II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 44

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26.1. Konoedie der Vorte Zyklus
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quemer. Er nimmt Abschied von seinem Jugend=] Doch schon hat sie ja eingestanden,
v2 Feniuetosf.tund dem Arzt Dr. Eckold und dessen Frau
kennt sie sich zu jenem Ehebruch, d
Klara. Hierbei stellt sich heraus, daß der Herr
gewesen, der bloß in ihrer Sehnsuch
Professor seinerzeit von Frau Klara geliebt
Burgtheater.
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neidischen Eifersucht bestand. Und g
wurde; aber er hat es nicht erfahren. Sie liebte
Abschiedswort — „Worte lügen“
(„Komödie der Worte.“ Drei Einakter von
ihn zu sehr, um seinen Werbungen nicht zu
Tod.
Arthur Schnitzler. Zum erstenmal am 12. Oktober.)
widerstehen, sie fühlte, er würde sonst ihr Schick¬
Wenn sie bei Herbot, dem Helden
sal, und sie war mit ihrem Hause, mit Mann und
Diese drei mertwdürdigen Komödien sind ganz
Komödie „Große Szene“, lügen, so
Kind zu sehr verwachsen. Das hat sie nicht ge¬
von oben herab geschrieben: es gibt da sehr freie
weiter verwunderlich, denn er ist
hindert, damals einem anderen anzugehören,
Aussicht, die Sonne leuchtet, ohne zu wärmen,
spieler, ist der Schauspieler schle
den sie liebte, aber nicht zu sehr... Es ist
und es ist überhaupt sogar ein bißchen kühl.
Freude an der Lüge, am Sichverw
eine etwas genaue und nicht ganz überzeugende
Mehr Einsicht ins Menschliche ist in ihnen als
vielleicht hat er gar kein Ich, das sich
Einteilung der Gefühle in Frau Klara. Nun,
Menschliches selbst; dieses ist ein wenig schema¬
ist bloß ein Gestell, das mit Wor
das ist ja vorüber, Ormin wird nicht wiederkom¬
tisch behandelt, freilich nach einem Schema, das
schaften, tragischen und lächerlichen
men, er hat den gewissen Herzfehler der älteren
Schnitzlers höchstpersönliches Dichtereigentum
gern sich behängen läßt. Seine Fra
Schnitzler=Herren, und die leise und unerbittlich
ist. Die Ehe wird gebrochen, aber niemals wird
zurückgekehrt, seine Frau, die er
angedentete Diagnose lautet auf Tod. So ist wohl
auch nur das Wort „Ehebruch“ gesagt, es ist
immerzu betrügt, naiv, schuldlos, se
alles in Ordnung? Nicht so ganz. Denn nun
wohl zu pathetisch, und eine wahre Angst vor
lich, bis einmal ihr nicht so sehr der
bemerkt der Gatte ganz kühl im Gespräch, er
Pathos, vor großen Worten (nicht vor vielen
die besondere Unsauberkeit eines A
fände die Gelegenheit ausgezeichnet, wenn er
Worten) ist in dem Schnitzler von gestern und
viel wurde. Das war im Sommer
und seine Frau ihren gemeinsamen Haushalt
heute. Wie gesagt, nicht einmal das Wort „Ehe¬
junges Mädchen, die Braut eines Fr
auflösen würden... Wie? Sie erschrickt. Er
bruch“ sprechen sie aus, diese kultivierten, einsich¬
führte, während Frau Sophie den
sagt, verkniffen, lauernd: Eine Lieblingsidee...
tigen, verstehenden und amüsanten Schnitzler¬
Werbungen eines ehrenwerten und
Zehn Jahre sind es her.. . Da versteht sie: Er
Menschen, es wäre zu feierlich und geschmacklos.
echten und unkünstlerischen Freunde
wußte es, wußte es durch zohn Jahre. Aber er
Immerhin, das Leiden haben sie sich aber doch
widerstand. Damals verließ sie ihn
hat sich bezwungen wegen des Kindes. Nun ist
nicht abgewöhnt, das ist sehr nett von ihnen, denn
ist sie doch zurückgekehrt, er bat sie z
die Stunde der Rache gekommen, keiner lauten,
sonst wären wir um sie gekommen, und das wäre
wilden Rache, sondern einer, die stehen blieb und
der berühmte Herbot, das große Ki
schade, denn es sind drei feine, niedliche
sauer wurde. Indes, sie liebten sich doch in¬
in Gedanken immer von Erwachsene
Drillingskinder, die sich nur ein wenig gar zu
zwischen...? Irrtum, meint er, der keine
Hand geführt denkt und gar nicht b
ähnlich sehen. Und das erste, „Stunde des Er¬
Freunde hat, sie war ihm... nicht einmal
er selbst so überlegt und verantwort
kennens“ ist zweifellos blutarm. Aber dafür
seine Geliebte. Im tiefsten beleidigt ist Frau
wachsen, sein soll. Frau Sophie
ist es noch gescheiter und ialentierter als die
Klara, er hätte sie fortjagen, töten, nicht so
Zauber seiner unschuldigen, bunten
beiden anderen.
lügnerisch und tückisch sie erniedrigen dürfen!
losigkeit nicht los. nur lügen soll er
In dieser „Stunde des Erkennens“ er¬
Und vielleicht hätte er ihr verziehen, hätte
Oder doch, noch einmal; denn plötzl
fahren drei Menschen das Entscheidende von¬
seinen Groll nicht so grausam aufgespeichert,
der Bräutigam, will Aufklärung: Wa
einander, und sie erfahren es alle viel zu spät, die
wenn nicht gerade Ormin ihr Liebhaber ge¬
Geliebte meiner Braut? Und nun
Flamme brannte vor zehn Jahren, und erst jetzt
wesen wäre, er, der alles erreichte, was ihm ver¬
derbar, was der Schauspieler aus di
steigt der Rauch auf. Der Herr Professor Ormin
sagt blieb, der Liebling des Glückes, Ormin!
Szene herausholt, kurz bevor er
leitet eine Rote Kreuz=Expedition nach Japan,
Frau Klara ist erschrocken, so weiß er — und weiß
Hamlet zu spielen hat. Da kann e
denn damals mußte man poch weite Reisen in
es doch nicht, verdächtigt sie mit jenem, dem sie
die Rolle machen, mit Gefühl, Schwü
den Krieg unternehmen: heute haben wir es be=widerstand, weiß nichts vom wirklichen Verrat. ..! Worten und Sentimentalitäten, da u

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