II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 171


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26.1. Konoedie der Norte zyklus
wundert und auch liebt, der sie aber unvorsichtigerweis
entfernt, nun diese „These“ zu „verfechten“, er will
sechs Wochen lang allein läßt, um in einer Bergfrisch
Kunst geben und keine moralische Umwertung. Durch
sein neuestes Drama zu vollenden. Die Zeit genügt für
die Kraft aber, die die Rache des Mannes zeigt, durch
die Gemahlin, sich einzubilden, sie sei in einen jungen
das Ehrgefühl der Frau, die nach dieser Austlärung sein
übrigens persönlich unbedeutenden Industriellen gründ¬
Haus verläßt, fühlen wir, wie gesagt, das anfängliche
lich verliebt. Diese beiden, denen der Leser nach wenigen
Widerstreben, uns jetzt mit solchen „Fragen“ zu befassen,
Sätzen anmerkt, daß ihre ganze sogenannte Liebe nur ein
schwinden.
Sommernachtstraum gewesen ist, erwarten den Zurück¬
Ohne jedes Widerstreben folgt man dem zweiten
kehrenden zusammen am Bahnhof, um ihn mit vereinten
Stück: „Die große Szene", von Schritt zu Schritt mehr
Kräften und der Wucht der (in dem Worte Sommer¬
entzückt von der Schlagkraft der Repliken, von den Fein¬
nachtstraum angedeuteten) Tatsachen so niederzuschlagen,
heiten dieses wirklich — hier gibt es nur das eine Wort
daß er sie beide sofort und ohne Umstände freigebe. Jedoch
geschliffenen Dialoges. Wenn die Bühne nicht gänz¬
der Schriftsteller schreibt nicht nur Dramen, sondern ist
lich anders entscheidet als der Bucheindruck, wird dieses
auch Manns genug, im Leben ein wirkliches Drama von
Mittelstück des ganzen Abends den stärksten Erfolg haben
einer Farce zu unterscheiden und die Handlung selber so
(hat ihn schon, in Wien, gehabt). Ein Schauspieler hat,
überlegen an sich zu reißen, daß der vermeintliche Held der
nach kleineren Entgleisungen, die Braut eines Bekannten
Geprellte ist. Wie er die beiden mit ihrem Anliegen über¬
verführt, und seine treffliche Frau, die wohl weiß, daß
haupt nicht zu Worte kommen läßt, dann bald erreicht, daß
ihr eigentlich keine Frau bei ihrem Mann wirklich ge¬
sie ziemlich kleinlaut werden, und schließlich — alles noch“
fährlich werden kann, ist doch von dem Bedenkenlosen
im Wartesaal — die Frau geschickt in ihre alten Lebens¬
dieser Handlungsweise gegen andere so bestürzt, daß sie
kreise fesselt und den Galan zur Abreise (mit nur einer
ihn verläßt. Inzwischen aber spielt er schlecht Theater,
der beiden, in der Bahnhofsgarderobe zusammen ab¬
ist eben nicht er selber, — weil ihm seine Frau fehlt. Es
gegebenen Handtaschen) zwingt, das ist mit solchem Be¬
gibt derartige Lebensverhältnisse. Hermann Bahr hat
hagen des Dichters gegeben, der sonst wohl auch einmal
eiwas Aehnliches in seinem „Konzert“ hingestellt. Bei
Leuten seines eigenen Metiers eins auswischte, daß man
— Bahr nimmt einen Musiker-
diesen Künstlerleuten
sich dieser kebensgewandten Künstler freut, des Darge¬
sind eben auch die angeschwärmten Männer verführbar,
stellten wie des Darstellers; wenngleich ein Rest hie
und sie sind oft nicht schlimmer, als der Verführte immer
ungelöst bleibt, denn die Untreue der Frau ist eben doch
Dabei können sie im Ernst ihrer geistigen und see¬
nun mal passiert. Aber der Ehemann scheint auch gar
lischen Lebensbedürfnisse doch eigentlich ihrer Frau
nicht so schnell vergeben und vergessen zu wollen, wie er
treu bleiben und es für abgeschmackt halten, wollte sie sich
den Mitbewerber aus dem Felde schlug; und es gibt ja#
durch jene Abenteuer in ihrer Stellung bedroht fühlen.
auch sonst Dramen, die den Zuschauer mit einer Frage.]
Das wird von Schnitzler hübsch gezeichnet und schließlich
entlassen.

zu dramatischer Zuspitzung gebracht. Denn der Verlobte
jener Braut erscheint und will Klarheit haben. Er macht
zwar gar keine Miene, als Rächer aufzutreten, sofern er
nur Wahrheit bekomme, aber der Schauspieler wickelt ihn
dennoch durch eine vom Dichter ebenso wie von dem
Mimen glänzend hingelegte Szene, „die große Szene",
völlig ein. Allein nun erschrickt seine Frau, die, in¬
zwischen auf Betreiben seines Direktors zu ihm zurück¬
gekehrt, im Nebenzimmer alles mit anhört, derartig über
fest
jetzt
eine solche Fähigkeit zu lügen, daß
entschlossen scheint, den Mann, der ihr unheimlich
geworden ist, endgültig zu verlassen. In Wahrheit
gar nicht unheimlich, wenigstens nicht
er
durch Verlogenheit, sondern er hat einfach „Komö¬
die gespielt". Auch an dieser, nicht ganz ungefährlichen
„Szene“ hat ihn vor allem interessiert, daß er „gut war“,
und er bekommt es fertig, mit objektiver Anerkennung
festzustellen, daß auch der andere „gut war“! Qualis
artifer ... Gleich darauf hat er den Hamlet zu spielen;
das Haus ist ausverkauft, ein Teil des Hofes ist anwe¬
send; aber, als Hamlet seine Frau, die eben wieder ab¬
reisen will, nicht in der Loge sieht, kommt er, im Kostüm,
ins Hotel zurück und erklärt in Gegenwart des hände¬
ringenden Direktors, er spiele nicht, wenn seine Frau
nicht in der Loge sitze. Durch dieses nicht gespielte „Auf¬
treten“ doch einigermaßen über die wahre Natur ihrer
beiderseitigen Beziehungen belehrt, setzt sich die Frau in
die Loge und wird auch weiterhin seinem Leben, so wie
— Auch hier
jetzt seinem. Spiele, aus der Nähe zusehen.
ist sehr diskret zwar keine Moral, nicht einmal eine Le¬
bensweisheit, aber doch ein Beitrag zum besseren Lebens¬
verständnis, ohne alle Absichten außer den künstlerischen
geboten.
Das dritte Stück ist wieder durch einen besonderen
Reiz der Form ausgezeichnet, durch eine fast unmerkliche
Feinheit der Pointen, durch die Kunst, zwischen den Wor¬
ten witzige Nebenvorstellungen anklingen zu lassen, die
eigentlich die Hauptvorstellungen sind. Hier handelt es
sich um einen berühmten Schriftsteller, den seine Frau be¬
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