II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 80

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26.1. Konoedie der NorteZykius
salles diese eine plötzliche Stunde
dicht schließt. Und der Theaterdirektor hält sorglich die Stunde des Erkennens“. Da mimt er vortrefflich
Es reichte aus, Fünfaktiges zu
Hand über den wunden Punkt. Die Komödie ist mit
eine schartig gewordene Seele, einen innen und außen
bundern des Dichters Kunst, in
viel Laune gemacht, kräftig pointiert, nur, wie erwähnt,
vom Leben Benagten. Für den Schauspieler dann
iel Schicksal, Beziehung, Charakter
einigermaßen weitläufig. Manchmal sinkt das Niveau
fehlt ihm die echte Rührung über den eigenen Schwindel,
ihrer Spaßigkeit unter die Schnitzler=übliche Höhe.
der Trancezustand des genialen Lügners, in dem einer die
Das dritte Stück heißt „Das Bacchusfest“ Es
weitläufigen, aber späßigen Ko¬
eigenen Lügen zu glauben beginnt. Hingegen traf er den
ene“ ist ein Schauspieler, ein
ist ein kleines, elastisches Komödchen, jedernd vor innerer
in allen Gelenken elastisch federnden Schwachsinn, das
Der Schmiß in seiner ganzen
Spannung, die sich zum Ende unschädlich, mit einem gro߬
Temperament=Triefende des Operettentenors meisterlich;
f Operettentenor: aber das sind
artigen Klang, entlädt. Ein Schriftsteller — Arzt, Komödiant,
und lichterloh prasselt das Schmalz der Liebenswürdig¬
sser Schauspieler ist ein schwerer
Schriftsteller: das Schnitzlersche Interessenspektrum scheint
keit. Ohne Rest deckten sich hier Rolle und Darsteller. Sehr
Berantwortungslosigkeit, deren er
in den drei Einaktern ausgefaltet — rettet sich die schon
nett war Walden wieder im „Bacchusfest", als geistiger
Lüge scheint nicht ein Zug seines
halb verlorene Frau durch die Energie, mit der er's angeht.
Duellant, der den Gegner zwar nicht absticht, aber
Charakter selbst. Sie tritt als
mit einer Reihe unwiderstehlicher Hiebe und Finten
die Worte, die jener sprechen will, in den Schlund zurück,
und durchbeizt den ganzen
über den Kampsplatz jagt und schließlich zur Türe hinaus¬
ehe sie noch Ton werden konnten. Der Scherz ist amüsant,
sagen könnte: die Lüge sei seines
drängt. Seine innere Glut schien zwar nicht ganz echt, aber
hrheit. Sein Hauch riecht nach
nur leider unbedeutend. Und so bar aller Wahrscheinlich¬
für das frostige Riesengänschen, das Frl. Wolgemuth
iders Atem nach Spiritus. Und
keit, daß er sich wie eine zwiegesprochene Clownerie anhört.
spielte, genügte sie. Leicht und gern schmolz sie von dem
Was ihn rettet, ist seine freundliche Kürze.
ieler faszinierend liebenswürdig.
Fabrikantensohn ab und wieder zu dem berühmten Schrift¬
Gemeinsam haben die drei Einakter das artistisch
Foßes närrisches Kind. Und ein
steller hin. Herr Rhomberg war sehr nett als düpierter
stets von seinem eigenen Schwindel
Wohlgelungene, die lantlose Reibung ihrer Mechaniken, den
Liebhaber. In „Stunde des Erkennens“ sprach Herr De¬
Schliff der äußeren Form. Die Menschen des Spiels
nd ein Künstler. Und ein Worte¬
vrient den vornehmen Greis Osmin und Frau Bleib¬
Kraft und Geschmeidigkeit. Und
zeigen markante Gesichter. Aber ihre Lebenswärme ist
treu die Frau mit den drei Männern. An ihrein Heroinen¬
gering, und auch dieses Geringe künstlich. Ihre Geistigkeit
meinheit. Und ein schillernder
panzer glitten die Spitzfindigkeiten des Schicksals kraftlos ab.
t also: ein unausstehliches Ekel.
hat einen Beisatz von Pomade: es ist etwas Zurecht¬
Herr Tiedtke als Theaterdirektor voll milder Bonhommie.
gelegtes, leicht Geklebtes an ihrer Seelenfrisur. Sogar die
Sie kam wie aus der kühlen Ueberlegenheit eines Menschen¬
ihm Betrogenen die Rache aus
Zerzaustheit noch ist wie von kundiger Hand fixiert. Sehr fein¬
immerhin sehr lustig. Alles In¬
kenners, der nicht eigentlich gütig ist, aber sich den Luxus
fädig und doch haltbar scheint das Gewebe von Beziehungen,
aber jedenfalls hatte das große
der Güte gern gestattet. Fräulein Kutscheras kindisch¬
das in jeder Komödie deren kleinen Figurengruppe umspinnt.
schon Wochen früher zum Ge¬
freche Theaternovize erheiterte, und Frau Medelskys
Die Sprache ist von anmutiger Beweglichkeit, weder arm
ick einen Brief gefälscht und mit
verständige Resignation als vielbetrogene Genie=Gattin
noch prunkvoll. Wohlhabender geistiger Mittelstand. Ihr
die Ausreden geübt. Das nenne
drängte den Zuhörer in Rührung. Welches Pech für diese
ideeller Besitz funkelt, wie der Ring an des Vornehmen
Sehr tüchtig trotzdem, wie er sich
große Schauspielerin, daß sie zar nicht anders sein kann,
Hand, nur zufällig auf.
nen Frau schaudert's vor solch
als echt! Der Schlag ihres Herzens ist, wie oft! lauter als
Der Schauspielkunst bieten die drei Einakter gute Auf¬
wer aber wüßte dem be¬
der Klang ihrer Rolle. Man sollte diese edle Musik nur an
gaben, die das Burgtheater in seiner noblen Art mehr
ärl zu widerstehen? Und dann
einen edlen Text verschwenden.
tadellos als hinreißend löst. Herr Walden ist aller drei
heaterspielen zu können: hier hat
Alfred Polgar. □
t die Stelle, wo sie nicht sugen= Komödien Hauptkomödiant. Am besten gefiel er mir in