26. 1. Kongedie der Morte—Zukius
Ausschnitt aus:
esager Morgen Zeitung,
J1.5K
vom:
SEEEERERTA
Allerlei Neues.
## Bobe=Theater.
Sonnaband, 30. Oktober: Gastspiel Mary Urbau.
„Komödie der Worte“.
In das Lodetheater war gestern Mary Urban, die noch
Immer Unvergessene, zu einem kurzen Gastspiel eingekehrt. Sie
spielte die weibliche Hauptrolle in zweien der erst jüngst uns über¬
kommenen Schnitzlerschen Einakter. Vielleicht hätte ssie mancher
lieber in einer überragenden Rolle gesehen. Allein auch die hier ge¬
botene Detailkunst hatte ihre Reize. Denn sie erwies aufs Neue
einen Vorzug, den wir schon immer an dieser Künstlerin besonders
geschätzt haben: die Vielseitigkeit ihres Talentes. Sie war in jedem
der Stücke eine völlig andere, nur ein Gemeinsames zeigte sie
beiden: die Klarheit und Klugheit ihrer Sprachkunst. Die Schnitz¬
Urschen Worte gewannen durch sie den Glanz des Goldschmuckes, den
die Hand des Kenners neu aufputzt. Noch hoher zu werten ist ihre
rein darstellerische Leistung. In der „großen Szene“ stand sie wie
ein strenges Bild der Wahrheit neben diesem Komödianten der
Bühne und des Lebens. Die tiese Innerlichkeit der suchenden Liebe,
die Erstarrung über den ungeheuren an ihr und anderen verübten
Betrug zeichnete sie ebenso meisterhaft wie diskret. Ihre Kunst ist
zu einer Reise gediehen, die auch im Affekt die Schönheitslinie ein¬
zuhalten weiß. Vielleicht war sie sogar hier und da allzu zurück¬
haltend. Von der gleichen vornehmen Auffassung zeugte ihre Agnes
im „Bacchusfest“
Sie spielt diese nicht als lokettes, flatterhafte
Weibchen, sondern als die in Worten und Gefühlen schwelgende,
von dem Nuhm ihres Gatten umsponnene, ern wenig sentimenigle
Frau, die nur darum abirrt, weil sie sich von ihrem Manne ver¬
nachlässigt glaubt. Das Publikum feierte die Künstlerin
ch
rauschenden Beifall. Und such der Besuch war so gut wie es die
Vorstellung verdient. Es ist eine Freude, den richterisch feinen und
lebensklugen Worten Schnitzlers zu lauschen eine Freude, seine Ge¬
bilde so verkörpert zu sehen, wie es zur Zeit im Lobetheater ge¬
schieht.
* „
box 3274
Ausschnitt aus:
Kreslauer Zeitung
vom:
1
Breslauer Cheater.
Wa. Lobetheater. „Komydie der Worte.“ (Gastspiel
Mayy „Urban.) An dey“ Füheren Stätte ihres erfolg¬
gekrinten Wirkens pschien gestern Fräulein Mary Urban
als#ocheer Gast. Wir würden die geschätzte Künstlerin
w#diger in andern Rollen, als den beiden Frauen¬
gestalten der Schnitzlerschen Einakter „Große Szene“, und
„Das Bacchusfest“ begrüßt haben, mit denen sie als Rivalin
der bisherigen Darstellerinnen zum Vergleich mit diesen heraus¬
fordert. Ohne dieser Versuchung zu erliegen, halten wir uns#
allein an die Leistung des Gastes; und so sei festgestellt, daß
Fl. Ueban als Sophie Herbot in all der Lustbarkeit der prächtigen
Lomödiantenkomödie die Tragik dieses Frauenschicksals, die Not
einer adligen Natur, die an das Gewöhnliche sich gekettet sieht
und sich von ihren Fesseln loszureißen nicht die Kraft hat, er¬
greifend zum Ausdruck brachte. Schon die wortlose, noch ver¬
gebens nach befreiender Aeußerunged Fassungslosigkeit
des reinen Weibes, das vor der naiven Verlogenheit des Gatten:
wie vor einer ungeheuren Unbegreiftchkeit steht, war von so
herzbewegender Beredsamkeit, daß die Künstkerin mit einem
Schlage die laute Fröhlichkeit, die der große Mime und das große
Kind Konrad Herbot entfesselt hatte, bannte und in tiefer Er¬
schütterung verstummen ließ. Als die Schriftstellerfrau des
Bacchusfestes hatte danach Fräulein Urban eine Aufgabe zus
lösen, die für ihre Virtuosität fast zu leicht ins Gewicht fiel.
Hier wurde mit besonderer Feinheit unter der oberflächlichen?
Wankelmütigkeit des Weibes doch die ungelöste innere Be¬
ziehung zu dem Gatten anschaulich gemacht und damit der Sieg
des letzteren von vornherein glaubhaft vorbereitet. WWenn Direktor
Gorter sich nun noch entschließen könnte, die Rolle des
Dr. Wernig mit einem als Liebhaber überzeugenderen Dar¬
steller zu besetzen, könnte man der Aufführung des Schnitzlerschen
Einakter=Trios fast uneingeschränktes Lob spenden. Wieder hatte
man vor allem an den drei Meisterleistungen des Herrn Rot¬
mund, der nur diesmal als Schauspieler Herbot vielleicht manche
Linie zu stark nachzog, und an der Kläre Eckold des Fräulein
Holm ungetrübte Freude. Den stärksten Erfolg hatte wiederum
die „Große Szene“, während bei der „Stunde dee Erkennens“
das Publikum unberührt von dem Ueberschwang des Aestheten¬
urteils, erst auf der Mitte des Weges sich dem Dichter an¬
schloß und mit ihm dann en #temloser Erregung bis ans Ende
mitging.
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esager Morgen Zeitung,
J1.5K
vom:
SEEEERERTA
Allerlei Neues.
## Bobe=Theater.
Sonnaband, 30. Oktober: Gastspiel Mary Urbau.
„Komödie der Worte“.
In das Lodetheater war gestern Mary Urban, die noch
Immer Unvergessene, zu einem kurzen Gastspiel eingekehrt. Sie
spielte die weibliche Hauptrolle in zweien der erst jüngst uns über¬
kommenen Schnitzlerschen Einakter. Vielleicht hätte ssie mancher
lieber in einer überragenden Rolle gesehen. Allein auch die hier ge¬
botene Detailkunst hatte ihre Reize. Denn sie erwies aufs Neue
einen Vorzug, den wir schon immer an dieser Künstlerin besonders
geschätzt haben: die Vielseitigkeit ihres Talentes. Sie war in jedem
der Stücke eine völlig andere, nur ein Gemeinsames zeigte sie
beiden: die Klarheit und Klugheit ihrer Sprachkunst. Die Schnitz¬
Urschen Worte gewannen durch sie den Glanz des Goldschmuckes, den
die Hand des Kenners neu aufputzt. Noch hoher zu werten ist ihre
rein darstellerische Leistung. In der „großen Szene“ stand sie wie
ein strenges Bild der Wahrheit neben diesem Komödianten der
Bühne und des Lebens. Die tiese Innerlichkeit der suchenden Liebe,
die Erstarrung über den ungeheuren an ihr und anderen verübten
Betrug zeichnete sie ebenso meisterhaft wie diskret. Ihre Kunst ist
zu einer Reise gediehen, die auch im Affekt die Schönheitslinie ein¬
zuhalten weiß. Vielleicht war sie sogar hier und da allzu zurück¬
haltend. Von der gleichen vornehmen Auffassung zeugte ihre Agnes
im „Bacchusfest“
Sie spielt diese nicht als lokettes, flatterhafte
Weibchen, sondern als die in Worten und Gefühlen schwelgende,
von dem Nuhm ihres Gatten umsponnene, ern wenig sentimenigle
Frau, die nur darum abirrt, weil sie sich von ihrem Manne ver¬
nachlässigt glaubt. Das Publikum feierte die Künstlerin
ch
rauschenden Beifall. Und such der Besuch war so gut wie es die
Vorstellung verdient. Es ist eine Freude, den richterisch feinen und
lebensklugen Worten Schnitzlers zu lauschen eine Freude, seine Ge¬
bilde so verkörpert zu sehen, wie es zur Zeit im Lobetheater ge¬
schieht.
* „
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Ausschnitt aus:
Kreslauer Zeitung
vom:
1
Breslauer Cheater.
Wa. Lobetheater. „Komydie der Worte.“ (Gastspiel
Mayy „Urban.) An dey“ Füheren Stätte ihres erfolg¬
gekrinten Wirkens pschien gestern Fräulein Mary Urban
als#ocheer Gast. Wir würden die geschätzte Künstlerin
w#diger in andern Rollen, als den beiden Frauen¬
gestalten der Schnitzlerschen Einakter „Große Szene“, und
„Das Bacchusfest“ begrüßt haben, mit denen sie als Rivalin
der bisherigen Darstellerinnen zum Vergleich mit diesen heraus¬
fordert. Ohne dieser Versuchung zu erliegen, halten wir uns#
allein an die Leistung des Gastes; und so sei festgestellt, daß
Fl. Ueban als Sophie Herbot in all der Lustbarkeit der prächtigen
Lomödiantenkomödie die Tragik dieses Frauenschicksals, die Not
einer adligen Natur, die an das Gewöhnliche sich gekettet sieht
und sich von ihren Fesseln loszureißen nicht die Kraft hat, er¬
greifend zum Ausdruck brachte. Schon die wortlose, noch ver¬
gebens nach befreiender Aeußerunged Fassungslosigkeit
des reinen Weibes, das vor der naiven Verlogenheit des Gatten:
wie vor einer ungeheuren Unbegreiftchkeit steht, war von so
herzbewegender Beredsamkeit, daß die Künstkerin mit einem
Schlage die laute Fröhlichkeit, die der große Mime und das große
Kind Konrad Herbot entfesselt hatte, bannte und in tiefer Er¬
schütterung verstummen ließ. Als die Schriftstellerfrau des
Bacchusfestes hatte danach Fräulein Urban eine Aufgabe zus
lösen, die für ihre Virtuosität fast zu leicht ins Gewicht fiel.
Hier wurde mit besonderer Feinheit unter der oberflächlichen?
Wankelmütigkeit des Weibes doch die ungelöste innere Be¬
ziehung zu dem Gatten anschaulich gemacht und damit der Sieg
des letzteren von vornherein glaubhaft vorbereitet. WWenn Direktor
Gorter sich nun noch entschließen könnte, die Rolle des
Dr. Wernig mit einem als Liebhaber überzeugenderen Dar¬
steller zu besetzen, könnte man der Aufführung des Schnitzlerschen
Einakter=Trios fast uneingeschränktes Lob spenden. Wieder hatte
man vor allem an den drei Meisterleistungen des Herrn Rot¬
mund, der nur diesmal als Schauspieler Herbot vielleicht manche
Linie zu stark nachzog, und an der Kläre Eckold des Fräulein
Holm ungetrübte Freude. Den stärksten Erfolg hatte wiederum
die „Große Szene“, während bei der „Stunde dee Erkennens“
das Publikum unberührt von dem Ueberschwang des Aestheten¬
urteils, erst auf der Mitte des Weges sich dem Dichter an¬
schloß und mit ihm dann en #temloser Erregung bis ans Ende
mitging.