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2c.1. Konbedie der WorteZyklus
vom:
Miaslaue Gonsial Mzeiasr
B
Im Loßerbeater indel kene abend 8 Uhr die
Erstansführung von se
itzlers neuestem
Werk: „KomödiHaunt¬
rollen liegen in den Händen der Herren Rotmund.
Reinicke, Kuaack, von Wolzogen und Gorter und der
Damen Holm, Wall, Gettke und Habel=Reimers. Spiel¬
leitune D#er Direktor Gorter. Die Innenausstattung der
ersten beiden Stücke stammt von der bewährten Firma
Gustav Goerke, Tauentzienplatz (Herr Goldstein). Sonn¬
tog abend 8 Uhr wird „Die Komödic der Worte“ zum
ersten Male wiederholt. Die Novität bleibt auch für die
folgenden Tage auf dem Spielplan.
SeW
Ausschnitt aus:
vom 240. Bre
1Sann
Schlußstrich unter seine längst zerbrochene Ehe zieht, begibt er sich eben eine Lösung
Lobe=Theater.
des Anrechtes auf Teilnahme an seinem Schicksal. Er verliert sic noch die langen A
vollends durch eine durchaus überflüssige derbe Gemeinheit, die er Denn Herbot wir
Sonnabend, 23. Oktober: „Komödie der Worte“.*)
der Ehebrecherin hämisch ins Gesicht schleudert. So steht diese bleiben und neue
Drei Einakter von Arthur Schnitzler.
wirklich als der reinere Mensch von beiden da, als sie in wortlosen, immer wieder der
Stolze das Haus verläßt. Auch Ehe=Irrungen kennen eine Ver eheliche Geduld 1
Aus der langen Neihe von Schöpfungen, die Schnißters-Frucht
jährung. Wer die Sühne für Vergehen der Leidenschaft nicht auf Einfluß ausüben
barkeit dem zeitgenössischen Theater geschenkt hat, heben sich deutlich
ganz geeignetes
der Stelle fordert, sondern geruhsam lauernd Jahr und Jahr ab¬
zenug für den Rückschau Haltenden einige wenige heraus, in denen
und dieser ist jed
Erlebtes dramatisch gestaltet ist. Die große Mehrzahl aber von
wartet, bis die ihm bequemste Stunde der Verhandlung gekommen
heiterung des P#
ist, und sie dann noch mit verbissener Gehässigkeit führt, wird als
ihnen sind Komödien der Worte. Nachdenkliche Komödien freilich,
des großen Helde
die nur Schnitzler formen, feine Worte, die nur Schnitzler sprechen
guter und gerechter Richter nicht geachtet werden können. Trotz
getönte Gestalt
konnte dieser gütige und reiche Geist, der über Menschlichkeiten mit
allem Aufwand jener vorsichtig die Fäden schlingenden Technik, in
so anziehender Melancholie zu lächeln weiß. Mit dem „Professor
der Schnitzler Meister ist. kann er nicht verhindern, daß der soltsame glieder rührend
Bernhardi“ schien Schnitzler neuerdings gesonnen, das schmale Feld, Fall Eckhold als eine Schreibtisch=Erfindung erscheint, als eine kühle direktoren wie die
Komödie der Worte, nicht als eine lebendige Tragödie des wirk= zu sein.
das er zu bestellen pflegte, um ein Beträchtliches zu erweitern.
Jetzt kehrt er wider Erwarten in die alte Enge zurück. Die drei
lichen Lebens.
Dem Mimen
Einakter, die er mit dem nach leiser Selbstironie schmeckenden Titel
Leichter, heiterer und verständlicher für den Zuhörer wickelt sichsfest“. Eine um
„Komödie der Worte“ zusammenbindet erzählen von feelischen und
das zweite Stück, benannt „Die große Szene“, ab. Eineldiesmal die Frau
körperlichen Mißverständnissen des Ehelebens, nicht mit der Erlöser¬
Schauspieler=Komödie, die nichts Neues zur Seelenkunde des durch doch im Grunde
Kühnheit Ibsens, sondern wiederum mit jener lässigen, lächelnden
Paares Staufner
die Gunst der Menge verwöhnten Mimen beiträgt, aber Bekanntes
Resignation die für einmal Geschehenes keine Auswege ins Freie
doch wieder gelei
ungewöhnlich geschickt und unterhaltsam vorträgt. Der berühmte
keine endgültigen Abrechnungen, nur allenfalls die Verzeihung des
einander gewöhnt
Herbot ist ein großer Schauspieler, ein großer Lügner und ein
wenigstens die M
Verstehens findet.
großes Kind. Einer von den geborenen Theatermenschen, die auch
Das erste Stück, „Stunde des Erkennens“, scheint hierin eine
ihren viel wenige
im Leben Komödie spielen, ohne es zu wissen, und darum meistens
ist aber Guido eb
Ausnahme zu machen. Denn der praktische Arzt Eckhold ist ein noch viel besser als auf der Bühne. Herbot hängt aufrichtig an
getreuen Gattin
Gekränkter ohne Erbarmen. Er jagt die Frau, die ihm vor zehn seiner liebenswürdigen, gescheiten, ein wenig hausbackenen Frau
Jahren die Treue gebrochen hat. eines Tages unvermutet aus dem
zwei Schnellzügen
Er liebt sie sehr aber betrügt sie unaufhörlich. Daher verläßt sie
fest“ symbolisch=an
Hause, vielleicht in den Tod. Aber wie Schnitzler zuvor die Dinge
ihn aller Augenblicke und kehrt doch immer wieder zu ihm zurück.
wendet, gibt er dem Gatten unrecht, zeigt er daß er eigentlich die
Feftnacht erotische
Gerade hat Herbot wieder einmal einen ungewöhnlich ernsthaften
Hörte des Nächers seiner Ehre verurteilt. Eine sonderbare, recht
zeihung gab, für
Liebeshandel hinter sich gebracht und wieder einmal ist es seinem
verwickelte Geschichte übrigens. Frau Klara hat ihren Mann
Für einen eifersü
ihm befreundeten Brotgeber gelungen, die tiefgekränkte Frau zur
geliebt, sich ihm dann innerlich entfremdet, sich endlich wieder
Auslegung des
Rückkehr zu bewegen. Nun wird sie aber Ohrenzeugin eines unver¬
ehrlich zu ihm zurückgefunden. In der Zeit der Entfremdung hat sie
bewirkt die Inha#
muteten Nachsviels dieses Nomans. Der ahnungsvolle Bräutigam
einen anderen Mann geliebt und sich ihm hingegeben. Am stärksten
Guido allein abres
des von Herbot verführten Mädchens erscheint und fordert Wahrheit
aber hat sie alle die Jahre hindurch einen dritten Mann geliebt
Felix zurückkehrt
von dem großen Mimen. Der antwortet ihm natürlich Lüge aber
und sich ihm gerade deshalb (?) verweigert. Die Piyche dieser Frau
er spielt die ihm abverlangte „große Szene“ so hinreißend, daß nicht Schlichtung des K
scheint mir ein wenig dunkel, nicht minder die des Gewahls. Er
hoißen. Zum Sch
nur der andere, auch er selbst sie (beinabe) für wahr hält. Der
hat seine Nache zehn lange Jahre hindarrch sozusagen auf Eis gelegt [Frau schandert es vor dieler auf das Lehen annewendeten Schau
„Ich hasse Dich“
freundlich löchelnd geschwiegen und mit der Frau ebelich gelebt. als
mehr — mein Ge
spieler=Genialität und sie will zum allerletzten Male fort von dem
wisse er nichts von ihrer Verfehlung. Es kommt- binzu, daß er nur
Pointe. als ein
unbeimlich naiven Komödianten des Wortes. Allein er selbst zwingt
von der Tatsache dieser Verfehlung weiß, sich aber über den wirklich
lie diesmal, bei ihm auszubarren. Er ist schon im Hamlet=Kostüm, bütet sich vor Ent
Mitschuldigen im Irrtum befindet. Und durch die kühle, förmlich
Akt — nicht ganz
drüben wartet der Kronprinz auf den Beginn der Vorstellung.
genießerische Sachlichkeit, mit der er nach zehnjähriger Heuchelei den
sogar einmal „Ba
Herbot wird nicht spielen, wenn seine ihm angetraute Egeria nicht
Wahl des Schaup
auf ihrem gewohnten Logenplatze sitzt und Frau Sophie ist doch
*) Buchausgabe Verlag S. Fischer, Berlin W., Bitlowstraße 90. Schauspielers=Gattin genug, um diesem Zwange des Augenblicks lustige Drum und
ihren Herzensavoll zu opfern. Aber ist diese Lötung nicht doch nur bahnbemütlichkei
Prois geh. 2.50 Mark.
2c.1. Konbedie der WorteZyklus
vom:
Miaslaue Gonsial Mzeiasr
B
Im Loßerbeater indel kene abend 8 Uhr die
Erstansführung von se
itzlers neuestem
Werk: „KomödiHaunt¬
rollen liegen in den Händen der Herren Rotmund.
Reinicke, Kuaack, von Wolzogen und Gorter und der
Damen Holm, Wall, Gettke und Habel=Reimers. Spiel¬
leitune D#er Direktor Gorter. Die Innenausstattung der
ersten beiden Stücke stammt von der bewährten Firma
Gustav Goerke, Tauentzienplatz (Herr Goldstein). Sonn¬
tog abend 8 Uhr wird „Die Komödic der Worte“ zum
ersten Male wiederholt. Die Novität bleibt auch für die
folgenden Tage auf dem Spielplan.
SeW
Ausschnitt aus:
vom 240. Bre
1Sann
Schlußstrich unter seine längst zerbrochene Ehe zieht, begibt er sich eben eine Lösung
Lobe=Theater.
des Anrechtes auf Teilnahme an seinem Schicksal. Er verliert sic noch die langen A
vollends durch eine durchaus überflüssige derbe Gemeinheit, die er Denn Herbot wir
Sonnabend, 23. Oktober: „Komödie der Worte“.*)
der Ehebrecherin hämisch ins Gesicht schleudert. So steht diese bleiben und neue
Drei Einakter von Arthur Schnitzler.
wirklich als der reinere Mensch von beiden da, als sie in wortlosen, immer wieder der
Stolze das Haus verläßt. Auch Ehe=Irrungen kennen eine Ver eheliche Geduld 1
Aus der langen Neihe von Schöpfungen, die Schnißters-Frucht
jährung. Wer die Sühne für Vergehen der Leidenschaft nicht auf Einfluß ausüben
barkeit dem zeitgenössischen Theater geschenkt hat, heben sich deutlich
ganz geeignetes
der Stelle fordert, sondern geruhsam lauernd Jahr und Jahr ab¬
zenug für den Rückschau Haltenden einige wenige heraus, in denen
und dieser ist jed
Erlebtes dramatisch gestaltet ist. Die große Mehrzahl aber von
wartet, bis die ihm bequemste Stunde der Verhandlung gekommen
heiterung des P#
ist, und sie dann noch mit verbissener Gehässigkeit führt, wird als
ihnen sind Komödien der Worte. Nachdenkliche Komödien freilich,
des großen Helde
die nur Schnitzler formen, feine Worte, die nur Schnitzler sprechen
guter und gerechter Richter nicht geachtet werden können. Trotz
getönte Gestalt
konnte dieser gütige und reiche Geist, der über Menschlichkeiten mit
allem Aufwand jener vorsichtig die Fäden schlingenden Technik, in
so anziehender Melancholie zu lächeln weiß. Mit dem „Professor
der Schnitzler Meister ist. kann er nicht verhindern, daß der soltsame glieder rührend
Bernhardi“ schien Schnitzler neuerdings gesonnen, das schmale Feld, Fall Eckhold als eine Schreibtisch=Erfindung erscheint, als eine kühle direktoren wie die
Komödie der Worte, nicht als eine lebendige Tragödie des wirk= zu sein.
das er zu bestellen pflegte, um ein Beträchtliches zu erweitern.
Jetzt kehrt er wider Erwarten in die alte Enge zurück. Die drei
lichen Lebens.
Dem Mimen
Einakter, die er mit dem nach leiser Selbstironie schmeckenden Titel
Leichter, heiterer und verständlicher für den Zuhörer wickelt sichsfest“. Eine um
„Komödie der Worte“ zusammenbindet erzählen von feelischen und
das zweite Stück, benannt „Die große Szene“, ab. Eineldiesmal die Frau
körperlichen Mißverständnissen des Ehelebens, nicht mit der Erlöser¬
Schauspieler=Komödie, die nichts Neues zur Seelenkunde des durch doch im Grunde
Kühnheit Ibsens, sondern wiederum mit jener lässigen, lächelnden
Paares Staufner
die Gunst der Menge verwöhnten Mimen beiträgt, aber Bekanntes
Resignation die für einmal Geschehenes keine Auswege ins Freie
doch wieder gelei
ungewöhnlich geschickt und unterhaltsam vorträgt. Der berühmte
keine endgültigen Abrechnungen, nur allenfalls die Verzeihung des
einander gewöhnt
Herbot ist ein großer Schauspieler, ein großer Lügner und ein
wenigstens die M
Verstehens findet.
großes Kind. Einer von den geborenen Theatermenschen, die auch
Das erste Stück, „Stunde des Erkennens“, scheint hierin eine
ihren viel wenige
im Leben Komödie spielen, ohne es zu wissen, und darum meistens
ist aber Guido eb
Ausnahme zu machen. Denn der praktische Arzt Eckhold ist ein noch viel besser als auf der Bühne. Herbot hängt aufrichtig an
getreuen Gattin
Gekränkter ohne Erbarmen. Er jagt die Frau, die ihm vor zehn seiner liebenswürdigen, gescheiten, ein wenig hausbackenen Frau
Jahren die Treue gebrochen hat. eines Tages unvermutet aus dem
zwei Schnellzügen
Er liebt sie sehr aber betrügt sie unaufhörlich. Daher verläßt sie
fest“ symbolisch=an
Hause, vielleicht in den Tod. Aber wie Schnitzler zuvor die Dinge
ihn aller Augenblicke und kehrt doch immer wieder zu ihm zurück.
wendet, gibt er dem Gatten unrecht, zeigt er daß er eigentlich die
Feftnacht erotische
Gerade hat Herbot wieder einmal einen ungewöhnlich ernsthaften
Hörte des Nächers seiner Ehre verurteilt. Eine sonderbare, recht
zeihung gab, für
Liebeshandel hinter sich gebracht und wieder einmal ist es seinem
verwickelte Geschichte übrigens. Frau Klara hat ihren Mann
Für einen eifersü
ihm befreundeten Brotgeber gelungen, die tiefgekränkte Frau zur
geliebt, sich ihm dann innerlich entfremdet, sich endlich wieder
Auslegung des
Rückkehr zu bewegen. Nun wird sie aber Ohrenzeugin eines unver¬
ehrlich zu ihm zurückgefunden. In der Zeit der Entfremdung hat sie
bewirkt die Inha#
muteten Nachsviels dieses Nomans. Der ahnungsvolle Bräutigam
einen anderen Mann geliebt und sich ihm hingegeben. Am stärksten
Guido allein abres
des von Herbot verführten Mädchens erscheint und fordert Wahrheit
aber hat sie alle die Jahre hindurch einen dritten Mann geliebt
Felix zurückkehrt
von dem großen Mimen. Der antwortet ihm natürlich Lüge aber
und sich ihm gerade deshalb (?) verweigert. Die Piyche dieser Frau
er spielt die ihm abverlangte „große Szene“ so hinreißend, daß nicht Schlichtung des K
scheint mir ein wenig dunkel, nicht minder die des Gewahls. Er
hoißen. Zum Sch
nur der andere, auch er selbst sie (beinabe) für wahr hält. Der
hat seine Nache zehn lange Jahre hindarrch sozusagen auf Eis gelegt [Frau schandert es vor dieler auf das Lehen annewendeten Schau
„Ich hasse Dich“
freundlich löchelnd geschwiegen und mit der Frau ebelich gelebt. als
mehr — mein Ge
spieler=Genialität und sie will zum allerletzten Male fort von dem
wisse er nichts von ihrer Verfehlung. Es kommt- binzu, daß er nur
Pointe. als ein
unbeimlich naiven Komödianten des Wortes. Allein er selbst zwingt
von der Tatsache dieser Verfehlung weiß, sich aber über den wirklich
lie diesmal, bei ihm auszubarren. Er ist schon im Hamlet=Kostüm, bütet sich vor Ent
Mitschuldigen im Irrtum befindet. Und durch die kühle, förmlich
Akt — nicht ganz
drüben wartet der Kronprinz auf den Beginn der Vorstellung.
genießerische Sachlichkeit, mit der er nach zehnjähriger Heuchelei den
sogar einmal „Ba
Herbot wird nicht spielen, wenn seine ihm angetraute Egeria nicht
Wahl des Schaup
auf ihrem gewohnten Logenplatze sitzt und Frau Sophie ist doch
*) Buchausgabe Verlag S. Fischer, Berlin W., Bitlowstraße 90. Schauspielers=Gattin genug, um diesem Zwange des Augenblicks lustige Drum und
ihren Herzensavoll zu opfern. Aber ist diese Lötung nicht doch nur bahnbemütlichkei
Prois geh. 2.50 Mark.