II, Theaterstücke 27, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten (Journalisten, Der Unsichtbare und die zwei Schatten), Seite 202

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lüst an der Point d'honneur-Frage des Journa= an diesem Premierenabend unseres Mißver= Berlin, Georg Reicke, bei Reinhart in der#
listenberufes herumfingert, da schuf Freytag wenige gnügens etliche unhöfliche Hausschlüssel tempera= Volksbühne aufführen ließ, heißt „Blut¬
stens eine arme, zerdruckte Menschlichkeit nach dem
mentvoll bemüht wurden, war überflüssig.
sopfer“ und spielt auf dem kriegerischen Hinter¬
Motto: Brot geht vor Charakter, Schnitzler bin¬
Der neue Dichter, der im Theater in der
grund der von den Kosakeneinfäl#n verwüsteren
gegen einen Polichinell, hinter dessen wllsten
Königgrätzerstraße startete, heißt Wilhelm Stück¬
Provinz Ostpreußen. — Ein si## ner Fünfziger,
Sprüngen weder eine traurige Narrheit nuch eine
len, ist jung, kriegsbeschädigt ser kam an einem
feldgrauer Hauptmann,
dreier ausge¬
närrische Traurigkeit wohnt, sondern nur eine
Stock vor den Vorhang gehumpelt), aber uner¬
wachsener, zum Teil auch dgrauer Söhne,
gauklerische Bewußtlosigkeit, der wir unsere An¬
schrocken. Er hak das Zeug zu einem deutschen
holt sich ein lenzt es K# ahriges Blut ins
teilnahme versagen mussen. Schnitzlers Schmock
Sardon. Und das will, da der deutschen Bühne —
lange leerstehende Eheven: Die Söhne wider¬
ahmen in redivivus, der rechter Hand als Fink und linker
trotz, nach und neben Sudermann — gerade die
streben, zwei im Gedanken an die erste Mutter,
Theater= Hand als Fliederbusch schreibt, ist eine hölzerne
Sardouschen Begabungen mangeln, schon etwas
einer, der jüngste im Gedanken an die zweite.
nung er= Marionette geblieben mit der der Puppenspieler!
sagen. Ein unbedenkliches, seelisch robustes junges
Näheres lies im „Don Carlos“: „Sie waren mein
Schnitzler selbst nichts Rechtes anzufangen wußte. Mädchen, das mit seiner Mutter in einem beiseren
— im Angesicht der Welt ... Mir zuerkannt von
Um den vielseitigen jungen Skribifax taumeit Kasernenton verkehrt, hat ein wohl assortiertes
Himmel und Natur.“ — Der Vater Hauptmann
Es neuen eine Schar parobistischer Erscheinungen, in denen Lager von Bewerbern. Peter, den Assesor, Walter,
muß, noch ehe er sein zweites, ihm so arg mi߬
bei Schnitzler Journalisten zu sehen und zu zeichnen
den Fabrikanten und — Koloman Schnödiol,
gönntes Gemahl erkannt, ins Feld. Die beiden
ische Tat vermeint. Dichter haben das Vorrecht der Welt¬
Magyar erber und Schloßherr auf Burg Stein=kältesien Söhne auch. Die junge Frau bleibt unter
Berlin, fremdheite. Dieser Umstand mag als Entschuldi= auch irgendwo im Ungarischsten. Viga, die hand¬
der Obhut des jüngsten — just des Carlos — auf
gungsgrund Schnitzlers gelten. Auch er scheint die feste Junafrau, hat nur zu wählen. Aber das ist] — zwiefach heißem Boden zurück. In einem zeit¬
m Recht Welt nicht zu kennen, die er zu schildern unter= nicht so leicht. Denn — den Peter, den liebt sie,genössischen Roman heißt es an gelegener Stelle
er Stelle nahm. Darum verzerrte er sie, und zwar so sehr, den Walter, den mag sie, und den Schnödials immer: „Und es kam alles, wie es kommen
gewertet daß man in der Verzerrung kaum noch ein glaub= Poloman, den nimmt sie Von wegen ... usw.
mußte.“ Es kommt auch hier alles, wie es kommen
würdiges Arbild zu erkennen vermag. Artyur
einlichen
Die „Straße nach Steinauch“, wie der
muß. Fast jeder Mann dieses Lebensalters und
isinnigen
Schnitzler glaubte, dem Sinn für das Lächerliche symbolische Titel der sogenannten Dichtung lautet, dieser Lebenslage wird zum Carlos; nicht jede
eit seines nachzugeben, als er seine Journalistengroteskes ist nämlich nichts anderes als der viel begangen= Frau hat das Zeug zu einer Königin Elisabeth.
kann ver=schuf, aber — er verzeihe — die Lächerlichkeit biseb! Weg zur auskömmlichen Versorgung, den die Diefe hier besonders nicht, denn — unter uns ge¬
gabe, die dieses Mal auf seiner Seite. Die wirkliche Satire
meisten jungen Mädchen aus guter Families sagt, ist sie ein süßes blondes Luderchen,
schreiten.
atire auf auf die Hexenküche der Presse blieb noch unge¬
Georg Reicke hat sich an dem psychologischen
nodernen boren.
Albert Bassermann, der in
Herr Wilhelm Stücklen bekundet ein be=Drama, das in seinem Werk steckte und das der
hoch reiz= Berlin den geschmeidigen Doppelmann zu spielen
achtenswertes Talent für die straffe Führung der
Conflikt zwischen zwei Generationen sein anschlug,
haglichen hatte, gab ihn mit allen Merkmalen sanfter Ver¬
Szene. Er verschmäht die abgegriffensten Hilfs¬
vorbeigedrückt. Er hat dafür ein kriegerisches
ytag, wol trottelung. Er lallte, stammelte und schlenkerte als mittel nicht wo es eine kulissenkräftige Wirkung
Spektakelstück mit Pauken= und Drommetenschall
Bahnen ein wohlangezogener, aber kindischer Flegel auf gilt. — Die Herren Meinhard und Bernaner
geschrieben, das ebenso laut und unzart ist wie
heut ein der Bühne umher. Manchmal dachte man, er ver-hatten dem neuen Mann feierlichen Pomv ange¬
usere laute und unzarte Gegenwart. Und das tut
#rd, ent=greife sich in der Rolle und stelle das erste Ver-deiben lassen. Ihre gern herausgestellte Salon¬
uns leid weil wir nicht wollen, daß die leisen und
en Har= blödungsstadium Oswald Alvings dar. Und dabei dame Erika Gläßner durfte schillern. Alles
fäßlichen Regungen in den Besten unter uns —
e unein- bedurfte die Blödheit der Gestalt wirklich keiners in allem kann man wohl mit Muße und ohne
wir Georo Reicke zählen — vom Kalbfell
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chaffen- individuellen Steigerung oder Vertiefung. Was innere Ungeduld die weitere Enttricklung dieses un Beintanz überdröhnt werden.
icht, das sich neben und um Bassermann auf verlorenen
jungen deutschen Sardon abwarten.
berechtig= Posten mühte, stand im Zeichen der Karikatur.
Das aus per Zeit, aber kaum mehr in die

stem Ge=einem Zeichen, unter dem nicht gesiegt wurde. Daß Zeit geborene Stück, das der Burgermeister von