II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 79

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26.1. Kongedie der Norte — Zuklus
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dicht schließt. Und de
Fast wirkt es grotesk, was alles diese eine plötzliche Stunde
gestanden, sade, zäh. Er wirkt übel, ja; aber tödlich?
Hand über den wund
an's Tageslicht schleudert. Es reichte aus, Fünfaktiges zu
Unfaßbar, wie sich an diesem Gericht die arme Frau so
viel Laune gemacht,
möblieren. Und wir bewundern des Dichters Kunst, in
gründlich die Seele verderben konnte, daß ein jäher Selbst¬
einigermaßen weitläufig
einem runden Griff so viel Schicksal, Beziehung, Charakter
mord sie befällt. Man weiß wohl nicht mit Sicherheit, ob
ihrer Spaßigkeit unter
zu fassen.
sie in die Donau geht; aber jedenfalls hat ihr Exitus
Das dritte Stück
Held der zweiten, weitläufigen, aber späßigen Ko¬
durch die Speiszimmertür, nicht zu leugnen, etwas Letales.
ist ein kleines, elastische
mödie „Die große Szene“ ist ein Schauspieler, ein
Wie von einer unsichtbaren schwarzen Schleppe rauscht
Spannung, die sich zum
bedeutender Schauspieler. Der Schmiß in seiner ganzen
es hinter ihrem Kleide her.
artigen Klang, entlädt. G
Art deutet zwar mehr auf Operettentenor: aber das sind
Und der Mann glaubt, Osmin seies gewesen! Den
Schriftsteller: das Sch
schließlich Nuancen. Dieser Schauspieler ist ein schwerer
anderen Zweisilbigen, Földing, hätte er vielleicht nicht so
in den drei Einaktern
Hallodri von infantiler Verantwortungslosigkeit, deren er
tragisch genommen, aber auf Osmin ist er rundherum
halb verlorene Frau dus
sich klar bewußt ist. Die Lüge scheint nicht ein Zug seines
eifersüchtig. Auf sein Talent, seinen Ruhm, seine herzens¬
Er redet den Nebenbu#
Charakters, sondern sein Charakter selbst. Sie tritt als
fängerischen Qualitäten. So weist er, in der Stunde des
die Worte, die jener f
schöpferisches Prinzip auf; und durchbeizt den ganzen
Verkennens, der Frau mit dem längst getrockneten und
ehe sie noch Ton werd
Mann so sehr, daß man sagen könnte: die Lüge sei seines
verwischten Fleck auf der Ehr' die Türe. Ward je in
nur leider unbedeutend
Wesens eigentlichste Wahrheit. Sein Hauch riecht nach
solcher Laun' ein Weib hinausgeworfen? Zehn Jahre
keit, daß er sich wie ei
Lüge wie des Schnapsbruders Atem nach Spiritus. Und
zwischen Septimenalkord und Dreiklang — wenn das
Was ihn rettet, ist sei
außerdem ist der Schauspieler faszinierend liebenswürdig.
noch ein harmonisches Vergnügen heißt! Schade um
Gemeinsam hab
Und, wie gesagt, ein großes närrisches Kind. Und ein
diese zwanzigjährige gute, gute Ehe! Denn eine gute Ehe
Wohlgelungene, die lau
lüssenswerter Schw#dler, stets von seinen eigenen Schwindel
darf man die wohl nennen, deren Partner — o un¬
Schliff der äußeren
selbst halb beschwingett. Und ein Künstler. Und ein Worte¬
— nach zwanzigjährigem Bei¬
wahrscheinlich Gtück!
zeigen markante Gesich
werfer von akrobatischer Kraft und Geschmeidigkeit. Und
sammensein einander noch was Neues zu sagen haben.
gering, und auch diese
ein Romantiker der Gemeinheit. Und ein schillernder
Nur in der Phantasie der Theaterschriftsteller enden
hat einen Beisatz von
Prachtkerl. Kurz und gut also: ein unausstehliches Ekel.
zwanzigjährige Ehen mit wohlgesetzten Abrechnungen. Wo
gelegtes, leicht Geklebte
Wie er einem von ihm Betrogenen die Rache aus
es die noch gibt, noch geben kann, ist auch noch nichts
Zerzaustheit noch ist wich
der Hand luchst, das ist immerhin sehr lustig. Alles In¬
verloren. In neunhundertnennundneunzig von tausend un¬
fädig und doch haltbar
spiration des Augenblicks; aber jedenfalls hatte das große
glücklichen Mariagen wirkt als zerstörende Kraft nicht ein
das in jeder Komödie d
Kind, wisse vorbereitend, schon Wochen früher zum Ge¬
Gegensatz zwischen den Partnern, sondern deren hoffnungs¬
Die Sprache ist von
brauch für diesen Augenblick einen Brief gefälscht und mit
lose Abgestumpftheit für einander. Eine Abgestumpstheit
noch prunkvoll. Wohl
seiner fündigen Partnerin die Ausreden geübt. Das nenne
und Abgeschliffenheit, die nicht einmal mehr unter der
ideeller Besitz funkelt,
ich einen soliden Stegreif! Sehr tüchtig trotzdem, wie er sich
Pressung des Hasses adhärieren will. Hic incipit tragoedia.
Hand, nur zufällig au
herausplaudert. Der eigenen Frau schauderk's vor solch
Dort noch nicht, wo noch eine Komödie der Worte
Der Schauspielk
wer aber wüßte dem be¬
unappetitlicher Virtuosität —
möglich ist.
gaben, die das Burc
zaubernden schlechten Kerl zu widerstehen? Und darn
Sehr geschickt schraubt sich der Dialog des Ein¬
tadellos als hinreißen
braucht er sie ja, um Theaterspielen zu können: hier hat
alters tief in die Vergangenheit der redenden Personen.
Und bald ist die Szene wie vollgeräumt mit Ausgegrabenem. dieses Siegfrieds Hornhaut die Stelle, wo sie nicht sugen= Komödien Hauptkomö