II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 22

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26.1. Kongedie der Norte Zuklus

Liebesleben, das auch hier wieder Um und Auf seiner! die man gewöhnlich als Eheirrung bezeichnet, sie
Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet.
Schöpfung erfüllt, es ist, wie einer seiner Helden sagt, gipfelt in der Aussprache zwischen den Gatten. In
„vergiftet von Lüge und Selbstbetrug, von Eifersucht einem Falle liegt das Ereignis in weiter Ferne, im
Feuilleton. „
und Angst, von Frechheit und Reue“ —
und dieser anderen ist es unmittelbar vorher vor sich gegangen,
Lüge geflügelt Werkzeug ist das Wort. Es ist nicht
im dritten scheint es eigentlich erst zu drohen. Es
%
nur gegeben, Gedanken zu verbergen, Menschen, Tat¬
spielt sich einmal im bürgerlichen Haushalte, in den
ofburgtheater.
sachen umhüllt es mit seinem gleißenden Schimmer, beiden anderen Stücken in der Sphäre der
1915 zum ersten Male: „Komödie der
was man ausspricht, es wird unwahr im Augenblicke, Künstlerwelt, des Schauspielers und des Dichters
Einakter von Artur Schwitler. Buch¬
wo es sich zum Satze formt, und was Unwahres ab. In diesem Kreise, der angeblich seine Grenzen.
sgabe: Berlin, S. Fischer.)
gesagt ist, es wird dadurch, daß es zur Rede sich zwischen Erlaubtem und Versagtem weiterziehen darf,
bildet, subjektive Wahrheit, an die ihr Interpret selbst
als es der landläufigen Moral entspricht, hat der
eisen Bischof stehen der befreite Atalus,
zu glauben beginnt. Wir haben durch Ibsen gelernt,
Poet viel leichteres Spiel als in der scharf¬
üchenjunge Leon und die kleine Aus¬
hinter den Dialog seiner Personen auf die Unter¬
umschriebenen Enge sozialer Urteile. Und tatsächlich
Zögernd hat das wilde Fürstenkind
strömung ihrer verborgenen Meinungen zu lauschen,
hier entfalten sich seine Schwingen, und er erreicht
die des fränkischen Werbers gelegt,
und das Gespräch war nur wie das durchbrochene
seine dichterische Höhe mit dem zweiten Stücke,
der treue Geleitsmann Urlaub, erst die
Gewand, das die Haut durchschimmern ließ. Schnitzler
während das erste ihn wie seine Gestalten in un¬
nung des ahnenden Patriarchen bringt
lösbare Konstruktionen knebelt.
geht weiter, viel weiter. Die Hülle der Rede zeigt
ühle der Drei ans Licht. Und humorvoll¬
„Stunde des Erkennens“ heißt das erste
nur, daß die Menschen nackt in ihren Kleidern stecken;
er greise Kirchenfürst:
und in dieser Blöße sollen wir sie erkennen, gleichviel,
Werk. Diese Stunde ist das Resultat eines langen,
t mir die buntverworrne Welt?
ob die Decke noch so dicht gewoben ist. Es sind große
von beiden Seiten mißverstandenen Ehelebens; diese
lle Wahrheit — sind drauf stolz,
Stunde scheint mir aber auch das Fazit eines langen
ügt sich selbst und ihn; er mich
Forderungen, die der Dichter an sich stellt, noch weit
sie; der lügt, weil man ihm log —
größere aber, die er dem Publikum zumutet. Der dichterischen Prozesses zu sein, in dem das Stück —
alle Wahrheit, alle alle.“
Zuhörer muß, was er hört, überhören, was er sieht, ob in Ausführung oder im Plan ist gleichgültig —
rzers „Weh dem, der lügt“ führt ein
übersehen, er wird genötigt, einen schwierigen Denk¬
eine weit größere Ausdehnung hatte und erst durch
lers neuestem Werke, freilich ein weiter
prozeß jenseits der Vorgänge und Reden durch= mitleidlose Kondensierung zu seiner endgültigen Gestalt
her, eingeengt durch dichte Stachelzäune
zumachen. Künstlerischer Genuß wird zu mühsamer
gebracht wurde. Es ist der letzte Akt eines komplizier¬
Psychoanalyse, in denen seine Gestalten,
ten Dramas, und seine vielfachen Voraus¬
Arbeit, die freilich bei einem Geiste wie Schnitzler
em Gehirn als seinem Herzen ent¬
setzungen werden mit bewundernswerter analhti¬
ihren Lohn in sich selbst findet. Doch Arbeit bleibt
os zappeln. Wie Traum und Wirklich¬
Arbeit, und das naive, freudige Behagen am Kunst= scher Kunst, die aber doch nicht zu voller
d Vergehen verschwimmen ihm Wahrheit werke will sich nicht recht einstellen.
Klarheit vordringt, erzählt. Zweiundzwanzig Jahre
ihren Grenzen und Konturen. Unser] Dreimal führt uns der Dichter in eine Situation, dauert die Ehe zwischen dem im Kampf ums Dasein