II, Theaterstücke 27, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten (Journalisten, Der Unsichtbare und die zwei Schatten), Seite 220

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27. Einkund Fliederbusch
Lebensaufgabe, wern sie über die Meinungen des
Tages zu einer solchen emporgewachsen ist, und wenn
sie nicht nur ihren eigenen Vorteil in der Formu¬
lierung von Massenmeinungen sieht, kann nur darin
gesehen werden, daß sie das Urteil der Massen ein¬
dringlicher zu gestalten versucht, daß sie also ein
Jago ist, der den Mohren von Venedig nicht zum
Morde an einer Unschuldigen treibt, sondern zur
wahren Erkenntnis der Sachlage. Die Güte einer
Presse ist in der Eindringlichkeit ihres Urteils zu
Telephon 12.801
suchen.
Arthur Schnitzlers leichte und feine Satire trifft
die Parteistellung der Journalisten. Sucht sie zu
BOBSERVER“
treffen, indem er Herrn Fliederbusch, den Vertreter
der liberalen Weltanschauung, und Herrn Fink, den
I. österr. ben. konz. Unternehmen für Zeitungs-Russchailte
Mann der konservativen Vorkämpfer für Vaterland
4.
und Glauben, dieselbe Person sein läßt: einen an¬
Wien, I., Concordiaplatz M,
genehmen jungen Mann, der heute in der liberalen
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Zeitung Artikel gegen die Konservativen schreibt, um
Generalanzeiger für Hamburg-Altons
diete selben Artikel worgen in einem konservativen
„Ochan der eleganten Welt in Grund und Boden zu
Hamburg
Kmpfen. Dieser sehr talentvolle Enkel des Herrn
Schmock wird schließlich gezwungen, mit sich selber
zum Zweikampf zu schreiten, was natürlich unmög¬
lich ist, so daß sich der ganze Schwank in Wohlgefallen
auflöst und mit einem guten Frühstück endet, zu dem
) Theater und Musik. ###
Liberale und Konservative von einem gemütlichen
deus ex machina geladen werden. Der Talentvolle
steigt durch seinen Befähigungsnachweis im Preise
Deutsches Schauspielhaus.
bei Liberalen und Konservativen gewaltig. Man
reißt sich um seine geschätzte Kraft bei einer öffent¬
Fink und Fliederbusch.
lichen Versteigerung nach dem schnurrigen Duell mit
Komödie von Astkux Schnitzler.
sich selbst. Das ist natürlich Schwank, und Schnitzler
hat diesen Schwank in die Sphäre eines gewandten
Die moderne Journalistenkomödie odel
n itzigen Sophismus erhoben, der für einen
hat auch Arthur Schnitzter in seinem geistreichen
Abend zuweilen tiefer anregt und sonst brillant
Schwank Fink und Fliederbusch nicht geschrieben. Er
unterhält. Aber es bleibt ein Spiel mit bunt¬
hätte tiefer graben müssen, um den Dingen auf den
schillernden Seifenblasen.
Grund zu kommen. Was er gibt, ist Oberflächen¬
Unter der Spielleitung Mar Montors kam diese
kunst, nicht Charakterdrama. Daß der Journalismus
elegande Fechtübung des Verstandes, die in
eine Macht ist, oder vielmehr ein Ausdruck von Welt¬
wehmännischer Ironie mit einem guten Essen aus¬
mächten, hat der große Krieg mit erschreckender
klingt, vortrefflich abgeschliffen zur Darstellung.
Deutlichkeit gezeigt. Auch diese Weltmächte sind ver¬
Als Mitarbeiter einer liberalen Tageszeitung fun¬
ankert in der menschlichen Brust. Der in den öffent¬
gierten die Herren Jönsson (Chefredakteur),
lichen Meinungen sich ausprägende Gedanke wäre
Berihold, Stettner von Dollen,
weniger als Wind und Spren, wenn er nicht eine
Schwaigen und Brahm und zeichneten dabei
Formulierung der Triebe und Wünsche der Millionen¬
ganz ergötzliche Typen einer kritischen Laune des
massen wäre, die die Zeitungen lesen. In den
Dichters. Mit der Wirklichkeit dürften diese Typen
Spalten der Zeitungen denkt das dumpfe Triebleben
ebenso viel oder wenig zu schaffen haben, wie die
der Menschheit, wie sie jetzt ist und geworden ist. Es
Vertreter des Konservatismus, als welche sich die
denkt darin, wie die blinde Leidenschaft des Mohren
Herren Holstein, Ellmar,
Fischel und
von Venedig in den pfiffigen Anschlägen Jagos denkt,
Blankenstein auf der Schnitzlerbühne trefflich
und das Ende ist blutiger Massenmord. Auf dem
bewährten. Den Fink und Fliederbusch spielte mit
Finden des Ausdruckz für den Lehens= und Macht¬
gefälligster Liebenswürdigkeit und echt Wienerischer
willen der Massen beruhr die journalistische Existenz,
Geschmeidigkeit Here Lang. Einen überlegenen
und deswegen ist die Presse eines Landes oder einer
Aristokraentypus stattete Herr Nhil mit be¬
Zeit genau so schlecht oder so gut wie das Zeitalter,
kannter Meisterschaft im Malen solchen Bildnisse
von dem sie lebt, wie die Nation oder die Partchdenen
aus. Sehr sein in ihrem weichen Egoismus war
sie dient. Die Presse beherrscht in Wahrheit so venig
Fr. Berda als Fürstin Priska. Heierkeit und
das geschichtliche Geschehen, wie die Welle das Meer
Beifall dankten dem Autor und der Darstellung.
beherrscht, dem sie entspringt. Ihr Einfluß reicht
ho.
genau so weit, als Macht und Willen des mächtigen
Einzelnen oder der Massen finter ihr stehen. Ihre: