II, Theaterstücke 27, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten (Journalisten, Der Unsichtbare und die zwei Schatten), Seite 211

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27. Einkund Friederbuscn
KottoVe —
allein bereitet das Kabinett neue Maßnahmnen vor, wärtigen Augenblicke ab. Wenn wit und beesen
um die Aushebung einer noch größeren Anzahl! uns in die Hand gegebenen Geschicke würdig er¬)
von Kämpfern zu ermöglichen, sondern es stellt weisen, dann werden einst Geschlechter und Ge¬
auch sorgfältige Erhebungen an über die beste] schlechter Gott danken, daß er uns die Kraft gabl
Möglichkeit, die gegenwärtigen Bestände unserer durchzuhalten.“
gesprochen; das ist der Ton, in dem Gloria bei
stellerisch stand Geringes und Verfehltes neben
Shaw (in „Von never can tell“) mit ihrer Mutter
Vortrefflichem. Eine so wichtige Gestalt wie der
verkehrt. Viga legt sich mit wahrer Wollust bloß,
ungarische Tolpatsch, der schließlich die Braut
unv ihr Tun entspricht ihren Worten. Sie findet
heimführt, war kaum mehr als angetuscht. Dafür
die schlagendste Formel für ihr Wesen, wenn sie
schillerte Erika Glaeßner in allen Farben ihrer
erklärt, daß sie immer über der Situation stehe,
Rolle. „Die Straße nach Steinaych“ hat sie auf
und sie empfindet das als niederträchtige Tücke des
den Weg zu einem höheren Ziel geführt; sie hat
Schicksals. Unberei enbar in ihren Launen,
ihren Erbauer zweifellos ein gut Stück vorwärts
sprunghaft in ihren Gefühlen, kritisch in ihrench gebracht. Beide dürfen sich des Erreichten freuen.
Wallungen, treibt sie einen Beobachtungskult mit
ihrem komplizierten Ich, das sie mit verpönter!
Von Arthur Schnilrs-emnl
Selbstcharakteristik genießerisch zerfasert. Nicht nur
und Fliederbusch“ war hier schon zweimal
der Name Viga ist neu; auch seine Trägenin hat
die Rede: im Anschluß an die Buchausgabe, den
zum erstenmal den Sprung vom Leben auf die
Vergleich mit Freytags „Journalisten“ vorweg¬
Bretter gewagt.
nehmend; nach der Wiener Uraufführung wohl¬
Schwer zu sagen, welche Entwicklungsmöglich¬
wollend durchaus, wie ein Dichter von Schnitzlers
keiten vor Wilhelm Stücklen liegen. Er baut drei
positiven Werten es verdient, und doch die nega¬
tiven Werte der Dichtung nicht verschweigend. Ich
schlanke Akte, die ihn nicht als modernen Ver¬
befinde mich in der wenig angenehmen Lage, zum
ächter der Form erscheinen lassen. Im Handwerk¬
brittenmal sagen zu müssen, daß hier ein mi߬
lichen hat ei kaum etwas hinzuzulernen. Das soll
ratenes Werk vorliegt. Mißraten in seiner nicht
ihm als Vorzug gebucht, nicht, wie es heute leider
zu künstlerischer Einheit gediehenen Mischung von
vielfach geschieht, als Vorwurf angekreidet werden.
Groteske und Wirklichkeit. Das bricht dem Stück,
Er schreibt eine knappe Sprache, nicht zu flach und
dessen Held kein Rückgrat hat, den Hals. Grotesk
nicht überschwenglich. Das ist schon ein ansehn¬
der Einfall, das journalistische Ich Fink=Flieder=
liches Einlagekapital, und wir wollen ihm wün¬
buschs oder Fliederbusch=Finks in zwei Gesinnun=
schen, daß es noch reichere dichterische Zinsen tra¬
gen möge.
gen zu spalten, ihn heute rot und morgen blauf
schreiben zu lassen. Aehnliches hat es schon im
Das Theater in der Königgrätzerstraße hatte
grauen Altertum gegeben: der öfters von mir her¬
nichts versäumt, ihn ins rechte Licht zu rücken.
aufbeschworene Karneades sprach an einem Tage
Ganz ausgezeichnet war das Gesellschaftsbild des
für, am nächsten gegen die Gerechtigkeit. Ein
ersten Aktes gestellt. Es gibt Stücke, vielleicht von
dialektischer Spiegelfechter; ein Verwandlungs¬
minderem Belang, die sich durch die Versinnlichung
der Bühne den. Gedächtnis unauslöschlich einprä¬
künstler der Zunge (nicht unbedingt auch der Ge¬
gen. Das hatte der Spielleiter bier bewirkt. Dar= sinnung); einer, der die Medaille und die Rückseite
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