II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 94

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26.1. Konoedie der örte zykIus
ter Künstler diesem Hause Heim und Pflege hat, den hohen Willen
verdorbenen des kaiserlichen Spenders zum Heile des Volkes würdig
Glauben Sie in der Tat, daß es der Wille des
nachjagend vollstreckt.
Kaisers ist, dem Volke auf der Hofbühne zu zeigen, wie
senhaft auf¬
Schönherrs und Schnitzlers letzte Schöpfungen
ein mit besserer Muskulatur ausgestatteter Grenzjäger
unter den
haben zweifellos Ihren Anforderungen entsprochen, da
dem schwächlichen Schmuggler sein Weib abwendig
ß auf eine
Sie doch diesen Stücken so liebevolle Aufnahme, so mühe¬
macht? Oder wie eine Frau ihren Mann, den sie mit
ner ziehen
volle Aufführung bereiteten. Bekanntlich kann man über
seinem Freunde hintergangen hat, zehn Jahre lang
den künstlerischen Wert dieser Stücke wesentlich anderer
belünt? Oder wie ein Mann einem Freunde die Braut
dem Ihrer
Meinung sein. Lesen Sie das Morgenblatt der „Reichs¬
verführt und es dann mit Glück leugnet? Oder wie
königlichen
post“ vom 28. Oktober. Dort finden Sie eine lange
eine Frau die Ferienabwesenheit des Mannes benützt,
Sie selbst,
Reihe von Aeußerungen reichsdeutscher Zeitungen zu¬
um sich an einem Jüngling schadlos zu halten?
sammengestellt. Sie finden die Verwahrung protestan¬
Glauben Sie in der Tat, den Willen des Kaisers zu
liche Heim,
tischer Pastoren gegen Schönherrs „Weibsteufel“. Sie
erfüllen, wenn Sie dem Volke Woche um Woche mit
in munisi¬
finden die erbitterten, fast maßlos scharfen Stimmen
den beredten Mitteln der ersten deutschen Bühne alle
ich an den deutscher, ernster Kritiker gegen Schnitzlers „Komödi¬
nur erdenklichen Laster, Todschlag, Lüge, Verrat, Treu¬
bruch vor Augen führen? Wenn Sie dem Volke zeigen,
bekanntlich Wort „Schmutz“, zu dem mancher ehrliche Beurteiler
wie gebrochene Eide mit einem ach so klugen Witz
en nicht er= greifen muß, um den Inhalt dieser beiden Stücke mit den
abgetan werden, wie Lasterhaftigkeit nicht mehr ver¬
Jahr um nötigen Deutlichkeit zu kennzeichnen. Sollte Sie das nich
urteilt, sondern liebenswürdig belächelt wird, wie über
Summen nachdenklich machen, sollte das nicht Ihren Glaubert
die schmutzigste Verkommenheit nicht mehr mit Ver¬
gen Leiter an die literarischen Qualitäten dieser beiden
achtung, sondern mit melancholischer Beschaulichkeit
künstleri= Stücke erschüttern? Wenn überhaupt österreichische
gesprochen wird!? Wenn irgend Sie den Begriff Sitte
hinderlich Autoren heute im verbündeten Reiche einer Voreinge¬
noch gelten lassen wollen: hier ist er auf die grausamste
nommenheit begegnen, so kann es keine andere sein,
Oinn, nicht
Art verhöhnt. Wenn irgend Sie noch daran glauben,
als eine Voreingenommenheit in günstigem Sinne. Und
nberechnet,
daß sch das Zusammenleben heutiger Menschen nur
broht oder
trotzdem diese entschiedene Ablehnung aus allen Partei¬
unter gewissen Bedingungen der Treue, der Wahr¬
lagern? Trotzdem diese leidenschaftlich erbitterten
ußter, aus¬
haftigkeit abwickeln kann: hier finden Sie diesen
setragener
Proteste aus fast allen deutschen Großstädten? Das
Glauben zynisch verspottet. Wenn irgend Sie dem
setliche Ge= müßte Sie doch wahrhaftig bedenklich stimmen! Indessen
deutschen Theater erzieherische Aufgaben zuerkennen: hier
hzu über= ist natürlich auch in literarischen Dingen über Ansichten
finden Sie Erziehung zum Verbrechen, Ansporn zum
biude „be¬
und Meinungen nicht zu streiten und sicher ist, daß
Laster. Was tausend edle Dichter, was alle großen
beide Stücke Ihren Schauspielern glänzende schau¬
chin Burg¬
Denker als höchste Lebensziele anerkannt haben, all das
spielerische Aufgaben bieten, daß beide Stücke starke
getan.
finden Sie hier bewitzelt. Vorstellungen, die geheiligt
Worte theatermäßige Effekte bergen — und daß für beide der
sind durch den unverbrüchlichen Glauben unserer Väter:
die in Erfolg spricht. Fraglich bleibt bloß dies:
hier sind sie dem Gelächter
preisgegeben. Die Treue
Fabel, die Ehre ein Witz.
in der Tat, (daß es dei
Majestät ist, dem Volke
auf der Hofbühne solche Ku
jetzt, da sich auf tausend S
bewährt hat, als eben jene
verhöhnte Sinn der Treue,
haftigkeit, die in Not und
geseiert hat!? Während
Frauen die schweren Lasten
ihnen dieser Krieg auferlegt
tragen, als die Helden i
barmherzigen Schwestern d
das Grauen der Schlachten
Mädchen in Seuchenspitäler
Aufgaben erfüllen — in die
Theater das deutsche Mäd
anders, denn als Dirne, je
jedem Verführer ertiegend,
als auf Befriedigung
Glauben Sie in der Tat,
Kaisers ist ?!
Es scheint uns denn d
Sie in Wahrheit dieses Gla
Teil empfinden den gegenwär
theaters als eine Schmach,
von unserem Volke abzuweh
gabe bleiben wird.