II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 96

26.1. Kondedie der Norte zuklus
Pusschtt aur.
Hamburger Correspondent
vom:
KN
Der Anfang der neuen Spielzeit war allerorten vielver¬
sprechend. Vom Burgtheater soll diesmal zuerst gesprochen
werden. Aber nicht etwa deshalb, weil es unsere Hofbühne ist,
die uns einen gewissen Respekt abverlangt. Nein, einfach deshalb,
weil es, mitten in der Kriegszeit, Artur Schnitzlen mit seinem
neuen Werk zu Worte kommen ließ. Wien unBer hatten am
gleichen Abend die Uraufführung dieser neuen dramatischen Dich¬
tung, die uns Schnitzler unter dem Gesamttitel „Komödie der
Worte“ präsentiert. Die drei Einakter „Stunde des Erkennens“
„Große Szene“ und „Baechusfest“ sind zwar ungleich an Wert,
aber dennoch interessant genug, um uns einen Einblick in die
Werkstatt eines Dichters zu gestatten, der in aller Stille unter die
Fünfzigjährigen gegangen ist und der während seiner Schaffens¬
periode so viel Wertvolles und Bleibendes der deutschen Bühne
gegeben hat. Schnitzlers „Anatol“ hat des Dichters Ruhm seiner¬
zeit mitbegründen geholfen und deshalb ist es gerade bei seiner
neuen Komödie nicht uninteressant, festzustellen, daß er sich eigent¬
lich niemals der Anatolsohäre gänzlich zu entreißen verstand. Die
Vorzüge dieser drei Einakter liegen abermals nicht so sehr im
dramatischen selbst, wie in dem feinziselierten, geistreichen Dialog
und der ungemein klaren Seelenanalyse der einzelnen Charaktere.
Dichter und Arzt ergänzen sich eben wunderbar harmonisch. Die
Handlung wird den Lesern inzwischen von der Berliner Auf¬
führung bekannt geworden sein, ich kann mich also darauf be¬
schränken, den liebenswürdigen, aber keineswegs übermäßig
starken Erfolg der neuen Dichtung Schnitzlers zu registrieren und
weiter vermerken, daß Harry Waldau alle drei männlichen
Hauptrollen spielte, ohne ihnen völlig gewachsen zu sein. Um ihn,
neben ihm und mit ihm waren Frl. Wolgemuth, Herr Romberg,
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Frau Bleibtreu, Frau Medelsky und Herr Tiedke sehr tüchtig,
mehr aber leider nicht. Eine Ausnahme bildete einzig und allein
nur Herr Devrient. Man rief selbstredend nach allen Aktschlüssen?
herzlich nach Artur Schnitzler. Die nächste Tat des Burgtheaters“
soll ginsneue Einstudierung des „Götz“ sein.
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