II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 47

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26.1. Konoedie der Jorte zyklus
Ausschnitt aus:
Kntie
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vom: 13 Skirett 1915
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zu stellen, wankt er geknickt nach Japan. Dort wird er, Hamlet sich so genial herausschn
Komödie der Worte.
gute Bekannte finden: seine ebenfalls in Unehren
er dabei den Boden der Wirklich
meliert gewordene geschiedene Frau als Pflegedamc,
Drei Einakter von Artux Schnitzler.
Brettern des Theaters verwechselt,
den bevorzugten Literaten als Kriegsberichterstatter den originellsten Gaben Schnitzler
Große Ausstellung von Ehebrüchen, Krrängtert
und den Tod als Erlöser.
immer die Hauptrollen zu spiele
von Artur Schnitzler. Hier sind zu sehen der gemeine
Nach vielen, für eine einaktige Komödie viel zu! der Heldendarsteller auch im Leben di
Ehebruch, der Gewohnheitsehebruch, einseitige, doppel¬
vielen Worten tritt endlich der Gatte als Nächer auf. Nebenfiguren und ihm untertan. Geleg
seitige und in der Reparatur besindliche Ehebrüche
Die Rache besteht darin, daß er die Frau aus dem
er das Datum eines Mädchenbriefes und
und als Clon der Ausstellung ein Vorehebruch, be¬
Hause jagt. Sie sei ihm zehn Jahre lang weder Weib,
muß, lügt er sogar die Wahrheit. Sein
gangen an einer minniglichen Braut. Alle diese
noch Geliebte, sondern bloß Dirne gewesen. Er
die er nicht leben und nicht spielen kann
Sehensnichtswürdigkeiten sind mit Grazie ins Werk ge¬
spricht das letzte Wort nicht aus, aber es
entsetzt von ihm ab, aber der Theaterdi
setzt und zur Schau gestellt. Die Eröffnung der Aus¬
ist einem doch, als ob man es hörte.
sie immer wieder, zu ihrem Manne z
stellung fand gestern unter der Devise „Komödie
Er geberdet sich umso wilder, als er nicht den
Mit einer neuerlichen, aber wieder verhir
der Worte“ in den Räumen des Burgtheaters
Literaten, sondern seinen beneideten Kollegen für
der für eine Heldendarstellersgattin mer
vor einem zahlreichen Püblikum statt. Ich lade die ver¬
den Ehestörer hält. Er habe alles vorausgesehen und
pfindlichen Person schließt das witzspr
ehrten Damen und Herren zu einem lohnenden Rund¬
sei deshalb seiner Frau im Ehebrechen zuvorgekommen.
Gleichwie man in der ersten Abteilun
gang ein.
Die Frau, der nichts mehr zu retten bleibt, greift das
brechenden Literaten nicht zu Gesicht
Mißverständnis gierig auf und inszeniert eine Komödie
Erste Abteilung: „Stunde des Erkennens.“
bleibt hier die lädierte Braut unsichtbar.
der Worte, wie es soeben der Herr Gemahl getan.
Mann aus dem Absteigquartier und d
Hier hat der Dichter gleich zwei doppelseitige
Sie bestärkt ihn in dem Glauben, daß sie ihn mit
das kurz vor der Hochzeit jede Nacht den
Ehebrüche auf dem Lager, einen belanglosen und
seinem ärztlichen Rivalen betrogen habe, denn das
sich ins Zimmer steigen läßt, das gäbe
einen bedeutungsvollen. Dieser zweite ist mühselige
trifft ihn härter, als alles, und das ist ihre Rache.
Paar für einen neuen Einakter.
Schnitzler=Arbeit. Die Frau eines praktischen Arztes
Und dann geht sie aus dem Hause, man weiß nicht,
Harry Walden spielt den
hat vor zehn Jahren die Ehe gebrochen, weil sie ob nach Japan, oder zu ihrer Tochter nach Berlin,
brillant, mit einem gut angebrachten
damals an eine Entfremdung ihres Gatten geglaubt.
oder ins Jenseits zu Ibsen. Schnitzler aber lebt noch,
Hjalmarhafte. Wenn er auch noch ein sog
Der Ehemann weiß von der Untreue, aber er stellt
also kann man ihn ja fragen.
wäre, wie von ihm im Stücke behauptet wir
dje Rache zehn Jahre kalt. Er will sie erst genießen,
Diese kunstvoll ausgeklügelte Geschichte wird von
dem Burgtheater geholfen. Ein paar W
wenn seine Tochter sich verheiratet hat. Nun dies
Harry Walden, Frau Bleibtreu und Herrn
Burgtheater selbst ließ Direktor Thimig p
Geschehen, beginnt das Stück, das zur Zeit des
Devrient, Mann, Frau und Hausfreund, in einem
Name Reinhardt blieb in der bei
russisch=japanischen Krieges spielt. Passen Sie auf,
so schläfrigen Tempo dargestellt, daß man glaubt, die
Berlin erschienenen Buchausgabe stecken.
jetzt kommen pikante Enthüllungen. Wir erfahren,
zehn Jahre Vorgeschichte mitzuerleben. Mit den Herren
flüssig gibt Frau Medelsky die Frau d
daß die Frau ein Dezennium vorher just jenen
kann man sonst zufrieden sein, nicht so mit Frau
Mannes, sehr resolut Fräulein Kutf
Mann liebte, der als Kollege ihres Gatten
Bleibtreu, die just die Vergeltungsarie fallen läßt.
angehende Schauspielerin. Für den Berli
diesen
in
allen Stücken überflügelt
hat.
direktor ist Herr Tiedtke zu gutm
Aber nicht mit ihm beging sie den naheliegenden
Zweite Abteilung: „Große Szene.“
Was ihm an Schärfe fehlt, das ersetzt
Ehebruch, sondern mit einem Literaten, den der
Hier sehen Sie den Gewohnheitsehebruch und
Natürlichkeit. Ein treffsicherer Pointenbe
Dichter gar nicht ausgestellt hat. Die Dame ist so
dazu als schönstes Objekt der Ausstellung den schon
nicht. Daß dieser seelengute Herr mit
offenherzig, ihren Fehltritt gerade dem Herrn ein¬
erwähnten Vorehebruch. Urheber: ein ehemaliger
lichsten Miene von der Welt die spitze
zubekennen, den sie damals so heiß geliebt? Warum
Heldenliebhaber des Burgtheaters, gegenwärtig in
reden muß, das ist erst recht eine Komödie
gerade ihm? Weil er schon alle Vorbereitungen traf,
Berlin engagiert. Die Figur hat einige Aeußerlich¬
mit einer Todeskrankheit im Leibe und dem Abzeichen
Dritte Abteilung: „Das Bacchu
keiten von Kainz erborgt, ist aber das gerade Gegenteil
des Roten Kreuzes am Arme auf den japanischen
dieses großen Künstlers, der im Leben nie Komödiantwar.
Folgen Sie mir in die Restauratio
Kriegsschauplatz zu ziehen, von wo er nicht mehr
Der aber, der durch das ergötzliche Schnitzlersche
burger Bahnhofshalle. Hier werden Sie
zurückkehren wird. Es wäre grausam, wenn er sterben
Lustspiel rumort, ist unbewußt schon mehr Tartuffe
seitigen Ehebruch kennen lernen, der sich
müßte, ohne erfahren zu haben, warum die Frau
als Komödiant, wenn man Tartuffe sein kann, ohne
Reparatur befindet. Ein dramatischer Sch##
nicht ihn mit der hehren Mission der Hörneraufsetzung
es zu wissen. Er hat eine nette kleine Frau, die er
seine Frau sechs Wochen allein am Atter
betraute. Er, den sie wahrhaft liebte, wäre ihr
immer wieder von neuem betrügt. Zuletzt mit der
weg von ihr ungestört dichten zu können.
Schicksal geworden und darum ging sie lieber
Braut eines Statthaltereibeamten. Eines Tages
sechs Wochen bricht sie die Ehe mit eine
mit einem andern, den sie weniger liebte, in ein Ab¬
kommt der Bräuter und fordert energisch Aufklärung,
Chemie und er mit einem Fräulein Bia
steigquartier. Ja mußte denn ehegebrochen werden, ein Ja, oder ein Nein. Die Szone, in der nun der warten die Dichtersgattin und ihr Chemi
unter allen Umständen? Ohne diese undelikate Frage Schauspieler knapp vor „Kinem Auftreten; als kehrdes Schriftstellers. Sie wollen ihm g