II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 177

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26.1. Konoedie der Norte—Zykius
t aus:
24011915
Kinde" bleibt, das doch nun einmal nicht spielen
Berliner Neuaufführungen.
kann, wenn sein herziges Frauchen nicht in der
J. K. Das Lessing=Theater gab gestern zum
Loge sitzt. Die unterhaltende, nur etwas zu ge¬
ersten Male Arthur Schnitzlers „Komödie der
dehnte Komödie ist reich an charakteristischen Zü¬
Worte“. Unter diesem Titel, der so manches
gen und geistvollen Wendungen und wirkt um so
dramatische Werk des Dichters treffend kenn¬
träftiger, da man an die Echtheit ihrer Menschen
zeichnen könnte, hat er drei breit ausgesponnene
glauben kann....
Schwächlicher und mehr im
Einakter zusammengestellt: drei Komödien, ganz
Stile hergebrachter Bühnenscherze gehalten ist
seines Geistes und auch seiner kleinen Schwächen
Nr. 3: „Das Bacchusfest“, ein wortreicher
voll, fesselnd in dem meist ungesucht geistvollen
Spaß, der uns zeigt, wie ein kluger, einsichtiger
Dialog, konstruiert in der Idee, unterhaltsam
Mann im entscheidenden Augenblick sein Weibchen
immer da, wo sie nicht gar zu ernst sich gebärden.
zurückerobert, just als sie ihm mit dem vermeint¬
Dem ersten Stückchen, „Stunde des Erkennens“,
lich Geliebten gegenübertritt, um ihr Herz und
gereicht jenes Streben am wenigsten zum Vor¬
ihre Hand für diesen zurückzufordern. ... Auch
teil, es fesselt zunächst durch allerlei diskrete An¬
dem Publikum sagte die „große Szene“ am
drutungen und nette Worte, enttäuscht aber, wenn
meisten zu, hier erstarkte die freundliche Auf¬
man den Kern des Ganzen erkennt. Recht fein
nahme zu einem lauten Erfolg, der den Dichter
und raffiniert mag es erdacht sein, daß ein
häufig auf die Bühne führte. Schauspielerisch
Mann im Bewußtsein, von seiner Frau schmäh¬
wurde aus dem Schnitzler= ein Bassermann=Abend.
lich betrogen zu sein, aus Rücksicht auf sein Kind
Der Künstler gab in den Rollen der drei Ehemän¬
sich zum Schweigen zwingt und den Tag der Ab¬
ner wieder mal vollwertige Proben seiner glänzen¬
rechnung verschiebt, bis die Tochter verheiratet ist
den Gestaltungskraft. Er milderte das Verhalten
und das Haus verläßt. Aber wer vermag in
des großen Schweigers. Und im ersten Stück durch
Wahrheit an die Möglichkeit dieses Schweigens
starke Betonung einer verhaltenen Brutalität und
zehn Jahre hindurch zu glauben, und weiter
Eigensüchtelei des auch von den beruflichen Er¬
daran, daß die kluge und scharfsichtige Frau wäh¬
folgen seines vermeintlichen Nebenbuhlers stark
rend dieser ganzen Zeit nicht einmal die Verstellung
gekränkten Mannes und versuchte die zwingende
ihres Mannes merkt, sondern von dem Glück ihrer
Persönlichkeit der wiedererobernden Gatten der
Ehe und ihres Gatten überzeugt ist?!
letzten Komödie glaubhaft zu verkörpern. Zwi¬
So kommt denn in die endliche Aussprache der
schen diesen beiden Gestalten aber stand, breit und
beiden eine Unwahrscheinlichkeit des Erkünstelten,
saftig, in humoristischer Lebensfülle, der große
die all die trefflichen Worte, die bei dieser ver¬
Mime — eine künstlerische Meisterleistung, ganz
späteten Abrechnung von beiden Seiten fallen,
angetan dazu, auch ein schwächeres Stück auf ihren
nicht überwinden können und die Wirkung kühl
starken Schultern zu tragen. Lina Lossens ge¬
und erkältend machen.... Kräftiger und lebens¬
winnende Innerlichkeit kam der konstruierten
voller, mit sarkastischem Humor angepackt ist der
Stunde des Erkennens sehr zu statten, Else Basser¬
zweite Einakter „Große Szene“. Hier schildert
mann gab die kleine Frau, den großen Komödianten
Schnitzler getreulich nach berühmten Mustern
mit überzeugender Natürlichkeit. Der übrigen
einen gefeierten Mimen, dem, ohne daß er es
Hauptrollen der drei Stücke nahmen sich Traute
weiß oder fühlt, das ganze Dasein nur Theater¬
Dumcke=Carlsen und die Herren Götz, Landa, Loos
spiel ist, in dessen Mittelpunkt er, Konrad Her¬
und Forest mit bestem Gelingen an.
bat, steht, der, trotzdem er seine Frau, trotzdem er
Bei Beginn der zweiten Komödie hätte übrigens
sie sicherlich in seiner Art aus vollstem Herzen
eine ziemlich bedrohlich einsetzende Komik der
liebt, infam betrügt und in dem hier vorgeführ¬
Vorstellung fast ein frühzeitiges Ende gemacht.
ten besonders schweren Fall, einem Bräutigam,
Nach längerem Zögern indessen gab ein Vertreter
dessen Braut er verführt, eine „große Szene“ vor¬
der Feuerwehr von der Bühne herab die Erklärung
spielt, die den Betörten davon überzeugt, daß nur
ab, daß die beunruhigenden Geräusche lediglich
von einer großen unglücklichen Liebe des
einer Störung der Heizungsanlage zuzuschreiben,
Künstlers, keinesfalls von einer gemei¬
also keine Feuersgefahr vorhanden sei. Um so
nen Liebschaft die Rede sein kann. Und wie
kräftiger zündete dann die folgende „große Szene".
den betrogenen Bräutigam, so bezwingt der ge¬
waltige Mime auch seine betrogene Frau, die ihn,
angewidert von seiner Kunst des Lügens, end¬
gültig verlassen will, so daß sie bei ihrem „großen