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27. Eink und Fliederbusch
mann verschlossen, dies und ein anderes auch, in
Lelensaufgabe, wenn sie über die Meinungen des
Tages zu einer solchen emporgewachsen ist, und wenn
dem Irene von Eydts Bild hängt. Am 26. No¬
sie nicht nur ihren eigenen Vorteil in der Formu¬
vember, an Irenes Todestage, hält der Vater dort
lierung von Massenmeinungen sieht, kann nur darin
eine Andacht. Da bin ich zweimal dabeigewesen.“
gesehen werden, daß sie das Urteil der Massen ein¬
„Gäste durften anwesend sein?“
dringlicher zu gestalten versucht, daß sie also ein
„Gäste, nein? Das erstemal waren Verwandte
Jago ist, der den Mohren von Venedig nicht zum
anwesend: Eine Stiftsdame Asta von Eydt, eine
Morde an einer Unschuldigen treibt, sondern zur
Regierungsrätin Geisler, geborene von Eydt, und
wohren Erkenntnis der Sachlage. Die Güte einer
deren Sohn, ein Kadett. Später sind die wegge¬
Presse ist in der Eindringlichkeit ihres Urteils zu
blieben, und da bat die Großmutter uns teilzu¬
suchen.
nehmen, Mutter und mich. So waren wir dann mit
Arthur Schnitzlers leichte und feine Satire trifft
den Kindern und ein paar alten vertrauten
die Parteistellung der Journalisten. Sucht sie zu
Dienern die ganze Andachtsgemeinde.“
treffen, indem er Herrn Fliederbusch, den Vertreter
„Und sonst werden die Zimmer nie betreten?“
der liberalen Weltanschauung, und Herrn Fink, den
„Vielleicht von der Großmutter, das weiß ich
Mann der konservativen Vorkämpfer für Vaterland
nicht. Einmal ging ich mit Lotte, der Sieben¬
und Glauben, dieselbe Verson sein läßt: einen an¬
jährigen, durch den langen Flur, da blieb sie vor
genehmen jungen Mann, der heute in der liberalen
der Tür des einen Zimmers stehen und sagte:
Zeitung Artikel gegen die Konservativen schreibt, um
Hier schläft Mama, die dürfen wir niemals stören.
diese selben Artikel morgen in einem konservativen
Auf den Zehen ging sie vorüber.“
Organ der eleganten Welt in Grund und Boden zu
stampfen. Dieser sehr talentvolle Enkel des Herrn
(Fortsetzung folgt.)
Schmock wird schließlich gezwungen, mit sich selber
zum Zweikampf zu schreiten, was natürlich unmög¬
lich ist, so daß sich der ganze Schwank in Wohlgefallen
auflöst und mit einem guten Frühstück endet, zu dem
ITbeater und Musik.
Liberale und Konservative von einem gemütlichen
deus ex machina geladen werden. Der Talentvolle
steigt durch seinen Befähigungsnachweis im Preise
Deutsches Schauspielhaus.
bei Liberalen und Konservativen gewaltig. Man
reißt sich um seine geschätzte Kraft bei einer öffent¬
Fink und Fliederbusch.
lichen Versteigerung nach dem schnurrigen Duell mit
Komödie von Arthur Schnitzler.
sich selbst. Das ist natürlich Schwank, und Schnitzler
hat diesen Schwank in die Sphäre eines gewandten
Die moderne Journalistenkomödie oder =Tragödie
und witzigen Sophismus erhoben, der für einen
hat auch Arthur Schnitzler in seinem geistreichen
Abend zuweilen tiefer anregt und sonst brillant
Schwank Fink und Fliederbusch nicht geschrieben. Er
unterhält. Aber es bleibt ein Spiel mit bunt¬
hätte tiefer graben müssen, um den Dingen auf den
schillernden Seifenblasen.
Grund zu kommen. Was er gibt, ist Oberflächen¬
Unter der Spielleitung Max Montors kam diese
kunst, nicht Charakterdrama. Daß der Journalismus
elegante Fechübung des Verstandes, die in
eine Macht ist, oder vielmehr ein Ausdruck von Welt¬
weh männischer Ironie mit einem guten Essen aus¬
mächten, hat der große Krieg mit erschreckender
klingt. vortrefflich abgeschliffen zur Darstellung.
Deutlichkeit gezeigt. Auch diese Weltmächte sind ver¬
Als Mitarbeiter einer liberalen Tageszeitung fun¬
ankert in der menschlichen Brust. Der in den öffent¬
gierten die Herren Jönsson (Chefredakteur),
lichen Meinungen sich ausprägende Gedanke wäre
Berthold,
Stettner, von Dollen,
weniger als Wind und Spreu, wenn er nicht eine
Schwaigen und Brahm und zeichneten dabei
Formulierung der Triebe und Wünsche der Millionen¬
ganz ergötzliche Typen einer kritischen Laune des
massen wäre, die die Zeitungen lesen. In den
Dichters. Mit der Wirklichkeit dürften diese Typen
Spalten der Zeitungen denkt das dumpfe Triebleben
ebenso viel oder wenig zu schaffen haben, wie die
der Menschheit, wie sie jetzt ist und geworden ist. Es
Vertreter des Konservatismus, als welche sich die
denkt darin, wie die blinde Leidenschaft des Mohren
Herren Holstein, Ellmar, Fischel und
von Venedig in den pfiffigen Anschlägen Jagos denkt,
Blankenstein auf der Schnitzlerbühne trefflich
und das Ende ist blutiger Massenmord. Auf dem
bewährten. Den Fink und Fliederbusch spielte mit
Finden des Ausdrucks für den Lebens= und Macht¬
gefälligster Liebenswürdigkeit und echt Wienerischer
willen der Massen beruht die journalistische Existenz,
Geschmeidigkeit Herr Lang. Einen überlegenen
und deswegen ist die Presse eines Landes oder einer
Aristokratentypus stattete Herr Nhil mit be¬
Zeit genau so schlecht oder so gut wie das Zeitalter,
kannter Meisterschaft im Malen solcher Bildnisse
von dem sie lebt, wie die Nation oder die Partei, denen
aus. Sehr fein in ihrem weichen Ggoismus war
sie dient. Die Presse beherrscht in Wahrheit so wenig
Fr. Serda als Fürstin Priska. Heiterkeit und
das geschichtliche Geschehen, wie die Welle das Meer
Beifall dankten dem Autor und der Darstellung.
beherrscht, dem sie entspringt. Ihr Einfluß reicht
he.
genau so weit, als Macht und Willen des mächtigen
Einzelnen oder der Massen hinter ihr stehen. Ihre!
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e eaeia C Ansegee.
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27. Eink und Fliederbusch
mann verschlossen, dies und ein anderes auch, in
Lelensaufgabe, wenn sie über die Meinungen des
Tages zu einer solchen emporgewachsen ist, und wenn
dem Irene von Eydts Bild hängt. Am 26. No¬
sie nicht nur ihren eigenen Vorteil in der Formu¬
vember, an Irenes Todestage, hält der Vater dort
lierung von Massenmeinungen sieht, kann nur darin
eine Andacht. Da bin ich zweimal dabeigewesen.“
gesehen werden, daß sie das Urteil der Massen ein¬
„Gäste durften anwesend sein?“
dringlicher zu gestalten versucht, daß sie also ein
„Gäste, nein? Das erstemal waren Verwandte
Jago ist, der den Mohren von Venedig nicht zum
anwesend: Eine Stiftsdame Asta von Eydt, eine
Morde an einer Unschuldigen treibt, sondern zur
Regierungsrätin Geisler, geborene von Eydt, und
wohren Erkenntnis der Sachlage. Die Güte einer
deren Sohn, ein Kadett. Später sind die wegge¬
Presse ist in der Eindringlichkeit ihres Urteils zu
blieben, und da bat die Großmutter uns teilzu¬
suchen.
nehmen, Mutter und mich. So waren wir dann mit
Arthur Schnitzlers leichte und feine Satire trifft
den Kindern und ein paar alten vertrauten
die Parteistellung der Journalisten. Sucht sie zu
Dienern die ganze Andachtsgemeinde.“
treffen, indem er Herrn Fliederbusch, den Vertreter
„Und sonst werden die Zimmer nie betreten?“
der liberalen Weltanschauung, und Herrn Fink, den
„Vielleicht von der Großmutter, das weiß ich
Mann der konservativen Vorkämpfer für Vaterland
nicht. Einmal ging ich mit Lotte, der Sieben¬
und Glauben, dieselbe Verson sein läßt: einen an¬
jährigen, durch den langen Flur, da blieb sie vor
genehmen jungen Mann, der heute in der liberalen
der Tür des einen Zimmers stehen und sagte:
Zeitung Artikel gegen die Konservativen schreibt, um
Hier schläft Mama, die dürfen wir niemals stören.
diese selben Artikel morgen in einem konservativen
Auf den Zehen ging sie vorüber.“
Organ der eleganten Welt in Grund und Boden zu
stampfen. Dieser sehr talentvolle Enkel des Herrn
(Fortsetzung folgt.)
Schmock wird schließlich gezwungen, mit sich selber
zum Zweikampf zu schreiten, was natürlich unmög¬
lich ist, so daß sich der ganze Schwank in Wohlgefallen
auflöst und mit einem guten Frühstück endet, zu dem
ITbeater und Musik.
Liberale und Konservative von einem gemütlichen
deus ex machina geladen werden. Der Talentvolle
steigt durch seinen Befähigungsnachweis im Preise
Deutsches Schauspielhaus.
bei Liberalen und Konservativen gewaltig. Man
reißt sich um seine geschätzte Kraft bei einer öffent¬
Fink und Fliederbusch.
lichen Versteigerung nach dem schnurrigen Duell mit
Komödie von Arthur Schnitzler.
sich selbst. Das ist natürlich Schwank, und Schnitzler
hat diesen Schwank in die Sphäre eines gewandten
Die moderne Journalistenkomödie oder =Tragödie
und witzigen Sophismus erhoben, der für einen
hat auch Arthur Schnitzler in seinem geistreichen
Abend zuweilen tiefer anregt und sonst brillant
Schwank Fink und Fliederbusch nicht geschrieben. Er
unterhält. Aber es bleibt ein Spiel mit bunt¬
hätte tiefer graben müssen, um den Dingen auf den
schillernden Seifenblasen.
Grund zu kommen. Was er gibt, ist Oberflächen¬
Unter der Spielleitung Max Montors kam diese
kunst, nicht Charakterdrama. Daß der Journalismus
elegante Fechübung des Verstandes, die in
eine Macht ist, oder vielmehr ein Ausdruck von Welt¬
weh männischer Ironie mit einem guten Essen aus¬
mächten, hat der große Krieg mit erschreckender
klingt. vortrefflich abgeschliffen zur Darstellung.
Deutlichkeit gezeigt. Auch diese Weltmächte sind ver¬
Als Mitarbeiter einer liberalen Tageszeitung fun¬
ankert in der menschlichen Brust. Der in den öffent¬
gierten die Herren Jönsson (Chefredakteur),
lichen Meinungen sich ausprägende Gedanke wäre
Berthold,
Stettner, von Dollen,
weniger als Wind und Spreu, wenn er nicht eine
Schwaigen und Brahm und zeichneten dabei
Formulierung der Triebe und Wünsche der Millionen¬
ganz ergötzliche Typen einer kritischen Laune des
massen wäre, die die Zeitungen lesen. In den
Dichters. Mit der Wirklichkeit dürften diese Typen
Spalten der Zeitungen denkt das dumpfe Triebleben
ebenso viel oder wenig zu schaffen haben, wie die
der Menschheit, wie sie jetzt ist und geworden ist. Es
Vertreter des Konservatismus, als welche sich die
denkt darin, wie die blinde Leidenschaft des Mohren
Herren Holstein, Ellmar, Fischel und
von Venedig in den pfiffigen Anschlägen Jagos denkt,
Blankenstein auf der Schnitzlerbühne trefflich
und das Ende ist blutiger Massenmord. Auf dem
bewährten. Den Fink und Fliederbusch spielte mit
Finden des Ausdrucks für den Lebens= und Macht¬
gefälligster Liebenswürdigkeit und echt Wienerischer
willen der Massen beruht die journalistische Existenz,
Geschmeidigkeit Herr Lang. Einen überlegenen
und deswegen ist die Presse eines Landes oder einer
Aristokratentypus stattete Herr Nhil mit be¬
Zeit genau so schlecht oder so gut wie das Zeitalter,
kannter Meisterschaft im Malen solcher Bildnisse
von dem sie lebt, wie die Nation oder die Partei, denen
aus. Sehr fein in ihrem weichen Ggoismus war
sie dient. Die Presse beherrscht in Wahrheit so wenig
Fr. Serda als Fürstin Priska. Heiterkeit und
das geschichtliche Geschehen, wie die Welle das Meer
Beifall dankten dem Autor und der Darstellung.
beherrscht, dem sie entspringt. Ihr Einfluß reicht
he.
genau so weit, als Macht und Willen des mächtigen
Einzelnen oder der Massen hinter ihr stehen. Ihre!
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e eaeia C Ansegee.
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