27. Einkund Fliederbusch
Volksstimams, Magüsburg
Husschnitt aus:
14.APZ 1974
Der fruchtbare und erfolgreiche Wiener Dichter Artur
Schnitzler (der auch einen lebendigen Gegenbeweis gegen
Hamiin den Verdacht des Plagiats gekom¬
men. Er hat nämlich ein Journalistenstück geschrieben,
das große Aehnlichkeit in Motiv und Durchführung mit Tristan
Bernards politischer Journalistenkomödie Die beiden
Enten hat, die zurzeit das Zugstück einer Pariser Bühne bildet.
Da ist ein Journalist, der, wie es auch bei uns vorkommen soll,
gleichzeitig rechts und links zu schreiben weiß und seine Feder
zwei feindlichen Parteien zur Verfügung stellt. Er geht in eine
Provinzstadt, macht Karriere, indem er die Frau eines Druckerei¬
besitzers poussiert und eine radikale Zeitung gründet, die beson¬
ders einen feudalen Junker scharf angreift. Der gründet eine
konservative Zeitung und engagiert seinen Gegner als Redakteur,
ohne daß dieser sein radikales Blatt aufgibt. Schnitzler, dessen
noch ungetaufte Komödie natürlich speziell österreichische Verhält¬
nisse aufs Korn nimmt, erfuhr durch ein Wiener Theater, wie
da wieder mal der böse Zufall gespielt habe. Um einem der in
letzter Zeit sehr beliebt gewordenen Plagiatsprozeß aus dem Wege
zu gehen, hat er beim Notar feststellen lassen, daß seine Komödie
schon vor der Pariser Premiere der schlimmen beiden Enten fa#tig
dax. Was haben die geplagten Bühnenautoren doch für Eergen
und Mühen, ehe das Gold im Kasten klingt!
box 33
Wue f. Uepene
IISeite 2
des im Ruhealtar verborgenen Allerheiligsten Sakramen¬
Sühn=Anbetungsstunde: 9—10. 2. Karfreitag: ½6
tes;
Uhr kleine Horen, 7 Uhr Passion, Kreuzverehrung, vor¬
geheiligte Messe, Vesper, 4 Uhr nachmittags: hl. Kreuz¬
weg, Verehrung und Kuß der hl. Kreuzpartikel; ½7 Uhr
abends: hl. Rosenkranz, Miserere, Engel des Herrn und
Gesang: Heil'ges Kreuz, sei hoch. Gegen 8 Uhr nochmals
eine kurze Kreuzwegandacht. Beichtgelegenheit den ganzen
Tag, so lange die Kirche offen ist. 3. Karsamstag: ¼6 Uhr
früh, kleine Horen; 6 Uhr Weihe des hl. Feuers. Preis
der Osterkerze (Exultet), Allerheiligen=Litanei, etwa um
348 Uhr feierliches Hochamt, Kommunion der Ordens¬
familie und der Gläubigen, Prozession mit dem Aller¬
heiligsten in der Kirche und der Wiederbeginn der feier¬
lichen Aussetzung. 4 Uhr nachmittags: Auferstehungs¬
predigt, Gesang: Christus ist erstanden, feierlicher Segen,
Gesang: Großer Gott, wir loben dich. ¾7 Uhr abends:
hl. Rosenkranz, feierlicher Segen. 4. Ostersonntag: 10 Uhr
feierliches Hochamt. 4 Uhr nachmittags feierliche Anbe¬
tungsstunde zur Wiederkehr des Jahrestages der 1. Aus¬
setzung.
Theater und Kunst.
□0
„Fink und Fliederbusch.“ Der liebenswürdige,
leichtlebige „Wiener“ Schnitzler mit seiner Galerie von
Einattern, Novelleratur gewor¬
den, was der Sekt dem Diner bedeutet; und doch nicht
leichte, wohlfeile Ware — letzteres auch von Sekte gilt —
denn in seinem Drama „Liebelei", dem großen Wurf,
spricht er ernst zu uns. Ergreifend und rührend zeigt der
Dichter wie eine leichtsinnige und gedankenlose Liebelei
einem jungen, tiefer fühlenden Menschenkinde das Herz
bricht. Er ist beinahe wie Hermann Bahr eine Proteus¬
natur, die alle Wandlungen der Literatur begeistert mit¬
macht. Sein leichter, flotter Ton, besonders seine sprü¬
hende Lebenslust, wie in „Anatol“ die liebenswürdigste
Unmoral, sein pointierter Witz und reizende Causerie,
erobern im Sturme das sprödeste Philister= oder Rezen¬
— Die beiden Begriffe sollen des öfteren ver¬
sentenherz.
(Anmerkung eines schlecht rezensier¬
—
wandt erscheinen!
ten Literaten. In „Fink und Fliederbusch“ betritt Arthur
Schnitzler den Boden der Komödie, und mit Erfolg. In
die Redaktions= und Journalistenwelt führt er uns ein,
und mit harmlosem Geplauder erschließt er uns die
Pforten des Heiligtums des Herrn Chefredakteurs. Zeigt
uns die Doppelnatur des Parlamentsberichterstatters in
satirischem Lichte, wärmt alte Witze mit Geschmack auf,
bringt reichlich neue — und schmunzelt mit dem dank¬
baren Publikum, versechtet eifrigst zwei verschiedene
Standpunkte, um einen dritten mit homerischem Geläch¬
ter, das heißt mit einer urwienerisch vertrakten Zoten¬
miene, als sein Lebensziel zu bezeichnen. Als Fink und
Fliederbusch, das Hintertreppengenie, Herr Götz, der die¬
pardon! — Pistolenjournalisten zugleich
sen Revolver —
schmissig und fahrig, vorlaut mehr als dezent, kurzum,
echt schnitzlerisch, spielte. Ein amüsanter Kerl, an dem man
seine helle Freude hatte. Die Tageszeitung „Die Gegen¬
wart“ ebenso gut vertreten wie die Redaktion der „Ele¬
ganten Welt“. Leuchter, als Chefredakteur der ersteren,
Herr Hartberg, Redaktion des lokalen Teiles, Pirk, in
gutem Wienerdialekt, Füllmann, der Politiker, Herr Zei¬
sel, der wahre Lachsalven hervorzaubert, Odendorfer,
und der „renitente
Feuilleton, Herr Maluschinsky,
Theaterkritiker“. Abendstern des Herrn Teller. Der
große Dichter Kajetan, nebenbei der erterne Mitarbeiter
umgekehrt gilt gleich — Herr Eisner, der ebenfalls
Leodegar Satan in der „Eleganten
sein Bestes hergab.
Welt“ Herr Lenoir, Egon sein Sohn Herr Walter, beide
gut, ebenso wie der verkrachte Sture des Herrn Stolfa und
halt;
Wölbl des Herrn Strauß. Echt aristokratisch
dann wäre er ja unmöglich gewesen, Herr Recke, der
seinen Grafen und Abgeordneten ganz vorzüglich spielte.
neu
Volksstimams, Magüsburg
Husschnitt aus:
14.APZ 1974
Der fruchtbare und erfolgreiche Wiener Dichter Artur
Schnitzler (der auch einen lebendigen Gegenbeweis gegen
Hamiin den Verdacht des Plagiats gekom¬
men. Er hat nämlich ein Journalistenstück geschrieben,
das große Aehnlichkeit in Motiv und Durchführung mit Tristan
Bernards politischer Journalistenkomödie Die beiden
Enten hat, die zurzeit das Zugstück einer Pariser Bühne bildet.
Da ist ein Journalist, der, wie es auch bei uns vorkommen soll,
gleichzeitig rechts und links zu schreiben weiß und seine Feder
zwei feindlichen Parteien zur Verfügung stellt. Er geht in eine
Provinzstadt, macht Karriere, indem er die Frau eines Druckerei¬
besitzers poussiert und eine radikale Zeitung gründet, die beson¬
ders einen feudalen Junker scharf angreift. Der gründet eine
konservative Zeitung und engagiert seinen Gegner als Redakteur,
ohne daß dieser sein radikales Blatt aufgibt. Schnitzler, dessen
noch ungetaufte Komödie natürlich speziell österreichische Verhält¬
nisse aufs Korn nimmt, erfuhr durch ein Wiener Theater, wie
da wieder mal der böse Zufall gespielt habe. Um einem der in
letzter Zeit sehr beliebt gewordenen Plagiatsprozeß aus dem Wege
zu gehen, hat er beim Notar feststellen lassen, daß seine Komödie
schon vor der Pariser Premiere der schlimmen beiden Enten fa#tig
dax. Was haben die geplagten Bühnenautoren doch für Eergen
und Mühen, ehe das Gold im Kasten klingt!
box 33
Wue f. Uepene
IISeite 2
des im Ruhealtar verborgenen Allerheiligsten Sakramen¬
Sühn=Anbetungsstunde: 9—10. 2. Karfreitag: ½6
tes;
Uhr kleine Horen, 7 Uhr Passion, Kreuzverehrung, vor¬
geheiligte Messe, Vesper, 4 Uhr nachmittags: hl. Kreuz¬
weg, Verehrung und Kuß der hl. Kreuzpartikel; ½7 Uhr
abends: hl. Rosenkranz, Miserere, Engel des Herrn und
Gesang: Heil'ges Kreuz, sei hoch. Gegen 8 Uhr nochmals
eine kurze Kreuzwegandacht. Beichtgelegenheit den ganzen
Tag, so lange die Kirche offen ist. 3. Karsamstag: ¼6 Uhr
früh, kleine Horen; 6 Uhr Weihe des hl. Feuers. Preis
der Osterkerze (Exultet), Allerheiligen=Litanei, etwa um
348 Uhr feierliches Hochamt, Kommunion der Ordens¬
familie und der Gläubigen, Prozession mit dem Aller¬
heiligsten in der Kirche und der Wiederbeginn der feier¬
lichen Aussetzung. 4 Uhr nachmittags: Auferstehungs¬
predigt, Gesang: Christus ist erstanden, feierlicher Segen,
Gesang: Großer Gott, wir loben dich. ¾7 Uhr abends:
hl. Rosenkranz, feierlicher Segen. 4. Ostersonntag: 10 Uhr
feierliches Hochamt. 4 Uhr nachmittags feierliche Anbe¬
tungsstunde zur Wiederkehr des Jahrestages der 1. Aus¬
setzung.
Theater und Kunst.
□0
„Fink und Fliederbusch.“ Der liebenswürdige,
leichtlebige „Wiener“ Schnitzler mit seiner Galerie von
Einattern, Novelleratur gewor¬
den, was der Sekt dem Diner bedeutet; und doch nicht
leichte, wohlfeile Ware — letzteres auch von Sekte gilt —
denn in seinem Drama „Liebelei", dem großen Wurf,
spricht er ernst zu uns. Ergreifend und rührend zeigt der
Dichter wie eine leichtsinnige und gedankenlose Liebelei
einem jungen, tiefer fühlenden Menschenkinde das Herz
bricht. Er ist beinahe wie Hermann Bahr eine Proteus¬
natur, die alle Wandlungen der Literatur begeistert mit¬
macht. Sein leichter, flotter Ton, besonders seine sprü¬
hende Lebenslust, wie in „Anatol“ die liebenswürdigste
Unmoral, sein pointierter Witz und reizende Causerie,
erobern im Sturme das sprödeste Philister= oder Rezen¬
— Die beiden Begriffe sollen des öfteren ver¬
sentenherz.
(Anmerkung eines schlecht rezensier¬
—
wandt erscheinen!
ten Literaten. In „Fink und Fliederbusch“ betritt Arthur
Schnitzler den Boden der Komödie, und mit Erfolg. In
die Redaktions= und Journalistenwelt führt er uns ein,
und mit harmlosem Geplauder erschließt er uns die
Pforten des Heiligtums des Herrn Chefredakteurs. Zeigt
uns die Doppelnatur des Parlamentsberichterstatters in
satirischem Lichte, wärmt alte Witze mit Geschmack auf,
bringt reichlich neue — und schmunzelt mit dem dank¬
baren Publikum, versechtet eifrigst zwei verschiedene
Standpunkte, um einen dritten mit homerischem Geläch¬
ter, das heißt mit einer urwienerisch vertrakten Zoten¬
miene, als sein Lebensziel zu bezeichnen. Als Fink und
Fliederbusch, das Hintertreppengenie, Herr Götz, der die¬
pardon! — Pistolenjournalisten zugleich
sen Revolver —
schmissig und fahrig, vorlaut mehr als dezent, kurzum,
echt schnitzlerisch, spielte. Ein amüsanter Kerl, an dem man
seine helle Freude hatte. Die Tageszeitung „Die Gegen¬
wart“ ebenso gut vertreten wie die Redaktion der „Ele¬
ganten Welt“. Leuchter, als Chefredakteur der ersteren,
Herr Hartberg, Redaktion des lokalen Teiles, Pirk, in
gutem Wienerdialekt, Füllmann, der Politiker, Herr Zei¬
sel, der wahre Lachsalven hervorzaubert, Odendorfer,
und der „renitente
Feuilleton, Herr Maluschinsky,
Theaterkritiker“. Abendstern des Herrn Teller. Der
große Dichter Kajetan, nebenbei der erterne Mitarbeiter
umgekehrt gilt gleich — Herr Eisner, der ebenfalls
Leodegar Satan in der „Eleganten
sein Bestes hergab.
Welt“ Herr Lenoir, Egon sein Sohn Herr Walter, beide
gut, ebenso wie der verkrachte Sture des Herrn Stolfa und
halt;
Wölbl des Herrn Strauß. Echt aristokratisch
dann wäre er ja unmöglich gewesen, Herr Recke, der
seinen Grafen und Abgeordneten ganz vorzüglich spielte.
neu