II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 17

26.1
box 32/1
Konoedie der Norte—zukius

— —
e nun zu spät merkt, daß er gar
Gerasch und schließlich der nicht ganz untalentierte¬
ht mehr leugnen, da sie eigentlich
Thimignachahmer Herr Tiedke.
vergessen eines prachtvollen Bahnhofsportiers, den Herr
äßt sie ihn in der Meinung, daß
Baumgarten karikiert.
„Das Bachusfest.“
besen sei, packt heimlich Hut und
Nämlich: Wie da der junge Dr. Wernig mit der Frau
avon. Wohin? Vermutlich aufs
Wir wollen dieser Komödie der ohnedies allzuvielen
des berühmten Dichters Staufner auf den Bahnhof ge¬
entlichen Geliebten.
Worte nicht viele Worte der Kritik widmen. Der Raum
kommen ist, um eben diesen Herrn Staufne# ach sechs¬
dem geschickten Herrn Walden,
wöchiger Abwesenheit in Salzburg zu begrüßen und ihm
ist kostbar in diesen Tagen großer Ereignisse. Kurz und
werten Frau Bleibtren und
glatt: Dummes, widerliches Geschwätz. Geschwätz von an¬
gleich auf dem Bahnhof zu sagen, daß sich diese Ehe jetzt
gespielt, der auch schon bessere
rüchigen Weiberaffären, von verluderten Frauen, von be¬
aufgehört hat, weil ja der junge Dr. Wernig die Frau ver¬
trügerischen Freunden des Ehemannes, Verfall der Sitte,
führt hat, sie nur ihn liebt und diese beiden nie mehr von
Verseuchung aller Reinheit, Verneinung aller Tugend, Be¬
einander lassen können, da haben wir uns gleich gedacht,
trug an jedem Glauben, Bruch an jeder Treue, ein Faust¬
daß daraus nichts wird weil der Wirt gefehlt hat; ohne
ielt ein Schauspieler einem jun den diese Rechnung nicht gemacht werden durfte. Also
schlag in das Antlitz aller Wahrheiten. Und alle dies
um den Schauspieler zur richtig. Der berühmte Herr Staufner, der im Stubaital
unter dem Deckmantel einer melancholisch=weltmännischen
Eil ihm der Schnipfer die Braut ein Theaterstück „Das Bachusfest“ geschrieben hat, kommt
Geste der Noblesse, unter dem schwärmerischen Augenauf¬
schlag besonderer Kultiviertheit. Zugegeben: Diese Sprache
also der Schauspieler die große an, fieht die beiden, erfaßt sogleich die Situation (da ihm
lügt das Blaue vom Himmel augenscheinlich seine saubere Frau solche Spassetteln schon
klingt wohlgefeilt, schön, glänzt und sprüht von scheinbarem
inem schon für diesen Fall vorbe- öfter aufgeführt hat), zeigt sich außerordentlich liebens¬
Geist. Aber so wenig gepflegte Fingernägel einen seelisch
eugt schließlich den bedauerns= würdig, läßt den jungen Doktor nicht zu seiner wichtigen
verlicderten Menschen rein machen können, ebensowenig
lich davon, daß die ganze Sache Erklärung kommen, man jausnet gemeinsam (wobei wir
macht diese rein äußerliche Kultur einen Dichter. Wir sind.
hetändel war, daß das Mädchen erfahren, daß dem Herrn Staufner die Jause die liebste
nun einmol so altmodisch gründlich, allen Dingen auf den
Kern zu gehen und uns durch keinen komödiantischen
d daß er diese Jungfrau getrost Mahlzeit ist), man ißt Gugelhupf, dann trägt der Herr
Frau des Schauspielers hat diese
Schein betören zu lassen. Der Kern fast aller Schnitzler¬
Staufner dem jungen Doktor Zigaretten an (statt der ge¬
8 ihr Mann sie betrügt, schon so bührenden Ohrfeigen) — kurzum, man plaudert gemäch¬
schen Dichtungen aber ist: Tiefernste Wurmstichigkeit.
en hat und noch betrügen wird, lich über die Schwierigkeiten hinweg, bis endlich der Dich¬
Wollen wir wirklich an deutschem Wesen genesen, so wer¬
den wir diesen angeblich deutschen Dichter mundtot machen
sie sich beinahe schon abgefunden. ter erzählt, das Stück, mit dessen Erzeugung er das Ant¬
nstler sind halt einmal so. Aber
müssen. Unseren herrlichen deutschen Frauen, deren Herz¬
litz der reinen Stubaier Alpen verunglimpft habe heiße
ren, vertrauensseligen Menschen
blut in diesem Kriege schmerzlicher, qualvoller verrinnt,
„Das Bachusfest“. Ja, nämlich im alten Rom haben die
uzig belügen und betrügen kann,
als das Blut sterbender Helden, unseren großen deutschen
junnen Leute einmal im Jahre, eine Nacht lang im heiligen
wenig über die Hutschnur und sie Bachushain volle geschlechtliche Frei##t genossen. Aber
Müttern, Frauen, Schwestern, Töchtern, die leidend ihren
in auf immer zu verlassen — da
Tribut opfern auf den Altären des Vaterlandes, ihnen
wehe, wenn nach dieser Nacht nicht alles vorbei wark
oße Szene. Er kommt im Kostüm
weihen wir diesen feierlichen Schwur: Daß wir nicht
Darauf stand der Tod oder, was noch schlimmer war,
ruhen wollen, ehe diese Schmach, die ihnen hier ein Dich¬
herüber, um sie zur Vorstellung ewiges Verbundensein miteinander. Dabei wirft der Dich¬
ter antut, ausgelöscht ist, getilgt ist aus dem Spiegel der
er schon auf der Bühne stehen. ter den schuldbewußten Liebesleuten, die auch solch eine
Welt, der da heißt: Deutsches Theater. Als eine hohe
she sie im Theater ist. Und da ist Bachusnacht hinter sich haben, bedeutsame Blicke zu.
so verführerisch, daß sie ihm doch Worauf es denn der junge Doktor vorzieht, einen eben
Lebensaufe
wollen wir es betrachten, der deutschen
Bühne di'
ihre Fluchtpläne aufgibt und ausgerusenen Zug nach Paris als den seinigen zu erkennen
ege zu weisen, die sie zurückführen aus
mt. Anmerkung: Ein paar schel= und zu verschwinden. Die beiden zurückbleibenden Ehe¬
Schmach zu den reinen Quellen ihrer Be¬
Schmutztn
urgtheater, welches doch nicht so leute aber erklären sich in einem Atem, daß sie sich hassen!
stimmung. Anermüdlich, immer und immer wieder wollen
iber die wienerische Aussprache.
wir dem deutschen Volke die Worte Friedrich Lienharts zu¬
und lieben, was „gewöhnlichen“ Lesern zwar etwoas ab¬
rufen:
welches so dumm ist, jedem sonderlich vorkommen wird, jedoch für den Literaten er¬
„Entscheidet euch, wo wollt ihr künftig wohnen?
zu steigen. Oder über die freulich klingt, weil dadurch, daß es solche Leute wirklich
che doch lauter Dreck ist... Und gibt, dem Andenken eines gewissen August Strindberg, der
Entscheidet euch, ob Gottheit, ob Dämonen!
Entscheidet euch, ob Tempel oder Stall!“
n einmal ein großer Dichter in j.das auch immer gesagt hat, eine gewisse Dauer gesichert!
flegt
erscheint.
r überaus geschickte Herr Wal¬
Diese Szene wird von dem wirklich geschickten Herrn
Das „Volk“ von Wien bewies seinem Dichter volles
elski, welche auch schon bessere Walden, dem anmutigen Frl. Wohlgemut und dem
diesmal seltsam maßvolle Herri stets diskreten Herrn Romberg bray gespielt. Nicht zu Verständnis. Es gab einen starken Erfolg.
Hans Brecka. /I