II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 41

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26.1. Konoedie der Norte Zuklus
rolle spielen soll, erscheint er bei diesem und fordert Rechen= alles abgekartet zwischen ihr und ihm, und auch eine kleine; Schriftsteller seiner l
schaft. Er will keine Beteuerungen, kein Ehrenwort, auch
Brieffälschung lief nebenher, und dies alles tat er, wie wenn
den alten Griechen,
kein Duell, nur Wahrheit verlangt er, die lautere, volle er eine Rolle zu spielen hätte, nach den unzähligen Seelen¬
während einer einzige
Wahrheit, möge sie noch bitter schmecken. Einfaches wanderungen, wozu ihn sein Beruf genötigt, kaum noch fähig,
und Frauen waren d
Leugnen würde da nichts helfen, gar keinen Glauben finden,
Gut und Böse zu unterscheiden. Mit einem solchen Geschöpf
Lebens= und Liebesge
das fühlt der Mime, und entschließt sich daher, dem jungen
will sie, kann sie nicht mehr zusammenbleiben. Ihr graut vor
Tagesanbruch alles v
Mann mit Wahrheit aufzuwarten, Wahrheit, wie er sie zu
dieser verwaschenen, in hundert Modeln verbildeten Seele.
der tollen Nacht in der
brauen versteht, aus Echt und Falsch gemischt, ein Löffelchen
Doch da erscheint er, der Unwiderstehliche, der liebe Junge,
dieser im Grunde ge
Wirklichkeit in einer breiten Tunke von erdichteten Ein¬
schon im Hamletkostüm. Er kann nicht spielen, wenn sie nicht
wäre somit nicht gera
fällen verrührt. Ja, er gibt es zu, kann es nicht abstreiten,
im Theater sitzt. Mit sanfter Gewalt zieht er sie mit sich, und
Bacchusfest gefeiert h
er hat das schöne Mädchen geliebt, um Erhörung bei ihr
sie folgt ihm. Von Riß zu Riß wird sich diese Ehe wohl fort¬
über den festgesetzten
geworben, vergebens allerdings, doch wer kann sagen, ob
fristen, bis von dem Zeug kein Faden mehr übrig. Ob die
duldet nur den befrif
er ihr nicht doch am Ende hätte gefährlich werden können,
großen Mimen wirklich so sind, wie hier einer von ihren
günstige Aussichten fü
wenn sie ihn nicht zur Abreise gezwungen hätte: „Sie hat
konterfeit wird, wäre eine andere Frage. In dem Stück hier
die schwerere Sünde
immer nur Ihnen gehört. Aber der Ruhm — mein iunger
lebt er, dieser Herbot, und er wird weiterleben in der vollen
lichere verzeihen. Derl
Freund, ahnen Sie denn, wie das auf ein junges Mädchen¬
Wahrscheinlichkeit und Naturwahrheit, die ihm der Dichter
kühn gewählt. Das S
herz wirkt? Wir wissen ja nie, wir Armen, ob eine
eingehaucht.
Bahnhofes, der hiem
Schwärmerei uns gilt oder dem Duft von Unsterblichkeit
Mehr oder weniger handeln alle diese Einakter von
wird. Das Schicksal d
der uns umschwebt.“ So überschüttet er den betrogenen
wurmstichigen Ehen. Mit gesunden sich abzugeben, ist be¬
zwei Schnellzügen, un
Bräutigam mit den Sturzwellen seiner Beredsamkeit, um¬
kanntlich nicht unseres Dichters Sache. Sie sind auch nicht
daß sich dieses Schich
hüllt ihn mit einem Phrasengestöber von halben Geständ¬
dramatisch. In. seinem. Ausgang ähnelt dem Schauspielerstuck
Agnes wirklich den a
nissen und ganzen Ableugnungen,: daß jedem Zuhörer der
das Schriftstellerstück. Ganz zum Schluß sagt hier ein Gatte
Innsbrucker Zug nich
Kopf schwindeln müßte. Komödie der Worte, aber auch
So lernt man übrigen
zur Gattin: „Ich hasse dich“, und sie antwortet ihm: „Ich
Macht der Worte, Triumph der Worte, denn der junge Mann
dich noch tausendmal mehr“, setzt aber im zärtlichsten Tone
schaut zu, wie Passag
geht überzeugt von hinnen, um den Weg zum Traualtar an¬
hinzu: „Mein Geliebter!“. Auch dieses Paar verbleibt folg¬
Wirklichkeit abgelausch
zutreten. Und Herbot stürmt fort ins Theater, den Hamlet
lich in ehelicher Gemeinschaft, ungeachtet des triftigsten
blüffender Naturwahr
zu spielen, und bald darauf wird man ihn selber sagen
Scheidungsgrundes. Warum Felix Staufner, der berühmte
Peripetien des Bahnb
hören: Worte ... Worte ... Worte!
etwas matt verlaufen
Schriftsteller und dramatische Dichter, seine Frau Agnes haßt,
Seine Gattin aber, welche die „große Szene“ im Neben¬
Lichter wirft.
ist ja leicht zu erraten. Er war so unvorsichtig, sie anderthalb
zimmer mitangehört, steht bestürzt, entsetzt. Kurz zuvor hatte
Ein eigentümlich
Monate lang allein zu lassen, um irgendwo in ländlicher
sie sich mit ihm versöhnt, doch jetzt will sie auf immer von ihm
Einsamkeit ein Stück zu schreiben, und während dieser Zeit
stellt sich Schnitzler i
weg. Das sei ja gar kein Mensch, klagt sie dem Theater¬
Erkennens.“ Ein
fand ein anderer ihr Herz. Sie will sich nun scheiden lassen,
direktor ihres Mannes, sondern ein „toll gewordener Hans¬
jenen anderen heiraten, hofft aber gleichwohl, ihrem ersten
denken. Die Gattin d
wurst, der, wenn's sich einmal fügt, auch bereit ist, einen
Ehe einen Liebhaber
Mann, den sie als Dichter verehrt und versteht, eine gute
Menschen zu spielen.“ Die Wahrheit selber lügt aus seinem
Freundin bleiben zu können — eine Lösung, die jedoch keinem
Gatte ahnt den Betri
Munde. Unter dem Vorwand, den guten Ruf einer rasch ver¬
von beiden zu behagen scheint, nicht dem ersten, nicht dem
weitere zehn Jahre, u
gessenen Geliebten zu retten, hat er da einen braven Jungen
zweiten Mann. Das Stück heißt „Das Bacchusfest",
seiner Frau mit, er h
in eine schändliche Ehe hineiaeschwindelt, und dabei war
und dies ist auch der Titel des Stückes, das der berühmte
lichen Verkehr nicht al