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26. 1. Konoedie der -orte zkIus
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vor der ersten Probe eines neuen Stückes — alles mit küh= Dr. Eckold, der seine Ehe so sehr mit dem Schein der ruhig
stgarter Hoftheater.
lem Kopfe überdacht und danach gleichsam seine geometrische behaglichen Zufriedenheit überkleidet, daß selbst seine Gattin
Konstruktion vorgenommen, mit Klugheit und Vorsicht Rede, nichts von seinem wahren Wesen ahnt; der Schriftsteller
Albert Bassermann.
Ton und Haltung geordnet und mühsam vergleichmütigt. Staufner, der dem Nebenbuhler einen scheinbar unendlich
zeitfernen griechischen Festbrauch schildert, sie beide tun das,
So sieht er dem großen Augenblick der Abrechnung mit
hundeschnäuziger Kälte entgegen. Doch man spürt das was Herbot berufsmäßig tut: sie spielen allesamt Komödie.
itzlers „Komötie der Worte“.
schwer Erkämpfte, es blieb die innere Leere zurück, der
Und ist nicht auch Mephisto ein großer Komödiant? Steckt
ele der Eysoldt ist ein solches Bassermanns
nicht auch im Othello ein Körnchen Komödie? Wir werden
Groll, der Neid, der Haß, das Herzeleid. Mit naturwissen¬
henfolge war die rechte. „Immerfort sind
beide sehen und über beide noch zu reden haben. Aber schon
schaftlichem Interesse schaut er, innigst erfüllt von Schaden¬
jetzt ließe sich sagen, daß Bassermann immer und immer
freude, auf sein Opfer, über das er triumphiert — indes
berg, durch der Eysoldt Munde, hörten wir
wieder den Schauspieler spielt. Den Schauspieler, der der
nur rein äußerlich. Er ist der fast völlig Gebrochene am
agen: in uns sind viele Leben, ein Mensch
wahre Mensch ist, nach dem Heinewort: „Bis auf den letzten
Schlusse, der Lebensüberdrüssige in dieser beendeten Ehe. —
Augenblick spielen wir Komödie mit uns selber". Der Bei¬
n Menschen, deren Wesen einander ent= Bassermann ist hier von verhältnismäßig erstaunlicher Mäßi¬
So kommt es, daß wir alle ein wenig schau¬
fall, den der große Mime erntete, war namentlich nach der
gung in Ausdruckszeichen.
selber wie vor den andern. mehr oder
„Großen Szene“ stürmisch. Und auch am Schlusse war er
Als Schauspieler im Schauspiel zeigt er sich des trocke¬
daß wir alle etwas von der Wandelbarkeit
immer und wieder hervorgeklatscht.
Wko.
nen Tones gründlichst satt. Da ist er ganz Er, mit allen
Proteus besitzen, daß wir, wie Schnitzler seinen vielen Leben, mit allen seinen vielen Menschen, ein
Worten Komödie spielen. Unsere Rede ist
sieghafter Blender, ein ausgelassener Kindskopf, ein be¬
farblos. Jenseits der Worte, hinter
zwingender Bezauberer der Menschen, der mit sich, mit
rbergen, liegt unsere wahre Persönlichkeit;
allem, was an ihm und in ihm ist, spielt ganz unbewußt, weil
es so sein Wesen will. Zuweilen brüllt er auf wie ein Tier¬
spielerischen Talent eignet in besonderem
bändiger, dann ist er der vollendete Hanswurst. Grotesk
Renschlichkeit. Als der Prototyp der Pro¬
und naiv brutal, ist sein Herbot ein unumschränkter Beherr¬
t dürfen wir heute Albert Bassermann an¬
scher aller menschlichen Unmöglichkeiten oder unmenschlichen
Fem der Extreme, diesen Gipfel der Gegen¬
Möglichkeiten, der in jedem Moment zu einer neuen Sonder¬
nstande ist, in jedem Moment sich einen
szene der Lebenskomödie wohl bereitet ist, der sich gehoben
zusetzen.
und ganz glücklich fühlt, wenn er den erwünschten Eindruck
shiedenheit der drei Gestalien, in denen er
seines Lebensspieles unmittelbar beobachten kann. Eigentlich
stag zeigte! Zuerst der eheenttäuschte
ein völlig hohler Faiseur, ist er ein Spielball jedes Augen¬
Arzt, dann der schwankhafte Erzkomödiant,
blicks, dem er instinktiv ein anderes Antlitz zeigt. Hier
selbst der heikelsten Lebenslage gewachsene
macht es Bassermann besonderen Spaß, bald Lamm, bald
proßstadt=Poet. Allemal ist er ein völlig
Löwe zu scheinen, herumzuhopsen wie ein Schulbub, in
und Geste, Haltung und Kleidung.
vielen kleinen jokosen Einzelscherzchen so recht im wildesten
u alt für diesen nach Ormins Worte noch
Komödiantischen zu schwelgen, Purzelbäume zu schlagen,
huenden, wunderlich buntbärtig, breitschäde¬
aus dem Gesamtbilde sich herauszustellen mit den lustigsten,
hleppenden Ganges, müd und mürb, in lan¬
seinen raffiniert ersonnenen
possierlichsten Mätzchen,
Bratenrock, eine Hornbrille auf der Nase.
Nüancenschatz auszubreiten wie eine Kleinodiensammlung.
greiflich, lächerlich jung, jung wie ein von
Diese kecken Halsbrecherkunststückchen aus der Zeit des seli¬
ener spring= und tanz= und tollfreudiger
gen Arlecchino sind die echtesten Beurkundungen seines
wie mit Siebenmeilenstiefeln ausgerüstet,
immer produktiven Proteusgeistes, der im Husarensattel
blick in einer andern Ecke, wuschelköpfig,
einer Hussawelt voll immer neuer schöpferischer Aufgaben
Schlank und rank und siegesbewußt. Und
sich am wohlsten fühlt.
tinguierter älterer Herr mit Einglas und
Als Staufner endlich unterließ er allzustarke Unter¬
art, sehr aufgeregt und sehr nervös, von
streichung mit dem Zaunpfahl. Hier war er vielleicht der
erträglichen Selbstbeherrschheit, und einer
Natur am nächsten, seine Ueberzeugungskraft am zwingend¬
nHandgreiflichkeit.
sten, seine Charakterisierungslust am taktvollsten, wenn auch
diese drei Gestalten nahezu nichts mit
nicht ganz frei von bluffenden Späßchen. Aber doch wenig¬
zu haben. Der Arzt Bassermanns ist der
stens annähernd gebändigt.
Das Schlußergebnis?
erlich zu Eis gewordene zielklare Zyniker.
Stachel, der sein Lehen verletzte. Dieser
So sehr diese drei Rollen auch verschieden scheinen, so
ganz wie der schöpferische Bassermann sind sie im Grunde doch alle ein wenig wesensähnlich. Der
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26. 1. Konoedie der -orte zkIus
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%. 76.
saun
vor der ersten Probe eines neuen Stückes — alles mit küh= Dr. Eckold, der seine Ehe so sehr mit dem Schein der ruhig
stgarter Hoftheater.
lem Kopfe überdacht und danach gleichsam seine geometrische behaglichen Zufriedenheit überkleidet, daß selbst seine Gattin
Konstruktion vorgenommen, mit Klugheit und Vorsicht Rede, nichts von seinem wahren Wesen ahnt; der Schriftsteller
Albert Bassermann.
Ton und Haltung geordnet und mühsam vergleichmütigt. Staufner, der dem Nebenbuhler einen scheinbar unendlich
zeitfernen griechischen Festbrauch schildert, sie beide tun das,
So sieht er dem großen Augenblick der Abrechnung mit
hundeschnäuziger Kälte entgegen. Doch man spürt das was Herbot berufsmäßig tut: sie spielen allesamt Komödie.
itzlers „Komötie der Worte“.
schwer Erkämpfte, es blieb die innere Leere zurück, der
Und ist nicht auch Mephisto ein großer Komödiant? Steckt
ele der Eysoldt ist ein solches Bassermanns
nicht auch im Othello ein Körnchen Komödie? Wir werden
Groll, der Neid, der Haß, das Herzeleid. Mit naturwissen¬
henfolge war die rechte. „Immerfort sind
beide sehen und über beide noch zu reden haben. Aber schon
schaftlichem Interesse schaut er, innigst erfüllt von Schaden¬
jetzt ließe sich sagen, daß Bassermann immer und immer
freude, auf sein Opfer, über das er triumphiert — indes
berg, durch der Eysoldt Munde, hörten wir
wieder den Schauspieler spielt. Den Schauspieler, der der
nur rein äußerlich. Er ist der fast völlig Gebrochene am
agen: in uns sind viele Leben, ein Mensch
wahre Mensch ist, nach dem Heinewort: „Bis auf den letzten
Schlusse, der Lebensüberdrüssige in dieser beendeten Ehe. —
Augenblick spielen wir Komödie mit uns selber". Der Bei¬
n Menschen, deren Wesen einander ent= Bassermann ist hier von verhältnismäßig erstaunlicher Mäßi¬
So kommt es, daß wir alle ein wenig schau¬
fall, den der große Mime erntete, war namentlich nach der
gung in Ausdruckszeichen.
selber wie vor den andern. mehr oder
„Großen Szene“ stürmisch. Und auch am Schlusse war er
Als Schauspieler im Schauspiel zeigt er sich des trocke¬
daß wir alle etwas von der Wandelbarkeit
immer und wieder hervorgeklatscht.
Wko.
nen Tones gründlichst satt. Da ist er ganz Er, mit allen
Proteus besitzen, daß wir, wie Schnitzler seinen vielen Leben, mit allen seinen vielen Menschen, ein
Worten Komödie spielen. Unsere Rede ist
sieghafter Blender, ein ausgelassener Kindskopf, ein be¬
farblos. Jenseits der Worte, hinter
zwingender Bezauberer der Menschen, der mit sich, mit
rbergen, liegt unsere wahre Persönlichkeit;
allem, was an ihm und in ihm ist, spielt ganz unbewußt, weil
es so sein Wesen will. Zuweilen brüllt er auf wie ein Tier¬
spielerischen Talent eignet in besonderem
bändiger, dann ist er der vollendete Hanswurst. Grotesk
Renschlichkeit. Als der Prototyp der Pro¬
und naiv brutal, ist sein Herbot ein unumschränkter Beherr¬
t dürfen wir heute Albert Bassermann an¬
scher aller menschlichen Unmöglichkeiten oder unmenschlichen
Fem der Extreme, diesen Gipfel der Gegen¬
Möglichkeiten, der in jedem Moment zu einer neuen Sonder¬
nstande ist, in jedem Moment sich einen
szene der Lebenskomödie wohl bereitet ist, der sich gehoben
zusetzen.
und ganz glücklich fühlt, wenn er den erwünschten Eindruck
shiedenheit der drei Gestalien, in denen er
seines Lebensspieles unmittelbar beobachten kann. Eigentlich
stag zeigte! Zuerst der eheenttäuschte
ein völlig hohler Faiseur, ist er ein Spielball jedes Augen¬
Arzt, dann der schwankhafte Erzkomödiant,
blicks, dem er instinktiv ein anderes Antlitz zeigt. Hier
selbst der heikelsten Lebenslage gewachsene
macht es Bassermann besonderen Spaß, bald Lamm, bald
proßstadt=Poet. Allemal ist er ein völlig
Löwe zu scheinen, herumzuhopsen wie ein Schulbub, in
und Geste, Haltung und Kleidung.
vielen kleinen jokosen Einzelscherzchen so recht im wildesten
u alt für diesen nach Ormins Worte noch
Komödiantischen zu schwelgen, Purzelbäume zu schlagen,
huenden, wunderlich buntbärtig, breitschäde¬
aus dem Gesamtbilde sich herauszustellen mit den lustigsten,
hleppenden Ganges, müd und mürb, in lan¬
seinen raffiniert ersonnenen
possierlichsten Mätzchen,
Bratenrock, eine Hornbrille auf der Nase.
Nüancenschatz auszubreiten wie eine Kleinodiensammlung.
greiflich, lächerlich jung, jung wie ein von
Diese kecken Halsbrecherkunststückchen aus der Zeit des seli¬
ener spring= und tanz= und tollfreudiger
gen Arlecchino sind die echtesten Beurkundungen seines
wie mit Siebenmeilenstiefeln ausgerüstet,
immer produktiven Proteusgeistes, der im Husarensattel
blick in einer andern Ecke, wuschelköpfig,
einer Hussawelt voll immer neuer schöpferischer Aufgaben
Schlank und rank und siegesbewußt. Und
sich am wohlsten fühlt.
tinguierter älterer Herr mit Einglas und
Als Staufner endlich unterließ er allzustarke Unter¬
art, sehr aufgeregt und sehr nervös, von
streichung mit dem Zaunpfahl. Hier war er vielleicht der
erträglichen Selbstbeherrschheit, und einer
Natur am nächsten, seine Ueberzeugungskraft am zwingend¬
nHandgreiflichkeit.
sten, seine Charakterisierungslust am taktvollsten, wenn auch
diese drei Gestalten nahezu nichts mit
nicht ganz frei von bluffenden Späßchen. Aber doch wenig¬
zu haben. Der Arzt Bassermanns ist der
stens annähernd gebändigt.
Das Schlußergebnis?
erlich zu Eis gewordene zielklare Zyniker.
Stachel, der sein Lehen verletzte. Dieser
So sehr diese drei Rollen auch verschieden scheinen, so
ganz wie der schöpferische Bassermann sind sie im Grunde doch alle ein wenig wesensähnlich. Der