II, Theaterstücke 27, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten (Journalisten, Der Unsichtbare und die zwei Schatten), Seite 194

27. Einkund Friederbusen
79017
LeK
Heues Wiean: Iagk.4½, Wier

4.—
Theater und Kunst.
„Fink und Fliederbusch“ in Berlin.
Aus (Berlin, 8. b., wird us tellgraphiert:
Schnitzlert Kofödie „### #Aligderbusch¬
entfesseltel heite
sistheater einen heftigen
Kampf zutl #tschern und Zischern, zwischen
brüllenden Ferbbrrufen und einem minuten¬
lang dauernden melodischen Haus¬
schlüsselkonzert. Die Mehrheit der Zuschauer
freilich fand, das sich die Aufregung nach keiner
der beiden Seiten hin verlohnte. Diese Mehrbeit
ansisierte sich mit etwas eingefrornem Lächeln oder
sie blieb gleichgültig, höchstens beachteie sie nicht ohne
Grund die Virtnosität, mit der Schnitzler die techni¬
schen Schwierigkeiten dieser in der Ider so geist¬
reichen, in der Durchführung so gequälten Zeitungs¬
groteske überwand. Bassermann, ein bißchen
zu alt für das doppelnamige Schwindlertalent, war
stärker als die ihm gestellte Aufgabe. Das Zu¬
sammenspiel war so gut, daß die Scheinwelt dieser
Komödie beinabe zu wirklichem Leben aufblühte;
Kurt Götz als Kajetan, Ferdinand Bonn als
Graf und Licho als der cholerische politische
Redakteur verdienen besonders genannt zu werden.
Nach dem dritten Akt sleigerte sich der wilde
Streit zwischen den Begeisterten und
den Entrüsteten
erheblichen
Dimensionen. Es blieb ungewiß, ob die
Klatscher oder die Zischer das Feld behaupteten.
——
11672 19•7
Zeitung
M#
#r Schnittere ingund Klicderbusch“ in Berlin. Aus
Pfriikw## geschrieben: Rriylkk=Schnitzlers mo¬
deme Journal stenkomödie „Fink und Fliederbusch“,
die bei ihrer Uraufführung am Wiener Deutschen Volks¬
theater ziemlich lau ausgenommen wurde, ist fetzt auch den
Berlinern im Lessing=Theater vorgeführt worden.
Auch hier erwies sich das Stück als ein nur zum Teile geglück¬
ter Versuch, aus dem Journalistentum eine unterhaltende
und zugleich nachdenklich-moralisierende Lustspielangelegenheit
zu machen. Leider konnte Schnitzler sich nicht für einen regel¬
rechten Schwank entscheiden, und gerade die gelegentlichen
Versuche, durch längere Betrachtungen das Stück zu einer
Charakterkomödie zu vert'efen, Knehmen der an sich flotten
Handlung die notwendige Freiheit und Gleichgültigkeit. Albert
Bassermann in der Doppelrolle des Fink und Flieder¬
busch ließ anfänglich die draufgängerische Jugendlichkeit ver¬
missen, wirkte aber dann durch das Geschick seiner außerordent¬
lichen Technik sehr belustlgend. Mehr konnte allerdings auch er
aus dieser konstrulerten Flaur nicht machen. Das Publikum
unterhielt sich ganz gut, erst der allzu starke Beifall der za
reich erschienenen Schnitzlergemeinde rief einige demonstrasive
B.
Pfifse dervor.
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11017130
Teipziger Seuasie Sachrichter
Stürwische Schnitzler=Premisre. Unser Berliner Schauspielrefe¬
remt schreibt: Aus dehl immter heißen Boden des Lessingtheaters
Mnaen
schlugen die Flammen auf. Ein Schadenfeuer! Arthur Schnitzler:
neue Komödie „Fink und Fliederbusch“ verbrannte. Die Feuer
wehr war mit eifrigen Händen tätig, aber der böse Wind zischte uni¬
pfiff. Der zögernde Beifall nach dem ersten Akt ermutigte die feindlicher
Clemente. Sie begannen sich nach dem zweiten Akt zu regen, als sich eir
wärmerer Erfolg durchsetzen wollte; sie tobten los nach dem dritten und
letzten. Eine Premièrenschlacht wie in der guten alten Zeit! Dagegen ist
grundsätzlich nichts einzuwenden, obwohl der Gedanke natürlich bitter ist
daß solche Strenge einem unserer Besten und Feinsten widerfährt, wäh¬
rend der milde Schund rings im Lande ungekränkt gedeiht. Die Komö¬
die, obwohl sie im höheren Sinne mißlungen ist, hat ohne Zweifel gei
stige Werte vor dem gefälligen Durchschnitt voraus. Bekannt ist den Le¬
fern aus dem Bericht über die Wiener Uraufführung, was im Stücke
vorgeht. Zu wenig, jawohl, für brei Akte! Ein kleiner Einfall wird
breitgetreten. Die Ungerechtigkeit des Schnitzlerschen Zeitungsschreiber¬
getriebes empörte nicht einmal die vernünftigen Männer der Feder, die
sich doch sagen, daß der Laune des Schwankes satirische Einseitigkeit er¬
laubt ist. Höher als bis zum Schwanke reicht Schnitzlers Satire freilich
nicht. Anderswo steckt das Problem von „Fink und Fliederbusch“; es
ist das doppelte Ich des Herrn Fliederbusch (oder Fink). Es ist derselbe
Casus, wenn Paul Lindaus fleckenloser Staatsanwalt des Nachts die
Ballonmütze des Einbrechers aufsetzt, oder wenn Schnitzlers Journalist
heute freiheitlich, morgen reaktionär schreibt, und in zwei gegnerischen
Blättern so gegen sich selbst loszieht, daß er sich zum Duell herausfor¬
dern muß. Schnitzler hat den Fall nicht wie Lindau pathologisch, leider
aber ebenso wenig wie Lindau psychologisch behandelt. Und das ist die
große Enttäuschung, die er, gerade er uns bereitet! Der schwache Anflug
eines tieferen S'nnes wurde bei der Berliner Aufführung vollends ver¬
tilgt von dem possenhaften Ulk, der mit der Rolle des Fliederbusch getrie¬
ben wurde, indem man das unreife Bürschchen durch den Jehr reifen!
Herrn Bassermann spielen ließ. Der Spaß lief nun gleichsam de¬
rauf hinaus, eine Matrone im kurzen Backfischkleidchen zwzeigen!
Hermanx Kie'g
Die Kal. Gemäldegalerse zu Dresden erwarb bei der Verfteigerung
An, r
110621917
L
We estenoce
— Artur Schnitzlers Komödie „Fink und
Wiederbüscher Lessing=Theater
mit Beifall, Zischen und Hausschlüsselpfiffen begleitet.
Apblaus und Widerspruch waren gleich heftig. „Im
übrigen,“ so sagt ein Berliner Blatt, „hatten die
Zischer unrecht und die Klatscher auch. Die Zischer,
weil sie ein an sich argloses Possenspiel tragisch
nahmen und undankbar waren für die da##ent¬
haltene, gemätzigte Lustigkeit; die Klatscher, weil sie¬
die Stilunechtheit, das Zusammengeklebte und dann“
Andeinanderflatterude der Komödie nicht erkannten.“
TOLR
11912197
n aeltung
Wien.
— Wien aus Berlin telegraphiert wird,
# es in dortigen Lessingtheater an¬
lüßlich der Erstauffuhrung von Artx Saninleral
Komödie „Fink und Fliederbusch“ die kurzlich am
Wiener Deutichen Volletheater geteilte Aufnahme
fand, zu einem Theaterskandal. Es gab
ein minntenlanges Hausschlüssel¬
konzert, ein arges Pfeisen, gegen das die
Klatscher nicht auskommen konnten. Den Höhe¬
puntt erreichte der Tumult nach dem dritten Akt.]
Bassermann bemühte sich, für den jungen
Doppelhelden der Komödie die nötige Jugend auf¬
#übringen; Bonn spielte den Grazen, Licho und
Kurt Götz gaben Redatteure. Aber aller Eiser
der Darstellung konnte diese Zeitungsgrotesse vor.
dem geränschvollen Mißersoig nicht bewalp##y