II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 137

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26.1. Konoedie der Nofte—Zyklus
Ausschnitt aus:
Frankfurter Zeitung
1ä0h# Frankfurt u. M.
vom:
wirkt die „Große Szene", der zweite Einakter, so viel
echter und natürlicher, weil die Umgebung dem Problem die
richtige Grundlage gibt. Die liebe kleine bürgerliche Frau
Der neue Schnißler.
des großen Schauspielers kommt, nachdem die Untreue des
„Komödic der Worte“. Einakterfolge von A###ur
großen Gatten sie für einige Wochen aus ihrer Häuslichkeit!
Schnitzler. — Uraufführung im Frankfur:
vertrieben hat, zurück. Halb versöhnt, glaubt sie sich mit ihrem
Schicksal abgefunden zu haben, unterstützt durch die Beschwich¬
Neuen Theater am 12. Oktober.
tigungen des sich um die Seelenrube seines ersten Helden
Es gibt Dinge, die man tut, aber über die man nicht spricht.
sorgenden Theaterdirektors. Da naht der zu der letzten
Das gilt auch für die Bühne. Was aus der Tat geboren ist,
kleinen Eheirrung gehörige Bräutigam. Große Szene zwi¬
derf gräusig, darf brutal sein, aber als Inhalt einer Ueber¬
schen den Beiden, in der der edle Verführer durch meisterhaftes
leging, als tühl ausgerechnetes, nicht gelebtes Experiment
Spiel, durch halbe Wahrheiten, die doppelte Lügen sind, den
ekt es unerträglich. Das wurde Schnitzler, der die
Bräutigam zu beschwichtigen versteht. Die liebe kleine bürger¬
„Komödie der Wörte“ schreiben wollte, zur Tragödie.
liche Frau des großen Schauspielers hat „hinter der Szene“
Wenigstens in dem ersten und künstlerisch ernsthaftesten der
zugehört und ist über diese Abgründe der Verlogenheit so ent¬
drei Einakter dieses Namens. Er wollte die Unzulänglichkeit
setzt, daß sie von Neuem zu gehen beschließt. Aber Er erscheint,
des Redens und falschen Schweigens beweisen, und fand für
schon im Kostüm, und verlangt, im Grunde sehr stolz über
den Beweis nur — Worte. Ein Ehepaar im etwa 20. Jahre
seine schauspielerische Leistung gegenüber dem Gehörnten,
feiner Ehe, ein scheidender Freund, dem die stille, tugendhafte
stürmisch nach der Galtin, die er nun einmal als ruhenden
Frau beim Abschiednehmen eröffnet, daß die Ergebnislosigkeit
Punkt in der Erscheinungen Flucht in der Loge wissen will.
des Werbens um sie seinen Grund darin hatte, daß sie ihn liebte
Und — sie bleibt. Das Ganze keine tiefer schürfende Weisheit,
und darum nicht ihm, sondern (oh sonderbare Frauen!) einem
aber ein lustiges, kleines und vor allen Dingen wirksames
dritten angehören mußte; daran anschließend Auseinander¬
Spiel mit Worten, Worten, die dem einen schwer, dem anderen
setzung der Ehegatten, bei der der männliche Teil eröffnet, daß
leicht wiegen, und dazu heimlich aus der Tiefe ein leises
er seit 10 Jahren um die Untreue der besseren Hälfte weiß
Schluchzen der Frau, der armen Dienerin aus Liebe.
(natürlich mit dem Falschen! Oh sonderbare Männer!) und
Der Held des dritten Stückleins ist der Schriftsteller, sozu¬
auf die für den jetzigen Termin (Verheiratung der Tochter) im
sagen der Uebergang vom Menschen zum Schauspieler. Dies¬
geheimen längst festgesetzte Trennung dringt. Begreifliches Ent¬
mal ist die Gattin die Eheirrende. Der dazugehörige Dritte
setzen der Frau über die planmäßige Lüge und tiefe Erniedri¬
ist sehr grün. Alles deutet auf Episode, aber man hat während
gung dieser sogenannten Gemeinschaft (siehe Ibsens über¬
der Abwesenheit des dramen=schreibenden Gebieters vier
tünchte Gräber und scelische Frauenmorde). Er triumphiert
Wochen ehegeirrt und fühlt sich nun moralisch verpflichtet, der
über die Demütigung der Fräu, genießt die Rache des in
Irrung Dauer zu verleihen. Rechtzeitig kehrt der sehr über¬
seiner Männchen=Ehre Gekrankten. Sie gesteht ihm nunmehr,
legene Gatte zurück und verhilft dem Paar durch bezügliche
um sich zu revanchieren, nicht die richtige Untreue, sondern die,
mythologische Erzählungen (daher „Das Bacchus=Fest“) und.
die er irrtünklicherweise von ihr annimmt (angenehm für den
sonstige Sticheleien zu der im Grunde von beiden gewünschten
armen unschuldigen Freund! Noch angenehmer für den eigent¬
Rückkehr ins „Sittliche": eine Liebenswürdigkeit, aber daran
lich Schuldigen!). Der Gatte bläst, nachdem er seinen Triumph
scheiternd, daß der geistreiche Schriftsteller so garnicht geist¬
in der Tasche hat, leise zum Rückzug, sie aber, angewidert, ver¬
reich ist.
läßt den Ort und begibt sich — weiter fort. Eine ungemein
komplizierte Angelegenheit. Sicherlich kommen solche Fälle
Die drei Herren=Menschen, den Brutalen, den Komödian¬
vor, denn das Leben ist meistens unwahrscheinlich, und Schnitz¬
ten den Geistreichen, gab Herr Schröder; eine glanzvolle
lers, des ehemaligen Arztes, Neigung für solche interessante
Visitenkarte. Er gab damit den Beweis großer Sicherheit und
Fälle ist begreiflich. Man könnte sich auch eine Novelle denken,
Vielseitigkeit. In dem zweiten Stück spürte man mehr als
in der eine derartige Konstellation mit ihren merkwürdigen
Routine. Das naive Schwanken zwischen Wahrheit und Liebe,
seelischen Irrungen und Wirrungen ausgebeutet würde, gleich.
die eitle und doch harmlose Selbstbespiegelung des sich eigent¬
sam unter der Rubrik: Krankheitsberichte des anormalen Ge¬
lich nur für sich selbst interessierenden Mimen war packend,
schöpfes Mensch. Auf der Bühne aber, nicht gehandelt, sondern
weil es sich leicht und natürsich ergab. Die drei Frauen
verhandelt und zersprochen, wird das Unwahrscheinliche nicht
waren gut ausgewählt: Im ersten Stück, die stille Frau mit
zum Ereignis, sondern nur zur peinlichen Affäre.
der heimlich glühenden Flamme, spielte Frau Leiko eindring¬
Aber es gibt allerdings eine Welt, in der Worte Taten
lich und innerlich. Die liebe kleine bürgerliche Gattin des
großen Schanspielers gab Frl. Sangora, und in der feinen
bedeuten, in der Echtes und Unechtes, Wahrheit und Schein
sich so mischen, daß ein komisches (manchmal tragisches)
andeutenden Art ihres Spieles war viel von dem nicht eben
Durcheinander entsteht: Die Welt der Schauspieler. Auf der
tragischen. aber doch wehmütigen Schicksal der Künfklerfrau.
Bühne ist der Schein ihre Wahchert. Das überträgt sich auf das Frl. Fuchs als sich wiederfindende Schriftstellers=Gattin, war
Leben, in dem dann die Wahrheit gm Scheine wird. Darum herzig und schnitzlerisch. Her Großmann gah sicher und
launig den ehekuppelnden
schiedlich: im Heiteren bei
dehnt. Das letzie Stück w
zu tragisch und beschwert.
nach dem zweiten Stück.
des Autors.
e Dar
Die Darmstädter
die gleichzeitig mit der in
mäßigten Beifall. Der
bei den früheren Arbeiten
akter schien sich eine Verbi
oberfläche und Lebensiron
stellung suchte den Ansprü
werden, verfehlte jedoch
seien Herr Harprecht,
Schnitzlers Einakterseri
schaft in der Entwickl
grangewebes auch auf
Eindruck, der den Einz
geringes Interesse entg
setzlos Dahinlebender,
Menschen nicht für th
setzte seine besten Kräfte a
den als Träger der männ
durch die Damen Bleib
gemut. Das erste Stück
die Aufmerksamkeit wie e
spanntem Seil; das zweite
terkeit, trotzdem Frau Med
anschlug; „Das Bacchusfe
Wirkung. Die Premiere f
versammelter Gemeinde d
namentlich nach dem zweit