II, Theaterstücke 27, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten (Journalisten, Der Unsichtbare und die zwei Schatten), Seite 173

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Zeitung: Tägliche Rundschau "
Morgen-Ausgabe
Adyesse: Berlin
Datum:
8 NZ.1977
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den's doch gar nicht gibt, fordert den Fliederbusch, den's
Fink=Fliederbusch n
ebenfalls nicht gibt? Fink=Fliedrbusch lacht sich in drei recht ein Dümmling in kurzen
Hus dem Kunstleben.
langen Monologen darüber selber fast zu Tode . .. fast, denn
Monokel und weißen Ga
noch muß er ja doch am Leben bleiben, um einer pikanten
habit, im 3. ein schellen
Lessing-Theater.
Fürstin den Hof zu machen und mit dem Grafen Niederhof
Den Schnitzlerschen
„Fink und Fliederbusch“, Komödie in 3 Akten
der einzig wahren und echten Gestalt dieser traurigen
Mäntelchen nach dem
von Arihür Schnitzler.
Komödie — besagtes Gespräch von den verschiedenen Ueber¬
einem dummen Jungen,
Man denkt natürlich doch an die „Jophalisten“. Das
zeugungen zu haben. Dann aber kommt das Duell. Im
feixt und dessen zerbroch
hat die Kritik in Wien und Frankfurt X. M., wo diese
Prater, in einem Prater, den die Phantasie eines Herrn
stalt doch alle Jugend le
Komödie gleichzeitig die Uraufführung erlebte, auch schon
Michael Rachlis zu einer Urlandschaft des Paradieses werden
nimmt ihr dadurch den I#
getan. Trotzdem es nicht hübsch ist. Aber Fheaterzettel und
läßt, was vielleicht die Komik der Situation erhöhen sollte..
lichkeit. Um ihn herum
erstes Bühnenbild sind mächtiger als alle guten Vorsätze. Der
Doch nein, dieses Duell kommt nicht. Denn weder ist der Fink
oder weniger abgeschma
Erfolg? O Freytag hoch in Ehren ... und für Schnitzler
noch ist der Fliederbusch da. Nur Fint=Fliederbusch. Und
Schmock des Herrn Göt
bleibt nicht viel übrig. Ich weiß: das Publikum, das sich
der kann sich doch schließlich nicht selbst tot schießen. „Gegen= hätte sich Schnitzler, hätt
prächtig amüsierte, protestiert. Es jubelte. Pfeifen und
wart“ und „Elegante Zeit“ sind wütend, Fink=Fliederbusch] Amüsant immerhin einzel
Zischen kam nicht dagegen auf. Im Gegenteil, es verstärkte
dagegen gar nicht. Denn er macht nun die Karriere, die ihm
tion der „Gegenwart": L
das Amüsement dieses Publikums, das wie am Kurfürsten¬
schon längst prophezeit war. Die Chefredakteure beider
Theaterkritiker, Walla
damm bei der Versteigerung Kaufmann — an die eine possen¬
Blätter überbieten sich schnell, um sich diesen jungen Mann
auch im Kern echtester
hafte Schlußszene gemahnte — wollüstig erschauernd eine neue
zu sichern, die Fürstin — Gott weiß, wie sie dazukommt —
Bonn und der zum li
„Sensation“ witterte. Die aber, welche Schnitzler lieben, ver¬
fragt sehr neckisch, was hier denn versteigert wird, und zu
Baron des Herrn Scht
hüllten klagend ihr Haupt, vielmehr sie schlüpften eilends in
guter Letzt gewinnt ihn der Herr Graf, der gar keine Ueber¬
Max Landa als Leod
den Mantel, schlugen sich den Kragen hoch und gingen.
zeugung hat, für sein neues Blatt, weil es ihn amüsiert, daß
„Eleganten Zeit“, und ein
Draußen regnete es. Das rechte Wetter just zum Abschied¬
jemand — zwei Ueberzeugungen hat. Schluß! Beifall,
der als Egon, sein Soh
nehmen?
Zischen, Hausschlüssel.
Ilka Grüning: ihr gle
weibel ist oder eine 2
Also in der „Gegenwart", einer demokratischen Tages¬
Das ist in drei langen Akten erzählt, die nicht von
Die Regie führte Bar#
zeitung, veröffentlicht ein gewisser Fliederbusch, der annoch
Schnitzler sein dürften, wenn sie nicht hier und da witzig
Parlamentsberichterstatter ist, jedoch die Kündigung schon in
wären. Aber dieser Witz geht diesmal auf den Krücken von diesmal das Komische dure
der Tasche hat, ein fixer, junger Mensch, einen Angriff gegen
erzwingen. Wie Schnitzl
langen Monologen und Dialogen, die ganz unschnitzlerisch
einen Aussatz in der Wochenschrift „Die elegante Zeit“.
Bei
sind. Ich will nicht noch einmal an Freytag denken. Ich will
Schnitzler heißt sie übrigens „Welt“. Das Zartgefühl des
auch nicht an „Oaha“, Wedekinds Satire der Satire, denken.
Herrn Barnowsky machte daraus eine „Zeit“
Das würde viel zu weit führen. Aber ich denke an den
bei! Es handelt sich um eine Parlamentsrede eines Grafen
Schnitzler des „Einsamen Wegs“ und werde traurig. Ist das
Niederhof. Der Witz ist nun der, daß der Artikel in der
der Zweck einer Komödie? Nun ja, die Idee! Sie ist an sich
„Eleganten Zeit“ ebenfalls von Fliederbusch stammt. Nur
nett. Daß der Franzose Tristan Vernard sie gleichzeitig
schreibt er dort unter dem Namen Fink. Es greift also
hatte, spricht nicht dagegen. Aber was nutzt eine Idee, die
Fliederdusch den Fink an, d. h. es greift sich jemand selbst an.
Idee bleibt? Und dadurch, daß man so viel krauses Beiwerk
O
pfui — sagt Schnitzler — über die Skrupellosigkeit der
dazugibt, das diese Idee fast erstickt und ihr nichts übrig läßt
Journalisten! Und benutzt diesen „Fall“, um sich im 3. Akt
als fortwährend krampfhaft nach Luft zu ringen, wird sie auch
in einem kleinen Sonderkolleg des näheran über die leider
nicht schöner. O, Sternheim macht Schule. Selbst in Wien.
recht schwankende Auffassung von Ueberzeugung und Ueber¬
Man versucht sich am Grotesken. Der Schatten Bürger
zeugung zu verbreiten, was seinem Stücke keineswegs zu
Schippels geistert über die Bühne. Liebelei'n sind abgetan.
Rutz und Frommen geschieht . .. das wieder nebenbei! Wir
Jetzt hat das „bürgerliche Heldenleben“ das Wort, und da
wollen erst wie Schnitzler selbst den Witz (Witz? Wer lacht
dies Heldenleben schon so ziemlich abgegrast, mußte diesmal
da?) zu Tode hetzen. Denn dieser Fink der „Eleganten
die Presse herhalten. Und der Bürger Zuschauer, der morgen
Zeit“, frisch funkelnd im feudalen Pseudofirniß dieses Blätt¬
die Zeitung in die Hand nimmt, frohlockt: denn er weiß jetzt,
chens, fordert nun den Fliederbusch. Auf Pistolen. Drei¬
ahal, wie's gemacht wird. Das hat mit seinem Singen der
maliger Kugelwechsel, dreißig Schritte Distanz. Wie? Fink, Schnitzler gelan!