schnitzlers
as besseres wie die Doninger bietet sie nicht. Ihre
Journalistenstück „Fink und Fliederbusch' (über dessen gute
Aufnahme in Wien berichtet wurde) nur einen Achtungserfolg. In der
Doppelrolle Fink- Fliederbusch gab Graetz eine wirksame Bühnenfigur.
Eine neue Bearbeitung von Mozarts „Don Juan“, durch
welche die Oper mit nur einer Pause in zweieinhalb Stunden ge¬
geben werden kann, ist von dem Direktor Bogeler vom Magde¬
burger Stadttheater vorgenommen und an der Magbeburger
Bühne mit Erfolg gegeben worden. Vogeler sorgt durch Anwendung
eines neutralen, durch plastische Säulen von der hinteren Bühne ge¬
trennten Vorraums, die Handlung während der Verwandlung in Fluß
zu halten und gibt durch Wiederherstellung des meistens gestrichenen
Schlußsextetts dem Werke den ursprünglich sonnigen Charakter
wieder. Die Trennung der Rezitative von den Arien, erfolgt ge¬
schickt unter sorasamer Wahrung des harmonischen Gesamteindruckes.
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