II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 20


sauch hier eine sehr ernste „große Szene“ das
eigentliche Rückarat bildet. „Das Bacchusfest“ ist7)
mit dem alten Cyprinne=Motiv ein Lustspiel.
Der Inhalt der drei Stücke ist der folgende:
„Die Stunde des Erkennens“ kommt für den prak.
tischen Arzi Dr. Karl Eckold (Harry Walden)
und dessen Frau Klara (Frau Bleibtreu), d
der langjährige Freund des Hauses und Siudien,“
genosse Eckolds, Professor Dr. Rudolf Ormin (Herr ½#
Devrien!) Abschied nimmt, um mit einer Sani¬ 7#
tätskolonne auf den Kriegsschauplatz abzugehen.
Klara war einst Ormin viel, noch mehr aber dem
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dritten Jugendfreunde Földling, der gleichzeitig
mit Ormin als Kriegskorrespondent abreist. Eckolds
Tochter Bettine hat eben geheiratet, befindet sich
auf der Hochzeitsreise, die in ihrem künftigen
Wohnorte Berlin endet. Bei diesem Abschiede
kommt es, während Dr. Eckold im Nebenzimmer
die ärztliche Ordination abhält, zwischen seiner
Frau Klara und Ormin zur Aussprache. „Es war
schön und gut, daß Sie, daß wir Beide in dieser
Stunde — endlich die Wahrheit gesprochen haben“
sagt Ormin. Nachdem dieser fort ist, macht Eckold
seiner überraschten Frau den Vorschlag, zur Toch¬
ter Bettine. nach Berlin zu übersiedeln. Das schein¬
bar sehr harmonische Zusammenleben der Eheleute
war in den letzten zehn Jahren eine Lüge. Eckold
wußte genau vom Verrat seiner Frau. „Den äußer¬
lich ruhigen Lauf unserer Existenz zu unterbrechen,
eine so tiefgehende Erschütterung unserer Lebens¬
verhältnisse hervorzurufen, das wäre höchst un¬
praktisch, ja sogar unmoralisch gewesen. Und ge¬
radeso unmoralisch wäre es, wenn wir nun weiter
zusammen lebten, nachdem Bettine nicht mehr im
Hause ist“. Das ist die Erklärung des Ehegatten.
Er hat in der Tiefe seiner Soele seine Existenz
von der seiner Frau getrennt und der Stunde ent¬
gegengelebt, die nun endlich gekommen ist. Gebro¬
chen verläßt Klara das Haus.
„Die große Szene“ ist ein Schauspielerstück
und nach Berlin verlegt. Man glaubt, die Figuren
und die Schicksale zu kennen, Schnitzler — vielleicht
aus seiner nicht zu fernen Umgebung — dichteri¬
sches Leben gibt. Der gefeierte „Star“ Konrad
Herbot (Harry Walden) lebt im Hotel. Zum
wiederholten Male hat er seine brave Frau (Fran
Modelsky) betrogen, die seine verständigste
Kameradin, sein klügster Berater und sein bester
Regisseur ist, an seinen Erfolgen also ihren großen
Anteil hat. Fran Sophie liebt ihn, Herbot sie auch,
was ihn aber nicht hindert, sie fortlaufend zu be¬
trügen. Im Sommer hat es Herbot mit der Braut
eines braven jungen Mannes Edgar Gley (Herr
Gerasch) arg getrieben, ist allnächtlich zu ihr
durchs Fenster eingestiegen. Das wurde Frau
Sophie zu bunt und sie ist auf und davon. Darüher
ist Herbot sehr unglücklich, er kehrte nach Berlin
zurück, zog ins Hotel und schwor, seine schöne Woh¬
nung nicht früher zu betreten, als Arm in Arm
mit seiner Frau. Der brave Theaterdirektor Dr.
Falk (Herr Tiedtke), der die Menschen und
Komödianten richtig zu werten weiß, hat Fran
Sophie durch bewegliche Briefe veranlaßt, wieder
zu ihrem Manne zurückzukehren. Dazu haben ihn
auch praktische Erwägungen getrieben, denn Dr.
Falk hat unter den Star=Launen seines ersten
Schauspielers viel zu leiden und kennt den heif¬
samen Einfluß der Frau Sophie. Die Ehe scheint
sich wieder zu leimen. Da kommt Dr. Gley, um
Herbot inständig zu bitten, ihm die Wahrheit zu
sagen, was zwischen ihm und seiner Braut vorge¬
gangen sei. Nun setzt die „Komödie der Worte“
ein, Herbot spielt die „große Szene“ Er erzählt
dem armen Jungen einen Roman, als wenn er um
dessen Braut beinahe toll geworden wäre, und sie
hätte ihn nicht erhört. Frau Sophie hat aus dem
Nebenzimmer alles mitangehört, vor so viel Lüge
erfaßt sie ein Ekel, ein Grauen, sie will wieder fort,
doch dem Sophisten Dr. Falk gelingt es, ihren Sinn
zu wenden, zumaml Herbot allen Ernstes nicht auf¬
treten will, wenn er seine Frau nicht in der Loge
sieht.
Der dritte Einakter, „Das Bacchusfest“, führt
uns in die Salzburger Bahnhofshalle. Dort er¬
wartet Frau Aznes Staufner (Frl. Wohlge¬
muth) ihren mit dem Zuge aus Innsbruck ein¬
troffenden Gatten, den Schriftsteller Felir Stauf¬
ner (Harry Walden). Sie ist von Herrn Dr.
Guido Wernig (Herrn Romberg) berleitet. Vor
sechs Wochen hat sie an derselben Stelle von ihremt
Manne Abschied genommen. Fünf Jahre war sie