II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 18

26.1. Kongedie der Norte Zuklus box 32/1
chnitt aussterr. Volks-Zeitiunngg, Wien.
120Lekleine Ausgabe)

Theater und Kunst.
Burgtheater.
Komödie der Worte.
Drei Einakter von Artur Schnitzler.
Der neue Einakterzyklus Artur Schnitzlers
bietet eine Gestaltenreihe, deren Züge dem zahl¬
reichen Publikum, dessen sich der Dichter sicher wissen
darf, längst vertraut sind, und auch die Technik zeigt
altgewohnte Formen. Auf das Bühnenhandwerk
versteht sich Schnitzler ausgezeichnet, er ist bei den
Franzosen und Ibsen in die Schule gegangen, und
den jüngsten Firmen der Pariser Theaterindustrie
erweist sich seine Kunst bereits überlegen. Auch die
beiden ersten von den kleinen Dramen, die gestern
zum erstenmal aufgeführt wurden,
hier
zwingen in den engen Raum von ein paar
Szenen eine vielbewegte Handlung hinein. Sie
lassen auf eine Fülle von Geschehnissen zurückblicken,
für die jetzt erst Abrechnung gehalten wird und das
verleiht für das geschickt eingeweihte Publikum den
letzten Entscheidungen eine gewisse Wucht der Wir¬
kung. Auf diese Art der Führung versteht sich
Schnitzler meisterlich. Sie droht aber bei ihm zur
Manier zu werden. Das gilt auch von den vor¬
geführten Menschen; sie vorlängern nur eine uns
schon bekannte Reihe. „Zwischenspiel“, „Medardus“,
und vor allem „Der einsame Weg“ kündeten Weiter¬
1# i. Mishurner Aramdenblatt
entwicklung, die „Komödie der Worte“ aber weist
auf eine frühere Zeit zurück, die bereits weitab liegt.
Der Dichter, der den „Einsamen Weg“ ge¬

Schnitzler=raufführung in Wien. Aus
schaffen, entläßt uns dieses Mal mit einem dumpf
Oktober, telegraphiert unser
Wie
peinlichen Gefühl. Seit Jahr und Tag leben wir
P.=Korrespondent: Das Burgtheater brachte
inmitten des schwersten Ringens, der gewaltigsten
„Komödie der Worte“ zur Urauf=1|
Entscheidungen. Das Maß, das wir an Menschen


und Dinge legen, ist ein anderes geworden. Edles
ührung, drei Einakter von Arthur Schnitzler,
und Großes, das tief verborgen im Volkstum
von denen sich besonders der mittlere, „Große
schlummerte, hat sich herrlich offenbart, und vieles,
Szene“ mit Harry Walden in der Haupt¬
was bisher als edel und groß gegolten, hat sich als
rolle, außerordentlich bühnenwirksam erwies.
eitler, nichtiger Schein erwiesen. In solch banger
Zeit, da uns allen kaum die Umrisse der kommen¬
den Dinge sichtbar werden, geht der Bühnenmann
fehl, der uns ein kleines schwächliches Geschlecht
zeigt, wie es sich vordem in vermeintlicher Wichtig¬
keit überall umgetan, im Leben, wie in der Lite¬
ratur ein freudloses Geschlecht, dem eine dürre
Skepsis den Glauben an erhabene Größe und
Schonheit vergiftet hatte. Seine kleinlichen Erleb¬
nisse, die es sich vermißt, Schicksale zu nennen, ver¬
mögen unsere Herzen nicht zu bewegen, seine frag¬
würdigen Seelenkonflikte nicht unsere Teilnahme zu
erregen.
Die Darstellungskunst der Burg weiß frei¬
lich zuweilen goldigen Schein über diese Schil¬
derungen zu breiten. Das tat „In der Stunde des
Erkennens“ die Sprechkunst der Frau Bleib¬
treu, und die adelige Art der Frau Medelsky
in der „Goßen Szene“. Herr Walden, dem in
sämtlichen Cinaktern die führende Rolle zugefallen,
gestaltete die Partie des Bühnenhelden zu einem
wirksamen Bravourstück heraus. Auch der treff¬
lichen Episodenleistungen des Herrn Tiedtke und
des Fräuleins Kutschera sei hier noch gedacht.
Der gestrige Abend konnte sich eines sehr
freundlichen Erfolges erfreuen, die „Große Szene“
eines durchgreifenden Beifalls, der Dichter, mußte
oftmgls vor den Rampen erscheinen..