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27. Eink und Fliederbusch
Telephon 12 601
PoSO
„OBSERVEK
I. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnilte
Wien, I., Concordiaplatz Nr. 4.
73 S. 1918
Hamburger Correspondent
F. #burg
Hue Kunst und Leben.
Deutschee Schauspielbaus.
Erstaufführung: Fink und Flieberbusch.
Der neue Schuitzler dürfte ein alter Schnitzler sein. Aus din
tefsten Tiefen seines Schreibtischs. Man sagt, daß es sich um
ine bislang ängstlich gehütete Jugendarbeit handele, und wenn
zutrifft, dann
zwar diese Vorsicht verständ¬
lich,
nicht aber verständlich, weshalb
Schnitzler
zuböserletzt doch außer acht ließ und seinen Namen
öffentlich mit einem Werke verknüpfte, das des Anatol¬
schöpfers nicht würdig ist. Was will diese Komödie sein? Gegen¬
st
ck zu den nun schon ein wenig verstaubten Gestalten der
Freytag'schen Komödie? Ach, die Herren um Freund Bolz sind
uns in Art und Brauch erheblich sympathischer als diese schmalen
Schatten werfenden Figuren. Satire auf das Wesen des mo¬
dernen Journalismus? Sie geht weit vorbei und gibt in ihren
humorlosen Verzerrungen nur ein falsches Bild von einem
Stande, der ohnehin in der allgemeinen Beurteilung mit falschen
Anschauungen zu kämpfen hat. Man müßte protestieren, wenn
der Anlaß lohnte. Schnitzlerschen Geistes ist diese Arbeit nicht.
Einzig im Schlußakt leuchtet in fast programmatischer Schärfe
Geistigkeit, und aus dem Spiel der Dialektik ergibt sich etwas
von dem feinen leisen Skeptizismus, von der klugen und nach¬
denklichen Art des lebensweisen Schnitzlers Da fallen Worte,
die typisch für ihn sind, der mit gelassener Ironie, spöttischer
Freude das Weltbild in sich aufnimmt, blitzen Gedanken, die aus
dem Buch pessimistischer Weisheiten sein könnten, auf dessen
Seiten er sich unvergeßlich eingetragen. Das ist eine Viertel¬
stunde, die man als köstlich zu überschätzen geneigt ist, weil man¬
sich eine Stunde vorher in der sträflichsten aller Welten befand:
in der Welt der Langeweile. Unter harmlos gruppierten, witz¬
los bewegten Possenpuppen. Wirklich, dieser neue Schnitzler muß
seine Quelle in vergangenen Jahren haben, sonst dürfte einem
um den allerneuesten bange werden.
Heinrich Lang gab den rechts und links schreibenden Jüng¬
ling
Fink und Fliederbusch — mit mäß ger Liune. Humor
aus Eigenem, hier notwendige Ergänzung.#feblte ##
ein kultivierter gräflicher Typus, Frau Serda eine liebens¬
würdige, in Komödienstil reizvoll plaudernde Fürstin. Brahm
stellte einen famosen Kajetan hin, Abguß des seligen Schmock.
Ellmar skizzierte seinen Styx mit einigen flotten Strichen.
Die von Montor inszenierte Aufführung fand freundlichen
E. K.
Beifall.
27. Eink und Fliederbusch
Telephon 12 601
PoSO
„OBSERVEK
I. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnilte
Wien, I., Concordiaplatz Nr. 4.
73 S. 1918
Hamburger Correspondent
F. #burg
Hue Kunst und Leben.
Deutschee Schauspielbaus.
Erstaufführung: Fink und Flieberbusch.
Der neue Schuitzler dürfte ein alter Schnitzler sein. Aus din
tefsten Tiefen seines Schreibtischs. Man sagt, daß es sich um
ine bislang ängstlich gehütete Jugendarbeit handele, und wenn
zutrifft, dann
zwar diese Vorsicht verständ¬
lich,
nicht aber verständlich, weshalb
Schnitzler
zuböserletzt doch außer acht ließ und seinen Namen
öffentlich mit einem Werke verknüpfte, das des Anatol¬
schöpfers nicht würdig ist. Was will diese Komödie sein? Gegen¬
st
ck zu den nun schon ein wenig verstaubten Gestalten der
Freytag'schen Komödie? Ach, die Herren um Freund Bolz sind
uns in Art und Brauch erheblich sympathischer als diese schmalen
Schatten werfenden Figuren. Satire auf das Wesen des mo¬
dernen Journalismus? Sie geht weit vorbei und gibt in ihren
humorlosen Verzerrungen nur ein falsches Bild von einem
Stande, der ohnehin in der allgemeinen Beurteilung mit falschen
Anschauungen zu kämpfen hat. Man müßte protestieren, wenn
der Anlaß lohnte. Schnitzlerschen Geistes ist diese Arbeit nicht.
Einzig im Schlußakt leuchtet in fast programmatischer Schärfe
Geistigkeit, und aus dem Spiel der Dialektik ergibt sich etwas
von dem feinen leisen Skeptizismus, von der klugen und nach¬
denklichen Art des lebensweisen Schnitzlers Da fallen Worte,
die typisch für ihn sind, der mit gelassener Ironie, spöttischer
Freude das Weltbild in sich aufnimmt, blitzen Gedanken, die aus
dem Buch pessimistischer Weisheiten sein könnten, auf dessen
Seiten er sich unvergeßlich eingetragen. Das ist eine Viertel¬
stunde, die man als köstlich zu überschätzen geneigt ist, weil man¬
sich eine Stunde vorher in der sträflichsten aller Welten befand:
in der Welt der Langeweile. Unter harmlos gruppierten, witz¬
los bewegten Possenpuppen. Wirklich, dieser neue Schnitzler muß
seine Quelle in vergangenen Jahren haben, sonst dürfte einem
um den allerneuesten bange werden.
Heinrich Lang gab den rechts und links schreibenden Jüng¬
ling
Fink und Fliederbusch — mit mäß ger Liune. Humor
aus Eigenem, hier notwendige Ergänzung.#feblte ##
ein kultivierter gräflicher Typus, Frau Serda eine liebens¬
würdige, in Komödienstil reizvoll plaudernde Fürstin. Brahm
stellte einen famosen Kajetan hin, Abguß des seligen Schmock.
Ellmar skizzierte seinen Styx mit einigen flotten Strichen.
Die von Montor inszenierte Aufführung fand freundlichen
E. K.
Beifall.