II, Theaterstücke 27, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten (Journalisten, Der Unsichtbare und die zwei Schatten), Seite 142

27. Einkund Fljederbusch
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Hamburger Nachrichten
Hamburg.
A. B. Arthur Schnitzlers Komödie „Hintz und Fliederbusch“
erlebte bei ihm Deutsch Theater in Prag,
wie zuns unser Mitarbeiter schreibt, einen ausgesprochenen Mi߬
erfolg. Die Geschwätzigkeit der Personen langweilte die Zuhörer,
zudem reicht der Stoff höchstens für zwei Akte, ist übrigens ledig¬
lich sein Feuilletonwitz. Der einzige Reiz, der fern von Wien seine
Witkung versagt, daß Schnitzler für einige Handelnde die Masken
bekannter Wiener Tagesschriftsteller vorschrieb. Einiges zu der
Niederlage hat die verschlammpte Sprachtechnik der meisten Schin
spieler beigetragen, da die in den Dialog eingestreuten wenigen
guten Witze nicht verstanden wurden.
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Venkov, Preg.
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X cizich divadel.
Premléry a novinky. Komedle Fink a Flie¬
derbusche od Artura Schnitzlera möla ne¬
üspésnou premièru v #eMovém di¬
vadles ve Vidni. — Jul. Zajléka-Blanke¬
naua operá -Ferdinand a Luisae méla üspäch ve
dvornf operé videnské: text napsal Koppits vodle
Schillerova dramatu „Uklady a läskas. — Novou;
komedil Hefmana Bahra -Okamziks vypravilo
s dakonalym üspéchem dvornf divadlo y Darm¬
stadtu. Bahrovu komedil =Kolotode ziskalo k pro¬
vozoväni -Némecké lidové divadlos ve Vidni. —
Frant. Molnar debutoval v-Närodnim divadies
v Pesti s novym dramatem *Pänská modas. Za¬
büvä se v nem obvyklou manzelskou nevérou,
eroticky silné kofenènou. Obecenstvo pestské, po¬
trebullei takovych dráädidel, pfilalo ii s boufli¬
wym potleskem.
O — Jue
eisdzei Aouesis Raviianig.
Verturgung.
Prager Erstaufführung. Unmittelbar nach der Wiener Urauffüh¬
rung hat das Prager deutsche Landestheater Artlur Schnitzlers
Journalisten=Komödie „Fint und Fliederbusch“
und damit dem Wiener Rutor zu einem Achtungserfolg werholsen. Melng
hat das große Publikum für die samtweiche Satire nicht übrig. Undr

nur wenige dürften empfunden haben, daß dieser Tartüsse der Feder,
und es
als Fink fendale und als Fliederbusch liberale Hetzartikel schreibt,
so weit bringt, daß sich Fink und Fliederbusch duellieren
„müssen“, weit mehr ist als eine Lustspielsigur: eine Schattenzeichnung
nämlich jenee nach Renntips betriebenen Papierwatschensports, dessen
Verdienste um die Welttriegs=„Kultur“ erst der Geschichtsschreiber der
Zukunst wird würdigen können
Der Dichter hat jedenfalls einst¬
weilen viele Gedanken in der Jeder behalten müssen. Die ößterreichische
Tragik, daß der einzige anständige Mensch zum Hauswurst gemacht wird
Herr Wurmser gab diesen Redakteurthpnscht naturwahr — weckte
allerdings wenig Nachhall
Woraus sich zu ergeben scheint, daß
jedes Land die Presse hat, die es verdient.
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Dr. V. 2.
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0.
Der Humerist, Wien
Prager Theaterbrief.
* Unsere verehrte Theaterleitung hat sich einmal getummelt.
Kurz nach der Uraufführung der neuen Komödie Arthur Schnitzlers
„Fink und Fliederbusch“ in Wien ist sie auch bei uns züs ersten¬
male gegeben worden. Die wiener Presse hat sich über das Werk
gar übel geäußert und ich dachte anfangs, daß sie dies nur darum
stat, weil sie sich in dem Stück mehr als einmal getroffen fühlte.
Nach eigener Anschauung aber muß ich nun der wiener Presse
gestehen, daß ich sie grundlos verdächtigt habe. Schnitzler hat mit
ldem „Fink und Fliederbusch“ wirklich ein schlechtes Stück ge¬
schrieben. Weiß der Henker, warum auch er Lust verspürt hatte,
der Zeitung etwas am Zeug zu flicken? Er gehört doch nicht zu
jenen verkannten Genies, die an Verfolgungswahn leiden und
meinen, daß alle Spitzen der Kritik gegen sie gerichtet sind.
Schnitzler ist nicht mehr der amüsante, libenswürdige und geist¬
volle Schnitzler, als den wir ihn kannten und verehrten, sondern
ein höchst langweiliger Schnitzler, der noch dazu, als er sich bereit
machte, sein neues Werk zu verfassen, eines Einfalles=entbehrt
hatte. Die Prager konnten der Komödie keinen Geschmack ab¬
gewinnen. Wenn sie in mäßiger, zurückhaltender Weise klatschten,
geschah dies, um die Herren Feher, Wurmser, Bogyansky, Zeisler,
Reinhardt, Romanowsky und Frau Breda, die sehr schön aussah,
zu beloben.
Ueber eine „Siegfried“=Aufführung läßt sich nur sagen, daß
sie eine Qual war. Es tritt immer klarer zutage, daß wir in
dieser Spielzeit kein Wagner=Ensemble haben. Die Herren Gruselli
und Nachod zum Beispiel sind Sänger von Tüchtigkeit. Aber man
darf sie nicht in Wagner=Partien exponieren. Die „Götterdämmerung“.
war nur durch Schmedes als Siegfried gesegnet.
Noch ein Wort, das sich gegen Herrn Teweles richtet.
Teweles macht gegenwärtig, wie fast alle Theaterdirektoren, ein
glänzendes Geschäft. In diesem Glückstaumel vergißt er an die,
die ihm in mageren Zeiten unter die Arme gegriffen haben: an
die Kritiker. Seit sich seine Theater eines guten Besuches zu er¬
freuen haben, hat er für seine Kunstrichter nur die schlechtesten
Plätze übrig. Die Vertreter bedeutender Tageszeitungen und Fach¬
blätter erhalten Galleriesitze zugewiesen. Damit will Herr Teweles
allerdings nicht sagen, daß er sie von allen seinen Besuchern am
höchsten stellt. Die betroffenen Kritiker werden gut daran tun, sich.
Herrn Teweles gegenüber als Stolze zu zeigen und derartige Ass¬
weisungen auf Olympplätze mit kühlem Dank zuxückzugeben¬“
„Haimon.