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ters
27. Fink und Fliederbusch
Politik geworfen hat. Aber während dieser Artikek in der
Wre Selbst¬
Redaktion der Gegenwart erörtert wird, packt den Autor die
unter den
Lust, selbst eine Erwiderung darauf abzufassen. Sie fällt
chen Acht¬
sehr scharf aus. Die Folge ist, daß Fink gezwungen wird,
s Gegen¬
den Fliederbusch vor die Pistole zu fordern. Von da an
der Zei¬
verläuft die Handlung völlig schwankmäßig, wie es denn auch
Wahrheit,
nicht anders zu erwarten ist, da Schnitzler leider gänzlich
astor der
verabsäumte, diesen Herrn Fink=Fliederbusch mit Geist zu
äglich die
versehen. Der verfügbare Geist war bereits vergeben an
fährliches
den Grafen, der die Frage der politischen Ueberzeugung von
keinem
dem höheren Standpunkte des Sportmannes aus höchst amü¬
müssen
sant und elegant erläutert. Seine Weisheit bleibt leider
ten, des
unfruchtbar, denn Fink=Fliederbusch ist für sie durchaus nicht
alist da¬
das geeignete Gefäß. Dieser harmlose Jüngling, der vor
ner von
einer Fürstin in Krämpfe der Devotion gerat, wird nie wieder
dererseits
einen eigenen Einfall haben. Den einzigen, den er hatte
er Ueber¬
hat er sich durch die Entdeckung seiner Doppelseitigkeit selbst
stehen, so
entwertet. Es ist ein psychologischer Unfug, zwei geriebene
ng, nicht
Geschäftsleute wie die Herren Leuchter und Satan diesen
n sozial¬
Entlarvien in einer Auktion hochtreiben zu lassen; sie würden
t allein,
für einen solchen Zweck niemals erhebliches Geld aufwenden,
kommen.
da sie ja wissen, daß der Schein der Ueberzeugung unter
gewaltige
allen Umständen aufrecht erhalten werden muß, wie über¬
flüssig auch die Ueberzeugung selbst sein mag. Auch der
en Seite
Graf wird den jungen Mann an seiner eigenen Zeitung nicht
r
scht.
lange brauchen können; denn was kann mit einem er¬
er vor¬
reichen, dessen Unglaubwürdigkeit öffentlich festgenagelt ist?
mäßigen
Und so sehe ich trübe in Herrn Fliederbuschs Zukunft. Ich
ttel zum
vermute, er wird es zeitiebens nicht weiter bringen als #is
llig klar
zur Redaktionswanze, wie sie Schnitzler höchst ergötzlich in
kure und
dem Kajetan gestaltet hat.
ert ein
Die völlige Unbeträchtlichkeit der Mittelfigur raubt dem
uf, aber
gen mit
Stück die Spitze. Aller Aufwand ist umsonst vertan. Und
ist nur
dieser Aufwand ist, wie es sich bei Schnitzler von selbst ver¬
steht, nicht gering.
des
Nawentlich der erste Akt sitzt
Satans
sicher, die Sprache ist so flüssig und lebendig, die
einen
zahlreichen Figuren sind so scharf umrissen, daß das
#e ein¬
Abflauen vom zweiten Akt an betrübend wirkt. Alle
ist der
Gescheitheit kann die Ermattung nicht aufhalten. Das
nlinks,
Lachen, das Einzelheiten des Doppelgängerspiels auslösen,
Fhr Held
ist nicht das Lachen, auf das sich ein Mann von Schnitzlers
einer
Wuchs etwas einbilden könnte; es ist zu billig erkauft.
gerissene
Gespielt wurde unter Montors feinfühliger und liebe¬
voller Leitung recht gut. Den Fliederbusch gab Lang mi
Millionär
bester Laune und frischer Unbekümmertheit, die freil
zu einer
noch gewonnen hätte, wenn der Darsteller zehn Jab.
mütiger
jünge: ausgesehen hätte. Der Redaktionsstab der Gege
Fumiste“
wart war vollkommen: Leuchters fettige Brutalität, Fr¬
seiner
becks resignierte Beamtenhaftigkeit, Füllmanns gekrän
einem
Ueberzeugungstreue, Obendorfers oberflächliche Fügsam!
keinen
Abendsterns knirschende Ergebung fanden durch Jöns
näßigen.
Berthold, Stettner, v. Dollen, Schwaiger ausgezeic
frischer
Verkörperung. Eine Meisterleistung war Brahms Kaj¬
bst nicht
Diese Figur ist offenbar eine Wiener Spezialität.
nwart“,
wimmeln Redaktionswanzen allenthalben herum und u
unter
von ihnen schreiden auch Dramen, aber sie haben bei
letztem
nicht die Geitung, die sie in Wien zu haben scheinen;
Rede
Dreistigkeit, Beharrlichkeit, Behendigkeit schützen sie auf
ahm gab dieser
die I Dauer nicht ver dem Hinauswürf. EE EE
Seel
box 33/4
stalt eine wienerische Bodenständigkeit, deren Echtheit ver¬
blüffte. Weniger gut schnitt die Konkurrenz ab. Dem
Leodegar Satan hätte ein ganz kleiner Einschuß von
Schäligkeit gut getan, Holstein ist dafür reichlich vornehm;
das Söhnchen Egon Fischels hätte gern etwas mehr vom
Schnösel haben können als vom guten Jungen; und der
Styx Ellmars zeigte eine unsympathische statt einer zmmer¬
hin sympathischen Verkommenheit. Die Aristokratie war
glänzend vertreten durch Nhils weltmännische Plauderkunst
und Julia Serdas charmanse Vornehmheit. Der Neben¬
volle des Doktors gab Wlach einen feinen Umriß. Jeden¬
falls dürfen von dem sehr freundlichen Beifall am Schluß
die Darsteller den Löwenanteil beanspruchen.
H. W. r.
—
Kunst und Wissenschaft.
— Chorkonzert. Unter Herrn Sittards Leitung
wurden zum Vorteil der Kassen des Roten Kreuzes am
Sonnabend vom Michaeliskirchenchore — aber diesmal im
Brahms=Saale der Musikhalle — die beiden höchstbedeuten¬
den Werke wiederholt, die letzthin im großen Kirchenraume
in Erstaufführungen geboten wurden: Verdis Tedeum
und Bruckners Dritte Messe. Beide mit ihrer in¬
haltlich überragenden Bedeutung und auch die Darlegung
ließen damals betonen, daß die Veranstaltung und die Ini¬
tiative Sittards eine der erfreulichsten Erinnerungen des
Winiers ausmachten. In einer Zeit „wo übertriebene Selbst¬
einschätzung und spekulatives Interesse vordringlich uns mit
unnötigen, inhaltlich bedeutungslosen Aufführungen be¬
helligen, kommt Sittards Wiederholung des Werkes gerad¬
recht, um an den Abschluß des Konzertwinters einen feier.
lichen Zusammenklang und eine wohltätige Fermate 7a
setzen. Zwischen beiden Werken hörten wir auch noch den
ersten Aktschluß aus Wagners Parsifal — in derKonzert¬
fassung, die ihr der Meister gegeben: von der Musik zur
Wandeldekoration ab bis an den Schluß, also mit einigen
Strichen, deren größter der vor dem Erklingen der Abeno¬
mahlsmusik ist. Das Fragment — nur mit den Chören
ausgestattet — nahm sich mit seinem weihevollen Ernst und
dr Andachtstiefe zwischen jenen Verdi=Bruckner=Klängen,
die ja für Kultus=Zwecke nicht eigentlich gedacht sind, sehr gut
aus. Es spannte aber die Aufmerksamkeit für diese große,
ausgedehnte Darbietung, bei geringen Pausen in dem
Bruckner=Dokument, auf höchste an. Daß auch die Darlegung
und selbst der Eiser der Solisten (der Damen Neugebauer,
Millitzer, und der Herren Georg Walter und Albert Fischer)
die Energie des Verfolges zu spornen wußten, war ein
großer Vorzug des Unternehmens. Der glückliche Gedanke,
jene beiden Werte zur Wiederholung kommen und so auch
ihre Inhalte im Saale sich erproben zu lassen, ward von
gutem Erfolge begleitet; auch hinsichtlich der Zuwendung,
die dem Roten Kreuz zugedacht ist. Herrn Sittard zeichnete
die große Versammlung schließlich durch lebhafte Erkennt¬
lichkeit aus.
W. 2.
Julius Cäsar. Vorlesung von Max Montor im
Zirkus= Busch=Gebände. Vor einer gewaltigen Zuhörer¬
menge, deren Masse durch die weite Kahlheit des Zirkus¬
.+
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27. Fink und Fliederbusch
Politik geworfen hat. Aber während dieser Artikek in der
Wre Selbst¬
Redaktion der Gegenwart erörtert wird, packt den Autor die
unter den
Lust, selbst eine Erwiderung darauf abzufassen. Sie fällt
chen Acht¬
sehr scharf aus. Die Folge ist, daß Fink gezwungen wird,
s Gegen¬
den Fliederbusch vor die Pistole zu fordern. Von da an
der Zei¬
verläuft die Handlung völlig schwankmäßig, wie es denn auch
Wahrheit,
nicht anders zu erwarten ist, da Schnitzler leider gänzlich
astor der
verabsäumte, diesen Herrn Fink=Fliederbusch mit Geist zu
äglich die
versehen. Der verfügbare Geist war bereits vergeben an
fährliches
den Grafen, der die Frage der politischen Ueberzeugung von
keinem
dem höheren Standpunkte des Sportmannes aus höchst amü¬
müssen
sant und elegant erläutert. Seine Weisheit bleibt leider
ten, des
unfruchtbar, denn Fink=Fliederbusch ist für sie durchaus nicht
alist da¬
das geeignete Gefäß. Dieser harmlose Jüngling, der vor
ner von
einer Fürstin in Krämpfe der Devotion gerat, wird nie wieder
dererseits
einen eigenen Einfall haben. Den einzigen, den er hatte
er Ueber¬
hat er sich durch die Entdeckung seiner Doppelseitigkeit selbst
stehen, so
entwertet. Es ist ein psychologischer Unfug, zwei geriebene
ng, nicht
Geschäftsleute wie die Herren Leuchter und Satan diesen
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Entlarvien in einer Auktion hochtreiben zu lassen; sie würden
t allein,
für einen solchen Zweck niemals erhebliches Geld aufwenden,
kommen.
da sie ja wissen, daß der Schein der Ueberzeugung unter
gewaltige
allen Umständen aufrecht erhalten werden muß, wie über¬
flüssig auch die Ueberzeugung selbst sein mag. Auch der
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Graf wird den jungen Mann an seiner eigenen Zeitung nicht
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lange brauchen können; denn was kann mit einem er¬
er vor¬
reichen, dessen Unglaubwürdigkeit öffentlich festgenagelt ist?
mäßigen
Und so sehe ich trübe in Herrn Fliederbuschs Zukunft. Ich
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vermute, er wird es zeitiebens nicht weiter bringen als #is
llig klar
zur Redaktionswanze, wie sie Schnitzler höchst ergötzlich in
kure und
dem Kajetan gestaltet hat.
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uf, aber
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Stück die Spitze. Aller Aufwand ist umsonst vertan. Und
ist nur
dieser Aufwand ist, wie es sich bei Schnitzler von selbst ver¬
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des
Nawentlich der erste Akt sitzt
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sicher, die Sprache ist so flüssig und lebendig, die
einen
zahlreichen Figuren sind so scharf umrissen, daß das
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Abflauen vom zweiten Akt an betrübend wirkt. Alle
ist der
Gescheitheit kann die Ermattung nicht aufhalten. Das
nlinks,
Lachen, das Einzelheiten des Doppelgängerspiels auslösen,
Fhr Held
ist nicht das Lachen, auf das sich ein Mann von Schnitzlers
einer
Wuchs etwas einbilden könnte; es ist zu billig erkauft.
gerissene
Gespielt wurde unter Montors feinfühliger und liebe¬
voller Leitung recht gut. Den Fliederbusch gab Lang mi
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bester Laune und frischer Unbekümmertheit, die freil
zu einer
noch gewonnen hätte, wenn der Darsteller zehn Jab.
mütiger
jünge: ausgesehen hätte. Der Redaktionsstab der Gege
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wart war vollkommen: Leuchters fettige Brutalität, Fr¬
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becks resignierte Beamtenhaftigkeit, Füllmanns gekrän
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Ueberzeugungstreue, Obendorfers oberflächliche Fügsam!
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Abendsterns knirschende Ergebung fanden durch Jöns
näßigen.
Berthold, Stettner, v. Dollen, Schwaiger ausgezeic
frischer
Verkörperung. Eine Meisterleistung war Brahms Kaj¬
bst nicht
Diese Figur ist offenbar eine Wiener Spezialität.
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wimmeln Redaktionswanzen allenthalben herum und u
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von ihnen schreiden auch Dramen, aber sie haben bei
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nicht die Geitung, die sie in Wien zu haben scheinen;
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Dreistigkeit, Beharrlichkeit, Behendigkeit schützen sie auf
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die I Dauer nicht ver dem Hinauswürf. EE EE
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stalt eine wienerische Bodenständigkeit, deren Echtheit ver¬
blüffte. Weniger gut schnitt die Konkurrenz ab. Dem
Leodegar Satan hätte ein ganz kleiner Einschuß von
Schäligkeit gut getan, Holstein ist dafür reichlich vornehm;
das Söhnchen Egon Fischels hätte gern etwas mehr vom
Schnösel haben können als vom guten Jungen; und der
Styx Ellmars zeigte eine unsympathische statt einer zmmer¬
hin sympathischen Verkommenheit. Die Aristokratie war
glänzend vertreten durch Nhils weltmännische Plauderkunst
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H. W. r.
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Kunst und Wissenschaft.
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Sonnabend vom Michaeliskirchenchore — aber diesmal im
Brahms=Saale der Musikhalle — die beiden höchstbedeuten¬
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in Erstaufführungen geboten wurden: Verdis Tedeum
und Bruckners Dritte Messe. Beide mit ihrer in¬
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recht, um an den Abschluß des Konzertwinters einen feier.
lichen Zusammenklang und eine wohltätige Fermate 7a
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ersten Aktschluß aus Wagners Parsifal — in derKonzert¬
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Wandeldekoration ab bis an den Schluß, also mit einigen
Strichen, deren größter der vor dem Erklingen der Abeno¬
mahlsmusik ist. Das Fragment — nur mit den Chören
ausgestattet — nahm sich mit seinem weihevollen Ernst und
dr Andachtstiefe zwischen jenen Verdi=Bruckner=Klängen,
die ja für Kultus=Zwecke nicht eigentlich gedacht sind, sehr gut
aus. Es spannte aber die Aufmerksamkeit für diese große,
ausgedehnte Darbietung, bei geringen Pausen in dem
Bruckner=Dokument, auf höchste an. Daß auch die Darlegung
und selbst der Eiser der Solisten (der Damen Neugebauer,
Millitzer, und der Herren Georg Walter und Albert Fischer)
die Energie des Verfolges zu spornen wußten, war ein
großer Vorzug des Unternehmens. Der glückliche Gedanke,
jene beiden Werte zur Wiederholung kommen und so auch
ihre Inhalte im Saale sich erproben zu lassen, ward von
gutem Erfolge begleitet; auch hinsichtlich der Zuwendung,
die dem Roten Kreuz zugedacht ist. Herrn Sittard zeichnete
die große Versammlung schließlich durch lebhafte Erkennt¬
lichkeit aus.
W. 2.
Julius Cäsar. Vorlesung von Max Montor im
Zirkus= Busch=Gebände. Vor einer gewaltigen Zuhörer¬
menge, deren Masse durch die weite Kahlheit des Zirkus¬
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