II, Theaterstücke 27, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten (Journalisten, Der Unsichtbare und die zwei Schatten), Seite 249

27. Einkund Fliederbusch
Soites aufteihrmnerhatten, nicht mehr ertalen. Entspricht es
dieser Pflicht der universitas literarum, gerade die Vertreter
es internationalen Rechtsgedankens von ihren Lehrstühlen
fernzuhalten? Solche Gedanken tauchen auf, wenn man hört,
daß Schücking, der mit 26 Jahren etatsmäßiger Professor in
Marburg war, mit 45 Jahren an eine Handelshochschule geht.
Fink und Fliederbusch.
„ Der starke moralische Menich“
Die Komödie Arthur Schnitzlers, in der der junge Jour¬
nalist Fliederbusch unter dem Nahnen Fink in einer aristo¬
kratischen Kreisen nahestehenden Zeitung die konservative
Weltanschauung preist, während er als Fink in seinem demo¬
mit Hohn und
Weltanschauung
kratischen Blatt dieselbe
eine veue deutschvölkische Auflage
Spott übergießt, ha
erhalten. Vor einigenaten erschien eine Broschüre: „Die
n Ver¬
siegreiche Weltanschauunnd wir Judenz.g
fasser Dr. Siegfried Pen##Aull genanntttmüb, ### die in
jeder Zeile den Eindruck erwähe daß hier ein Jude die durch
den großen Krieg vorbereitete Weltherrschaft des Judentums
feiere. In der deutschvölkischen Presse fand die Schrift einen
starken Widerhall. Die „Deutsche.=Zeitung besprach am
August 1920 diese Broschüre, „deren Inhalt einem das
Blut in den Adern erstarren lassen könuc und die geeignet
selbst dem dickfelligsten deutschen Mche die Augen
öffnen. Auch der frühere Leiter der auswän#gen Politik in
t als eine
der „Deutschen Tageszeitung“ benutzte die e
wertvolle Unterstützung des Unsinns, der sich mit dem Namen
der „Weisen von Zion“ deckt. Auch sonst machte der Pentha=Tull
vielen Pein. Wer ist der Mann? Wir sind in der Lage, den Schleier!
zu lüften: Verfasser der Schrift ist der deutschvölkisch gesinnte
Berliner Baurat, Architekt und Schriftsteller Hans Schliep¬
mann. Der Humor an der Geschichte ist aber, daß derselbe
Herr, der unter jenem mystischen Namen in der „Deytschen
Zeitung“ oberhalb des Strichs so heftig befehdet wird.
Feuilleton als Hans Schliepmann zurzeit einen Roman
fünf Büchern unter dem Titel „Was das Leben erfüllt“ verübt.
In der 169. Fortsetzung dieses Romans lesen wir den
Satz: „Uns tut jetzt nicht das Schöne, sondern das starke
Ethische not, das mehr ist als das Schöne, bis der starke,
moralische Mensch von selbst auch der wirklich schöne
wird.“ Eine ideale Forderung, die Ibsen erfreut hätte. Genügt
ihr Herr Schliepmann? Wir wagen nicht, die Frage zu bejahen.
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2. April 1027
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Der Mann, der
gegen sich selbst
Artikel schrieb.
Ein Musterexemplar eines Klerikalen.
In der frömmsten und schwärzesten Stadt des frommen,
schwarzen Bayern, in Regensburg, ist soeben ein eigen¬
artiger Skandal enthüllt worden, in dessen Mittelpunkt der
Oberbürgermeister der Stadt, Dr. Hipp, steht. Dieser Ge¬
sinnungsfreund der österreichischen Christlichsozialen ist ein be¬
kannter Führer der bayrischen Volkspartei, Vorsitzender des
bayrischen Städtebundes und war mehrmals Kandidat für
einen Ministerposten, sogar für die Ministerpräsident¬
schaft.
Durch Enthüllungen einer parteilosen linksstehenden
bürgerlichen Zeitung, des „Regensburger Echos",
wurde folgender Tatbestand aufgedeckt:
Dr. Hipp hat in den Jahren 1924 und 1925 das
„Regensburger Echo", also ein gegnerisches Blatt, wiederholt
dazu benützt, um darin anonyme Angriffe gegen
seine eigene Partei und seine engsten Parteifreunde zu
richten. So führte er gegen seinen Parteigenossen, den zweiten
Bürgermeister Baumer, einen scharfen persönlichen Kampf,
der schließlich damit endete, daß Baumer seines Amtes ent¬
hoben wurde. Ja, Hipp trieb das Doppelspiel so weit, daß er
in seinen anonymen Artikeln, deren Zahl in die Dutzende geht,
sich selbst angiiff und gegen die „klerikal=monarchistische
Einstellung des Oberbürgermeisters“ loszog, gleichzeitig aber
in Versammlungen gegen den anonymen Angreifer welterte.
So war das Alibi des klerikalen Heuchlers ein vollständiges,
und er wäre wohl nicht entlarvt worden, wenn nicht das Blatt,
Je= dessen er sich zu seiner Kampagne bedient hatte, durch einen
die
Konflikt mit der Polizei verärgert, sich durch die Veröffent¬
ist
lichung der faksimilierten Originalartikel Hipps gerächt hätte.
m
Die Sozialdemokraten haben jetzt gegen den schwer kom¬
laß
promittierten Oberbürgermeister einen Mißtrauens¬
hai
antrag eingebracht und verlangen seinen Rücktritt.
au.
Cohnherahlotzungen hoi dar