Der Theaterbesucher ist kein Mensch. Einmal er¬
kennen wir, daß wir nicht Besucher eines öffentlichen
Hauses sind, daß man uns dazu gemacht hat. Einmal
wissen wir, daß wir Menschen sind. Wele dem, der
etwas aus uns machen will. Zu sein ist unser Leben.
Unser Geist ist. Im Geist sind wir Menschen nicht
Mensch. Geister zu sein, sehnen wir uns. Wo ist der
Geist im Theater? Er erscheint nur dem Hamlet und
spricht als ein alter Mann voll geistiger Getränke. Der
Dichter verscheidet und gibt seinen Geist von sich. Das
Publikum hat keinen Geist.
Im Sturm fährt der Geist herab. Das Gelächter
tötet den Ungeist. Das Theater will durchhalten, weil es
unterhalten will. Wir aber siegen, weil wir kämpfen.
Der Geist besiegt die Masse. Der Geist ergreift die
Masse. Das Publikum wird nie den Geist begreifen. Aber
einmal weichen die endlichen Instinkte der unendlichen
Sehnsucht. So wahr die Macht der Unendlichkeit größer
ist als die Kraft der Endlichkeit. Das geistige Erlebnis
ist das Ende des endlichen Lebens. Das geistige Reich
ist angebrochen. Die Zeit der Armut ist vorbei. Wir
leben nicht mehr. Wir erleben. Bruder um Bruder.
Schwester um Schwester. Mensch um Tier. Tier um
Biume. Volk ist Menseien. Leben erlebt die Wen.
Wir sind die Welt. Was gehen uns die Bretter an, die
die Welt bedeuten. Die Bretter bedeuten nichts. Die
Welt bedeutet nichts. Nichts deutet die Welt. Wir
künden die Welt. Die Welt kündet uns. Der Lebende
schaut dem Werden zu. Der Erlebende schaut das Sein.
Der Geist ist keine Oeffentlichkeit. Der Geist ist eine
Innerlichkeit. Der Geist ist kein persönliches Ziel. Der
Geist ist die Gegenwart des All. Allgegenwärtig ist er
im geistmächtigen Menschen. Es gibt kein Publikum.
Wir sind keine Zuschauer. Wir sind Schauende. Das
Theater ist eine öffentliche Versammlung. Die Schauen¬
den haben die innere Sammlung. Das Theater ist leer.
Wir sehen die Leere des Theaters. Das Theater hat
kein Gesicht. Keine Gesichte sind im Theater gestaltet.
Darauf kommt es an. Wir wollen die Unendlichkeit sehen.
Das ist nicht belustigend. Das ist nicht belehrend. Das
ist die Macht der Kunst.
Die neue Zeit ist da. Die Persönlichkeit ist eine
lächerliche Wichtigkeit. Der Gernegroß Publikum beißt
um sich. Den Geist kann man nicht heißen. Die Mensch¬
heit hat ihr inneres Reich aufgerichtet. Kunst ist seine
Kunde. Das Publikum fällt. Ihm gibt es keine Auf¬
erstehung. Der Vorhang ist gefallen. Das Haus ist leer.
Wir sind voll Kunst. Wir künden. Wir stürmen,
Lacht mit uns. Lacht die Leiche tot, die zappeln will.
So leb denn wohl, du altes Haus. Kündet mit uns.
Stürmt mit uns. Mit-Menschen sind wir. Alle Himmel
rauschen über der alten Erde.
Die Zeit schreit. Wir sind die Stimme.
Die Gegenwart der deutschen Bühne
Herr Fritz Engel, der Theaterheld des Berliner Tage¬
biatts, streckt beinahe seine ulkigen geistigen Wahen
vor Herrn Doktor Arthur Schnitzler. Herr Doktor
Schnitzler kämpft bekanntlich Schulter an Schulter mit
Ludwig Fulda um die Bühne als moralische Anstalt.
Beide Herren sind ferner bekanntlich so geistvoll, daß
ihnen die Wiener und die Berliner Presse die vorzügliche
Hochachtung nicht versagen kann, trotzdem sie beide
an keiner Redaktion angestellt sind. Herr Doktor Arthur
Panateer
Deunar 1F
100
A
kennen wir, daß wir nicht Besucher eines öffentlichen
Hauses sind, daß man uns dazu gemacht hat. Einmal
wissen wir, daß wir Menschen sind. Wele dem, der
etwas aus uns machen will. Zu sein ist unser Leben.
Unser Geist ist. Im Geist sind wir Menschen nicht
Mensch. Geister zu sein, sehnen wir uns. Wo ist der
Geist im Theater? Er erscheint nur dem Hamlet und
spricht als ein alter Mann voll geistiger Getränke. Der
Dichter verscheidet und gibt seinen Geist von sich. Das
Publikum hat keinen Geist.
Im Sturm fährt der Geist herab. Das Gelächter
tötet den Ungeist. Das Theater will durchhalten, weil es
unterhalten will. Wir aber siegen, weil wir kämpfen.
Der Geist besiegt die Masse. Der Geist ergreift die
Masse. Das Publikum wird nie den Geist begreifen. Aber
einmal weichen die endlichen Instinkte der unendlichen
Sehnsucht. So wahr die Macht der Unendlichkeit größer
ist als die Kraft der Endlichkeit. Das geistige Erlebnis
ist das Ende des endlichen Lebens. Das geistige Reich
ist angebrochen. Die Zeit der Armut ist vorbei. Wir
leben nicht mehr. Wir erleben. Bruder um Bruder.
Schwester um Schwester. Mensch um Tier. Tier um
Biume. Volk ist Menseien. Leben erlebt die Wen.
Wir sind die Welt. Was gehen uns die Bretter an, die
die Welt bedeuten. Die Bretter bedeuten nichts. Die
Welt bedeutet nichts. Nichts deutet die Welt. Wir
künden die Welt. Die Welt kündet uns. Der Lebende
schaut dem Werden zu. Der Erlebende schaut das Sein.
Der Geist ist keine Oeffentlichkeit. Der Geist ist eine
Innerlichkeit. Der Geist ist kein persönliches Ziel. Der
Geist ist die Gegenwart des All. Allgegenwärtig ist er
im geistmächtigen Menschen. Es gibt kein Publikum.
Wir sind keine Zuschauer. Wir sind Schauende. Das
Theater ist eine öffentliche Versammlung. Die Schauen¬
den haben die innere Sammlung. Das Theater ist leer.
Wir sehen die Leere des Theaters. Das Theater hat
kein Gesicht. Keine Gesichte sind im Theater gestaltet.
Darauf kommt es an. Wir wollen die Unendlichkeit sehen.
Das ist nicht belustigend. Das ist nicht belehrend. Das
ist die Macht der Kunst.
Die neue Zeit ist da. Die Persönlichkeit ist eine
lächerliche Wichtigkeit. Der Gernegroß Publikum beißt
um sich. Den Geist kann man nicht heißen. Die Mensch¬
heit hat ihr inneres Reich aufgerichtet. Kunst ist seine
Kunde. Das Publikum fällt. Ihm gibt es keine Auf¬
erstehung. Der Vorhang ist gefallen. Das Haus ist leer.
Wir sind voll Kunst. Wir künden. Wir stürmen,
Lacht mit uns. Lacht die Leiche tot, die zappeln will.
So leb denn wohl, du altes Haus. Kündet mit uns.
Stürmt mit uns. Mit-Menschen sind wir. Alle Himmel
rauschen über der alten Erde.
Die Zeit schreit. Wir sind die Stimme.
Die Gegenwart der deutschen Bühne
Herr Fritz Engel, der Theaterheld des Berliner Tage¬
biatts, streckt beinahe seine ulkigen geistigen Wahen
vor Herrn Doktor Arthur Schnitzler. Herr Doktor
Schnitzler kämpft bekanntlich Schulter an Schulter mit
Ludwig Fulda um die Bühne als moralische Anstalt.
Beide Herren sind ferner bekanntlich so geistvoll, daß
ihnen die Wiener und die Berliner Presse die vorzügliche
Hochachtung nicht versagen kann, trotzdem sie beide
an keiner Redaktion angestellt sind. Herr Doktor Arthur
Panateer
Deunar 1F
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