II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 259

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26. 1. Kongedie der NorteZyklus
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München
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ene.Dieser=Schluß ist unrichtig. Kilchener
ermutlich nicht so lange brauchen wie Karl
viel menschliche Ueberlegenheit aufbringt, zwischen
Eckold.
Komödie der Worte
zwei Zügen die Gattin in Güte vom Liebhaber
weg wieder zu sich herzureißen, in diesem Starken
Frau v. Hagen und Herr Steinrück spielten die
Drei Einakter von Artur Schnitzler
steckt vom Dichter her doch etwas mehr, als
romanhafte Geschichte mit einer Energie, die
(Erste Aufführung im Residenztheater amt 0. Rovemder
Steinrück sich in der Rolle wollte anmerken lassen.
Strindbergsche Schattierungen vortäuschen konnte,
* Ein so geschickter Theatraliker wie Schnitzler
wo der preziöse Dialog die Absicht nicht vereitelte.
Ueber diesen Scherzen war es am Samstag
erreicht auch dort noch das Bühnenwirksame, woer
Steinrücks Eckold war ein Salon=Kondottiere von
abend beinahe 11 Uhr geworden, was ein bißchen
saus den Spänen, die in seiner dramatischen
eiserner Bestimmtheit, an dessen kalter Seite Frau
lang ist für drei Einakter. Aber man hatte sich
Künsttischlerei abfliegen, hübsche Kleinigkeiten zu¬
v. Hagens Klara weiche Weiblichkeit bot, ausge¬
schließlich doch unterhalten, und darüber Auftakt
sammenfügt.
zeichnet durch verhaltenes Gefühl, späterhin durch
und Schwäche dieses Schnitlerabends vergessen.
Stunde des Erkennens nennt sich eine
den Aufruhr wilder Leidenschaften.
für dessen dichterischen Gehalt man kaum eine
Art Auftakt in Moll. Zwei Hauptfiguren: der
bessere Bezeichnung wird finden können als jenen
War dies ein ernst gemeinter Auftakt, bei dem
Mediziner Eckold, ein gesuchter Arzt und stark ver¬
Titel, den er selbst gewählt: Komödie der Worte.
es wirklich nichts zu lachen gab, so versuchte man
sonnen, Schnitzlerisch versongen. Und Frau Klara,
Richard Elchinger
im weiteren Verlauf des Abends dem Uebel ab¬
Peine Gattin. Dieweil, nach scheinbar glücklichem
zuhelfen. Beim zweiten Stück hielt man noch die
Verlauf der Ehe, die siebzehnjährige Tochter eben
Grenzen ein. Große Szene ist ein Vorkomm¬
Neuvermählte das Haus verlassen, stehen
nis aus der dankbaren Welt der Kulisse. Un¬
Klara und Karl allein sich wieder gegenüber. Nun
widerstehlicher Mime, von der sattsam bekannten
g auch noch Ormin, ein alter Jugendfreund des
Theaterei auch im Leben, links; rechts die große,
#uses, der als Pestarzt in den Krieg zieht, Ab¬
noch unbekannte Menge der Verehrerinnen
hied genommen. Mann und Frau sind endlich
(Motto: nur nicht drängeln, Kinder!) und eine
Allein: da fährt der schweigsame Eckold mit der
zarte Gattin in der Mitte. Das ist das Per¬
Güsteren Nuance heraus: er wolle den gemein¬
sonal. Und die Handlung besteht darin, daß der
samen Haushalt auflösen. Zehn Jahre liegt der
Schauspieler Herbot, der sehr alltäglich ist, es sei
Fehltritt zurück, den Klara einst getan. Zwar
denn, daß sein großer Hunger ihn interessant
wußte Karl damals schon darum, aber ein Dezen¬
mache, trotz allem den Hamlet nicht spielen kann,
nium vermochte er das
abrechnende Wort im
wenn Frau Sophie, die in reinere Luft geflohen.
Busen zu bewahren, und jetzt erst, nachdem die
nicht in der Loge sitzt. Schnitzler wollte offenbar
Tochter wohl verheiratet und der vom Glück be¬
im Spaßhaften durchhalten, machte aber dabei
günstigte Ormin, den Karl im Innern stets ge¬
Konzessionen, die man einem Schwankschreiber
haßt, in den sicheren Tod gezogen, erfüllt der in
nicht verübeln könnte. Hier war Herr Steinrück
Schweigsamkeit Geübte die späte Gattenpflicht
als spielfroher Hamlet=Interpret im Element der
und redet.
schönsten Möglichkeiten, die sich aus Konrad Her¬
Mit Recht ist die gesünder empfindende Klara
bots Uebermnt und Paschalaune frei entwickeln¬
von solcher Ethik aufs peinlichste verletzt, und
konnten. Die Witzigkeit des Theaterdirektors
bleibt auch durch den literarischen Einwand nicht
brachte Herr Schwanneke zu treffsicherer Anschau¬
zu beschwichtigen, Eckold habe in Haß dieser
ung. Fräulein Wimplinger überraschte in der
Stunde „entgegengelebt“. So viel Gefühlskälte
Episode einer jungen Novize durch kecke Charak¬
von seiten des Gatten verdient die Unver¬
terisierung. Fräulein Bierkowskis Sophie wirkte¬
frorenheit, womit Klara dann Eckolden sozu¬
in dem Tumult gesrielter Leidenschaften wie
sagen aufsitzen läßt. Karl hat sich nämlich im
Preisgegebene zarte Menschlichteit.
Objekt geirrt und während er noch immer mit
Den Beschluß des Abends bildete Das
eingelegter Lanze auf Ormin zielt, nach einer
Bacchusfest, auf dem sich's die Darstellung
Seite, wo der Feind nicht steht, beginnt Frau
wohl sein ließ, sogar nicht ohne Extempore, wie
Klarg überlaut von dem verjährten Glück zu
es schien. Man kann's ja begreifen: für den
schwärmen, das sie indes mit einem anderen, wir
Darsteller des Staufner war's die dritte Ehe an
wissen das aus der Exposition, geteilt. Sachlich
einem Abend.... Aber dieweil man so für die
wird zwar dadurch nichts geändert, aber die Leute
äußere Wirkung spielte, spielte man doch eigente
in dem Stück sind aun einmal so, daß kie unnaiv
lich gegen Schnitzler. Fräulein Ritscher, die
bleiben bis zuletzt. Wie Karl mit Würde das
prickelnd ist, wo ihre Eigenart entfesselt werden
Zimmer verlassen, entschließt Frau Klara sich zu
kann, verführte nicht den Dr. Wernig zum Da¬
jähem Ausgang. Man weiß nicht recht, wohin sie
bleiben, wohl aber dessen Darsteller dazu, in der
geht, und zehn Jahre sind eine lange Zeit. Aber
Bahnhofshalle allerhand scherzhaften Spuk mit¬
da sie sich wieder zu ihrer eigenen Ethik Mut ge¬
macht, wird sie zur Erfüllung ihrer Rachogeliute zumachen. Und in dem Dichter Staufner, der so