II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 76

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26.1. Kongedie der Nortezykins
sind eben die Wiener die, welche jetzt die Burgtheater= einer empfindsamen Gans. Frl. Wolgemuth wußte
logen besetzen ... Die „Komtesserln“ sind ausgestorben, mit der modernen Dummheit eines Sommerflirts nichts
wie die Librettisten triumphierend verkünden. Ich möchteanzufangen. Was kein Tadel für unsere schöne Heroine
sentimental sagen: leider!
sein soll, beileibe nicht. Auch Frl. Kutschera zeichnete
Man spielt auch solche Sachen in der Burg gut
sich mit der flotten Strichlierung einer Kunstschneppe
und das hilft die Täuschung vollenden. Das gewisse vor¬
aus, während Herr Tiedke, begreiflicherweise, nicht
nehme Milieu des Hauses, dazu die vornehme Dar¬
recht wußte, ob er Laube oder Striese auf die Beine
stellung — der naive Zuschauer muß den Eindruck eines
stellen soll. Schnitzler läßt den Schauspielern der Neben¬
wirklichen Erfolges haben — und die Ueberlieferung von
figuren zu viel Spielraum, sie sollen Charaktere dar¬
Mund zu Mund, tun das übrige.
Darum
stellen und haben keinen in der Rolle
„ „
Im ersten Stück spielten die Bleibtreu
mußten sich auch Herr Gerasch und Herr Rom¬
und Devrient, im zweiten die Medelsky,
berg sehr unbehaglich fühlen, man sah es ihnen förm¬
Tiedtke, im dritten die Wolgemuth. Ein solches
lich an.
Ensemble ist an sich schon ein Erfolg. Kein Wunder,
Natürlich werde ich mit meiner Kritik gar nichts
wenn dann der Erfolg konstatiert wird, obzwar sich jeder sändern. Herr Schnitzler ist der Mann der „N. Fr. Pr.“
Besucher enttäuscht fühlte. Doch nein ich darf nicht un= und die ist immer weiterverbreitet, wie jedes andere
gerecht sein. Von denen, die beim Anblick der Kurz die Blatt. In diesem Punkte lügt das Sprichwort, die Lüge
Augen verdrehen und einen Gruß der Frau Schnitzler hat die längsten Beine ... Es ist jammerschade, daß
als höchste Auszeichnung beirachten, ist keiner enttäuscht.
er sich aus dem Milieu nicht herausmacht und endlich
Solches Salongeploder ist ja ihr Lebenselement. Und einmal in irgend einer abgelegenen Heimlichkeit ein
mag's auch draußen toben und mag eine ganze Welt in Stück schreibt. Er ist ein gebildeter Mensch, hat etwas
Trümmer gehen, für sie werden ein neues Stück von zu sagen und kennt die kleinen Kunststücke der Drama¬
Schnitzler und eine Robe aus Paris immer das Höchste turgie sehr gut. Ihm fehlt bloß der gute dramatische
bleiben. Sie halten das vereinbar mit Rote Kreuz¬
Gesdanke, und auf den käme er vielleicht, wenn er nicht
Schwester und Liebesgaben=Sammeln, sie finden keinen
immer in den Wiener Salons herumlungern würde,
Widerspruch in der Anbetung von Götzen und Frömmig¬
wo man ihm das Wort aus dem Munue kügt. Aber das
keit der Menschenwürde ..
ist seine Sache, nicht die meine.. Die meine ist nur,
Also konstatieren wir: es war wieder ein Erfolg. offen und wahrheitsgemäß herauszusagen, daß uns diese
Walden hat vorzüglich gespielt. Vielleicht wird er's
letzte Gabe Schnitzlers das bestätigte, was wir schon
im Stillen „Kulissenreißen“ nennen, was ui im zweiten
lange wissen: daß Schnitzler ein ganz respektabler
Stück leistete. Allein er mußte das, der Dichter schreibt's
Causeur aber kein dramatischer Dichter ist
vor. Er war ausgezeichnet in allon drei Stücken. Frau
Tyll red.
Medelsky spielte tiefinnerlich die Aeußerlichkeiten!