II, Theaterstücke 27, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten (Journalisten, Der Unsichtbare und die zwei Schatten), Seite 201

27. Einkund Frjederbuscn
Schaubühne, Bortin—
GrerterGeubere
f. O. Wenn Sie mir, dem Aesthetiker, einräumen, daß an
Schnitzlersfinkundfliederbusch als Komödie nicht allzu viel dran
ist, dann will ich Ihnen, dem Soziologen, gern einräumen, daß Ihre
Wissenschaft mit Hilfe dieser komödie die Spuren feststellen kann, die
der Zahn der Zeit an der Einrichtung des Journalismus gelassen hat.
In der „Glocke“ hat das schon jemand getan. Ihm ist nicht entgangen,
daß Freptags Schmock eine Nebenfigur war, während Schnitzlers
Schmock die Mittelpunktgestalt ist. Dagegen gäbe es in dem Lustspiel
von heute keinen Conrad Bolz mehr. Da haben Sie die ganze Entwick¬
lung. „Wo in aller Welt ist denn der schreibende Journalist noch Herr
seines Instruments? Hat man von einem Redokteur des kürzlich noch
bethmanngläubigen Lokal=Anzeigers eine Silbe“hegen seine Schwerindu¬
strialisierung vernommen? Nein, der unbekümmerte Gesinnungsmensch
Tonrad Bolz ist in einem Journalistenstück von heute nicht mehr unter¬
zubringen. Der Journalismus, vor fünfzig Jahren noch ein Beruf, ist
heute nur mehr ein Gewerbe." Wie wahr, wie wahr! Und ein Ge¬
werbe, das seinen Mann zwar nährt, aber auch zwingt, die lietzereien,
die er dagegen auf dem Herzen hat, statt in seiner liberalen Tages¬
zeitung in einer sozialistischen Wochenschrift sich herunterzuschreiben und
Hdarüber nicht seinen guten südöstlichen Namen, sondern ein nordwestliches
Pfeudonym zu setzen. kiein witzlos gewähltes; nämlich M. Kohlhaas,
wie jener Michel heißt, der den Kampf um sein Recht auf die Spitze
getrieben hat. Sein nachgeborener Bruder treibt ihn nur auf die „feder¬
spitze, die er heute und übermorgen einem Massenverleger verkauft, um
sie ihm morgen in die „fettfalte seines kiapitalistennackens zu rennen.
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Oehte rreiehische
29012 7
und Handeisciast
Mähr.-Ostrau

lüst an der Point d'hon
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Feuilleton.
Motto: Brot geht vor C
gegen einen Polichinell
Sprüngen weder eine tre
Berliner Theater.
närrische Traurigkeit w#
Von
gauklerische Bewußtlosig!
Doris Wittner-Berlin.
teilnahme versagen mu
redivivus, der rechter H
Drei Bühnenereignisse von Rang nahmen in
Hand als Fliederbusch
en letzten vierzehn Tagen das Berliner Theater¬
Marionette geblieben,
dublikum in Anspruch. Die mit Spannung er¬
Schnitzler selbst nichts
wartete Erstaufführung von Sch
salistenkomödie „Finkunz-##den vielseitige
am Lessingtheater, die Entdeckung eines neuen eine Schar parodi
Dichters, namens Wilhelm Stücklen, bei Schnitzler Journ
Meinhard und Bernauer und die dramatische Tat vermeint. Dichter
fremdheit. Diesen
des musischen Bürgermeisters von Berlin,
gungsgrund Schnitz
Georg Reicke.
Schnitzlers Komödie, die mit größerem Recht Welt nicht zu kennen,
eine Burleske zu nennen wäre, ist an dieser Stelle nahm. Darum verzerrte
schon nach der Wiener Uraufführung gewertetl daß man in der Verzerr
würdiges Arbild zu er
worden. In Berlin konnte man sich des peinlichen
Schnitzler glaubte, dem
Eindruckes nicht erwehren, daß den feinsinnigen
nachzugeben, als er
Dichter dieses Mal die sonstige Vornehmheit seines
Geschmacks im Stich gelassen hat. Man kann ver-schuf, aber — er verzeihe
stehen, daß Schnitzler sich von der Aufgabe, diel dieses Mal auf seiner
auf die Hexenküche der
ungelöst blieb, hat locken lassen. Eine Satire auf
Alber
das höllenbreughelhafte Getriebe einer modernen boren.
Redaktion ist ein Stoff, der heutzutage noch reiz= Berlin den geschmeidig
voller und dankbarer dünkt als zu den behaglichen! hatte, gab ihn mit allen
und behutsamen Tagen eines Gustav Freytag, wol trottelung. Er lollte, sta
ein wohlangezogener,
das Pressehandwerk in schmalspurigen Bahnen
lief. Aber was bei Freytag ein graziöser, heut ein der Bühne umher. Man
wenig verstaubt anmutender Scherz ward, ent=greife sich in der Roll
artete bei Schnitzler vollends zur billigen Har= blödungsstadium Oswald
lekinade. Und wo bei beiden Dichtern die unein= bedurfte die Blödheit d
gestandene Ueberhebung der sogenannt „Schaffen-individuellen Steigermn
den“ über den Tagesschriftsteller durchbricht, das sich neben und um Ba
heißt, wo die tantiemengesättigte Selbstgerechtig=Posten mühte, stand is
keit des erfolgreichen Dichters mit unzartem Ge= einem Zeichen, unter den