— — —
*
Frankfurter Theaterbrief.
Frankfurt a. M., 18. November.
Das Neue Theater, die kleine vornehme Westend¬
bühne unter der Leitung von Hellmer und Reimann,
hat sich im vorigen Winter durch seine „Literarischen
Gesellschaftsabende“ Ruhm erworben; es hatte die Ent¬
schlußkraft zur Uraufführung von René Schickeles „Haus
im Schnakenloch" und Georg Kaisers „Bürger von
Calais“. Nachdem Dr. Zeiß aus Dresden seit
Herbst die Leitung der Vereinigten
Stadttheater
(Schauspielhaus
und
Opernhaus) übernommen
hat, ist dem Neuen Theater ein ebenbürtiger
Nebenbuhler erwachsen. Der sachlich geführte Wett¬
bewerb gestaltet Frankfurt zu einem Brennpunkt uns
deutschen Theaterlebens. Nach einer unter Gerhart
Hauptmanns Mitwirkung erfolgten, glänzenden Neuein¬
studierung des „Florian Geyer“ brachte des
Dr. Zeiß' erste literarische Neuheit: Carl Sternheims
„Perleberg“ eine Enttäuschung. In Sternheims
früheren „Komödien aus dem bürgerlichen Heldenleben“
wie „Die Hose", „Die Kassette", „Bürger Schippel“,
glaubte man den Dichter als eigenen zu erkennen.
Sie waren Persiflagen des Spießertums; aber zu¬
gleich schüttelte der Verfasser an allen anderen Be¬
griffen der irdischen und der unirdischen Welt.
Und er tat es in einer Form, die die Gestalten über
die tatsächliche Wirklichkeit hinaushebt, die sie mit den
flimmernden Lichtern der Phantasie und der Unwirklich¬
keit umspielt, bis schließlich die Gestalten hinter den
Worten zu versinken beginnen. Anders Sternheims
jüngst gespieltes Lustspiel „Perleberg : In den beiden
ersten Aufzügen unterscheidet es sich kaum von dem
früheren bürgerlichen Lustspiel der mittleren Linie:
„Kotzebue, Kotzebue“ wisperte es durch das Haus. Erst
im dritten Aufzug, der den Kampf um die Entwickelung
des märkischen Sandnestes Perleberg zum neuzeitlichen
Badeort zum Abschluß bringt, leuchtet der scharfe Geist
des Satirikers des bürgerlichen Heldenlebens durch,
klingt eine eigene Note an.
Von stärkerem literarischen Interesse war die Ur¬
aufführung von Georg Kaisers „Zentaur im
Schauspielhaus. Der Titel ist weit hergeholt. Der
schüchtern verliebte Oberlehrer wird, um seine Befähi¬
gung zur Ehe zu erproben, in ein sehr reales Liebes¬
abenteuer mit Folgen verwickelt, das ihn fast um die
wirkliche Braut bringt; er leistet übermenschliches, er
fühlt sich als „Zentaur“. Die Gestalten sind stark als
Typen stilisiert, das Stück führt bis zur äußersten Linie
der noch künstlerischen Groteske. Wenige Tage später
brachte das Neue Theater — gleichfalls als Uraufführung —
Kaisers ernstgestimmtes Schauspiel „Die Koralle“.
Auch hier das Streben nach einer Abwendung von
jedem Naturalismus; auch hier eine Typisierung der
Gestalten. Der im Mittelpunkte stehende Milliardär
verkörpert den märchenhaften Reichtum. Doch ihm
fehlt das Glück, wie es in der Erinnerung an eine
sonnige Jugendzeit liegt. Er sucht diese Erinnerung
sich zu eigen zu machen, indem er sie seinem Sekretär,
einem Doppelgänger, von dem er sich nur durch eine
an der Uhr getragene „Koralle“ äußerlich unterscheidet,
entwendet und hierzu den Sekretär erwordet. Ist auch
die Einheitlichkeit des Stiles noch nicht vollständig
durchgeführt, so ist doch mit diesem Werk ein inter¬
essanter und wertvoller Schritt auf der von Georg
Kaiser angestrebten expressionistischen Durchgeistigung
des Dramas getan.
Mit starker Jutensität wurde und wird Friedrich
Sebrechts „David“ der von dem Schauspiel¬
hause in der vorigen Woche uraufgeführt wurde, in der
deutschen Presse angekündigt. Mehr als ein ernstes
Wollen — die selbstverständliche Voraussetzung jedes
Kunstwerkes — und eine gespannte Rhetorik vermochte
ich in dem Schauspiel des jungen Leipzigers nicht zu
entdecken. Weder gibt es eine Fortführung des seit¬
herigen, auf Psychologie eingestellten Dramas, noch stellt
es eine Stufe zu dem neuen expressionistischen Schau¬
spiel dar. Es könnte ein Operntext sein, zu dem noch
die Musik fehlt.
Als jüngste Neuheit brachten Hellmer und Reimann
gestern Arthur Schnitzler Fink und Flieder¬
busch“, eine Perfiftage des Journalismus. Auch
Schnitzler wird älter. Die Zeiten, da er mit zarter
Hand die Liebessäden des süßen Mädels spann oder
die Irr= und Wirrgänge einer mondainen Ehe enthüllte,
scheinen vorüber zu sein. In „Professor Bernhardi“
gab er wirkungsvolle Tendenz, in „Fink und Flieder¬
busch“ spielt er mit der Negierung jeder eigenen Ueber¬
zeugung. Man spürt den kultivierten Sinn des Ver¬
fassers, seine Worte fallen, doch es fehlt der Komödie
die überzeugende Kraft, die Grenze des Feuilletonismuß
ist nicht fern. Immerhin war die Aufnahme bei guter
Darstellung — Paul Graetz ein diskret charakterisiergli¬
der Fliederbusch — recht beifällig.
Dr. H.
Beiher Beroch, Grutese
Abendausgabe
Berlin
Theater und Musik
„Fink und Fliederbusch'.
Frankfurt a. M., Ende November.
Die jüngste Komödie Arthur Schnitzlers
im Neuen Theater nur einen Durch¬
serfolg. Es haftet dieser Snob= und Jour¬
nsphäre offenbar zu viel österreichisches Lokal¬
an, als daß ihr satyrischer Witz hier den
Eingang fände. Außerden: aber
pendelt
ler diesmal mit erstaunlicher Unsicherheit)
en Lustspiel und Groteske, und schon die zür
ung d
Situation notwendigen „Monologe“
seines Komödienhelden mit der doppelten Moral
zeigen, wie wenig leicht ihm der technische Ausgleich
wird. Der dritte Akt verrät etwas mehr Farbe, und
nach ihm war auch der Beifall um einiges stärker.
Direktor Hellmer gab der Aufführung eine hübsche
Szenerie; darstellerisch war sie ziemlich ungleich¬
maßig. Den schmiegsamen Doppelschreiber spielte
Paul Graetz mit fast ängstlicher Zurückhaltung,
während Figuren wie der politische Redakteur Füll¬
mann (Hermann Kner) und der Reporter Kajetan
(Adam Kuckhoff) unmöglich karikaturistisch, ware
Gefällige Leistungen boten Poldi Sango###d
Max Brückner,
„CM.
Pau4ner
32i9n
Neues 8 Uhr Blaté
Wien.
(Artur Schnitzlers) neue K.mödie „Fnk und
Fl4derbusch“ erztelle auch I. J nur einen Achtungs¬
erfolg. Die Kriik stellt fest, das „Schnitzler diesmal mit
esstaunlicher Unsicherhen zwischen Lustswel und Groteske
Rep#elt, und daß schon die zur Klärung der Situation
#btwendigen „Monologe“ seines Somödienholden mit der
doppelten Moral zeigen, wie wenig leicht“ ihm der lech¬
niche Ausgleich wird.“
Gselenesgebe ehne Genth
Ausachnitt ause
L-HIA TANF
vom:
Literarisches Ceneruissac, Hohzeig
Frankfurt a. M. „Fink und Fliederbusch““: man glaubt, eine
frühlingsfrobe, lachende Komödie vor sich zu haben mit Finkenschlag
und Fliederduft. Doch nichts von alledem. Schon der Titel der neuen
Komodte den Artbur Scmfreenmmene das ganze Stuck,
das uns statt in frische, freie Luft mitten in die Müfsige Redaktions¬
stubenatmosphäre zweier gegnerischer Wiener Blätter hineinführt (s. oben
Sp. 361 fg. den Bericht über die Wiener Uraufführung). Es gibt einige
wirklich komische Szenen im letzten Akt. Ein paar Auseinandersetzungen
Schnitzlei'scher Art über den politischen Journalismus, über die Wert¬
losigkeit des Duells, über soziale Standesunterschiede und moralische
Fragen würzen das Gericht nur mäßig. Auch berührt es einigermaßen
verwunderlich, daß der Dichter den seltsamen Versuch macht, dem alten
Monelog wieder zu neuem Leben zu verhelfen. Ein durch die Eintönig¬
keit und Langatmigkeit der an sich recht durchsichtigen Handlung ver¬
stärktes Gefühl der Unbefriedigung und mitunter sogar Langeweile will
nicht weichen. Gespielt wurde im Neuen Theater im allgemeinen mit
großer Tüchtigkeit. Der Elfolg der Aufführung, der ersten in Deutsch¬
land, war nur mäßig. Der Beifall setzte nur schwach und schüchtern ein.
Das Neue Theater hat für die nächste Spielzeit eine Folge ven
literarischen Gesellschaftsabenden in Aussicht genemmen, die in zuklischen
Auffübrungen eine Reihe von bühnen=problematiichen Werken einer
besonderen Zubererschaft bieten wollen. Zur Uraufführung sind an¬
genemmen: „Das hohe Ziel“, eine Tragödie ven Georg Hirschfeld;
„Löstur der Schwärmer“ Schauspiel von Johan Sigurjohneson;
„Die Pulvermühle“, Drama von Norbert Jacqucs; „Judiths
Ehe“ Schauspiel von Peter Nausen; „Donna Ines“ von Hermann
Burte; „Clandius I.“ und „Friedrich und Anna“ von Georg
K
von denen die
i letzten mit Eduald Stuckens „Die
Gesellschaft des Abbé Chateauneuf“ zu einem remantischin Abend
Vereinigt werden.
Richard Dohseg
W
*
Frankfurter Theaterbrief.
Frankfurt a. M., 18. November.
Das Neue Theater, die kleine vornehme Westend¬
bühne unter der Leitung von Hellmer und Reimann,
hat sich im vorigen Winter durch seine „Literarischen
Gesellschaftsabende“ Ruhm erworben; es hatte die Ent¬
schlußkraft zur Uraufführung von René Schickeles „Haus
im Schnakenloch" und Georg Kaisers „Bürger von
Calais“. Nachdem Dr. Zeiß aus Dresden seit
Herbst die Leitung der Vereinigten
Stadttheater
(Schauspielhaus
und
Opernhaus) übernommen
hat, ist dem Neuen Theater ein ebenbürtiger
Nebenbuhler erwachsen. Der sachlich geführte Wett¬
bewerb gestaltet Frankfurt zu einem Brennpunkt uns
deutschen Theaterlebens. Nach einer unter Gerhart
Hauptmanns Mitwirkung erfolgten, glänzenden Neuein¬
studierung des „Florian Geyer“ brachte des
Dr. Zeiß' erste literarische Neuheit: Carl Sternheims
„Perleberg“ eine Enttäuschung. In Sternheims
früheren „Komödien aus dem bürgerlichen Heldenleben“
wie „Die Hose", „Die Kassette", „Bürger Schippel“,
glaubte man den Dichter als eigenen zu erkennen.
Sie waren Persiflagen des Spießertums; aber zu¬
gleich schüttelte der Verfasser an allen anderen Be¬
griffen der irdischen und der unirdischen Welt.
Und er tat es in einer Form, die die Gestalten über
die tatsächliche Wirklichkeit hinaushebt, die sie mit den
flimmernden Lichtern der Phantasie und der Unwirklich¬
keit umspielt, bis schließlich die Gestalten hinter den
Worten zu versinken beginnen. Anders Sternheims
jüngst gespieltes Lustspiel „Perleberg : In den beiden
ersten Aufzügen unterscheidet es sich kaum von dem
früheren bürgerlichen Lustspiel der mittleren Linie:
„Kotzebue, Kotzebue“ wisperte es durch das Haus. Erst
im dritten Aufzug, der den Kampf um die Entwickelung
des märkischen Sandnestes Perleberg zum neuzeitlichen
Badeort zum Abschluß bringt, leuchtet der scharfe Geist
des Satirikers des bürgerlichen Heldenlebens durch,
klingt eine eigene Note an.
Von stärkerem literarischen Interesse war die Ur¬
aufführung von Georg Kaisers „Zentaur im
Schauspielhaus. Der Titel ist weit hergeholt. Der
schüchtern verliebte Oberlehrer wird, um seine Befähi¬
gung zur Ehe zu erproben, in ein sehr reales Liebes¬
abenteuer mit Folgen verwickelt, das ihn fast um die
wirkliche Braut bringt; er leistet übermenschliches, er
fühlt sich als „Zentaur“. Die Gestalten sind stark als
Typen stilisiert, das Stück führt bis zur äußersten Linie
der noch künstlerischen Groteske. Wenige Tage später
brachte das Neue Theater — gleichfalls als Uraufführung —
Kaisers ernstgestimmtes Schauspiel „Die Koralle“.
Auch hier das Streben nach einer Abwendung von
jedem Naturalismus; auch hier eine Typisierung der
Gestalten. Der im Mittelpunkte stehende Milliardär
verkörpert den märchenhaften Reichtum. Doch ihm
fehlt das Glück, wie es in der Erinnerung an eine
sonnige Jugendzeit liegt. Er sucht diese Erinnerung
sich zu eigen zu machen, indem er sie seinem Sekretär,
einem Doppelgänger, von dem er sich nur durch eine
an der Uhr getragene „Koralle“ äußerlich unterscheidet,
entwendet und hierzu den Sekretär erwordet. Ist auch
die Einheitlichkeit des Stiles noch nicht vollständig
durchgeführt, so ist doch mit diesem Werk ein inter¬
essanter und wertvoller Schritt auf der von Georg
Kaiser angestrebten expressionistischen Durchgeistigung
des Dramas getan.
Mit starker Jutensität wurde und wird Friedrich
Sebrechts „David“ der von dem Schauspiel¬
hause in der vorigen Woche uraufgeführt wurde, in der
deutschen Presse angekündigt. Mehr als ein ernstes
Wollen — die selbstverständliche Voraussetzung jedes
Kunstwerkes — und eine gespannte Rhetorik vermochte
ich in dem Schauspiel des jungen Leipzigers nicht zu
entdecken. Weder gibt es eine Fortführung des seit¬
herigen, auf Psychologie eingestellten Dramas, noch stellt
es eine Stufe zu dem neuen expressionistischen Schau¬
spiel dar. Es könnte ein Operntext sein, zu dem noch
die Musik fehlt.
Als jüngste Neuheit brachten Hellmer und Reimann
gestern Arthur Schnitzler Fink und Flieder¬
busch“, eine Perfiftage des Journalismus. Auch
Schnitzler wird älter. Die Zeiten, da er mit zarter
Hand die Liebessäden des süßen Mädels spann oder
die Irr= und Wirrgänge einer mondainen Ehe enthüllte,
scheinen vorüber zu sein. In „Professor Bernhardi“
gab er wirkungsvolle Tendenz, in „Fink und Flieder¬
busch“ spielt er mit der Negierung jeder eigenen Ueber¬
zeugung. Man spürt den kultivierten Sinn des Ver¬
fassers, seine Worte fallen, doch es fehlt der Komödie
die überzeugende Kraft, die Grenze des Feuilletonismuß
ist nicht fern. Immerhin war die Aufnahme bei guter
Darstellung — Paul Graetz ein diskret charakterisiergli¬
der Fliederbusch — recht beifällig.
Dr. H.
Beiher Beroch, Grutese
Abendausgabe
Berlin
Theater und Musik
„Fink und Fliederbusch'.
Frankfurt a. M., Ende November.
Die jüngste Komödie Arthur Schnitzlers
im Neuen Theater nur einen Durch¬
serfolg. Es haftet dieser Snob= und Jour¬
nsphäre offenbar zu viel österreichisches Lokal¬
an, als daß ihr satyrischer Witz hier den
Eingang fände. Außerden: aber
pendelt
ler diesmal mit erstaunlicher Unsicherheit)
en Lustspiel und Groteske, und schon die zür
ung d
Situation notwendigen „Monologe“
seines Komödienhelden mit der doppelten Moral
zeigen, wie wenig leicht ihm der technische Ausgleich
wird. Der dritte Akt verrät etwas mehr Farbe, und
nach ihm war auch der Beifall um einiges stärker.
Direktor Hellmer gab der Aufführung eine hübsche
Szenerie; darstellerisch war sie ziemlich ungleich¬
maßig. Den schmiegsamen Doppelschreiber spielte
Paul Graetz mit fast ängstlicher Zurückhaltung,
während Figuren wie der politische Redakteur Füll¬
mann (Hermann Kner) und der Reporter Kajetan
(Adam Kuckhoff) unmöglich karikaturistisch, ware
Gefällige Leistungen boten Poldi Sango###d
Max Brückner,
„CM.
Pau4ner
32i9n
Neues 8 Uhr Blaté
Wien.
(Artur Schnitzlers) neue K.mödie „Fnk und
Fl4derbusch“ erztelle auch I. J nur einen Achtungs¬
erfolg. Die Kriik stellt fest, das „Schnitzler diesmal mit
esstaunlicher Unsicherhen zwischen Lustswel und Groteske
Rep#elt, und daß schon die zur Klärung der Situation
#btwendigen „Monologe“ seines Somödienholden mit der
doppelten Moral zeigen, wie wenig leicht“ ihm der lech¬
niche Ausgleich wird.“
Gselenesgebe ehne Genth
Ausachnitt ause
L-HIA TANF
vom:
Literarisches Ceneruissac, Hohzeig
Frankfurt a. M. „Fink und Fliederbusch““: man glaubt, eine
frühlingsfrobe, lachende Komödie vor sich zu haben mit Finkenschlag
und Fliederduft. Doch nichts von alledem. Schon der Titel der neuen
Komodte den Artbur Scmfreenmmene das ganze Stuck,
das uns statt in frische, freie Luft mitten in die Müfsige Redaktions¬
stubenatmosphäre zweier gegnerischer Wiener Blätter hineinführt (s. oben
Sp. 361 fg. den Bericht über die Wiener Uraufführung). Es gibt einige
wirklich komische Szenen im letzten Akt. Ein paar Auseinandersetzungen
Schnitzlei'scher Art über den politischen Journalismus, über die Wert¬
losigkeit des Duells, über soziale Standesunterschiede und moralische
Fragen würzen das Gericht nur mäßig. Auch berührt es einigermaßen
verwunderlich, daß der Dichter den seltsamen Versuch macht, dem alten
Monelog wieder zu neuem Leben zu verhelfen. Ein durch die Eintönig¬
keit und Langatmigkeit der an sich recht durchsichtigen Handlung ver¬
stärktes Gefühl der Unbefriedigung und mitunter sogar Langeweile will
nicht weichen. Gespielt wurde im Neuen Theater im allgemeinen mit
großer Tüchtigkeit. Der Elfolg der Aufführung, der ersten in Deutsch¬
land, war nur mäßig. Der Beifall setzte nur schwach und schüchtern ein.
Das Neue Theater hat für die nächste Spielzeit eine Folge ven
literarischen Gesellschaftsabenden in Aussicht genemmen, die in zuklischen
Auffübrungen eine Reihe von bühnen=problematiichen Werken einer
besonderen Zubererschaft bieten wollen. Zur Uraufführung sind an¬
genemmen: „Das hohe Ziel“, eine Tragödie ven Georg Hirschfeld;
„Löstur der Schwärmer“ Schauspiel von Johan Sigurjohneson;
„Die Pulvermühle“, Drama von Norbert Jacqucs; „Judiths
Ehe“ Schauspiel von Peter Nausen; „Donna Ines“ von Hermann
Burte; „Clandius I.“ und „Friedrich und Anna“ von Georg
K
von denen die
i letzten mit Eduald Stuckens „Die
Gesellschaft des Abbé Chateauneuf“ zu einem remantischin Abend
Vereinigt werden.
Richard Dohseg
W