II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 169


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26.1. Konoedie der Norte zyklus
Musik- und Theaterberichte. # # 72
Theater. — Köln.
geboten wurde, kann man schnell hinwegkommen. Es Ist“ litefa½
Die Oper machte gewissermaßen eine „große Pause“ und be¬
risch absolut wertlose Ware, mit der einem naiven Publikum viel¬
schrähkte sich zumeist auf Wiederholungen. Die leichte Ware zieht
leicht ein paar Stunden angenehm verkürzt werden können. Dank
vor allem der guten Besetzung der männlichen Hauptrollen mit
nach wie vor am meisten, doch fand erfreulicherweise auch
Coghelius' entzückender Barbier bei der dritten Aufführung noch ein
Dysing, Blankkarts und Korth fand das harmlose Stück freundliche
guf besetztes Haus. Dies war leider bei Verdis Maskenball
Aufnahme bei dem sehr gut besetzten Hause. Sehr viel Anteil
nicht der Fall, so melodienreich das Werk auch ist und so gut es
nahm unser Theaterpublikum auch an der Erstaufführung der drei
hier mit vom Scheidt und unserem neuen. wahrliaft glänzenden
Einakter „Komödie der Worte“ von Artur Sahnitz
ler.
TEnoristen Krauß besetzt werden konnte. Auch Elisabeth Bartram
Es ist zweifellos ein interessantes Problem, dem nachzugehelt, Wie
Worte eben nur Worte bleiben, wie die Taten und das Gefühl der
gs Amelia (früher besetzt durch S. Wolf) war sehr tüchtig, wenn
Menschen ganz anders gehen als eben das Wort, das bewußt ge¬
guch nicht im Spiel beweglich genug. Aber die ständigen Fort¬
wordenes Gefühl und noch nicht zur Tat gewordenen Willen in
Schritte dieser reichbegabten Künstlerin lassen einen weiteren Auf¬
stieg erwarten; das gefährliche Experiment des Ubergangs von der
sich vereint. Inwieweit ein solches Problem auf die Bühne ge¬
Operette zur Oper wird voraussichtlich gelingen. In der „Undine“
bracht werden kann, ist fraglich. Schnitzler hat in kühnem Experi¬
ment in drei Einaktern drei Möglichkeiten gegeben, und sie jedes¬
gastierte auf Anstellung Frl. Stretten-Braunschweig, deren an
sich schöne Mittel vielleicht doch in unserem großen Hause nicht
mal am Eheproblem dozierend nachgewiesen mit drei Schlu߬
ausreichen.
nuancen: Tragik, Komödie, Ironie; jedes der drei Stücke geht
konsequent auf das Ziel, wie es eben der scharf analysierende und
Uber „die große Pause“ von Oskar Blumenthal und
kluge Dichter vermag, der als früherer Arzt ausgesprochene psychoy
Max Bernstein, die uns im Schauspielhaus als Uraufführung
logische Studien liebt. Aber freilich: die Tragik muß im Theater
in Geschehnisse gekleidet sein, und auch die ironisierende Komödie
hat kein Theaterblut; auf der Bühne kommt es auf das Geschehen
an, und das Geschehen von dialektischen Dingen ist zu blutleer,
um zu packen. So stellte sich die direkte Wirkung und damit der
naive Applaus nur bei dem zweiten Stück ein, das in der Tat dem
Problem besonders entgegenkommt: Komödie der Worte. Denn
in der Welt der Schauspieler werden und sind Worte soviel wie
Taten, fließt Leben und Schein derart zusammen, daß der Schau¬
spieler im Spiel gewissermaßen lebt, und im Leben nicht zu spielen
aufhört, mit Worten jonglierend wahr und falsch, echt und unecht
zugleich sein kann. Die „große Szene“ zeigt, wie ein beliebter
Schauspieler einem jungen Mann, dessen Braut er verführte, so gut
vorzumimen versteht, daß dieser beruhigt von dannen geht, während
die Frau des Schauspielers entsetzt ist über diese Fähigkeit, sich
verstellen zu können. Aber auch sie wird von ihm immer wieder
bezwungen werden; denn sein Wesen ist Komödie und daneben
ist er ein guter Junge und ein großes Kind, das sie im innersten
Herzen doch liebt. Die Auseinandersetzung eines Arztes mit seiner
Frau in der „Stunde des Erkennens“ ist weniger erquick¬
lich. Seit 10 Jahren weiß er um einen Fehltritt von ihr, hat aber
einen falschen Mann im Verdacht; nun — nachdem die Tochter
verheiratet aus dem Haus gegangen ist — glaubt er mit ihr abzu¬
rechnen; während man sich in Wirklichkeit doch nicht versteht,
und diese Stunde des Erkennens doch wieder Wortkomödie bleibt,
der freilich ein tragisches Ende in der Wirklichkeit folgen muß.
Der dritte Einakter „Bacchusfest“ spielt im Wartesaal, wo ein reicher
Troddel mit der Frau eines Schriftstellers den Gatten erwartet, um
ihm zu verkünden, daß sie zusammen davon gehen wollen. Der
kluge Mann erfaßt die Situation, läßt die Beiden nicht zu Worte
kommen, gibt dem Anderen eine ironisierende Belehrung durch die
Blume, so daß der wie ein begossener Pudel abzieht, während er
mit seiner Gattin heimkehren wird, um sein zukünftiges Leben
wohl von keinem der Zuschauer beneidet. —
Gespielt wurde unter Kiesaus Regie glänzend, überhaust
war die ganze Aufmachung sehr gut, und die drei Bühnepbfider
jedes in seiner Art ein kleines Meisterwerk. Von den Darstellern seien
besonders Dysing als der scharfzüngige, in seinem, Kachewahn
verbissene Arzt, Gode als der sieggewofinte Gemödiant und
Fresau als der entthronte Liebhaber hervergeheten.
T.

W