W
26.1. Konoedie der Jorte zuklus box 32/3
„ 0 ll. 2it Zorzebos der mneser¬
macht, seiner Gattin, die eben von einer (Trennungs=?)
mitt aus:
Reise heimkehrt, Komödie vorspielt, nicht ohne ihr Beisein
Münchner Zeitung
#
auf der Bühne erscheinen will und schließlich im letzten
26.0KT191:
Augenblick seinen Willen durchsetzt. Was bis dahin ge¬
München
schieht, ist von köstlichem satirischem Wert, fein und ge¬
schliffen. Minder gelungen ist das letzte Stück: „Bacchus¬
(Berliner Erstaufführungen.] Unser Berliner
fest“ Das Lustspiel, das sich in einem Bahnhofswarte¬
R W.=Korrespondent schreibt uns von Samstag abend:
saal abrollt, zeigt zwischen Ernst und Scherz den Triumph
Im Lessingtheater gab man heutechnitlers
eines klugen Ehemannes über den Liebhaber und die
einakterreiche „Komödic der Worte“,
WWiedergewinnung der zum Bruch bereiten Frau. Auch
Dampfheizung war unhöflich genug, die Aufführung mit¬
hier ist manches konstruiert, aber der Unterhaltungswert
ten im zweiten Stück unsanft zu unterbrechen. Man hörte
entschied zugunsten des Dichters, der nach dem zweiten
plötzlich ein Geräusch, wie wenn eine Feuerspritze in
und diesem Einakter oft gerufen wurde. Die Darstellung
Tätigkeit gesetzt würde, es entstand einige Unruhe hinter
war ausgezeichnet, und namentlich Bassermann, der
den Kulissen, der Vorhang fiel, und während Aengstliche
drei verschiedene Gestalten gleich scharf prägte, verdient
davoneilten, Beherrschte zum Dableiben mahnten, erschien
ein Ruhmeskränzlein. — Im Berliner Theater
ein Feuerwehrmann und berichtete von den Tücken der
war die Uraufführung von Rudolf Vernauers und
Dampfheizung. Dann beruhigten sich die Zuschauer, und
Rudolf Schanzers Posse „Wenn zwei Hochzeitst
kurz darauf ging die Vorstellung weiter, und Schnitzler
machen". Das ist eine ziemlich dünne Geschichte von
konnte seinen ungeschmälerten Erfolg haben, der sich nach
Liebesleuten, die durch das Versehen eines angeblichen
dem ersten Einatter in herzlichem, nach dem zweiten i
Stundesbeamten erst nach einigen Schwierigkeiten zusam¬
stürmischem und nach dem letzten in freundlichem Beifal
menkommen. In diesen schwachen Rahmen sind freilich
kundmachte. Die drei Dichtungen sind auf demselben
reizende Lieder und Gesänge gespannt, zu denen Walter
Grund erwachsen und untereinander dadurch verwandt,
Kolleund Willy Bredschneider die manchmal zwar
daß sie alle Beiträge zur ehelichen Gemeinschaft darstellen.
anklingende, immer jedoch wirkungskräftige Musik schrie¬
Es sind keine Erschöpfungen eines uralten und ur¬
ben. Das Ganze ist allzu breit geraten und erscheint trotz
wichtigen Themas, sondern nur geistreich=witzige und
ungezählter Witzworte und hübscher szenischer Einfälle
100
liebenswürdig=anmutige Plaudereien über dieses Thema,
leer. So flaute denn auch die Stimmung, die ungoskein!
Beobachtungen und Anmerkungen eines klugen und ver¬
beifallsfreudig war, zum Schluß erbeblich
stehenden Mannes. In „Stunde des Erkennens“
wird man Zeuge einer Auseinandersetzung zwischen zwei
Gatten. Dr. Edkold enthüllt nach der Hochzeit der Tochter
seiner Frau, daß er zehn Jahre hindurch mit dem Wissen
um ihre Untreue neben ihr gelebt habe. Die Frau geht
— vielleicht in den Tod. Vielleicht — denn Schnitzler
kann hier eigentlich nicht tief überzeugen, und die ver¬
schobene Abrechnung erscheint
ebenso konstruiert wie die
Entschließung der Schuldigen.
Eine restlos reizvolle und
erquickliche Gabe ist dagegen „Große Szene“. Hier¬
quillt gesunde Lustigkeit, und fröhlicher Spott erhebt sich
über diesen bedeutenden Schauspieler, der sein Auftreten
94.
als Hamlet vom Ausgang häuslicher Dinge abhängig!
26.1. Konoedie der Jorte zuklus box 32/3
„ 0 ll. 2it Zorzebos der mneser¬
macht, seiner Gattin, die eben von einer (Trennungs=?)
mitt aus:
Reise heimkehrt, Komödie vorspielt, nicht ohne ihr Beisein
Münchner Zeitung
#
auf der Bühne erscheinen will und schließlich im letzten
26.0KT191:
Augenblick seinen Willen durchsetzt. Was bis dahin ge¬
München
schieht, ist von köstlichem satirischem Wert, fein und ge¬
schliffen. Minder gelungen ist das letzte Stück: „Bacchus¬
(Berliner Erstaufführungen.] Unser Berliner
fest“ Das Lustspiel, das sich in einem Bahnhofswarte¬
R W.=Korrespondent schreibt uns von Samstag abend:
saal abrollt, zeigt zwischen Ernst und Scherz den Triumph
Im Lessingtheater gab man heutechnitlers
eines klugen Ehemannes über den Liebhaber und die
einakterreiche „Komödic der Worte“,
WWiedergewinnung der zum Bruch bereiten Frau. Auch
Dampfheizung war unhöflich genug, die Aufführung mit¬
hier ist manches konstruiert, aber der Unterhaltungswert
ten im zweiten Stück unsanft zu unterbrechen. Man hörte
entschied zugunsten des Dichters, der nach dem zweiten
plötzlich ein Geräusch, wie wenn eine Feuerspritze in
und diesem Einakter oft gerufen wurde. Die Darstellung
Tätigkeit gesetzt würde, es entstand einige Unruhe hinter
war ausgezeichnet, und namentlich Bassermann, der
den Kulissen, der Vorhang fiel, und während Aengstliche
drei verschiedene Gestalten gleich scharf prägte, verdient
davoneilten, Beherrschte zum Dableiben mahnten, erschien
ein Ruhmeskränzlein. — Im Berliner Theater
ein Feuerwehrmann und berichtete von den Tücken der
war die Uraufführung von Rudolf Vernauers und
Dampfheizung. Dann beruhigten sich die Zuschauer, und
Rudolf Schanzers Posse „Wenn zwei Hochzeitst
kurz darauf ging die Vorstellung weiter, und Schnitzler
machen". Das ist eine ziemlich dünne Geschichte von
konnte seinen ungeschmälerten Erfolg haben, der sich nach
Liebesleuten, die durch das Versehen eines angeblichen
dem ersten Einatter in herzlichem, nach dem zweiten i
Stundesbeamten erst nach einigen Schwierigkeiten zusam¬
stürmischem und nach dem letzten in freundlichem Beifal
menkommen. In diesen schwachen Rahmen sind freilich
kundmachte. Die drei Dichtungen sind auf demselben
reizende Lieder und Gesänge gespannt, zu denen Walter
Grund erwachsen und untereinander dadurch verwandt,
Kolleund Willy Bredschneider die manchmal zwar
daß sie alle Beiträge zur ehelichen Gemeinschaft darstellen.
anklingende, immer jedoch wirkungskräftige Musik schrie¬
Es sind keine Erschöpfungen eines uralten und ur¬
ben. Das Ganze ist allzu breit geraten und erscheint trotz
wichtigen Themas, sondern nur geistreich=witzige und
ungezählter Witzworte und hübscher szenischer Einfälle
100
liebenswürdig=anmutige Plaudereien über dieses Thema,
leer. So flaute denn auch die Stimmung, die ungoskein!
Beobachtungen und Anmerkungen eines klugen und ver¬
beifallsfreudig war, zum Schluß erbeblich
stehenden Mannes. In „Stunde des Erkennens“
wird man Zeuge einer Auseinandersetzung zwischen zwei
Gatten. Dr. Edkold enthüllt nach der Hochzeit der Tochter
seiner Frau, daß er zehn Jahre hindurch mit dem Wissen
um ihre Untreue neben ihr gelebt habe. Die Frau geht
— vielleicht in den Tod. Vielleicht — denn Schnitzler
kann hier eigentlich nicht tief überzeugen, und die ver¬
schobene Abrechnung erscheint
ebenso konstruiert wie die
Entschließung der Schuldigen.
Eine restlos reizvolle und
erquickliche Gabe ist dagegen „Große Szene“. Hier¬
quillt gesunde Lustigkeit, und fröhlicher Spott erhebt sich
über diesen bedeutenden Schauspieler, der sein Auftreten
94.
als Hamlet vom Ausgang häuslicher Dinge abhängig!