staltung des gleichen dramatischen Charalters aus¬
einandergehen können, damit sie immer' wieder an¬
geleitet werden, durch die zufällige jeweilige Ge¬
staltung hindurchzusehen auf den Kern der Dich¬
tung selbst und damit zugleich auf die Erscheinungen
des Lebens, mit denen der Dichter sich hat
auseinandersetzen wollen. Nur so bietet das
Geben und das Genießen im Theater jenes schön¬
geistige Uebungsfeld, auf dem die Kräfte wachsen
und die wechselseitigen Anregungen Genuß und
Freude werden. Und für die jenseits von Gut und
Böse thronenden Halbgötter „vom Bau“ gab es noch!
einen köstlichen Spiegel ihres besonderen Wesens
in dem Schauspieler Konrad Herbot („Große
Szene"). Die Kulissenwelt bildet ja ihre eigenen
Charaktere heraus. Das Leben, das sie führen und
das andere, das sie spielen, verwischt sich gelegent¬
lich in seinen Grenzgebieten, so daß zuweilen auch
sehr ernste Dinge spielerisch genommen und be¬
urteilt werden, die großen Worte r Rolle in die
Szenen des täglichen Lebens übergehen und gemachte
Gesühle sich bis zur Unkenntlichkeit mit den echten
vermischen. Dazu kommt die Verwöhnung durch
junge Mädchen und Frauen aller Gesellschaftskreise,
denen in schwärmerischer Romantik die Rollen und
ihre Träger in eins verschmelzen und die darum
den Schauspieler grundsätzlich für den interessan¬
testen Menschen halten. Unzählige Herzen fliegen
hm zu, und es bleibt natürlich nicht immer bei
dem heimlichen Feuer. Da muß denn ein Künstler
schon sehr wesensecht und charakterstark sein, wenn
er sich unter solchen Umständen nicht für
einen Ausnahmemenschen halten soll, für den auch
eine besondere Moral zu gelten hat. „Der dritte
Rausch, das ist der Rausch des Künstlers“, er um¬
glbt ion mit Weihrauchsdunst, er steigert sein
Erleben zu höheren Wonnen, und zuweilen muß
dabei die burgerliche Moral ihr Haupt verhüllen,
so daß es nicht an burgerlichen Konflikten fehlen
kann. Schnitzler hat seinen Schauspieler ähnlich
gesehen, wie Bahr im „Meister“ seinen Müstler:
die Frauen reißen sich um ihn und die eine be¬
neidete „Glückliche", die seinen Lebensweg am
grauen Alltag zu teilen hat, geht in Enlsagung
den Tornenpfad.
Albert Bassermann erfüllte die ihm gebotene
Rolle mit sprühendem Leben, einem Leben, das
für den Kenner in wesentlichen Zügen die liebe¬
vollen Studien am ledenden Objekt deutlich und
erfrischend offenbarten. Selbst die in Worte nicht
zu fassenden Urlaute fehlten nicht, die des Ueber¬
menschen gewaltiges Behagen in seiner eigenen
Sprache überwältigend auszudrücken hatten. Und
das Pathos der großen Tragödie quoll mächtig
von seinen Lippen, wo es galt, den eigenen Hals
aus einer bösen Schlinge zu ziehen. Dankbar
empfand man auch die kleinen Ausflüge in das
Gebiet des dramatischen Sängers. Auch solchen
Luna hatte man schon einmal irgendwo erlebt.
Rauschenden Beifall und wiederholte Hervorrufe
gab es nach diesem mitlleren Stücke, das sich als
das zugkräftigste erwies. Frau Else Basser¬
mann hatte daran verdienten Anteil, denn sie
stellte den Gegensatz der natürlich und wahr emp¬
fndenden Frau mit sicherer Einfachheit der ge¬
spreizten Komödie gegenüber.
Eine schauspielerisch mindestens so hoch stehende
Leistung schuf Bassermann in dem Arzte des ersten
Stückes, in dem kühlen Manne, der den Triumph
der nach zehn Jahren kalt genossenen Nache mit
außerordentlicher Klarheit veranschaulichte, ohne
damit den Mann, der im Grunde doch Unrecht
hatte, mit seinen künstlerischen Mitteln sympa¬
thischer machen zu wollen. So wurde denn auch
der dramatische Ausgleich wirksam herausgehoben.
der darin besteht, daß die gedemütigte Frau sich
entschließt, den Stachel in seiner Wunde zu belassen
und ihn über seinen Irrtum in Bezug auf die
Person des damals Beglückten nicht aufzuklären.
Frau Leiko spielte diese Frau mit großen
Können. Im letzten Stücke ließ Bassermann die
Ueberlegenheit des zielbewußten Mannes durch
einen krästigen Zusatz grimmigen Humors wirken.
Daneben ergab sich dann das Vorhaben der beiden
Andern als entschuldbare Kindlichkeit. So spar¬
ja wohl auch gedacht.
M. f.
old.
schni
ie
lang
fertig,
der
erzsch
hlen
, al
ß Hei
Als
und
endlsche,
manchen
skysche Erhal
ermannsches R
Bassermann nahm die Sache
Ihre Künstlers=Gattin hätte
sein dürfen. Im „Bacchusfest",
steller Staufner spielte, gab er
alles wohldurchdacht und ausgegli
Bewegung und Geste war überze
ihm angemessen zur Seite, Herr
Rolle des armen, gutmütigen Dr.
sehr ins Possenhafte hinübergleite
Zuhörer, die nach dem ersten Stü
hatten, gaben nach der „Großen
so stärker ihrer Verehrung für
Munbartliche Spiele haben fa
stätte einen Theater=Enfolg Den
matik kommt es weniger auf ein
und eine künstlerische Gestaltung
senes Quantum von Lokal=Humor
heiten, das ihr beigemischt ist.
Frankfurter Mundart: „Geleg
Liebe“, das gestern hier seine
diesen erdgeborenen Humor und d
10 JAN 1916
hat aber noch mehr: einen auf d
Frankturter Zeitung
gegliederten Aufbau und eine rich
Frenk#urt u. M.
lung, bei der sogar der letzte Akt
#heiten der heiteren Stücke) noch e
ne bringt. Daß die Sache am
[Frankfurter Neues Theater.] Arther Schul##l##menke gerät, tut dem Ganzen
„Komödie der Worte“ gibt dem Zuhörer nur das,
hört dazu. Denn der Rentier Kri
was der nach einer Entschuldigung klingende Titel vorspricht:
bejahrter Witwer sich entschließt,
Worte. Des Dichters überpsychologische Bühnenpuppen suchen
ist trotz seiner äußeren Raubein
den schweren Kampf des Lebens durch den leichteren Streit
rät an eine ihm gegenüber wohnen
der Worte zu ersetzen. Sie reden, anstatt zu handeln. Und
vom Fleck weg, ohne sich nach ihre
„Worte lügen“; sie verklingen, unser Herz bleibt leer. Dem
kunft zu erkundigen. Durch diese
Schauspieler bietet die Komödie ungleich mehr: drei
seiner ganzen Sippschaft. Seine
ühnenwirksame Rollen auf einmal! Die mögen denn wohl
große Ausgaben und läßt sich
uuch Herrn Albert Bassermann, der am Samstag mit
machen. So ist ein Konflikt unver
en führenden Partien „der drei Einakter sein Gastspiel
kommt, als die Zirkus=Verwandten
eschloß, gelockt haßen, an diesen neuen Schnitzler
Künstlerin anrücken. Die Komik
seranzugehen.
her „Stunde des Erkennens“, dem
so drastisch, die Zeichnung der Figu
chwächen der ## Stücke, spielte er den von Beruf und I so echt „Frankforderisch“, daß die
einandergehen können, damit sie immer' wieder an¬
geleitet werden, durch die zufällige jeweilige Ge¬
staltung hindurchzusehen auf den Kern der Dich¬
tung selbst und damit zugleich auf die Erscheinungen
des Lebens, mit denen der Dichter sich hat
auseinandersetzen wollen. Nur so bietet das
Geben und das Genießen im Theater jenes schön¬
geistige Uebungsfeld, auf dem die Kräfte wachsen
und die wechselseitigen Anregungen Genuß und
Freude werden. Und für die jenseits von Gut und
Böse thronenden Halbgötter „vom Bau“ gab es noch!
einen köstlichen Spiegel ihres besonderen Wesens
in dem Schauspieler Konrad Herbot („Große
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Charaktere heraus. Das Leben, das sie führen und
das andere, das sie spielen, verwischt sich gelegent¬
lich in seinen Grenzgebieten, so daß zuweilen auch
sehr ernste Dinge spielerisch genommen und be¬
urteilt werden, die großen Worte r Rolle in die
Szenen des täglichen Lebens übergehen und gemachte
Gesühle sich bis zur Unkenntlichkeit mit den echten
vermischen. Dazu kommt die Verwöhnung durch
junge Mädchen und Frauen aller Gesellschaftskreise,
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ihre Träger in eins verschmelzen und die darum
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testen Menschen halten. Unzählige Herzen fliegen
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schon sehr wesensecht und charakterstark sein, wenn
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dabei die burgerliche Moral ihr Haupt verhüllen,
so daß es nicht an burgerlichen Konflikten fehlen
kann. Schnitzler hat seinen Schauspieler ähnlich
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die Frauen reißen sich um ihn und die eine be¬
neidete „Glückliche", die seinen Lebensweg am
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Albert Bassermann erfüllte die ihm gebotene
Rolle mit sprühendem Leben, einem Leben, das
für den Kenner in wesentlichen Zügen die liebe¬
vollen Studien am ledenden Objekt deutlich und
erfrischend offenbarten. Selbst die in Worte nicht
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