II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 93

26.1. Konoedie der Norte Zyklus box 32/1
Ausschnitt aus: „REICHSPOST, WIEN
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des Theaters abholden Zeit die Schar ihrer Künstler diesem Hause Heim und Pfle
Ein offener Brief an den Direktor
und Bühnenarbeiter ernähren könnten? Dem verdorbenen des kaiserlichen Spenders zun
des Wiener Burgtheaters.
Geschmack des kassensüllenden Publikums nachjagend vollstreckt.
„Hert, Onelzor!
verfallen sie in Irrtümer, die wohl gewissenhaft auf¬
Schönherrs und Schn
gezeigt werden müssen, aus denen man aber unter den
haben zweifellos Ihren Anfor
(1/Da das Hofburglheater seit Kriegsbeginn nur an
Sie doch diesen Stücken so li
obwaltenden Umständen keineswegs den Schluß auf eine
jedem zweiten Abende spielt, verfügen Sie in der Woche
künstlerische Unfähigkeit dieser leitenden Männer ziehen
volle Aufführung bereiteten.
über vier Spielabende. In den letzten Wochen nun
darf.
den künstlerischen Wert dieser
waren stets mindestens zwei dieser Abende mit den
Anders liegen die Dinge nun freilich bei dem Ihrer
Meinung sein. Lesen Sie das
Stücken „Der Weibsteufel“ von Schönherr uno „Ko¬
Leitung anvertrauten Theater, dem kaiserlich königlichen
post“ vom 28. Oktober. Dort
fraödie der Worte“ von Schnitzler besetzt. In dieser
Hofburgtheater. Dieses Theater nannten Sie selbst,
Reihe von Aeußerungen reich
Woche aber, der Woche, in der wir mit innigem Ge¬
erinnern Sie sich, in Ihrem Geleitwort zu Otto Rubs
sammengestellt. Sie finden d
denken an unsere toten Helden das Fest Allerseelen
statistischem Burgtheaterwerke das „neue, herrliche Heim,
tischer Pastoren gegen Schön
gefeiert haben, sind Schnitzlers anrüchige Gesellschafts¬
das der Kaiser seinem, unserem Bugtheater in munisi¬
finden die erbitterten, fast n
stücke dreimal auf dem Zettel gestanden! Die übrigen
zenter Weise errichtet hatte, das beziehungsreich an den
deutscher, ernster Kritiker geg
Abende pflegen Sie irgend einem belanglosen Schwanke
Marken der kaiserlichen Burg — und Volksgarten steht“
der Worte“. Und immer wier
und selten einmal einem Klassiker einzuräumen. Sicherlich
In der Errichtung des Gebäudes hat sich bekanntlich
Wort „Schmutz“, zu dem m
ziehen Sie bei Festsetzung des Spielplanes Ihren
die Munifizenz des kunstliebenden Monarchen nicht er¬
greifen muß, um den Inhalt
Kassier zu Nate, sicherlich haben Sie die Erfahrung
nötigen Deutlichkeit zu kennzeich
gemacht, daß Ihnen die beiden angeführten Stücke die
schöpft. Er hat vielmehr seiner Hofbühne Jahr um
nachdenklich machen, sollte da
vollsten Häuser bringen, so daß Sie wohl, soferne Jahr aus seiner Privatschatulle sehr namhafte Summen
an die literarischen O
der ausschließlich geschäftliche Beirieb Ihres
zufließen lassen, um von ihrem jeweiligen Leiter
Theaters in Frage kommt, gut daran tun, sich in der die materiellen Sorgen und Rücksichten, die den künstleri¬
Stücke erschüttern? Wenn
Hauptsache immer wieder auf die neuesten Schöpfungen schen Plänen privater Theaterbesitzer oft so hinderlich
Autoren heute im verbündete
Schönherrs und Schnitzlers zu verlegen. Gewiß ist in
und schädlich werden können, abzuwehren. Denn, nicht
nommenheit begegnen, so kan
wahr, dieses Theater zist nicht auf Gewinn berechnet,
diesen schweren Tagen mehr denn je jedes geschäftliche
als eine Voreingenommenheit
sein Besitzer ist kein Glücksritter, dem Armut droht oder
Unternehmen gezwungen, die Stimme des Kassiers zu
trotzdem diese entschiedene Ab
Reichtum winkt. Sein Leiter soll ein unbeeinflußter, aus¬
lagern? Trotzdem diese
hören und diesem die letzten Entscheidungen in allen
schließlich von künstlerischen Bestrebungen getragener
wichtigen, an den Lebensnerv des Unternehmens rühren¬
Proteste aus fast allen deut
den Fragen zu überlassen. Dieser Entschuldigungsgrund
Mann sein, der dem Volke das köstliche kaiserliche Ge¬
müßte Sie doch wahrhaftig be
schenk: „Wahre Kunst“ rein und unverfälscht zu über¬
muß gegenwärtig allen Leitern privater Bühnen zuge¬
ist natürlich auch in literarisch
mitteln hat. Damit, daß das Burgtheatergebäude „be¬
billigt werden. Viele dieer Männer führen gegenwärtig
und Meinungen nicht zu st
einen Kampf auf Leben und Tod. Wer vermag ihnen
ziehungsreich an den Marken der kaiserlichen Burg¬
beide Stücke Ihren Schau
spielerische Aufgaben bieten.
und Volksgärten steht“, ist gar nichts getan.
einen Vorwurf daraus zu machen, daß sie sich mehr als
von künstlerischen Erwägungen von der Sorge leiten Die Beziehung, die Sie meinten, als Sie jene Worte theatermäßige Effekte bergen
lassen, wie sie wohl in dieser rauhen, dem holden Spiel schrieben, ist erst geschlossen, wenn die Kunst, die in Erfolg spricht. Fraglich bleib