II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 166

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ek Köln, 17. Okt. Schauspielhaus: Der neue Schnitzler. Das
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:: Köln. Als Künstler ragt Arthur Schnitzler hoch über die
Schauspielhaus brachte erstmalig Auhu
Firma Blumenthal und Bernstein, trotzdenmdie
Zyklus „Komödie der Wa##nGeorg Kiesau mit
der Worte, wenigstens das erste und bedeutendste Stück der unter
Umsicht und Geschmack geleiteter Inszenierung heraus, und erntete
diesem Sammelnamen vereinten Einakter, zur Kriegszeit unerquicklicher,“
damit reichen Beifall des vollbesetzten Hauses. Vom Standpunkte
als das kürzlich aufgeführte Lustspiel: „Die große Pause“. Dem Zettell
des Theaterbesuchers aus, der gern geistreich unterhalten sein¬
gemäß spielt Die große Pause in der Gegenwart, aber die handelnden
will, kann man die Aufführung auch nur willkommen heißen, als
Personen siehen den lebendigen Menschen von heute nicht viel näher als)
ernst denkender Mensch aber kann man die Frage aufwersen, ob¬
Rotkäppchen und Blaubart. Es sind in neuer Maskerade die alten
es angebracht ist, in dieser Zeit, wo hunderttausend Frauen ihre
Figuren, die seit Anno Toback im geduldigen Licht der Rampe liebten,
Ehemänner monate= und jahrelang entbehren müssen, einen ganzen
seufzien und lachten; sie haben wie die Kommerzienräte und Leutnants
Abend lang Ehebrücheleien gewissermaßen als amüsantes Gesell¬
Mosers, Schönthans usw. etwas von dem Reiz eines mittelmäßigen
schaftsspiel darzustellen. Der unterhaltendste der drei Einakter ist
Romans, dessen Blätter man in einer müßigen Stunde umwendet, nicht
zweifellos der mittelste, „Große Szene“ betitelt, in dem uns ein
weil man ihren Text besonders schätzte, sondern weil sie so hübsch
berühmter Schauspieler vorgeführt wird, der moral=unmündig wie
altmodisch und vergilbt sind. Schnitzler dagegen ist modern, bietet keine
ein Kind, mit einer harmlosen Freude an seiner Verstellungskunst
zeitlose Allerweltsware, sondern verzwickte moderne Psychologie, und da
die größten Schurkereien begeht, die Braut eines Freundes ver¬
legt der Ernst der Zeit wohl die Frage nahe, ob nicht derartige Spitz¬
führt, und diesem, als er ihn zur Rechenschaft ziehen will, eine
findigkeiten aus dem Seelenleben eines engen Kreises fauliger Gro߬
große Szene von entsagender Liebe vorspielt. Daß seine Frau
stadtmenschen einen gar zu breiten Raum auf der deutschen Bühne ein¬
dieser Szene im Nebenzimmer beiwohnt, und daß sie trotz ihrer
genommen und andere, für die Gesamtheit viel wichtigere gesellschaftliche
Empörung über seine Niedertracht doch nicht die Kraft hat, sich
Probleme zurückgedrängt haben. Ein gewisses Mißbehagen rief.
von ihm zu lösen macht die Sache nicht erquicklicher. Aber das
Schnitzlers Art auch früher zuweilen hervor, das in Limonade verrührte
ganze komödiantenhafte Drum und Dran, und vor allem die
Laster, das weichliche Ineinandermalen von skrupelloser Sinnengier und
humoristisch gezeichnete Figur eines modernen Theaterdirektors
müder Empfindsamkeit, von neurasthenischer Brutalität und welker
lassen einen schließlich das Ganze mit Lachen hinnehmen. Die
Grazie blasierter Schwächlinge; es stieg da ein Duft auf wie von zart
Darstellung, bei der Herr Korth als Theaterdirektor, Herr Gode
parfümierter, aber nicht mehr ganz sauberer Spitzenwäsche — ein un¬
als verwöhnter Liebling des Publikums und Fräulein Baumbach
appetitlicher Vergleich, der stehen bleiben mag, weil die Über=Kreuz¬
als seine sonst verständige, ihm gegenüber aber schwache Frau sich
Liebelei dem natürlichen Empfinden manchmal beinah unappetitlich
hervortaten, ließ auch irgendwelche moralische Bedenken nicht erst
war. Schnitzlers große Vorzüge, seine feine Seelenschilderung, seine
aufkommen. Das letzte Stück spielt im Wartesaal eines kleinen
österreichisch weiche Liebenswürdigkeit, seine geistreich bewegte, elegische
Gebirgsbahnhofes. Dr. Wernig, der Sohn eines reichen Fabrit¬
Anmut, treten in dem neuen Werk nicht so bestrickend hervor, wie in
besitzers, wartet mit Agnes, der Fran des bekannten Schriftstellers
seinen besten Dramen. Der erste Einakter heißt: Stunde des Er¬
Staufner, auf die Ankunft ihres Mannes, um diesem zu sagen,
kennens“ Bei dem Arzt Dr. Eckold und seiner Frau Klara, die am
daß sie beide Wernig und Agnes, sich gefunden haben, während
Tag vorher die jungverheiratete Tochter haben scheiden sehen, erscheint,
Staufner sechs Wochen lang, um ein neues Werk zu vollenden,
um Lebewohl zu sagen, der Hausfreund Professor Ormin, der sich als
seine Gattin allein ließ, und daß dieser deshalb für die Zukunft
Leiter einer Sanitätskolonne des österreichischen Roten Kreuzes nach
seine Gattenrechte an Wernig abzutreten habe. Staufner kommt,
dem russisch=japanischen Kriegsschauplatz begeben wird. Abschieds¬
wehmütig beichtet Frau Klara unter vier Augen dem Professor, daß
durchschaut die Absicht der beiden, und läßt sie gar nicht erst zu
sie einst seine Bitten nicht erhört habe, weil sie ihn zu sehr geliebt habe;
Worte kommen, sondern erzählt ihnen von dem griechischen Brauch
er wäre nicht ihr Geliebter, sondern ihr und ihrer Familie Schicksal
des Bacchusfestes, wonach der Einakter auch seinen Namen führte.
geworden. Ja, die große Leidenschaft hat ihren Haken; der Ehebruch
In Griechenland sei es Sitte gewesen, daß Männlein und Weiblein
mit einem minder gefährlichen Lückenbüßer, den Klara freimütig ein¬
in einer Nacht im Jahre sich im Bacchushain wahllos zusammen¬
gesteht, erscheint dagegen als verzeihliches Pläsir. Eckold denkt anders.
gefunden hätten. Mit Tagesanbruch hätten aber alle in dieser
Nachdem Ormin sich entfernt, zieht er ganz sacht mit meuchlerischem Be¬
Nacht angeknüpften Beziehungen aufgehört, das Paar, das sie
hagen den Vorschlag der Scheidung aus dem Gewande. Er hat um die
weiter gepflegt hätte, sei der Todesstrafe verfallen gewesen. Man
schon zehn Jahre zurückliegende Verfehlung Klaras gewußt, aber aus
habe eben in der Antike das Natürliche als natürlich gefunden
Rücksicht gegen die Tochter geschwiegen und auf den Tag der Rache)
und nicht, wie heute, vor sich selbst mit allerlei Lügen von Liebe
und Seelengemeinschaft aufgebauscht. Die versteckte Drohung
Staufners ernüchtert Dr. Wernig so, daß er, ohne von seinen Ab¬
sichten auf Agnes gesprochen zu haben, abdamp# Staufner und
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Kriegskalender 634.Blatt.
seine Frau sinken sich in die Arme, indem sie sich gegenseitig er¬
der Kölnischen Zeitung.
klären, wie sie sich hassen. Das Ehepaar Staufner wurde von
WIB Großes Hauptquartier, 17. Oktober. (Telegr.) Amtlich
Herrn Aßmann und Fräulein Klinder recht ergötzlich gespielt, daß
Westlicher Kriegsschauplatz. Feindliche Handgranatenangriffe in der
Herr Kiesau den Dr. Wernig als einen komisch unbeholfenen, kurz¬
Gegend von Vermelles und Roclincourt waren erfolglos. Der Westhang
des Hartmannsweilerkopfes ist planmäßig und ohne vom Feind gestört
zu werden, heute nacht von uns wieder geräumt, nachdem die feindlichen
Am unerquicklichsten ist der erste Einakter, „Stunde desErkennens“
Gräben gründlich zerstört sind. Bei St. Soupley, nordwestlich von Sonain,
betitelt. Der Held ist ein Arzt, der sich zehn Jahee Zeit nimmt,
brachte Lentnant Bölke im Luftkampf ein französisches Flugzeng. damit
um sich an seiner Frau, die ihn mit einem andeken hintergangen
in kurzem ein fünftes feindliches Flugzeug, zum Absturz. Welche Er¬
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wartungen unsere Feinde im Westen auf ihre letzten Unternehmungen
hat, zu rächen, da er, ehe er sie aus dem Hause treibt, vorher ihrer
gesetzt und welche Kräfte sie dafür aufgewandt hatten, ergibt sich, ab¬
beiden Töchter verheiratet und versorgt wiffen wollte. Die Herren
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gesehen von dem schon veröffentlichten Befehl des Generals Joffre vom
14. September, aus folgendem weitern Befehl, der am 13. Oktober bei
Dysing und Senden nebst Frau Frey#isteten darin sehr Gutes
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einem gefallenen französischen Stabsoffizier gesunden wurde: Großes
in verhaltenem Spiel.
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Hauptquartier der Ostarmee. Generalstab, 3 Bureau, Nr. 12975. Großes
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Hauptquartier, den 21. September 1915 Geheim! Weisung für die
nördliche und mittlere Heeresgruppe. Allen Regimentern ist vor dem
Angriff die ungeheure Kraft des Stoßes, den die französischen und
englischen Armeen führen werden, etwa in folgender Weise klarzumachen:
Für die Operationen sind bestimmt: 35 Divisionen unter General
Castelnau, 18 Divisionen unter General Föch, 13 enalische Divisionen
und 15 Kavalleriedivisionen (darunter 5 englische). (Fortsetzung folgt)